(Aber gerade die Idee einer "negativen Stardust-Mission" - natürlich eher nicht mit Perry oder Atlan oder überhaupt irgendeinem
Im Zuge der "Literarisierung" der Serie ( ) bleibt es nicht aus, daß man sich erstmal auf das wesentliche konzentrieren müßte.
Das wesentliche sind jedenfalls keine Raumschiffe, keine fremden Welten, keine Raumschlachten, keine Transmitter, keine Mutanten, keine kosmischen Rätsel. Sondern tiefe Protagonisten, gebrochene, mehrdimensionale Charaktere, graue Konflikte und vor allem: Details. Und Konsequenz. Und den Mut, diese Konsequenzen durchzuspielen. (Siehe Martin, siehe Breaking Bad, ich will nicht spoilen. )
Au ja. Genau so. Wobei natürlich – am Rand und im Hintergrund – die märchenhafte Technik der Aliens (Arkoniden) und damit auch ihre Raumschiffe eine tragende Rolle spielen sollten – im Hintergrund, um es nochmals zu betonen. Perry muß die Macht haben, als isolierter Deserteur überleben zu können. Die irdischen Machtblöcke müssen wissen, daß sie ihm in einer direkten Konfrontation nicht ankönnen – mehr noch, daß sie ihm ausgeliefert sind. Sie können nur dann weiter ihre nationalen Süppchen kochen, wenn er sie läßt – und das hat einen Preis. Und Preise pflegen mit der Zeit über den Markt zu fliegen…
1. Wie sähe die nahe Zukunft der Erde konkret aus - politisch, sozial, wirtschaftlich?
Was wäre realistisch / denkbar?
Das gilt es zu beschreiben.
Wird gemacht.
Allerdings muß man sich da zuerst auf eine Epoche einigen. „Vereinfachen“ wir mein Beispiel von oben etwas: wir, im Jahr 2012, erhalten aus einem Paralleluniversum das PR-Universum auf dem silbernen Tablett. Die gesamte Hintergrundliteratur, Rißzeichnungen, alle je geschriebenen Romane – alles. Hier, bei uns, gab und gibt es keine PR-Serie.
Aber der alte Mann mit dem homerischen Gelächter hat uns gesagt, wir sollen es genauso machen. Es wäre wichtig für die Menschheit. Wir bekommen auch so komische Eier zum Umhängen, wenn wir den Auftrag gut erfüllen.
Also machen wir eine PR-Serie. Genauso wie die aus dem Paralleluniversum, nur anders: wir machen sie besser!
Wo starten wir die Serie? Kann man mit dem Leser von heute ins Jahr 1971 (oder noch früher) zurückgehen? Ich glaube nicht. Ist es besser, 2022 anzufangen? Ich glaube schon. Zehn Jahre sind eine Zeitspanne, über die man sich noch halbwegs vernünftige Prognosen ausdenken kann. Angenommen, wir einigen uns nach langen Diskussionen (die ich gewinne) für 2022. Wer könnte zu diesem Zeitpunkt auf den Mond – und warum sollte er?
Kandidat 1: die USA. Derzeit in einer Wirtschaftskrise, der vergeigte Iran-Krieg, der lokal-nuklear entartete, astronomische Ölpreise, hohe Arbeitslosigkeit, soziale Unruhen, ein Handelskrieg mit der EU und der Würgegriff des großen Bruders China machen „god’s own land“ schwer zu schaffen. Es gibt sogar schon separatistische Bewegungen – diesmal beginnen sie im reicheren Norden, man spricht von Assoziation mit Kanada… Die nationale Einheit muß gestärkt werden, Erfolge müssen her, aber fix! Und weil man niemanden mehr so einfach bombardieren kann, fliegt man halt wieder zum Mond.
Kandidat 2: China. Militärisch und wirtschaftlich unangefochten die Nummer eins. Im Bereich Wissenschaft/Technik fehlt nicht mehr viel. Das Reich der Mitte demonstriert eindrucksvoll, wie man ohne Menschenrechte und Demokratie, dafür mit Raubtierkapitalismus, Diktatur und Ausbeutung einen goldenen Weg in die Zukunft findet. Als Erster permanent auf dem Mond präsent zu sein ist Pflicht. Alles andere wäre Gesichtsverlust. Nicht hinnehmbar.
Kandidat 3: Russland. Bitte keine Zaren! Ganz unplausibel! Putin herrscht (nach einem inszenierten und natürlich fehlgeschlagenem Staatsstreich) ähnlich wie Stalin mit absoluter Gewalt als Präsident auf Lebenszeit. Wer nicht für ihn ist – der lebt nicht lange. Militärisch kann er China das Wasser reichen, wirtschaftlich eher nicht. Putin braucht die Nomenklatura der Oligarchen mehr denn je – zugleich sind diese gierigen Hofschranzen aber der Korundsand in seinem Getriebe. Auch ein Putin braucht Erfolge. Es muß keinen Sinn ergeben, es muß nur grandios sein. Die Welt soll Mütterchen Rußland wieder respektieren lernen.
Kandidat 4 und folgende: Indien, Japan, EU. Eher unter ferner dingens…
Sehr unwahrscheinlich, daß sie 2022 zu einer bemannten Mondexpedition in der Lage sind.
2. Dann kommt Das Ereignis - es gibt Aliens. Und sie sind hier!
Jetzt muß man eigentlich nur das Uhrwerk, daß man unter 1. gebastelt hat, anwerfen und gucken, was passiert.
(Gute Geschichten erzählen sich quasi von alleine, der Erzähler schreibt sie nur auf, sag' ich immer. ../..//public/style_emoticons/default/wink.png )
Yep. Die Geschichten gibt’s schon. Man hört ihnen zu und schreibt mit. Mal sehen (oder hören):
Es geht also zum Mond. Die NASA hat zunächst die Nase vorn (neuartige Frachtrakete, Mondschiff wird im Orbit nahe der ISS zusammengebaut, startet auch von dort) Allerdings häufen sich Pannen – der Starttermin wird auf die lange Bank geschoben, das Geld wird knapp, dann wird alles vorerst auf Eis gelegt.
China prescht vor. Die Raumstationen Tiangong 2 und 3 sind seit Jahren in Betrieb, Nr. 4, der Bau- und Startplatz ihres Mondschiffs, ist seit Monaten betriebsam wie ein Bienenstock. Das Kosmodrom Jiuquan in der inneren Mongolei als Zulieferer ebenso. Wochenlange Staubstürme (infolge des Klimawandels) und ein teurer Fehlstart (tja, der Sand…) werfen das Projekt weit zurück.
Rußland hat
diese Probleme nicht. Aber auch dieses Projekt hakt. Korruption, Diebstähle, Ineffizienz – irgendwie geht nix weiter. Bis Putin auf den Tisch haut. Jetzt oder nie. Rußland fliegt als Erster zum Mond. Basta.
Am 14. März 2022 (ein Montag) um 15:00 Moskauer Zeit startet das Mondschiff JURI GAGARIN, to boldly go, where others have gone before…
Die Reise dauert etwa drei Tage (sie sind nicht um so viel schneller als Apollo 11 – die Triebwerke sind zwar besser, das Mondschiff ist aber auch viel größer)
10 Mann Besatzung, zwei Abstiegsfähren, eine Menge Gerät – und alles im letzten Moment irgendwie hingebogen. Russisch, halt…
GAGARIN umrundet den Mond wie geplant zweimal, bevor – der Funkkontakt abbricht. Drei weitere Mondumrundungen können von Satelliten im Erdorbit aus verfolgt werden, dann bleibt das Schiff spurlos verschwunden. In Moskau rollen Köpfe…
China is next.
Am 8. Mai 2022 (ein Sonntag) startet das Mondschiff GROSSER VORSITZENDER zur Mission „langer Marsch“. Reisezeit ebenfalls drei Tage. Auch dieses Raumschiff erreicht den Mondorbit und setzt zur ersten Umrundung an. Atemlose Spannung, bis es wieder auftaucht und funkt. Alles normal.
Sicher, die werden auf der Mondrückseite nach einer Absturzstelle gesucht haben, aber so leicht ist sowas nicht zu finden, da müßte man schon sehr genau nachsehen.
Das Komische an der Sache ist ja: von den Bahndaten her hätte GAGARIN damals wieder auftauchen müssen. Der Orbit war stabil…
Moskau hätte ja beizeiten mit einem eigenen Mondsatelliten genauere Nachschau gehalten – aber die Technik is a Hund… das blöde Ding war schon nach der ersten Umkreisung Schrott. Irgendwas ist ausgefallen, er liefert keine Bilder und reagiert nicht auf Kommandos. Aber er ist wenigstens noch da…
Ein weiteres Mal verschwindet die GROSSER VORSITZENDER hinter dem Mondhorizont. Der Orbit des chinesischen Schiffes ist anders angelegt als der des russischen. GAGARIN wählte einen äquatorialen Orbit, der VORSITZENDE einen um 40 Grad gegen die Mondachse geneigten – und mit 1000 km Höhe knapp dreimal höher als der russische.
Während GAGARIN nur zwei Stunden und 23 Minuten für einen Umlauf brauchte, sind es für die VORSITZENDER drei Stunden und 34 Minuten.
Die „Blackout-Zeiten“ hinter dem Mond sind für beide Varianten etwa gleich, 44 Minuten und 25 Sekunden für die Russen, 44:35 für die Chinesen. Die Chinesen können nach genügend Umläufen praktisch die gesamte Mondoberfläche beobachten, die Pole halt nur aus sehr flachem Winkel. Aber da gibt’s ja auch nichts von Interesse… Alles schon abfotografiert, und China sucht Helium 3 für seinen geplanten Fusionsreaktor, das findet man äquatorial, ibs. auf der Rückseite (Anreicherung durch Sonnenwind) Auch Rußland war übrigens primär an einer Helium 3 Fundstätte interessiert, deswegen die tiefe äquatoriale Bahn.
Der zweite Umlauf beginnt, die Welt hält den Atem an. Problemlos taucht das chinesische Schiff wieder auf, Funkkontakt steht. Keine besonderen Vorkommnisse. Was die Öffentlichkeit nicht erfährt: die Taikonauten beantragen eine geringfügige Änderung der Bahnneigung. Da ist
etwas im Süden eine „Anomalie“, möglicherweise eine Spur der verschollenen GAGARIN?
Der dritte Umlauf, mit verändertem Winkel zur Mondachse. Das Schiff taucht wieder auf, hektischer Funkverkehr mit China. Die GROSSER VORSITZENDER schert aus der Umlaufbahn aus – sie kommt zurück. Die Mission wird abgebrochen, aus Sicherheitsgründen, wie es heißt. Tatsächlich hat das Schiff eine kritische Menge Sauerstoff verloren und massive Computerprobleme.
Die Welt fiebert mit, als sich auf dem Rückflug die Lage dramatisch verschlechtert. Es ist ungewiß, ob die Sauerstoffvorräte bis zur Rückkehr reichen werden. Endlich kann das Mondschiff in den Erdorbit eintreten und an Tiangong 4 andocken. Die Besatzung hat vollzählig überlebt – offiziell. Tatsächlich hatte der Kommandant den Befehl erhalten, drei der zehn Besatzungsmitglieder zu töten, damit der Sauerstoff für alle reicht.
Über die Landung der Taikonauten in der Gobi und die Vorkommnisse im Mondorbit wird der Mantel des Schweigens gebreitet. Die Chinesen stehen vor einem Rätsel. Mit dem Schiff war alles in Ordnung. Genug Sauerstoff, keine Hinweise auf Probleme mit Hard- und Software. Anders die Besatzung – sie schwört Stein und Bein, daß es die beschriebenen Pannen gab. Auch spezielle Verhörmethoden ändern nichts an ihren Aussagen. An einen Grund zur Änderung der Umlaufbahn kann sich keiner mehr erinnern. Auch wer die Bilder vom Mondsüdpol gelöscht hat, bleibt im Dunkeln…
Die USA sind dran. Viel Prestige steht auf dem Spiel – und es muß schnell gehen, bevor die Chinesen einen zweiten Versuch starten können.
Der ursprüngliche Plan, mit zwei Schiffen aufzubrechen, wird aufgegeben. Nur ein Schiff, die STARDUST, nur ein Abstiegsmodul, nur vier Mann Besatzung. Es ist nämlich so: die USA haben mittels ELINT-Satelliten den chinesischen Funkverkehr zwischen Mond und Erde problemlos mitgeschnitten. Natürlich war das alles codiert, aber man hat ja so seine Quellen…
Am südlichen Rand des Aitken-Beckens, noch hinter dem Horizont, war „etwas“ beobachtet worden, eine „Anomalie“. Eine Spur der GAGARIN? Unwahrscheinlich, denn das russische Schiff hätte seine Umlaufbahn unter diesen Bedingungen unmöglich um 90 Grad ändern können. Rätselhaft. Noch rätselhafter, daß die chinesische Besatzung nichts mehr davon wissen will…
Für die Amerikaner steht fest: am Mondsüdpol gibt’s was zu holen – und was auch immer es ist: Gott hat Amerika dazu bestimmt, es einzusacken.
Einschub: seit etwa einem halben Jahr treten vermehrt – hm, gewisse Sichtungen auf. Sehr diffus, kaum nachzuweisen, aber da ist etwas… und die wenigen Spuren, die man verfolgen kann, weisen grob in Richtung Mond.
Außerdem gab es mehrere erfolgreiche „Einbrüche“ in militärische Computersysteme – und weltweit sicherlich auch in viele andere, die weniger gut überwacht werden. „Jemand“ kann scheinbar beliebig auf Daten zugreifen, ohne von den vorhandenen Sicherungen daran gehindert zu werden. Beweise in dem Sinn gibt es nicht, auch keine direkten Spuren. Es treten allerdings immer wieder „irreguläre“ Datenströme auf, die irgendwohin diffundieren. Die Experten stehen vor einem Rätsel.
Die
wirklichen Experten haben ein verdammt schlechtes Gewissen. Sie machen sich ernste Sorgen. Es ist ja nicht so, daß die Menschheit in Sachen Erstkontakt jungfräulich und frei von Tadel wäre. Sachbeschädigung, gefährliche Körperverletzung, Diebstahl, Entführung, unterlassene Hilfeleistung – und schließlich Mord. Technisch gesehen. Praktisch geschah alles im Interesse der nationalen Sicherheit. Es gab keine Alternativen – damals, 1947 in New Mexico. Die Operation TAKEDOWN hatte höchste Geheimhaltungsstufe. Dagegen war das Manhattan-Projekt geradezu öffentlich. Droht jetzt, nach so vielen Jahren, die lange befürchtete Vergeltung?
Einige dieser Experten verfolgen eine gewagtere Theorie: das sind nicht die Greys. Da sind andere Kräfte am Werk… Sie haben eine ungefähre Vorstellung davon, was den Taikonauten passiert ist – und sie entwickeln eine Gegenstrategie. Auf einen Schelmen anderthalb!
Es wird eine Besatzung ausgewählt: Rhodan, Bull, Manoli, Flipper – wie gehabt.
Aus rein astronautischer Sicht wären diese vier nur zweite oder dritte Wahl. Aber: aus umfangreichen psychologischen Tests ging ein gewisses Persönlichkeitsprofil hervor. Schwer manipulierbar, im Grunde genommen stur, unflexibel und renitent, narzistisch, hochresistent gegen Suggestion und Hypnose, unbequem querdenkend, kritisch bis an den Rand der politischen Unzuverlässigkeit, immer wieder disziplinarisch auffällig geworden, nur bedingt teamfähig. Im Grunde genommen hätte die NASA sie rausschmeißen müssen – aber: wenn Menschen einem wie auch immer gearteten suggestiven Einfluß widerstehen können, dann diese vier Renegaten.
Sie erhalten ein Spezialtraining, eine Art psycho-coaching, das diese „unamerikanischen“ Eigenschaften noch verstärken soll.
Zusätzlich wird das Mondschiff mit einem unabhängigem Rechnersystem ausgestattet – auf uralter Analogbasis. Rückständig und langsam bis zur Lächerlichkeit, aber ausreichend, um die STARDUST zum Mond und wieder zurück zu bringen – und das Abstiegsmodul sicher zu landen.
Am 19. Juni 2022 (auch ein Sonntag) startet die STARDUST und verläßt den Erdorbit. Am 22. Juni 05:27 pm Washingtoner Zeit tritt sie in einen Pol zu Pol-Orbit ein. Ziel ist vorerst ein Überflug über das Aitken-Becken. Die STARDUST beginnt ihre Kreisbahn über dem Nordpol und verschwindet bald darauf hinter dem Horizont. Sie taucht nie wieder auf…
Fortsetzung folgt...