Sci-Fi und Fantasy - warum winken da manche Leser ab?
#1
Geschrieben 05 Juli 2012 - 16:06
Fans dieser Literaturgattung werden das zwar nicht nötig haben.
Ich wende mich aber mit diesem Beitrag auch eher ans allgemeine Literaturpublikum, das vielleicht auch mal hier reinguckt.
Außerdem würde mich wirklich die Meinung von anderen Science-Fiction und Fantasy Lesern dazu interessieren.
Leider werden diese Genres von vielen Lesern immer noch falsch eingeschätzt. Phantastik, bzw. Fantasy sind nicht nur Märchen von Elfen, Zwergen, Magiern, Hexen oder adligen Vampiren. Das ist Fantasy zwar auch.
Aber Fantastik beinhaltet durchaus ernstzunehmende Literatur. Auch Edgar Allan Poe schrieb Fantastik, wenn auch eine ziemlich düstere. Zur Fantastik zu rechnen ist auch der Spanier Ruiz Zafon, der den Roman – „Der Gefährte des Windes“ und – „Das Spiel der Engel“, geschrieben hat.
Aber auch die Geschichten über Elfen, Zwerge, Drachen usw. sind nicht unbedingt Plagiate von Tolkien oder Kindergeschichten. Es sind, nicht immer, aber auch, vollkommen autonome Geschichten für Erwachsene, mit den unterschiedlichsten Themen, die aber in einer Parallelwelt spielen oder Magie beinhalten, die durchaus nicht immer alles einfacher macht.
Im Gegenteil.
Genau dasselbe gilt für Science-Fiction. Science-Fiction sind keine Seifenopern mit Raumschiffen.
Science-Fiction kann einfach nur Abenteuer sein, enthält auch immer einen Schuss Fantasy.
Sciene-Fiction kann literarisch wertvoll sein, wissenschaftliche Aspekte enthalten, Krimi, Abenteuer, Gesellschaftskritik, Politik usw. beinhalten, oder eben alles zusammenführen.
Visionen enthält sie immer. Deswegen heißt es Science-Fiction.
Aber woran liegt es eigentlich, das bei diesen speziellen Genres von Literaturfans oft sogar verächtlich abgewinkt wird? Alles schon erlebt.
Woran liegt es das Leute glauben, Fantasy/Science-Fiction sei nur was für Kinder und Jugendliche?
Ich für meinen Teil denke, das dieses öffentliche Bild, von der überbordenden Flut an Plagiatsveröffentlichungen kommt, die seit Tolkien von den Verlagen auf den Markt geworfen wurden, weil man ja so toll viel Geld damit verdienen kann.
Die guten und durchaus auch literarisch wertvollen Fantasy-Geschichten, werden dabei übersehen.
Science-Fiction - nun ja warum Science-Fiction eigentlich von manchen Lesern ins Abstellgleis geschoben wird, weiß ich nicht.
Irgendwie scheint es nicht rüberzukommen, das dieses Genre durchaus nicht abgehoben, zu versponnen, oder eben nicht mit Fantasy in einen Topf zu werfen ist.
Liegt das am Marketing der Verantwortlichen?
Oder ebenfalls an der Übersättigung des Marktes durch massenhaft auftretende Star Wars Plagiate?
Vielleicht kann das jemand beantworten oder einfach mit spekulieren.
Schöne Grüße
von Sah-Gahn.
Schön wenn sie den Lesern gefällt.
Ich schreibe weil es meine Art ist sich auszudrücken, weil ich Zustände kritisieren, weil ich Welten entstehen lassen kann. Für mich, für andere.
Ich schreibe nicht weil ich viel Geld und Ruhm scheffeln will - Anerkennung aber schon. Ich hätte auch nichts dagegen davon leben zu können!
U.M.
http://www.umo.kulturserver-nrw.de
http://www.albu.kulturserver-nrw.de
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#2
Geschrieben 05 Juli 2012 - 18:48
Ganz ehrlich? Ich glaube, da hast du dir hier die falsche Plattform ausgesucht.Ich möchte diesmal eine Lanze brechen für Science-Fiction und Fantasy Literatur.
Fans dieser Literaturgattung werden das zwar nicht nötig haben.
Ich wende mich aber mit diesem Beitrag auch eher ans allgemeine Literaturpublikum, das vielleicht auch mal hier reinguckt.
Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha
#3
Geschrieben 05 Juli 2012 - 19:03
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#4
Geschrieben 05 Juli 2012 - 19:32
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#5
Geschrieben 05 Juli 2012 - 19:38
#6
Geschrieben 05 Juli 2012 - 23:34
"Jedes Zeitalter strahlt am hellsten vor seinem Untergang!"
www.alexander-merow.de.tl
https://www.thalia.d...ID33696499.html
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#7
Geschrieben 05 Juli 2012 - 23:50
Mein Blog: http://translateordie.wordpress.com/ Meine Buchbesprechungen: http://lesenswelt.de/
#8
Geschrieben 06 Juli 2012 - 11:06
Hier gibt es einen schönen Artikel des Literaturkritikers Denis Scheck zu der Thematik: http://www.stuttgart...906fea5cec.html
Danke für den Link. Kurz, bündig und treffend geschrieben. Tut richtig wohl.
LG
Jakob
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#9
Geschrieben 06 Juli 2012 - 15:29
#10
Geschrieben 07 Juli 2012 - 12:16
Hallo methom!Ganz ehrlich? Ich glaube, da hast du dir hier die falsche Plattform ausgesucht.
Eigentlich ja. Ich sollte mich vielleicht mal im Literaturcafe anmelden oder im Autorenforum, das so glaube ich ein Anhängsel davon ist. Zwar kommt dort manchmal auch Fantasy und Science-Fiction zu Wort. Aber ausgesprochen selten und nur dann, wenn es populäre Sachen sind. Als Fantasy/Science-Fiction Autor wird man dort, so habe ich das Gefühl einfach ignoriert.
Was dieses Thema weiterhin angeht. Ich finde den Link von Pogopuschel auch gut. Wir stellen in unserem Literaturverein regelmäßig neue Bücher vor. Ich bin dort die Einzige, die auch Fantasy u. Science-Fiction vorstellt und rezensiert. Nachdem ich wieder mal ein paar dumme Bemerkungen über diese Literaturgattungen anhören musste, habe ich bevor ich die Wolfstrilogie von Linda Budinger vorstellte, (die Lesung auf dem Sommerfest am 1. Juli war übrigens gut), genau diesen ersten Teil meines Beitrages vorausgeschickt.
Ich hatte eigentlich nicht viel Echo erwartet. Aber daraufhin fing tatsächlich jemand an, der bei Fantasy eigentlich grummelte, sich für diese Bücher zu interessieren. Vielleicht muss man da wirklich mal mehr in die Öffentlichkeit gehen.
Schöne Grüße
von Sah-Gahn
Schön wenn sie den Lesern gefällt.
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Ich schreibe nicht weil ich viel Geld und Ruhm scheffeln will - Anerkennung aber schon. Ich hätte auch nichts dagegen davon leben zu können!
U.M.
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#11
Geschrieben 07 Juli 2012 - 12:46
Und ich sehr gut! Danke auch für den Thread, bei dem ich anfangs dachte, er würde nichts Neues zur Handhabe des Genres von "außen" bringen können. Hab mich geirrt...Ich finde den Link von Pogopuschel auch gut.
Dass Leute wie Reich-Ranitzki sich Phantastischem nur mit medizinischem Forceps nähern würden, ist m.E. auch ein wenig Folge des weitverbreitetem Kunst-Erhabenheits-Getue (in engl. würde ich das "high art neurosis" nennen) im dt.-sprachigem Raum. SF ist eben, noch mehr als alles Comic-artige, nach wie vor "Schundliteratur", und deshalb will wohl auch jemand wie Juli Zeh - deren Buch Corpus Delicti ich sehr mag - möglichst gar nicht in diese Ecke gestellt werden.
Dabei ist vielerorts im literarischen Schaffen Phantastik schon drin. Das merkt man ja auch daran, was Fr. Heidenreich angeblich von sich gab (s. von Pogo verlinkten Artikel). Ich hab's im SFN schon mehrfach zitiert, aber tu es hier gerne nochmal - was John Clute bei einer Elstercon mal dazu meinte: "We won." Wer sich dann als Verlierer sieht, gibt das natürlich um so weniger zu.
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#12
Geschrieben 07 Juli 2012 - 17:08
Mein Blog: http://translateordie.wordpress.com/ Meine Buchbesprechungen: http://lesenswelt.de/
#13
Geschrieben 07 Juli 2012 - 18:42
Darüber hinaus bin ich dann verwundert, dass ein Roman scheinbar automatisch in den Himmel gelobt wird, weil er von einem tadschikischen Feigenbauern handelt, der zwischen seiner Liebe zum Nudismus und der Ablehnung seines Heimatdorfes innerlich zerrissen ist, bis ihm ein russisch-orthodoxer Wanderprediger aus Nowosibirsk rät, dass er sich mit den Früchten seiner Arbeit bedecken soll, um so die Entfremdung zu seiner zahnlosen Frau zu überwinden. Solch ein Roman wird dann im Feuilleton als "ein Plädoyer an die menschliche Wärme des postsowjetischen Patriarchats in der verschlossenen Agrargesellschaft des Pamir-Gebirges" gepriesen, mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet und bekommt eine Sonderausgabe in den einschlägigen Literatursendungen.
Im Gegenzug ist bei denselben Kritikern Stanislaw Lems "Solaris" dann wahrscheinlich Schundliteratur, um dem Alltag zu entfliehen
Seti
Bearbeitet von Seti, 07 Juli 2012 - 18:42.
"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"
#14
Geschrieben 07 Juli 2012 - 21:05
Was ich bei diesem Thema immer besonders amüsant finde, sind die (auch in dem von Pogopuschel verlinkten Artikel) geäußerten Vorurteile, dass phantastische Literatur lediglich dem Eskapismus dienen würde. Da frage ich mich dann, ob für den durchschnittlichen 70jährigen Literaturkritiker die Chance auf den Mond geschossen zu werden möglicherweise nicht doch deutlich höher ist, als aus der Sicht einer 20jährigen Frau die eigene Sexualität zu erforschen - und was von beiden nun eher einer Flucht aus dem Alltag gleichkommt.
Darüber hinaus bin ich dann verwundert, dass ein Roman scheinbar automatisch in den Himmel gelobt wird, weil er von einem tadschikischen Feigenbauern handelt, der zwischen seiner Liebe zum Nudismus und der Ablehnung seines Heimatdorfes innerlich zerrissen ist, bis ihm ein russisch-orthodoxer Wanderprediger aus Nowosibirsk rät, dass er sich mit den Früchten seiner Arbeit bedecken soll, um so die Entfremdung zu seiner zahnlosen Frau zu überwinden. Solch ein Roman wird dann im Feuilleton als "ein Plädoyer an die menschliche Wärme des postsowjetischen Patriarchats in der verschlossenen Agrargesellschaft des Pamir-Gebirges" gepriesen, mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet und bekommt eine Sonderausgabe in den einschlägigen Literatursendungen.
Im Gegenzug ist bei denselben Kritikern Stanislaw Lems "Solaris" dann wahrscheinlich Schundliteratur, um dem Alltag zu entfliehen
Seti
Und was ich immer seltsam finde, ist, dass viele Anhänger der phantastischen Literatur meinen, es sei sinnvoll, Pauschalurteile mit Pauschalurteilen zu kontern.
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#15
Geschrieben 07 Juli 2012 - 21:25
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#16
Geschrieben 07 Juli 2012 - 21:33
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#17
Geschrieben 07 Juli 2012 - 22:22
Alex / molo (hab Wetterkopfweh, da gönn ich mir ein wenig launisches Rabauken)
Dann versuchs doch mal mit nem ehrlichen Kopfschmerz und trink ne Flasche Whisky. Ansonsten finde ich das Du in letzter Zeit ziemlich krakelig geworden bist. Solche aussagen wie "was aus meiner elitären Sicht nur Dreck ist" etc. ohne den jeweiligen Autor beim Namen zu nennen ist ziemlich übel und für den Leser deiner Zeilen auch unbefriedigend. Früher hast Du deine spezielle Sicht noch hinter halbseiten schachtelsätzen verborgen, aber offenbar ist Dir mittlerweile die Geduld etwas abhanden gekommen. Wie dem auch sei. Deiner These des guten und schlechten Lesers, im übrigen wie Thesen über den guten und schlechten Menschen oder der guten und schlechten Rasse ( ich übertreibe mal provozierend ein wenig ) sind mir schon immer äußerst Suspekt gewesen.
#18
Geschrieben 07 Juli 2012 - 22:51
Ich verstehe natürlich, was Du mit Deiner Aussage meinst. Auch bist Du ja gerade in Belangen der phantastischen Literatur nicht gerade unbewandert, um es harmlos und wirklich ohne jegliche Häme auszudrücken ...
Daher finde ich, dass gerade Profis - wie Du einer bist - bei Fragen bezüglich der Rezeption von Phantastik-Kritik vielleicht eher gelassen reagieren könnten und keine Schelte austeilen sollten.
Wohlgemerkt: dies ist in keiner Weise angriffig gemeint, sondern nur meine subjektive Stellungnahme zu Deiner Aussage. Ich schätze Deine Beiträge in diesem Forum aufgrund ihres Niveaus wirklich sehr.
Ich verstehe nicht recht, was Du mir genau sagen willst (wenn Dein Post denn an mich gerichtet war).
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#19
Geschrieben 07 Juli 2012 - 23:30
Bitte verschone mich mit Analysen zu meiner Person.
Mich gibts in geduldig und freundlich und bei Zeitknappheit und z.B. Kopfweh in weinerlich und grantig. Bei grantig bleibe ich aber gerne vage, damit sich Leute, die sich einen Schuh anziehen müssten bei Bedarf dafür entscheiden können, keinen anziehen zu müssen (weil ihr Lieblingsautor eben nicht genannt wird).
Worauf ich rauswollte (siehe Kommentare unter oben verlinkten Denis Scheck-Text in der Stuttgarter Zeitung): Bestenfalls kann ich mich scheckig lachen, wenn (wie ich annehme) Teens und Twens meinen — weil sie mehrere Zyklen mit 08/15-Fantasy oder Phantastik-Schnulz ausm Hugidubiangebot gelesen haben, und mit dem, was man ihnen in der Schule (wohl ehr schlecht als recht) an Lektüre rein gedrückt hat, nichts anzufangen wussten — sie hätten Ahnung von ›Literatur‹. Fakt (oder nur meine Meinung) ist nun mal, dass von der populären, zeitgenössischen Phantastik das meiste ehr schrottig ist (trotzdem in der richtigen Dosierung Lust bereiten kann), ne ganze Menge ist gute Lektüre (was die Engländer so elegant ›Middle Brow‹ nennen, und wofür ich eine besondere Schwäche habe) und nur wenig ist wirklich große Literatur (die dauernd zu lesen auf die Dauer auch anstrengend und fad ist). Und das ist auf dem Gebiet der Bauchnabelromane, Frauenliteratur, Vergangenheitsbewältigungsprosa, Familiengeschichten und was sich sonst noch so bevorzugt auf dem Lesetisch der ernsten Literaturverköster befindet nicht große anders.
Und was soll an meiner These, dass es gute und schlechte Leser gibt suspekt sein? Lesen von Romanen ist keine neutrale Fähigkeit, die jedem Menschen auf gleiche Weise gegeben ist, und das, was verschiedene Leser und ihre Lesarten voneinander unterscheidet ist eben nicht nur der Geschmack (der auch mehr ist, als einfach nur Meldungen eines vagen Bauchurteil). Und zudem unterscheidet man ja nicht umsonst zwischen guten und schelchtem Geschmack. — Hat aber mit der Problematik, warum Phantastik (dem Gefühl von Phantastik-Fans zufolge) immer noch einen üblen Leumund im professionellem deutschen Literaturbesprechungs- und Empfehlungsbetrieb inne hat nur noch am Rande zu tun.
Grüßen
Alex / molo
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#20
Geschrieben 07 Juli 2012 - 23:57
Da ist meine Meinung nach durchaus etwas dran. Aber, um den Bogen zu molos »guten« und »bösen« Lesern zu schlagen, liest oder schaut jeder einen Buch oder einen Film anders. Nicht jeder erkennt die Qualität oder Kunstfertigkeit eines Buchs oder Films. Was überhaupt nicht schlimm ist. So etwas gilt für jeden in irgendeinem Bereich. Als Beispiel: Obwohl ich großer Filmfan bin und »Der Soldat James Ryan« bereits mehrfach gesehen habe (und schon immer von der Anfangssequenz beeindruckt war), ist mir bis zu einem Seminar, dass ich kürzlich zu dem Film hatte, nicht bewusst gewesen, mit welch bahnbrechender Kunstfertigkeit hier Sounddesigner, Filmkomponist, Schnitt und Filmregisseur hier völlig Neues in der Kombination von Bildern und Sound und Musik geschaffen haben, um die Gefühle des Zuschauers zu manipulieren.
Ebenso ging es mir mit »Spiel mir das Lied vom Tod«. Früher fand ich ihn ganz nett, inzwischen frage ich mich, wie jemand nicht erkennen kann, um was für ein kunstvolles Meisterwerk es sich dabei handelt.
In der Literatur ist ähnlich, da erkennt der Leser (ich auch) oft nicht, mit welcher Kunstfertigkeit ein Roman geschrieben wurde. Der wird dann oft als langweiliger Mist abgetan Was ich niemandem zum Vorwurf mache (ging mir z. B. schon oft mit Klassikern so).
Aber so verstehe ich molos Aussage.
Ich vermute mal, Amtranik hat in dieser Aussage gelesen, es gebe schlaue und dumme Leser, und wollte es nicht so direkt formulieren. Was vermutlich auch stimmt. Aber nur weil man vielleicht "dumme" Literatur mag (ich tue es oft) ist man ja nicht automatisch ein dummer Leser (was ich aber durchaus sein könnte ).
Und jetzt habe ich mich hier vermutlich zwischen die Fronten und um Kopf und Kragen geschrieben.
Mein Blog: http://translateordie.wordpress.com/ Meine Buchbesprechungen: http://lesenswelt.de/
#21
Geschrieben 07 Juli 2012 - 23:59
Dass es an Dich gerichtet war bzw. ist: Ja.
Ich verstehe nicht recht, was Du mir genau sagen willst (wenn Dein Post denn an mich gerichtet war).
Ich halte meine Aussagen für durchaus als verständlich gehalten, mir geht es u.a. prinzipiell nur darum, dass nicht Foristen mit probaten Meinungen als Ignoranten dargestellt werden, das wäre
es auch schon gewesen ...
Bearbeitet von derbenutzer, 08 Juli 2012 - 00:28.
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#22
Geschrieben 08 Juli 2012 - 00:22
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#23
Geschrieben 08 Juli 2012 - 01:45
Es ging mir mit dem Posting nicht darum, jemandem zu kontern. Wenn ich das gewollt hätte, dann hätte ich eine ernsthafte Aussage getroffen (ob mir das Kontern gelungen wäre, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt). Aber Ironie darf mMn durchaus pauschalisierend sein.
Und was ich immer seltsam finde, ist, dass viele Anhänger der phantastischen Literatur meinen, es sei sinnvoll, Pauschalurteile mit Pauschalurteilen zu kontern.
Ich kann dir auch gerne sagen, warum ich mich so ausgedrückt habe: Ich empfinde es als ungerecht, wenn SF oder Phantastik als Schund angekanzelt wird, und das ärgert mich. Da ich an dieser Einstellung der Literaturkritiker jedoch nichts ändern kann, werde ich dann eben sarkastisch. Da ich gelegentlich durchaus auch mal Gegenwartsliteratur lese, fällt mir in diesem Zusammenhang eine schöne Stelle aus Cormac McCarthys Kein Land für alte Männer ein. Bezogen auf die absurden, wütend machenden Dinge, die manchmal in der Zeitung stehen, sagt da der Sheriff: "Ist schon in Ordnung. Ich hab ja selber gelacht, als ich's gelesen habe. Viel anderes kann man auch nicht tun." Genau so geht's mir manchmal.
Natürlich ist nicht jede zeitgenössische Literatur so, wie von mir geschildert - im Übrigen wäre ich erstaunt, wenn es ein Buch gäbe, dass tatsächlich den von mir karikierten Handlungsverlauf besitzt. Es gibt, wie Molo schon sagte, in allen Genres gute und schlechte Vertreter. Aber es gibt auch zu Recht gelobte oder zu Unrecht hochgejubelte, überbewertete oder unterschätzte Bücher. Und um mal mit einem (ernst gemeinten) Vergleich abzuschließen: Es soll auch schon vorgekommen sein, dass ein Juwelier Pyrit für Gold oder einen Zirkon für einen Diamanten gehalten hat.
Seti
Bearbeitet von Seti, 08 Juli 2012 - 01:46.
"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"
#24
Geschrieben 08 Juli 2012 - 02:16
@Pogo: Die Diskussion degeneriert m.E. zwar leider wieder in Richtung "was ist gut" und wie das zu definieren sei, ich möchte aber dir spezifisch noch etwas Anderes antworten. Es ist m.E. ein Unding, wenn Person A von wemimmer angedeutet wird, sie dürfe nicht in eine Ausstellung oder ins Kino oder woimmer hin gehen, und ein Kunstwerk einfach erleben, und bewundern - bzw. eher unberührt bleiben oder es hassen - OHNE gewisse Sichten von Experten und die geschichtliche Einbettung zu kennen. Kunst darf m.E. alles, aber genauso darf auch Kunst beliebig "appreciated" werden. Die unwissende Sicht auf die Dinge ist nicht automatisch weniger "wert". Oscar Wilde z.B. - wahrscheinlich einer der gebildetsten Menschen der letzten ca. 100 Jahre - hat eine Menge in der Richtung ausgesagt, dass Ignoranz eine Segnung sei und dem "wahren" Kern der Kunst viel näher käme als alles Andere; eines seiner beeindruckendsten Essays aus meiner Sicht handelt von der seines Erachtens hohlen Betrachtungsweise des Lebens, die sich damals immer stärker ausbreitete (und heute m.E. z.B. Usus im Literaturbetrieb ist), dass nämlich Realismus ein Kunstwerk adelt, und "wahrer"/erhabener macht. (Sein Essay "The Decay of Lying".)
Das stimme ich dir hunderprozentig zu und hatte auch nichts anderes gemeint.
Mein Blog: http://translateordie.wordpress.com/ Meine Buchbesprechungen: http://lesenswelt.de/
#25
Geschrieben 08 Juli 2012 - 07:13
Es ging mir mit dem Posting nicht darum, jemandem zu kontern. Wenn ich das gewollt hätte, dann hätte ich eine ernsthafte Aussage getroffen (ob mir das Kontern gelungen wäre, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt). Aber Ironie darf mMn durchaus pauschalisierend sein.
Ich kann dir auch gerne sagen, warum ich mich so ausgedrückt habe: Ich empfinde es als ungerecht, wenn SF oder Phantastik als Schund angekanzelt wird, und das ärgert mich. Da ich an dieser Einstellung der Literaturkritiker jedoch nichts ändern kann, werde ich dann eben sarkastisch.
Das ist alles ok. Meine genervte Reaktion ist auch primär der Tatsache geschuldet, dass ich solche und ähnliche Aussagen schon zu oft gelesen habe und sie jeweils keineswegs ironisch gemeint waren. Einerseits den Literaturkritikern vorwerfen, dass sie nichts von Phantastik verstehen, und zugleich selber demonstrieren, dass man keine Ahnung hat, was ausserhalb des eigenen Gärtleins produziert wird, ist eine, gelinde gesagt, wenig überzeugende Haltung.
@Pogo: Die Diskussion degeneriert m.E. zwar leider wieder in Richtung "was ist gut" und wie das zu definieren sei, ich möchte aber dir spezifisch noch etwas Anderes antworten. Es ist m.E. ein Unding, wenn Person A von wemimmer angedeutet wird, sie dürfe nicht in eine Ausstellung oder ins Kino oder woimmer hin gehen, und ein Kunstwerk einfach erleben, und bewundern - bzw. eher unberührt bleiben oder es hassen - OHNE gewisse Sichten von Experten und die geschichtliche Einbettung zu kennen. Kunst darf m.E. alles, aber genauso darf auch Kunst beliebig "appreciated" werden. Die unwissende Sicht auf die Dinge ist nicht automatisch weniger "wert".
Zumindest in meinem Verständnis hat molo nicht gesagt, dass sich der "schlechte Leser" nicht zu Kunst äussern darf oder dass sein Kunstgenuss unstatthaft ist. Es ist aber zugleich auch ein wenig zu einfach und zu bequem alles über den Leisten des individuellen Geschmacks zu schlagen. Es gibt tatsächlich mehr oder weniger aufmerksame, sensible und geübte Leser, die aus einem Text (oder Film oder sonstigem Kunstwerk) mehr oder weniger rausholen können.
Bearbeitet von simifilm, 08 Juli 2012 - 07:16.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
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Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#26
Geschrieben 08 Juli 2012 - 08:01
Bearbeitet von molosovsky, 08 Juli 2012 - 08:02.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#27
Geschrieben 08 Juli 2012 - 08:17
Bearbeitet von HMP, 08 Juli 2012 - 08:19.
Es gibt immer etwas, wozu es etwas zu sagen gibt. Immer!
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#28
Geschrieben 08 Juli 2012 - 09:29
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#29
Geschrieben 08 Juli 2012 - 11:04
Zusammenfassung meinerseits: wenn ProfiLiteraturkritker meinen, es wäre immer noch hipp pauschal zu behaupten, dass die Genre-Phantastik Schund ist, dann führen sie sich keinen Deut klüger auf, als Leser, die größtenteils Genre-Phantastik lesen um meinen, dass alles, was die ProfiLiteraturkritik größtenteils doll findet, mau und doof wäre.
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#30
Geschrieben 08 Juli 2012 - 11:20
Schön wenn sie den Lesern gefällt.
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