Vom Schreiben kann niemand leben - interessanter Bericht auf 3sat
#31
Geschrieben 10 Juli 2012 - 08:41
Gut, in unserer heutigen Gesellschaft wird, wie in jeder Gesellschaft zu jeder Zeit, nicht nach dem objektiven Wert für die Gesellschaft (falls man so etwas überhaupt feststellen kann) eine Arbeit vergütet. Trotzdem kann man sagen, dass der Wert von "Unterhaltung" eher nachranging ist, speziell wenn man mal in den persönlichen Bereich reinhört.
Wofür geben wir Geld aus? Essen, Wohnung (inklusive "Extras" wie Strom, Wasser, Internet, Handys usw.), Auto, Familie. Das ist das Muss. Was braucht man dafür? Handwerker, Architekten, Rohstoffindustrie (Wohnung/Haus), Bauern, Lebensmittelindustrie, Handel (Essen), Kraftwerksbetreiber, Ölraffinerien, Tanker, Tankstellen, Metallarbeiter, Autoindustrie (Auto & Extras) usw. Die und noch viele andere müssen alle bezahlt werden, damit wir unseren "Grundkram" haben.
Und erst danach kommt "Unterhaltung". Dann ist halt nicht mehr viel Kohle übrig und bei der Vielfalt des Angebots, worüber wir uns ja freuen können, bleibt dann halt für den Einzelnen nicht viel übrig.
Ist das schlimm? Für den Einzelnen vielleicht, aber global gesehen eher nicht. Wäre es denn besser, wenn es nur 25 Autoren in Deutschland gäbe, die dafür aber gut leben? Das würde doch den Literaturbetrieb ziemlich eintönig, langweilig und verdammt dünn werden lassen. Von den 25 wäre nämlich wahrscheinlich nur einer Autor für Horror/SciFi/Fantasy.
#32
Geschrieben 10 Juli 2012 - 08:44
Und erst danach kommt "Unterhaltung". Dann ist halt nicht mehr viel Kohle übrig und bei der Vielfalt des Angebots, worüber wir uns ja freuen können, bleibt dann halt für den Einzelnen nicht viel übrig.
Ich kenne viele Menschen, deren Prioritätenliste anders aussieht.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
#33
Geschrieben 10 Juli 2012 - 09:16
Ich kenne viele Menschen, deren Prioritätenliste anders aussieht.
Sicher, aber auch die müssen irgendwo wohnen und was essen. Ich kenne keinen, der am Verhungern ist und sich dann was zum Lesen anstatt was zu Essen kauft. Natürlich kann man zulasten anderer leben, sein Geld verprassen und sich aushalten lassen. Die Kosten fallen aber trotzdem an, aber dann eben bei jemand anderem.
#34
Geschrieben 10 Juli 2012 - 09:25
Sicher, aber auch die müssen irgendwo wohnen und was essen. I
Das sind in der Tat die beiden einzigen Punkte, die ich generell anzuerkennen bereit bin.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
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#35 Gast_Dirk_*
Geschrieben 10 Juli 2012 - 10:49
Man sollte hier auch nicht die Perspektive verlieren und sich darüber im Klaren sein, was ein Autor von Unterhaltungsliteratur eigentlich macht.
Jaaaa ... was macht den ein Autor von Unterhaltungsliteratur denn eigentlich?
Bei dem Tonfall, den ich hier rauslese (kann auch ein Missverständnis sein! Also bitte nicht schlagen), scheint das ja nix sonderlich wertvolles zu sein, oder?
Ja, das ist schon sowas typisches deutsches
Schaffe schaffe Häusle baue, und alles andere ist Mumpitz.
Selbst die Bespaßung, die man selber gerne in Anspruch nimmt, ist ja für die professionellen Bespaßer nur ein Hobby.
Und da wundern sich die Kreativen, dass die Piraten mit ihren alles für alle und zwar umsonst Ideen so einen Zulauf haben, und die Nutznießer dieser Bespaßung mokieren sich darüber, dass es soviel Rotz gibt?
Wie gesagt, ich kann mich irren, und den Tonfall dieses Satzes falsch deuten.
Aber ein wenig klingen deine Worte so, als würdest du, sollte es dich durch ein Dimensionsloch in Bradburys Fahrenheit 451 ziehen, nicht sonderlich traurig darüber sein.
Bücher sind ja eh nur Luxusgüter, Hauptsache ich habe Sprit, Wohnung und Futter.
Ein wenig beklemmend, diese Ansicht.
Und zudem nicht gerade motivationsfördernd.
Und auch kurzsichtig, denn die Umsätze, die Verlage mit dem Wasauchimmerdiamachen von Autoren erwirtschaften, sind volkswirtschaftlich relevant. Immerhin gibt es da jede Menge Steuern einzukassieren, in der Verwertungskette, die beim Autor anfängt und beim Buchhändler endet.
Also so ganz nutzlos oder irrelevant, ist das, was Autoren von Unterhaltungsliteratur da so eigentlich machen, am Ende dann doch nicht.
LG
Dirk
#36
Geschrieben 10 Juli 2012 - 11:38
Das vielleicht nicht, aber es gibt genügend, die lieber in die Disko gehen, als dem Kind neue Kleidung zu kaufen.Ich kenne keinen, der am Verhungern ist und sich dann was zum Lesen anstatt was zu Essen kauft.
Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha
#37
Geschrieben 10 Juli 2012 - 12:30
Bücher sind ja eh nur Luxusgüter, Hauptsache ich habe Sprit, Wohnung und Futter.
Wir sind halt alle irgendwo auch ein Stück weit Sklaven unserer Sozialisation.
Ironie on
Meine Beobachtung ist das der normale Bürger das meiste Geld in Autos und Urlaub steckt. Da wäre bei so mancher Familie ein Sparpotential das man davon vermutlich ein paar "Künstler" mit durchfüttern könnte......Ironie off
#38 Gast_Dirk_*
Geschrieben 10 Juli 2012 - 13:04
Aber über die Holländer lästern wir, ne?
Ne, ernsthaft.
Was mich an diesem Satz ...
... so wurmte, war der väterlich, herablassende Tonfall, der da mitschwang.Man sollte hier auch nicht die Perspektive verlieren und sich darüber im Klaren sein, was ein Autor von Unterhaltungsliteratur eigentlich macht.
"Na Junge? War machste denn da Feines? Ach, Schreiben? Na ja, das ist aber ... äh ... Pillepalle. Du solltest lieber mit deinen Bauklötzen üben, damit du dir später ein Häusle bauen kannst. Das ist was von Wert, und einem echten Mann angemessen."
Und wenn ich die geforderte Perspektive eben nicht verliere, dann sehe ich Autoren und andere Kreative als Rohstofflieferanten. Einem Rohstoff, der in Verlagen veredelt, an Zwischenhändler verkauft und anschließend unter das Volk gebracht wird.
Also ist da Geld im Spiel, was sich schwerlich als ... äh ... was auch immer, bezeichnen lässt.
Geld, dass im Grunde erst durch das Wasauchimmer der Autoren zustandekommt.
Eine Wertschöpfung, an welcher der Staat fleissig mitverdient.
Also ist eine wie auch immer geartete Herabsetzung der Arbeit eines Kreativen fast das Gleiche, wie das madig machen des Rauchens, und sich gleichzeitig darüber wundern, warum die (Tabak)Steuereinnahmen so in den Keller gehen, woraufhin man flugs andsere Abgaben und Steuern erfinden muss, um die selbst gerissenen Löcher wieder zu stopfen.
Ebenso finde ich es paradox, wenn Autoren ja nichts richtiges leisten oder zum allgemeinen Lebenstandard beitragen, außer ihrem Hobby zu fröhnen, aber drei Threads später sich darüber mokiert wird, dass man nur noch dielltantischen Rotz zu lesen bekommt, für den man sein sauer verdientes Geld hingelegt hat.
Entweder will ich als Konsument eine ordentliche Leistung, dann muss ich die auch anerkennen und nicht durch die Blume als irrelevant bezeichnen.
Oder ich sehe diese Leistung in einem großen Ganzen tatsächlich als irrelevant an, darf dann aber auch nicht meckern, wenn ich mit dilletantischem Krimskrams "bespaßt" werde.
Und vor allem sollte man dann auch eine gute Ausrede für die Finanzminister parat haben, denen plötzlich ein dickes Stück vom Steuerkuchen fehlt, weil diese irrelevante Leistung plötzlich wegfällt, da man sie ja nicht essen, trinken oder in ihr wohnen oder sich damit kleiden kann.
Das Autoren in den seltensten Fällen in Geld baden, sollte seit Goethe und Schiller bekannt sein.
Dazu gehören neben Fleiß und Disziplin (regelmäßiger, gut verkäuflicher Ausstoß) auch eine große Portion Glück und zur rechten Zeit mit der richtigen Idee am richtigen Ort zu sein.
Ist eben so.
LG
Dirk
Nachtrag:
Ein kleiner Tipp:
Wer was versautes mit reichlich S/M in der Schublade hat, sollte es umgehend entstauben! Seit "fifty shades of grey" stehen die Verlage plötzlich auf Bondage, Nadeln, Klammern, Fesseln ... wer also fesselnd im wahrsten Sinne des Wortes schreiben kann, der sollte jetzt zuschlagen. Eine so gute Verhandlungsposition wie jetzt, bekommt man mit seinen unterdrückten Spätpupertärträumen nur einmal im Leben
Die Verlage nehmen alles, Hauptsache der Plot findet überwiegend im Darkroom statt
Bearbeitet von Dirk, 10 Juli 2012 - 13:06.
#39 Gast_Dirk_*
Geschrieben 10 Juli 2012 - 15:56
Nachtrag:
Ein kleiner Tipp:
Wer was versautes mit reichlich S/M in der Schublade hat, sollte es umgehend entstauben! Seit "fifty shades of grey" stehen die Verlage plötzlich auf Bondage, Nadeln, Klammern, Fesseln ... wer also fesselnd im wahrsten Sinne des Wortes schreiben kann, der sollte jetzt zuschlagen. Eine so gute Verhandlungsposition wie jetzt, bekommt man mit seinen unterdrückten Spätpupertärträumen nur einmal im Leben
Die Verlage nehmen alles, Hauptsache der Plot findet überwiegend im Darkroom statt
Wenn das, was ein Autor von Unterhaltungsliteratur so macht, ja irgendwie irrelevenat ist, also auch keine würdige Arbeit im eigentlichen (deutschen) Sinne, dann müsste es ja ein leichtes sein, einen würdigen Nachfolger / Nutznießer dieser neuen Welle zu verfassen, oder?
Aber warum ist denn das plötzlich eine Welle / Trend, deren Hauch bereits durch die ersten Verlagsstuben geistert?
Weil die Verlage da etwas wittern, das Geld verspricht.
Was geschieht mit Geld, das verdient wird?
Na?
Richtig, der Staat hält die Hände auf (die Mehrzahl war hier bewusst gewählt )
Also ist das Schreiben von Unterhaltungsliteratur nichts, worüber man sich in einer wie auch immer gearteten Perspektive klar sein müsste.
Es ist Arbeit, ebenso wie der Bau eines Hauses, das Schneidern von Kleidung oder der Anbau von Nahrung.
Es ist geistige Arbeit, aus der ein Produkt entsteht, dass einen gewissen Wert an Kaufkraft hat.
Auch wenn es in der Freizeit gemacht wird.
Andere haben dafür neben ihrem Brotjob noch einen 400,-€ Job.
Daran ändern keine wie auch immer gearteten Perspektiven etwas.
LG
Dirk
#40
Geschrieben 10 Juli 2012 - 19:11
Bücher sind keine Luxusgüter, aber das Fernsehen ist eine billige und einfache Alternative, und vielen wird das auch reichen.Bücher sind ja eh nur Luxusgüter, Hauptsache ich habe Sprit, Wohnung und Futter.
Ein wenig beklemmend, diese Ansicht.
#41
Geschrieben 11 Juli 2012 - 06:02
Das ist übrigens sogar (wenn es nicht eh so gemeint war) SACHLICH völlig richtig. Bücher sind kein Luxusgut, sondern Grundversorgungsbestandteil. Anderenfalls gäbe es keine 7%ige Meerschweinchenbesteuerung auf Bücher.Bücher sind keine Luxusgüter, [...]
My.
#42
Geschrieben 11 Juli 2012 - 07:12
Wie wird man Bestseller?
Eine Dokumentation mit dem Untertitel "Der Literaturbetrieb zwischen Anspruch und Big Business"
Neu: Armin Rößler - Die Nadir-Variante
Armin Rößler - Entheete (Neuauflage) +++ Armin Rößler - Cantals Tränen +++ Hebben/Skora/Rößler (Hrsg.) - Elvis hat das Gebäude verlassen
Das Argona-Universum
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#43
Geschrieben 11 Juli 2012 - 10:06
Boah! Der Satz muss ja einen extrem wunden Punkt bei dir treffen und ganz schön was zum Schwingen gebracht haben. Aus deinen äußerst ausführlichen Postings geht einiges an Aggressivität hervor. Ich nehme mir daher Zeit für eine ausführliche Antwort.
Erstens möchte ich klarstellen, dass ich, wie immer, meine eigene persönliche Meinung zu Sachverhalten äußere. Natürlich gehe ich davon aus, dass ich Recht habe (sonst würde ich ja was anderes sagen), aber ich erhebe keinen Anspruch auf automatisches Recht-Haben. Ob ich mit meiner Meinung auf Zustimmung oder Ablehnung stoße, ist mir völlig egal, denn ich habe ein Recht auf meine Meinung und lasse mir dieses Recht auch nicht nehmen.
Zweitens habe ich nicht persönlich zu dir gesprochen, sondern eine allgemeine Aussage gemacht.
Drittens ist die Bewertung, die du aus dem Posting herausgelesen hast, deine eigene. Ich habe gesagt, dass es andere Bedürfnisse eines Menschen gibt, die vor dem Drang nach Unterhaltung befriedigt werden müssen. Ein kleiner Blick auf die Maslowsche Bedürfnispyramide (http://de.wikipedia....rfnishierarchie) macht das deutlich.
Level 1: Physiologische Bedürfnisse (z.B. Essen, Wohnen usw.; nicht Lesen)
Level 2: Sicherheitsbedürfnisse (z.B. nicht überfallen oder versklavt werden usw.; nicht Lesen)
Level 3: Soziale Bedürfnisse (z.B. Freundschaft, Liebe usw.; man könnte evtl. Lesen dazu zählen, aber die Interpretation würde ich ablehnen)
Level 4: Individualbedürfnisse (hierzu zählt Lesen ganz bestimmt)
Level 5: Selbstverwirklichung (hierzu kann man Lesen auf höherem Niveau oder Veröffentlichen zählen)
Vorsicht, eigene Meinung:
Lesen und Schreiben von Unterhaltungsliteratur ist kein Grundbedürfnis der Menschheit. Deswegen ist es auch eine Neuzeiterscheinung. Menschen und Vormenschen konnten gut ohne Schrift überleben. Aber kein Mensch kann ohne Nahrung überleben. Heißt das, dass Bauern und Nahrungsmittelproduzenten die wertvollsten Bürger sind und Autoren/Leser die Wertlosesten? Das muss jeder selbst wissen. Meinem Werturteil entspricht das nicht und ich habe weder Lust noch Zeit hier mein Wertesystem zu erläutern.
Abschluss und Bogen zur Originaldiskussion
Alles, was ich hier gesagt habe, war (abgekürzt) "Leute, die Menschen da draußen müssen ihr Geld für ganz andere Dinge ausgeben, bevor sie an Unterhaltungsliteratur denken können. Und deswegen verdienen die meisten Schreiberlinge nicht so viel und müssen noch was anderes machen."
Und daraus liest du "Leute, Unterhaltungsliteraturautoren sind das letzte Gesocks und hört mir jetzt mal alle zu, weil ich alles am besten weiß"?!
Es geht mir nicht um Bewertung, sondern Prioritäten. Wenn das Klo kaputt ist, musst man auch den Handwerker bezahlen und nicht stattdessen Geld für ein neues Buch ausgeben. Ansonsten hat man spätestens nach einem halben Tag ein Problem. Oder man schnorrt bei einem Nachbarn das Klo (dann bezahlt der) oder pinkelt in den Garten (dann bezahlen alle in Geruchsweite).
Bearbeitet von Torwan, 11 Juli 2012 - 10:10.
#44 Gast_Dirk_*
Geschrieben 11 Juli 2012 - 10:40
Als Erstes, und ganz wichtig, meine Entschuldigung, dass ich hier direkt zu so einem Rundumschlag ausgeholt habe.
Ja, dieser eine Satz hat tatsächlich in mir was zum Schwingen gebracht.
Hintergrund:
Vor den Wahlen in NRW habe ich es ausgenutzt, zur richtigen Zeit an einem Stand der Piraten vorbeizukommen. Ich wollte möglichst aus erster Hand erfahren, ob denn wirklich alles so heiß gegessen wird, wie es in der Presse aufgekocht wird. Und da fiel direkt zu Anfang dieser eine Satz, den du (unbewusst) 1:1 auch hier verwendet hast.
Direkt im selben Atemzug wurde dann auch noch nachgehakt, dass Schreiben, speziell für U-Literatur, ja eh nur ein schönes Hobby sei das jeder könne, wirtschaftlich irrelevant, man jetzt schon damit nichts verdienen würde, ich mich als Betroffener also nicht so anstellen soll, denn ich würde ja trotz der aktuellen, schlechten Lage weiter an diesem „Hobby“ festhalten.
Das war ja nicht mein erster Versuch gewesen, mit Piraten „live“ ins Gespräch zu kommen, aber jedes mal, wenn ich es versucht habe, ist so etwas dabei rausgekommen.
Es tut mir wirklich leid, wenn ich da jetzt in deinen Satz das Gleiche hinein interpretiert habe, aber mir ist durch die 100%ige Gleichheit der Worte der Kamm geschwollen.
Jetzt wo du dich erklärst, sehe ich sofort meinen Faux pas, und bitte dich nochmals um Entschuldigung. Hätte ich auch selber drauf kommen können
Da habe ich das Kind mit der Wanne ausgekippt.
Ja, ich kann deinen Ausführungen folgen und sehe, dass ich dir Unrecht getan habe.
Ich hoffe du nimmst meine ernst gemeinte Entschuldigung an?
Dirk (reichlich zerknirscht, und mit dem dicken Zeh kleine „U’s“ auf den Boden malend, während sein Kopf knallrot leuchtet )
#45
Geschrieben 12 Juli 2012 - 08:35
Ich habe mich ehrlich nur gewundert, weshalb ich so massives Sperrfeuer von dir abkriege, wenn ich dich noch nicht mal direkt angegriffen habe. Sowas "lohnt" sich ja nur, wenn man den Gegenüber "beleidigt".
Ich verstehe jetzt aber, woher dein Ärger kommt. Kann ich auch nachvollziehen. Für mich ist das Schreiben nunmal ein Hobby, deswegen habe ich in dem Punkt zufällig eine ähnliche Meinung wie die Piraten, ohne Pirat zu sein. Das betrifft allerdings nur meinen Standpunkt als Amateur/Hobbyist. Die Perspektive eines Profi-Autoren, der davon leben muss/will, ist natürlich eine ganz andere, und da ist die Aussage "Stell' dich nicht so an" schon ziemlich unverschämt. Und wenn dann irgendein Hansel im Forum das gleiche wiederholt, kriegt der natürlich gleich die volle Breitseite ab. Ist menschlich und verstehe ich jetzt vollkommen, also alles wieder gut.
Hast du denn deine Punkte auch diesem Piraten gegenüber geäußert? Mich würde interessieren, was der dann dazu gesagt hat oder ob er einfach auf dem Standpunkt blieb.
#46 Gast_Dirk_*
Geschrieben 12 Juli 2012 - 09:17
Erstmal danke dfür die angenommene Entschuldigung
Und was meinen (damals dritten Besuch) bei einem Wahlstand der Piraten betrifft ... man blieb auf seinen Standpunkten stehen.
Es ging sogar weit, dass ich gefragt wurde, was ich denn in welchem Zeitraum schon mit Schreiben verdient hätte
Ehrlich wie ich bin, gestand ich die Peanuts die ich im Vergleich zu anderen Autoren bisher eingespielt hätte, erwähnte aber auch, dass ich noch am Anfang stünde ... Ende.
Mehr brauchte es nicht, um mich in einem Schwall von wohlklingenden (und ziemlich lauwarmen) Worthülsen abzukanzeln.
Ich wurde als geldgeiler Hobbyist geoutet, für den doch die Kulturflatrate, Micropayments, Crouwdfunding etc. wie gemacht wären.
Statt mein Geld den Verlegern in den Rachen zu werfen und auf hingeworfene Knöchelchen zu hoffen, sollte ich doch lieber in die Community investieren.
Mein EInwand, dass ich bisher für keine einzige Veröffentlichung selber Geld bezahlt hätte, wurde mit Verwunderung aufgenommen.
Warum ich denn dann bitteschön so sehr auf Bezahlung pochen würde?
Nachdem ich meine eigene Verblüffung über soviel Doofheit (sorry, kann ich nicht anders nennen) überwunden habe, zählte ich mal auf, was ich für das Schreiben bisher rein an materiellen Kosten investiert hätte.
Rechner (inzwischen der dritte), Bildschirm (auch schon drei Stück), I-Netanschluss, Recherchebücher (Regalreihen), Drucker (Nummer zwei. die halten länger), Papier ... den Zeitaufwand für die endlosen Stunden des Übens und Scheiterns habe ich komplett außen vor gelassen.
Nun, nach dieser kleinen Aufzählung schossen die Jungz und Mädels vom Stand den Vogel ab.
Rechner könne man sich ja gebraucht von Anderen für kleines Geld (oder sogar umsonst) zusammenbauen lassen.
Software würde es im Internet an jeder Ecke kostenlos geben.
Wenn ich meine Freizeit also statt in einen 400,-€ Job, in ein kreatives Hobby investieren würde, müsste ich eben damit rechnen, dass für die Ergebnisse dieses Hobbys niemand zahlen wolle.
Es gäbe schließlich genug Profis.
Und so wichtig seien weder Bücher noch Musik von Profis, als das ohne sie die Wirtschaft zusammenbrechen, oder Welt etwas fehlen würde.
Da stand ich also.
Ein 45-jähriger Industriekaufmann mit mittlerer Reife, und musste mir von durchschnittlich 25-Jährigen Studenten der Wirtschaftswissenschaften (ich habe extra nachgefragt!) eine Welt erklären lassen, wo der Bär seine Geschäfte nicht im Buchweizen, sondern irgendwo im Nirvana hinterlässt.
Aber der größte Brüller an dieser Situation war der Standort des Ganzen.
Direkt vor einem Buchladen, der überwiegend von Studenten frequentiert wird (Köln Ehrenfeld)
Daher also mein etwas überbrodelndes Temperament, als ich diesen einen Satz las, mit dem die eben beschriebene, göttliche Komödie im RL begonnen hatte
Klar, ich sehe ich mich auch als Amateur an, aber als einen mit Ambitionen.
Ebenso weiß ich, dass meine Texte weder die Welt verändern, noch den Eurorettungsschirm in nachhaltiger Weise unterstützen, von einer nennenswerten Steigerung des BIP ganz zu schweigen
Aber wenn das Ergebnis meiner Mühen auch nur eine handvoll zufriedener (und zahlender) Leser ist, dann habe ich mein (erstes) Ziel erreicht.
Ich möchte gerne unterhalten, eine kurze Flucht aus dem Alltag ermöglichen, und im Gegenzug einen kleinen Obulus dafür erhalten. (Letzterer kann ruhig im Lauf der Zeit exponentiel anwachsen )
Und wenn ich dann höre (nicht von dir!) dass unterhaltsames Schreiben ja eigenlich nichts besonderes ist ...
Ja, wenn es doch wirklich so einfach ist, dann frage ich mich, warum in den Verlagsstuben immer noch händeringend nach einem Mitläufer für einen neuen Trend gesucht wird (in meinem Beispiel eben die S/M-Schiene), und warum dann so viele Absagebriefe die Verlage verlassen.
*Eigenwerbung on*
Sodele, alle Unklarheiten beseitigt, die Wogen geglättet, und jetzt kann ich am Nachfolger für meine Weltraumoperette "Pate der Verlorenen" weiterbasteln Direkt bein EInstieg raucht, knallt und rummst es heftig. Da habe ich im Moment zu wenig Finger, um alles passgenau in die Tasten zu hauen
*Eigenwerbung off*
LG
Dirk
Nachtrag:
Und damit auch jeder sehen kann, dass ich mit dem Nachfolger zum Paten der Verlorenen nicht gelogen oder gar übertrieben habe, kann man auf meinem Blog eine ausführliche Leseprobe goutieren
Bearbeitet von Dirk, 12 Juli 2012 - 09:31.
#47
Geschrieben 12 Juli 2012 - 11:06
Neue Sciencefiction: www.svenklöpping.de
Mein Verlag: www.sternwerk.pmachinery.de
#48
Geschrieben 12 Juli 2012 - 11:38
schweinischen Sex, Plagiatsvorwürfe, Rassismus, Selbstmord. Völlig egal - es belebt das Geschäft.
Obwohl man bei Selbstmord ja nicht mehr von "vom Schreiben *leben*" reden kann :-)
Und wieder fünf Euro in die Phrasenkasse.
Phrasenschwein. Das heißt Phrasenschwein!!!!
Sven (nur ein unbedeutender Fußballfan)
Also, Leute - mal ehrlich: Ich würde auch schreiben, wenn ich in der Gosse leben müsste und mir die abgebrochenen Bleistifte zusammensuchen müsste. Es liegt mir einfach im Blut, ich MUSS schreiben. Es geht gar nicht anders. Ich hatte das mal ein paar Jahre vernachlässigt und hatte mich sofort sehr schlecht gefühlt, sogar einen psychischen Knacks bekommen. Ich brauche das, denn ich bin ein Suchtmensch. Genau wie feste und flüssige Nahrung meine Verdauung in Gang setzen, setzen Worte Gedanken in Gang. Und ich hoffe doch, dass es gute Gedanken sind!
Das sind in der Tat die beiden einzigen Punkte, die ich generell anzuerkennen bereit bin.
Ach, dann trinkst du also nichts?
Neue Sciencefiction: www.svenklöpping.de
Mein Verlag: www.sternwerk.pmachinery.de
#49
Geschrieben 12 Juli 2012 - 12:12
...
Nun, nach dieser kleinen Aufzählung schossen die Jungz und Mädels vom Stand den Vogel ab.
Rechner könne man sich ja gebraucht von Anderen für kleines Geld (oder sogar umsonst) zusammenbauen lassen.
Software würde es im Internet an jeder Ecke kostenlos geben.
Wenn ich meine Freizeit also statt in einen 400,-€ Job, in ein kreatives Hobby investieren würde, müsste ich eben damit rechnen, dass für die Ergebnisse dieses Hobbys niemand zahlen wolle.
Es gäbe schließlich genug Profis.
Und so wichtig seien weder Bücher noch Musik von Profis, als das ohne sie die Wirtschaft zusammenbrechen, oder Welt etwas fehlen würde.
...
nee, schon klar, ohne Profiautoren wird der Welt nix fehlen.
Aber, hey, schon jetzt kann jeder Pirat seine Vorstellung von kostenloser Kultur leben. Er/Sie muss doch bloß in ein Forum gehen, in der "Hobby"autor/innen ihre Texte einstellen. Oder Autor/innen Homepages abgrasen. Jede Menge Umsonstliteratur! Und wenn ohne Profis nix fehlt, hey, dann müssten Piraten mit dem, was sie für umsonst im Netz finden, schon jetzt megaschwarmmäßig glücklich sein.
Warum also Forderungen, dass die Verwerter ausgeknockt werden müssen? Warum die Verwerter nicht denen lassen, die für Literatur zahlen wollen? 'nem Piraten kann das doch egal sein, der braucht doch keine Profis. Dem fehlt doch nix ohne Profis.
Viele Grüße
Tobias
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."
(James Corey, Calibans Krieg)
"Sentences are stumbling blocks to language."
(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)
"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"
(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
- • (Buch) gerade am lesen:Ich lese zu schnell, um das hier aktuell zu halten.
-
• (Film) gerade gesehen: Umbrella Academy (finale Staffel)
#50
Geschrieben 12 Juli 2012 - 13:25
#51
Geschrieben 27 Juli 2012 - 02:54
Leute, die Menschen da draußen müssen ihr Geld für ganz andere Dinge ausgeben, bevor sie an Unterhaltungsliteratur denken können. Und deswegen verdienen die meisten Schreiberlinge nicht so viel und müssen noch was anderes machen.
Erstaunlich finde ich umgekehrt, dass für einen Fernseher Platz in der kleinsten Hütte ist. Da können zehn Leute alle zusammen in einem zugigen Zimmer wohnen, sobald Strom da ist, ist auch ein Fernseher nicht weit. Das kann sogar im ärgsten Slum sein, wo es kein fließend Wasser im Haus gibt und die Toilette am Ende der Straße ist: Fürs Fernsehen reicht es meist. Und es haben auch hierzulande erstaunlich viele Obdachlose zwar nichts zum Essen, aber ein Handy, das ist persönlich unter verzichtbare Luxusgüter einordnen würde. Also so, dass zuerst die Grundbedürfnisse wie essen befriedigt werden müssen, bevor man an an Unterhaltung denkt, kann es wohl auch nicht sein.
Prinzipiell sehe ich heutzutage aber die Tendenz, dass man dazu übergeht, jegliche Arbeit, die nicht absolut ätzend ist und die kein Mensch machen würde, wenn er nicht muss, nicht mehr (ordentlich) bezahlt wird. Klar, es geht keiner als "Hobbyputzfrau" oder als "Investition in die Zukunft" ohne Bezahlung als Kassier im Supermarkt, das macht man halt, um sich selbst und die Familie zu ernähren. Fragt mal, wie viele Leute Praktika machen (übrigens neben Nicht- oder Unterbezahlung auch ohne Absicherung im Krankheitsfall oder bei Schwangerschaft) oder in irgendwelchen dubiosen Werksverträgen oder Schein-Selbstständigkeiten hängen. Durchaus auch nach einem Studium. Das finde ich dann auch persönlich schlimmer, als ob jemand, der sein eigener Herr sein möchte, nicht davon leben kann.
Umgekehrt finde ich es aber wichtig, dass nicht alles gratis ist. Gerade wenn Leute daherkommen, die sehr genaue Vorstellungen haben, was sie wollen (z.B. interaktive Lesung mit Kindern), dann ist das auch zu bezahlen. Denn ab dann macht ein Autor eben nicht mehr was Spaß macht, sondern stellt sich auf die Bedürfnisse der Kundschaft ein. Überhaupt Lesungen, wo nicht einer sagt: "Na dann stell dich halt hin und zieh dein Ding durch!", sondern wo es Bedingungen gibt, wo eine oder gar mehrere Vorbesprechungen erfolgen, das ist halt dann nicht mehr im Hobbybereich. Auch Kurzgeschichtenveröffentlichungen in professionellen Magazinen sollen bezahlt werden. Es gibt da auch genug, die was weiß ich was für Vorstellungen bezüglich der Werke haben, aber gleichzeitig meinen, sie können dieselben Bedingungen bieten wie ein kleines Fanzine und das dann großflächig vertreiben und nichts an die Autoren abgeben. Eine Farce finde ich auch Wettbewerbe, wo die Preisgelder wirklich sehr niedrig sind und dann noch an Bedingungen geknüpft sind. Eine zweistellige Summe für den ersten Platz und dann muss die Geschichte noch online (damit nimmt man dem Autor jegliche Chance auf eine ernsthafte Veröffentlichung des Werkes, das ist nun mal so, Verlage möchten "jungfräuliche" Werke und selbst bei Fanzines reagiert man bei angestrebten Zweitveröffentlichungen mitunter ungehalten) und eine Lesung gehalten werden? (Der dritte Platz sind dann oft lustige 20 Euro und die Leistungen, die der Autor erbringen muss, sind häufig dieselben wie beim Erstplatzierten.) - Also das ist ja bloß eine Schönrederei von Dumpingpreisen für Leistungen. (Also 20 Euro sind nicht einmal ein normales Lesungshonorar für "Nicht-Sieger", wenn es mit rechten Dingen zugeht, darf da noch eine Null dran, mit so was ist man echt kein glücklicher Gewinner.) Da ist mir lieber, es ist einer halt selbst ein Hobbymacher und zahlt nichts, als dass irgendeine ach so tolle Organisation eine Gnade aus so ein bisschen Geld macht und sich dafür weiß Gott wie aufspielt.
Bearbeitet von Nina, 27 Juli 2012 - 02:57.
#52
Geschrieben 27 Juli 2012 - 06:24
Ach, dann trinkst du also nichts?
Flüssigkeit ist keine Nahrung?
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
#53
Geschrieben 27 Juli 2012 - 09:44
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Prinzipiell sehe ich heutzutage aber die Tendenz, dass man dazu übergeht, jegliche Arbeit, die nicht absolut ätzend ist und die kein Mensch machen würde, wenn er nicht muss, nicht mehr (ordentlich) bezahlt wird. Klar, es geht keiner als "Hobbyputzfrau" oder als "Investition in die Zukunft" ohne Bezahlung als Kassier im Supermarkt, das macht man halt, um sich selbst und die Familie zu ernähren. Fragt mal, wie viele Leute Praktika machen (übrigens neben Nicht- oder Unterbezahlung auch ohne Absicherung im Krankheitsfall oder bei Schwangerschaft) oder in irgendwelchen dubiosen Werksverträgen oder Schein-Selbstständigkeiten hängen. Durchaus auch nach einem Studium. Das finde ich dann auch persönlich schlimmer, als ob jemand, der sein eigener Herr sein möchte, nicht davon leben kann.
Ich glaube, diese Tendenz ist in Deutschland noch stärker als in der Schweiz, aber grundsätzlich finde ich es auch seltsam, wenn hoch qualifizierte Leute anspruchsvolle Arbeit verrichten und nur symbolisch oder gar nicht entlöhnt werden. Wenn so ein Praktikum mit der Aussicht auf eine richtige Anstellung verbunden ist, ist das noch halbwegs in Ordnung.
Ich kenne das auch aus dem Filmjournalismus: Man wird als Filmkritiker immer mal wieder angefragt, ob man nicht an der Premiere des Films xy ein Q&A mit dem Regisseur o.ä machen kann, und manche (zum Glück die Minderheit) reagieren dann ganz verblüfft, wenn man nach der Gage fragt. So im Sinne von: "Aber Du schaust doch gerne Filme und es ist doch toll, wenn Du mit xy sprechen darfst." Dass ein solches Q&A auch Vorbereitung, Fachwissen und Zeit voraussetzt, scheint dann vergessen zu gehen.
Bearbeitet von simifilm, 27 Juli 2012 - 11:28.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
- • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
- • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
-
• (Film) gerade gesehen: «Suicide Squad»
-
• (Film) Neuerwerbung: Filme schaut man im Kino!
#54
Geschrieben 27 Juli 2012 - 10:45
Ich glaube, diese Tendenz ist in Deutschland noch stärker als in der Schweiz, aber grundsätzlich finde ich es auch seltsam, wenn hoch qualifizierte Leute anspruchsvolle Arbeit verrichten und nur symbolisch oder gar nicht entlöhnt werden. Wenn so ein Praktikum mit der Aussicht auf eine richtige Anstellung verbunden ist, ist das noch halbwegs in Ordnung.
Ich kenne das auch aus dem Filmjournalismus: Man wird als Filmkritiker immer mal wieder angefragt, ob man nicht an der Premiere des Films xy ein Q&A mit dem Regisseur o.ä machen kann, und manche (zum Glück die Minderheit) reagieren dann ganz verblüfft, wenn die Frage nach der Gage gestellt wird. So im Sinne von: "Aber Du schaust doch gerne Filme und es ist doch toll, wenn Du mit xy sprechen darfst." Dass ein solches Q&A auch Vorbereitung, Fachwissen und Zeit voraussetzt, scheint dann vergessen zu gehen.
Es scheinen, was kreative Berufe angeht, in vielerlei Hinsicht verschrobene Vorstellungen verbreitet zu sein. Ein Freund von mir – er ist ein nicht ganz unbekannter Schauspieler und Kabarettist – wurde doch im Ernst gefragt, ob er denn nicht bei einer (größeren) Hörbuch-Produktion mitwirken wolle. Er bekäme dafür ein Belegexemplar ...
LG
Jakob
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#55
Geschrieben 29 Juli 2012 - 11:54
Stimmt auffallend, ich war jahrelang ausschließlich auf diesem Sektor tätig, unter diversen Pseudonymen. Man reicht mehrere Exposés ein, von denen dann das eine oder andere zur Ausarbeitung freigegeben wird. Den Verlagsvertrag gibt es erst, wenn der zuständige Redakteur zufriedengestellt ist (bei Büchern erfolgt der Vertragsabschluss bereits vor Schreibbeginn - im Zeitschriften- oder Comicbereich spart man sich die Verträge oft ganz). Nein, Zeit für Nebentätigkeiten hat man als Heftromanautor nur wenig, und die Honorare halten sich in Grenzen. Aber "jammer, jammer, jammer", wie My. schreibt, habe ich dort nie gehört, und auch oben erwähnter Schauspieler jammert nie. Freiberufler, die über zu wenig Verdienst jammern, findet man wohl eher bei den Ärzten oder Anwälten; die Künstler sind weitgehend jammerfreie Individualisten.Wie schaut es im Heftromansektor aus? Kann mir nicht vorstellen, dass dort aktive Hauptakteure nebenher noch was anderes machen können als schreiben.
Bearbeitet von Uwe Helmut Grave, 29 Juli 2012 - 11:56.
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