Äh †¦ War dein letztes Post für dich ein Beispiel für einen "sorgfältigen, pflegerischen Umgang mit deiner Muttersprache"? Das war in meinen Augen nahe an der totalen Unlesbarkeit.
Nein. Ich würde solches niemals für mich selbst in Anspruch nehmen wollen. (Außerdem bist du Schweizer, du bist eh raus <grins>).
Vielleicht bräuchten die Deutschen etwas Ähnliches, wie es die "Académie française" in Frankreich ist. Bin auch keine Experte für Frankreich, habe mir aber mal sagen lassen, daß es dort derartigen Wildwuchs der Sprache wie in Deutschland nicht zu geben scheint...
Manchmal lästere ich gerne über das Französische und die Franzosen, die es sprechen. Von wegen "keine lebende Sprache" usw. usf. Außerdem kenne ich Fälle, in denen Franzosen mit französisch radebrechenden Nichtfranzosen umgingen, wie ein Lehrer mit Rohrstock mit seinen Rotzlöffeln - und das auch auf der Ebene von Firmengeschäftsleitungen, Vorständen etc. Aber das ist vielleicht insgesamt auch ein Zeichen für einen anderen Umgang mit der eigenen Sprache: Die Franzosen sind in großer Zahl in der Hinsicht beinhart. Es kann dir passieren (selbst erlebt, EasterCon-Fahrt 1990 nach Jersey), dass du nichts zu essen und zu trinken bekommst, wenn dein Französisch nicht gefällt.
Ohnehin sehe ich die Sache mit der Sprache nicht so dramatisch. Ein Umstand, der gerne vergessen geht, ist, dass im digitalen Zeitalter viel mehr und viel mehr im (halb-)öffentlichen Raum geschrieben wird als früher. Während früher ein Grossteil der schriftlichen Kommunikation über Briefe stattfand, haben sich heute ganz neue Formen des schriftlichen Ausdrucks gebildet, die vom Gebrauchskontext her viel näher an mündlicher Kommunikation sind (und von den Benutzern auch so wahrgenommen werden).
Sehe ich auch so. Gerade die Kommunikation in Chats führt zu interessanten Veränderungen, die durchaus auch eine Erweiterung der Sprache darstellen und nicht notwendigerweise zu deren Verarmung führen.
Mir ist so, als ob es auch durch den Buchdruck eine enorme Veränderung von Sprache gab. Wir passen uns da ganz automatisch an.
Spannend finde ich zum Beispiel den Umgang mit Autokorrektur und Autovervollständigung. Bestimmte Wörter werden vermieden, Fehler überlesen etc.
Auch die Umsetzung von Sprache in Text durch technische Mittel dürfte unsere Kommunikationsweise beeinflussen. Und immer wird es jemanden geben, der mit diesen Veränderungen nicht so zufrieden ist.
Es mag sein, dass man in Chats Augen zudrücken sollte (vielleicht ein Grund, warum ich nicht chatte <g>, und das, obwohl ich das Zehnfingerblindsystem beherrsche). In Foren- und Facebook-Posts fällt mir das schon deutlich schwerer. Und wenn ich in Zeitungen (Spiegel! - waaah!) oder im Fernsehen von sprachlichen Unfähigkeiten angegriffen werde, geht bei mir das Licht aus.
My.
P.S.: Schlampigkeit ist in einem gewissen Rahmen akzeptabel, solange der Beweis geführt werden kann, dass man auch die Ordnung beherrscht.
Bearbeitet von My., 17 September 2015 - 09:13.