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Fischer, Jens Malte - SF-Phantastik-Fantasy vortragsfähig?


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2 Antworten in diesem Thema

#1 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

    Biblionaut

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Geschrieben 21 November 2012 - 19:56

Fischer hat 1980 in "Neugier oder Flucht. Zu Poetik, Ideologie und Wirkung der Science Fiction" bzw. 1998 in "Literatur zwischen Traum und Wirklichkeit: Studien zur Phantastik" das Essay
Science Fiction - Phantastik - Fantasy, Ein Vorschlag zur ihrer Abgrenzung.
veröffentlicht. Darin erarbeitet er fünf Grundtypen phantastischen Erzählens:
  • Literatur der erkenntnisbezogenen Verfremdung (Science Fiction, Wissenschaftliche Phantastik, Literarische Zukunftsphantastik)
  • Literatur der erkenntnisverhindernden Verfremdung (Weird Fiction,Gothic Novel, Horror- und Ghost-Story
  • zerebrale Phantastik (vom Typus Franz Kafka, Jorge Luis Borges, Raymond Roussel)
  • satirische Phantastik (vom Typus Nikolaj V. Gogol, Michail A. Bulgakow)
  • Literatur der erkenntnisvernachlässigenden Verfremdung (Fantasy)
Dazu endet er:

"Ich schlage außerdem vor, die Streitfrage, ob dies denn alles phantastische Literatur sei, salomonisch zu beantworten und zwischen Phantastik im weiteren (diese würde alle fünf Typen umfassen) und Phantastik im engeren Sinne (diese würden die Typen zwei, drei und vier umfassen) zu differenzieren."


Jetzt meine Frage an unsere Wissenschaftler:
Gibt und gab es dazu explizit darauf eingehende veröffentlichte Entgegnungen und wie steht diese These heute da? Kann man darauf Bezug nehmen ohne als ewig gestrig zu gelten?

Mir gefällt diese Typisierung der Phantastischen Literatur an sich gut und würde diese für einen öffentlichen Vortrag über phantastische Literatur verwenden wollen.

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

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Online-Bibliothek zur Sekundärliteratur: http://www.librarything.de/catalog/t.sebesta

Facebook-Gruppe: https://www.facebook...tik.ge/members/


#2 Anubizz

Anubizz

    Yoginaut

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Geschrieben 21 November 2012 - 22:50

Gibt und gab es dazu explizit darauf eingehende veröffentlichte Entgegnungen und wie steht diese These heute da? Kann man darauf Bezug nehmen ohne als ewig gestrig zu gelten?


Wie Fischers Einteilung heute angesehen wird, weiß ich nicht. Franz Rottensteiner geht aber in »Zweifel und Gewißheit. Zu Traditionen, Definitionen und einigen notwendigen Abgrenzungen in der phantastischen Literatur«, dem Vorwort des von ihm herausgegebenen Bandes Die dunkle Seite der Wirklichkeit. Aufsätze zur Phantastik kurz auf Fischer ein, bzw. er meint, dass Typ 3 und 4 vernachlässigbar seien.

#3 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 22 November 2012 - 07:40

Spontan fällt mir kein anderer Autor ein, der diese Einteilung übernommen hat; allzu grosse Wellen dürfte sie also nicht geworfen haben. Unterscheidungen von Phantastik im engeren und weiteren Sinne sind an verschiedenen Orten anzutreffen (auch Rottensteiner hat sich schon in diesem Sinne geäussert). Uwe Dursts Unterteilung von minimalistischen und maximalistischen Definitionen geht in eine ähnliche Richtung, ist allerdings wohl nicht deckungsgleich mit jener Fischers (minimalistische Definitionen sind bei Durst solche, die à la Todorov vom Bruch der Realität ausgehen, maximalistische solche, die jede Form von "Nicht-Realistischem" meinen). Ganz allgemein ist die Forschung heute weitaus weniger am Kategorisieren um des Kategorisierens willen interessiert; die Zeit der grossen Definitionsschlachten scheint vorbei. Man tendiert vielmehr dazu, jeweils Definitionen zu entwickeln oder zu übernehmen, die für die konkrete Frage fruchtbar sind. In diesem Sinne: Wenn Dir Fischers Modell etwas bringt und Du es produktiv anwenden kannst, dann arbeite damit (wobei ich den Verdacht habe, dass Du fortlaufend auf Grenzfälle stossen wirst, die diese schöne Einteilung ad absurdum führen. Ich würde zB. behaupten, dass schon alleine innerhalb von Kafkas Werk keineswegs immer der gleiche Typus vorliegt. Und die Kategorie der Satire ist grundsätzlich problematisch, weil sie eigentlich auf einer anderen Ebene angelegt ist).

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

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