Kaffee-Charly schrieb am 15 Feb 2013 - 20:34:
Habe ich auch nicht behauptet
Ich habe geschrieben, dass ich nicht glaube, dass jemand wie dieser Arnig eine Diss in drei Monaten schreiben kannst, Du hast geschrieben, dass das mit Textbaustein-Datenbanken sehr wohl geht. Wie verstehst Du das denn, wenn nicht als direkte Verbindung von Arnigs Geschäft mit dem Datenbank-Ansatz, den Du beschreibst?
Zitat
Kumpel, ich verdiene mein Geld mit Datenbankdesign und -programmierung. Bevor eine Datenbank mit Inhalten gefüllt werden kann, muss erstmal die entsprechende DB-Architektur aufgestellt werden. Und die ist in jedem Anwendungsgebiet in verschiedenen Branchen höchst unterschiedlich - auch bei gleicher Basis (z.B. Oracle). Standardlösungen reichen in vielen Fällen dafür nicht - und das ist mein Geschäft!
Wenn du also tatsächlich glaubst, dass handelsübliche 08/15-Verwaltungssoftware mit richtigen Datenbanksystemen vergleichbar wäre, dann kannst du von Letzteren nicht allzu viel Ahnung haben.
Kumpel, es wird Dich vielleicht überraschen, aber tatsächlich habe ich schon Geld mit dem Entwerfen von Filemaker-Datenbanken verdient (zum Beispiel
hier). Mir ist durchaus klar, dass das etliche Stufen primitiver ist als das, was Du machst, aber ich bilde mir ein, zumindest so viel von der Materie zu verstehen, dass ich ungefähr weiss, was eine Datenbank ist, was mit handelsüblicher Software machbar ist und wo deren Grenzen liegen, jenseits derer man eigens entwickelte "grosse" Datenbanken-Lösungen braucht. Für eine Datenbank, die primär Textbausteine und Literaturhinweise verwaltet, brauche ich definitiv keine komplexe Architektur. So etwas könnte sogar ich bauen; das Ergebnis wäre nicht rasend schnell (wobei das kaum ein Problem wäre, da es hier ja primär um Textdaten geht und nicht um Terrabytes von Filmen), nicht sonderlich elegant und wohl auch nicht optimal in der Bedienung, was die Architektur der eigentlichen Datenbank betrifft, sehe ich aber keine unüberwindbaren Herausforderungen.
Den entscheidenden Punkt hast Du aber ohnehin übersehen: Selbst wenn die Struktur dieser Datenbank hochkomplex sein sollte (man beachte den Konjunktiv), wäre das vergleichsweise unwichtig. Am Ende steh und fällt ein solches System mit der Güte der Daten. Und damit wären wir beim Knackpunkt: Um eine Datenbank anzulegen, die mir haufenweise hochwertige wissenschaftliche Textbausteine liefert, brauche ich zuerst einmal Leute, die diese liefern. Und sie müssten sie in riesiger Zahl produzieren; es sei denn ich will einen Service betreiben, der lediglich zu einigen wenigen Themen Texte anbieten kann.
Im Falle einer Diss, die originäre Forschung beinhalten muss, würde ein solches System komplett ad absurdum geführt, denn es würde bedeuten, dass jemand die Datenbank mit lauter "neuen Erkenntnissen" füttern muss, die man aber jeweils nur ein einziges Mal verwenden kann — zumindest in einer Diss. Danach ist's keine originäre Forschung mehr. Ähnlich bei "nicht-originären" Elementen: In jeder geisteswissenschaftlichen Diss nimmt der Überblick über die bestehende Forschung einigen Raum ein; da aber die Forschungsfrage höchst unterschiedlich sein kann, wird dieser Überblick jedes Mal anders ausfallen. Scheint mir ein ziemlich aufwendiges Geschäft.
Der langen Rede kurzer Sinn: Bei einer Diss — und letztlich auch bei einer Master-Arbeit — kann Dir eine solche Datenbank nur sehr beschränkt helfen; am Ende wirst Du immer jemanden brauchen, der sich ins Thema einarbeitet und zumindest ansatzweise originäre Forschung betreibt und das wird auf absehbare Zeit ein Mensch sein. Und dieser Mensch braucht eine gewisse Zeit, um etwas zu fabrizieren — selbst wenn er so schlau ist wie Herr Arnig.
Bearbeitet von simifilm, 15 Februar 2013 - 22:53.