Ich schrieb dort: "Roi hatte nach 399 nichts, was nicht auch andere hatten. Die Lücke, die er bei einem eventuellen Abgang hinterlässt, ersetzt ihn vollkommen."
Dazu laire: "Mit der Argumentation kannst du jeden Charakter entsorgen."
Im Prinzip stimmt das auch, aber bitte nicht das Kind mit dem Bad ausschütten. Praktisch alle Charaktere haben eine gewisse Zeit, nach der sie verbraucht sind. Davon gibt es nur ganz wenige Ausnahmen. Nach meiner Meinung sind das außer Rhodan selbst
Reginald Bull,
Atlan (der bekam sogar eine eigene Serie, warum wohl),
Gucky,
ES.
Hinzu kommen vielleicht Icho Tolot und Alaska Saedelaere.
Die haben deshalb kein Verfallsdatum, weil sie ganz bestimmte positive Rollen in der Serie besetzen und daher außerordentlich beliebt sind. So ist Bull der "älteste Freund" und als solcher ebenso unverzichtbar wie Phil Decker für Jerry Cotton. Gucky besetzt die Rolle des knuddeligen, liebenswerten Außerirdischen mit fantastischen Fähigkeiten, Atlan die des gleichberechtigten Partners und harten Knochens, der notfalls das tut, was eben getan werden muss, ES anfangs die des guten Onkels und weisen Ratgebers. Die Eigenschaften und Fähigkeiten dieser Figuren können jederzeit als belebende Elemente in der Handlung eingesetzt werden. Natürlich müssen auch solche Figuren gepflegt werden. Das einfallslos-panische Anklammern an der Figur ES und deren damit einhergehende systematische Demontage gehört für mich zu den traurigsten Leistungen des Autorenteams.
Scheer hatte ab Band 150 und dann wieder in Band 400 diverse Unsterbliche über die Klinge springen lassen. Das war richtig, es schafft Platz für Neues. Alaska Saedelaere, Tipa Riordan und Anson Argyris seien da genannt. Deighton liefert ein Beispiel dafür, dass eine bestimmte Funktion auch mal anders besetzt werden kann. Keiner der entsorgten Charaktere war für die Serie irgendwie wichtig. Scheer hätte auch Tifflor und Adams noch problemlos dazupacken können. Danton war für mich ein genial entworfener Charakter, aber er war völlig an seine Rolle als Freifahrerkönig gebunden. Deshalb ist er auch gestorben, denn mit dem Verlust dieser Rolle war der Charakter verbrannt. Man hätte ihm eine neue tragende Rolle geben müssen. Hat man nicht. Es war daher falsch ihn zurückzuholen (Druck der Leser, Druck des Redakteurs?). Es war ebenso falsch wie die Rückholung der gestorbenen Mutanten ab 570. Letzteres ist allerdings entschuldigt, da kurzfristig ein Ersatz für den abgebrochenen Schwarmzyklus benötigt wurde. Die Regel, an die man sich halten sollte, lautet: tot ist tot. Endgültig.
Es ist nach meiner Meinung ein Schwachpunkt der Serie, dass man manchmal zu lange an Charakteren festhält, die ihr Verfallsdatum deutlich überschritten haben. Das mag auch damit zusammenhängen, dass das Team sich seit vielen Jahren schwer damit tut, interessante neue Charaktere aufzubauen. Scheer konnte es, Voltz konnte es, Ewers konnte es. Kurt Bernhardt hat das seinerzeit ausdrücklich hervorgehoben, siehe
http://www.williamvo...ardt-21-Jan.htm
Leider war die unbesetzte Rolle der weiblichen Hauptperson von Anfang an der dicke Schwachpunkt der Serie und auch Bernhardt konnte trotz seines Drängens daran nichts ändern. Mory Abro bot einen vielversprechenden Ansatz, doch leider wurde sie mit Rhodan verheiratet und wie Thora zur Mutterrolle verdammt. Die unfassbar klischeehafte Beschreibung Thoras nach Band 50 kann wohl auch nicht mehr unterboten werden.
Bearbeitet von Quinto, 21 September 2012 - 10:40.