Was dabei 'rausgekommen ist, sind wieder völlig vermenschlichte Geisteswesen, die auf simple Bedürfnisse herabgebrochen wurden (Fressgier und Paranoia gesellen sich zu dem Frieren im letzten Zyklus). Ich erlebe eine Entzauberung des Rhodan-Kanons, in dem SI + Co. selten sein und dementsprechend auch selten auftreten sollten, und wenn, dann undurchschaubar und weiß Gott nicht Schwarz-Weiß.
Ich kann mich nur an ganz wenige Fälle erinnern, bei denen Superintelligenzen angemessen dargestellt wurden. Das schaffte vor allem Ziegler. Ich erlaube mir zwei längere Zitate. Das erste ist aus Band 1246:
"Selbst für ein zeitloses Wesen wie ES war die Zeit nicht ohne Bedeutung. Manchmal spürte ES ihren Atem wie einen glühenden Sturmwind, der alles, was sich ihm in den Weg stellte, zu verbrennen trachtete. In derartigen Momenten empfand er Mitleid für die Sterblichen.
[...]
ES lachte laut auf, und sein Gelächer hallte durch die grenzenlosen Räume der Region jenseits von Raum und Zeit, wo sich sein gewaltiger Geist wie das Geäst eines kosmischen Baumes in schwindelerregende Höhen reckte. Und während ES lachte, schnitt vager Schmerz durch die Myriaden Zweige seines Bewußtseins. Düster spähte ES durch einen Strukturriß und sah sie in der Zwischenzone treiben - den Sterblichen, den Unsterblichen und den, der nie den Tod gekannt hatte.
[...]
In der Gestalt des Alten trat ES auf Rhodan zu, ignorierte Taurec, der argwöhnisch wie stets im Hintergrund wartete und mit dem sehenden Auge alles beobachtete, während das blinde Auge die weiten Himmel der anderen Welt suchte, ohne sie jemals zu finden.
[...]
Das dumpfe Grollen und Donnern, das in einem fernen Teil des Universums den dunklen Schläfer aus seinem Schlaf geweckt hatte, ebbte allmählich ab. Doch die Schatten blieben, die Schatten kamen näher. Unaufhaltsam. Und nur ES wußte von ihrem Kommen. ES wünschte, Rhodan warnen zu können, aber das Geistwesen war zu klug, um diesem Wunsch nachzugeben.
Es ist hart, auf eigenen Füßen stehen zu müssen, kleiner Mensch, dachte ES.
Aber wie sollst du jemals groß werden, wenn nicht aus eigener Kraft."
Diese Beschreibung des Unbeschreiblichen, das ist einfach gekonnt.
Vorher in Band 1224 stellt Ziegler in wirklich beeindruckender Form die Verzweifelung des Kosmokraten Taurec an seiner Aufgabe dar:
"'Ich komme, ihr Hohen Mächte', kreischte Taurec wie von Sinnen. 'Ich komme heim zu euch, die ihr blind in eurer Größe thront. Unter den tausend und tausend Himmeln, die sich über euch spannen, ohne Anfang und ohne Ende. Die Ketten sind gesprengt, die Ketten halten mich nicht, und der Kerker zerbricht. Holt mich heim!'
[...]
Rhodan sagte nichts. Er hat den Verstand verloren, dache er. Die Ausstrahlung des Frostrubins...
'Ich gehe', verkündete Taurec. 'Ich wollte nie zu diesem Ort. Ich wolle nicht hinuntersteigen zu den Schatten. Aber sie haben es von mir verlangt. Weißt du', flüsterte er, 'daß sie grausam sind, ohne zu wissen, was Grausamkeit ist? Warum sonst hatten sie mir das angetan? Warum sonst hätten sie das von mir verlangt?'
[...]
'Ich kehre heim', sagte Taurec. 'Es ist genug. Ich kann es nicht mehr ertragen. Niemand kann so etwas ertragen.' Er wirbelte herum und drohte mit der Faust dem brennenden Weltraum. 'Genug!', brüllte er. 'Ich habe getan, was getan werden muß, und nun holt mich heim! Holt mich endlich heim! Ich flehe euch an - laßt mich nicht hier!'
Aber die Zeit, flüsterte es aus dem Nichts
. Sag, was ist mit der Zeit? Und mit den dunklen Dingen, die auf ihren Schwingen zu dir kommen?
'Sie lügen', sagte Taurec, 'aber sie wissen nicht, was Lüge ist. Sie haben es nie gewußt und sie wissen alles.'
[...]
Rhodan fröstelte. Noch nie zuvor war ihm die Andersartigkeit seines Begleiters so bewusst geworden.
[...]
Hinter diesen gelben Raubtieraugen wohnte ein Geist, der in keiner Weise mit dem Bewußtsein eines Terraners vergleichbar war."
Das ist außergewöhnlich. Fantastisch auch in Band 1250 die Darstellung der letzten Raum-Zeit-Ingenieure. Solche Hefte entschädigten mich lange Zeit für den immer mal auftauchenden Frust. Heute gibt es sie nicht mehr.