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Carl Amery


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5 Antworten in diesem Thema

#1 MST

MST

    Ufonaut

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Geschrieben 21 Dezember 2003 - 05:38

Ein altes TB - vorgestellt wird eine Rezension zu CARL AMERYs Novelle "Der Untergang der Stadt Passau". 1973 Erstauflage, hier 1995, 17.Auflage, Heyne, 3461, 127 Seiten.

Eine Schwarte die vor 30 Jahren aktuell war, hier ausgekramt, aber sie begeistert durch die Einfachheit in der Struktur, behandelt den Fakt, nur durch EIN SF-Element. Die Story wird nur damit aufgebaut. Eine klare Handlung. Solche Bücher finden aus dem Ghetto der Trivialliteratur heraus. Auch ältere TBs verdienen wiedergelesen zu werden. Manchen Stürmer der SF wird dies wohl nicht so begeistern – oder liege ich da falsch?

AMERY ist vom Hauptschaffen aus gesehen, zugehörig den Schriftstellern der Hochliteratur. Mehrere Ausflüge in die Science Fiction beweisen, dass er auch ein Meister dieses Genres ist (Siehe "Das Königsprojekt", 1974, "An den Feuern der Leyermark", 1979). Er schreibt selbst in einer Vorbemerkung, dass seine Novelle unter dem Oberbegriff Wiedergeburt nach totaler Katastrophe gesehen werden möchte. In seinem Text verschiebt sich schon sehr früh die totale Katastrophe vom atomaren Desaster (Beweggrund der 50er+60er Jahre) zur biologisch-ökologischen Ebene. Dabei sorgen Skurrilität und Witz für eine kräftige Sprache. (Nebenbei bemerkt, zu dieser Gattung KATASTROPHE gehört auch WALTER M. MILLERs "A Canticle for Leibowitz".) AMERY kommt völlig ohne SF-Staffage aus, seine Waffe und Unterhaltung ist allein die Sprache, so dass mancher Leser rätselt: Ist dies auch SF? Ja, es ist Science Fiction.
Etwa 1981 ist die Katastrophe passiert. Der zweite Handlungsstrang erfolgt 2013, die Kontroverse Passau-Rosenheim. Und eine Hinterhersicht von 2113 folgt (mittelalterliche Färbung), sie rundet die Erzählung aus Sicht der Rosenheimer ab. Was geschah? Nach einem entvölkertem Europa, durch pestartige Krankheiten, beginnt das bayrische Passau eine neue Macht feudalistischen Charakters aufzubauen. Statistisch haben einer von zirka 50.000 Menschen die Seuche überlebt. Passau versucht auf kleinstem Raum eine technologische Zivilisation zum Leben zu erwecken. Scheitert letztendlich am fehlenden Nachschub von diesen notwendig gebrauchten Dingen wie Strom, Traktoren, u.a. Rosenheim geht einen anderen Weg, einen solchen auf frühmittelalterlicher Stufe (und überlebt). Der Bürgermeister von Passau möchte sich Rosenheim gern einverleiben, schon wegen dem Salz des dortigen Bergwerks, doch die Aussprache, die, die beiden Rosenheimer Gesandten übertölpeln soll, geht in die Hosen. Es kommt zu kriegerischen Auseinandersetzungen, in denen letztens die Ungarn tatkräftige Unterstützung den Rosenheimern geben.

MST.

Bearbeitet von MST, 21 Dezember 2003 - 11:39.


#2 Ronni

Ronni

    Kürbisnaut

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Geschrieben 21 Dezember 2003 - 09:59

Auch ältere TBs verdienen wiedergelesen zu werden.

wieso "auch"? Ein gutes Buch wird nicht dadurch schlecht, daß es alt ist.

Manchen Stürmer der SF wird dies wohl nicht so begeistern - oder liege ich da falsch?

Wenn manche Stürmer der SF mehr Begeisterung für ältere Texte aufbringen würden, hätten diese Stürmer auch eine Change, noch in 30 Jahren Wahrgenommen zu werden.

Ansonsten vielen Dank, daß Du Der Untergang der Stadt Passau in Erinnerung gebracht hast, müßt ich auch mal wieder lesen.

Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

epilog.de

#3 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 21 Dezember 2003 - 13:18

Ich fand das Buch auch klasse, eine wirklich runde Sache. Dagegen hat mir "Das Königsprojekt" gar nicht gefallen ;)

#4 Henrik Fisch

Henrik Fisch

    Soeinnaut

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Geschrieben 22 Dezember 2003 - 08:41

@MST:

Manchen Stürmer der SF wird dies wohl nicht so begeistern - oder liege ich da falsch?

Ich schließe mich da vorbehaltlos Ronnis Meinung an: Solche Erinnerungen wie Deine gehören eigentlich viel öfter hier in das Forum. Außerdem finde ich Deine Rezension noch aus einem ganz anderen Grund toll: Ich WOHNE nämlich in Rosenheim (oder zumindest ganz in der Nähe) und da ist das Buch natürlich doppelt interessant. ;)

Das wir allerdings hier ein Salzbergwerk haben, dass ist mir neu. Da muss der Fisch doch glatt mal ein wenig mehr Heimatkunde betreiben.

Bis dennen,
Henrik Fisch
Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"

#5 MST

MST

    Ufonaut

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Geschrieben 23 Dezember 2003 - 06:05

@Henrik:Freut mich, dass auch "alte" Bücher im Forum ankommen, sie sind wirklich lesenswert, manchmal knapp in der Sprache, aber doch trächtig mit wunderbaren Ideen.Das mit dem Salzbergwerk: Es steht eigentlich nur drin, dass Rosenheim viel Salz "hat", letzteres, das mit dem Bergwerk war meine Schlußfolgerung.MST.

#6 MST

MST

    Ufonaut

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Geschrieben 29 Dezember 2003 - 05:28

"Der Untergang der Stadt Passau" hat wenig SF-Staffage, keinesfalls großartige Action und daher möchte ich noch anfügen, dass es viele Autoren gibt, die von EINEM SF-Element in ihren Romanen ausgehen, so könnte man wohl:(1) HOWARD WALDROP/Ihre Gebiene/1996(2) URSULA K LEGUIN/Winterplanet/1974(3) URSULA K LEGUIN/Planet der Habenichtse/1976auch danach einordnen? Diese fielen mir spontan dazu ein.MST.

Bearbeitet von MST, 29 Dezember 2003 - 05:29.



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