Der Staubozean von Bruce Sterling
#1
Geschrieben 29 August 2012 - 18:59
In erster Linie nahm ich das Buch nur, weil mich das Thema um diesen mysteriösen Staubozean aka Staubplaneten interessierte. Die Story ist so lala (Drogenprobleme ala Spice => Frank Herberts "Dune", Liebesbeziehung zwischen Mensch und Alien, täglicher Walfang auf einem fremden Planeten). Zur Anlehnung an "Moby Dick" kann ich dazu nichts sagen, da ich Herman Melvilles Roman nicht kenne.
Zum Meer aus Staub selbst:
Der kann in dieser Form (Dichte, Beschaffenheit) eigentlich nicht existieren? Experten sind gefragt.
#2
Geschrieben 29 August 2012 - 22:39
Heute bin ich mit dem Staubplaneten (Knaur Verlag von 1984) von Bruce Sterling fertig geworden. Später benannte Heyne in einer Neuveröffentlichung den Titel in "Der Staubozean" um, was auch logischer ist. Die Geschichte spielt nur auf dem Staubozean im riesigen Krater von Nullaqua. Der Original-Titel lautet "Involution Ocean".
In erster Linie nahm ich das Buch nur, weil mich das Thema um diesen mysteriösen Staubozean aka Staubplaneten interessierte. Die Story ist so lala (Drogenprobleme ala Spice => Frank Herberts "Dune", Liebesbeziehung zwischen Mensch und Alien, täglicher Walfang auf einem fremden Planeten). Zur Anlehnung an "Moby Dick" kann ich dazu nichts sagen, da ich Herman Melvilles Roman nicht kenne.
Zum Meer aus Staub selbst:
Der kann in dieser Form (Dichte, Beschaffenheit) eigentlich nicht existieren? Experten sind gefragt.
Ich kenne den Roman leider nicht, nehme aber an, dass es darum gehen könnte, dass sich Sand oder Staub nicht wie eine Flüssigkeit verhält, da die einzelnen Körner aneinander stark reiben und bei dickeren Schichten dies ganz grob so aussehen könnte:
Sehr einfaches Modell (alles mit weiteren Medien um die Körner herum, wie Flüssigkeiten – sprich Suspension – oder sonst was lassen wir mal außen vor, denn damit wird ‘s arg kompliziert):
Wir haben also Schicht auf Schicht von Sandkörnern (Staub wird in der Folge als extrem feiner Sand behandelt ...). Irgendwann ist die Masse der oben aufliegenden Sandkörner so groß, dass die Gewichtskraft so stark auf die unteren Schichten wirkt, dass diese Körner nicht mehr gegen einander gleiten können =Haftreibung (d.h. die Sandschicht verhält sich wie ein Festkörper; nix mit Meer ...), außer wenn Kräfte auf sie wirken, die größer als die sogenannte Haftreibungskraft sind. Dann kommt wieder Bewegung in die Angelegenheit und es gelten Gesetzmäßigkeiten der Gleitreibung.
Entscheidend für die Größe dieser Haftreibungskraft ist aber nicht allein die normal („von oben“) wirkende Gewichtskraft, sondern eine Materialeigenschaft: der Reibungskoeffizient µ.
Der sagt – sehr salopp formuliert – aus, wie leicht Materialien aufeinander gleiten können.
FR = µH · FN
FR = Haftreibungskraft
µH = Reibungskoeffizient (als Proportionalitätskonstante)
FN= Normalkraft (in unserem Beispiel gleich der Gewichtskraft)
WIrd nun diese Haftreibungskraft überschritten und geraten die Partikel in Bewegung, wirkt die kleinere (!) Gleitreibungskraft! Dann rieselt das Sandmeer, zumindest ein klein wenig ... denn die Schichten oben wiegen schwer ...
Man könnte als Autor nun natürlich tricksen und Körner mit extrem niedrigem µ “erfinden“ -- etwas Technobabbel -- und damit die Reibung aushebeln.
Sonst allerdings muss man zusammenfassend und vereinfachend sagen, dass schon in eher geringen Tiefen (und in Ruhe befindlich) Sand sich wie ein Festkörper verhält.
Stichwörter dazu wären: Haftreibung, Ruhereibung, Haftreibungskraft, Reibungskoeffizient, Gleitreibungskraft
Disclaimer: Alles obige ohne Gewähr und stark vereinfacht!
LG
Jakob
Bearbeitet von derbenutzer, 30 August 2012 - 02:27.
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#3
Geschrieben 30 August 2012 - 06:38
#4
Geschrieben 30 August 2012 - 18:25
(Staub wird in der Folge als extrem feiner Sand behandelt ...)
Im Buch ist die Rede von "atomisiertem Staub".
Disclaimer: Alles obige ohne Gewähr und stark vereinfacht!
Och, ich dachte, ich hätte einen Physiker vor mir gehabt.
Bearbeitet von Zeitreisender, 30 August 2012 - 18:26.
#5
Geschrieben 30 August 2012 - 19:17
Disclaimer gibt es immer und u.a. in Physik habe ich nur reingeschnuppert, aber meine Aussagen von da oben sind richtig, glaube mir. Leider habe ich keinen Zugang zu einem Originaltext in Englisch. Atomisierter Staub, Uff ... na ja ... kein Kommentar ... In irgendeiner Rezension stand allerdings "Silica" als Begriff für das Zeug im Krater. Das heißt in einer der gängigen Bedeutungen "Kieselerde", was auf unserem Planeten eben fossile Schalen einzelliger Organismen bezeichnet. Wurde halt so hingeschrieben. Keine Ahnung. Ich kenne "unsere" Kieselerde und kann nur sagen, dass da ab einer geringsten Tiefe keine Spur von lockerem Medium ist, in dem man da wie in einer Flüssigkeit segeln könnte. Macht aber alles nichts, die Sache hätte schon bei Dune absolut nicht funktioniert. Wenn die Story sonst gut ist: no problem. Man muss nicht alles zerlegen, finde ich halt ...
Im Buch ist die Rede von "atomisiertem Staub".
Och, ich dachte, ich hätte einen Physiker vor mir gehabt.
LG
Jakob
Bearbeitet von derbenutzer, 30 August 2012 - 19:26.
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#6
Geschrieben 30 August 2012 - 21:27
Bearbeitet von Trurl, 30 August 2012 - 21:28.
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#7
Geschrieben 29 März 2013 - 10:05
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#8
Geschrieben 29 März 2013 - 11:59
Ich habe ihn jetzt gelesen und war recht angetan. Liest sich angenehm und hat recht originelle Ansätze. Noch dazu ist er für heutige Verhältnisse überschaubar dünn.
LG
Jakob
Ich setz ihn mal auf meine erweiterte to do Liste.
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