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Jack Vance (1916-2013)


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11 Antworten in diesem Thema

#1 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 30 Mai 2013 - 12:16

Gerade zufällig gesehen, einer der letzten Großmeister der SF/F ist tot.

http://www.locusmag....ance-1916-2013/

Update: Vor Schreck eine Freud'sche Fehlleistung im Titel, er ist 1916 geboren. Bitte ein Admin korrigieren!

Bearbeitet von Lucardus, 30 Mai 2013 - 12:18.

Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
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#2 Valerie J. Long

Valerie J. Long

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Geschrieben 30 Mai 2013 - 12:40

Update: Vor Schreck eine Freud'sche Fehlleistung im Titel, er ist 1916 geboren. Bitte ein Admin korrigieren!

Erledigt.

Goodbye, Jack!

#3 TheFallenAngel

TheFallenAngel

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Geschrieben 30 Mai 2013 - 12:42

nu hats ihn also auch erwischt, sehr schade -.- war, ist und bleibt einer meiner lieblingsautoren. RIP

#4 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 30 Mai 2013 - 13:24

Erledigt.

Danke!
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#5 derbenutzer

derbenutzer

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Geschrieben 30 Mai 2013 - 16:20

Traurig! Ein Urgestein der SF ist nicht mehr. Allein seine Dämonenprinzen-Romane ... In "Jäger im Weltall" kommt schon beim Lesen der ersten Seiten sehr viel Stimmung zum Tragen. Und das ist nur ein Beispiel unter vielen. R.I.P. John Holbrook Vance

Austriae Est Imperare Orbi Universo


#6 ANUBIS

ANUBIS

    Bibliophilus Maximus

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Geschrieben 02 Juni 2013 - 00:02

R.I.P...Jack Vance. Ein Dealer einer meiner Einstiegsdrogen ist nicht mehr...sehr schade:-( Greetz
" Der erste Trank aus dem Becher der Naturwissenschaften macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott "

Werner Heisenberg,Atomphysiker
  • (Buch) gerade am lesen:Der Totenerwecker von Wrath James Wright
  • (Buch) als nächstes geplant:???
  • • (Film) als nächstes geplant: ???
  • • (Film) Neuerwerbung: EUREKA-Season 5

#7 Skydiver

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Geschrieben 02 Juni 2013 - 09:17

R.I.P. Jack Vance Immer wieder gern gelesen

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It's all fun and game until someone loses an eye

  • (Buch) gerade am lesen:Robert B Parker

#8 Frank Mause

Frank Mause

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Geschrieben 07 Oktober 2016 - 20:22

Ein Loblied auf Jack Vance

 

John Holbrook Vance (* 28.08.1916 in San Francisco, †  26.05.2013 in Oakland ist einer meiner Lieblingsautoren. Er schrieb unter seinem Namen mehr als fünfzig Science-Fiction Romane in ebenso vielen Jahren, von Kurzgeschichten, Stories unter Pseudonymen und Kriminalgeschichten einmal abgesehen. Nachfolgend beschränke ich mich auf die dreiunddreißig Romane, die ich im Laufe der Zeit gelesen (und mit „Schulnoten“ von 0,7 sehr gut plus bis 6,0 ungenügend benotet) habe:

 

Deutscher - /englischer Titel       Jahr   Sammelbandname   Zyklus   Note

Die sterbende Erde/The dying earth   1950       1

Das Weltraummonopol/The Five Gold Bands   1950     1

Der Baum des Lebens/Son of the tree 1951   Drachenbrut   1

Freibeuter des Alls/Vandals of the Void     1953     1,7

Planet der Ausgestoßenen/The big planet     1957     0,7

Die Kriegssprachen von Pao/The languages of pao   1958 Kriegssprachen       1

Die Drachenreiter/The dragon masters   1962   Drachenbrut     1

Die Häuser von Iszm/The house of iszm   1964   Drachenbrut       1

Die letzte Festung/The last castle     1966   Drachenbrut           1

Krieg der Gehirne/Nopalgarth   1966 Kriegssprachen     1,3

Die blaue Welt/The blue world   1966     1,7

Die Stadt der Khasch/City of the khasch     1968   Planet der Abenteuer   Tschai I       1

Gestrandet auf Tschai/Servants of the wankh   1969   Planet der Abenteuer   Tschai II  1

Emphyrio//   1969       0,7

Im Reich der Dirdir/The dirdir 1970 Planet der Abenteuer   Tschai III     1

Im Banne der Pnume/The pnume     1970   Planet der Abenteuer   Tschai IV       1

Der Mann ohne Gesicht/The Anome   1971   Durdane   Durdane I 1

Der Kampf um Durdane/The brave free man 1972   Durdane   Durdane II   1,3

Die Asutra/The Asutra   1973   Durdane   Durdane III     2

Trullion: Alastor 2262// 1973   Alastor   Alastor I       1

Der graue Prinz/The grey prince     1974       1,3

Marune: Alastor 933//   1975   Alastor   Alastor II     1

Maske: Thaery//    1976   Chroniken der Zuk. 11 1,3

Wyst: Alastor 1716//   1978 Alastor   Alastor III 1

Der galaktische Spürhund/The galactic effectuator   1980       1

Herrscher von Lyonesse/Lyonesse     1983     Lyonesse Zyklus I   1

Die grüne Perle/The green pearl     1985     Lyonesse Zyklus II 0,7

Station Araminta/Araminta Station  1988   Cadwal Chronik I  0,7

Madouc/Madouc     1990     Lyonesse Zyklus III 1

Ecce und die alte Erde/Ecce and old earth   1991   Cadwal Chronik II   0,7

Throy//    1992   Cadwal Chronik III   1

Nachtlicht/Night lamp   1996     1,7

Jenseits der Leere/Ports of Call   1998     1,5

Myrons Reisen/Lurulu   2004     2,3

 

Seine Romane fesseln mich schon seit Jahrzehnten mit ihrer gleichbleibenden Qualität; ich kann sie stundenlang ohne Ermüden lesen. Doch was genau fasziniert mich? Ein Erklärungsversuch:

 

Mich überzeugt vor allem die dichte Atmosphäre, die exotische Vielfalt an in sich schlüssigen Weltentwürfen und die Originalität seiner Geschichten, in die ich nur zu gern eintauche und dem spannenden Ende entgegen fiebere. Bei Science-Fiction keineswegs selbstverständlich steht nicht die Raumfahrt an sich im Vordergrund, technische Details sind ihm augenscheinlich nicht wichtig. Sie bilden maximal einen verschwommenen Rahmen im Hintergrund. Es geht ihm mehr um die Auswirkungen auf den Menschen, bzw. auf deren Beziehungen zueinander.

 

Seine Menschen besiedeln seit tausenden von Jahren fremdartige Planeten und teilen sie manchmal mit halbintelligenten Ureinwohnern, z.B. die hundeähnlichen Ahulphs (Durdane), die telepathischen Erjinen (Der graue Prinz) oder Merlinge, Amphibienwesen auf Trullion (Alastor 2262). Ihre Gesellschaften verändern sich stark bis zur Degeneration, die Ursprünge verschwimmen genauso wie der eigentliche Grund der Auswanderung.

Obwohl er dabei Gesellschaften beschreibt, die exotischer kaum sein können, ähneln gewisse Charakteristiken -wenig erstaunlich- unserer heutigen Welt: die Auflehnung Einzelner/der Jugend gegen das herrschende System, der Wunsch einiger über andere zu herrschen, der Drang, materielle Bedürfnisse auch auf Kosten anderer zu stillen, unglückliche Liebe, ungleiche Partner, „Liebe“ als Mittel zum Zweck ... Genauso vielfältig sind die von ihm postulierten Herrschaftsformen: abstruse Theokratien, anarchische Systeme, utopische Demokratien, autoritäre Diktatoren, degenerierte  Monarchien, Kastensysteme, uralte Aristokratien, weise und wohlwollende Alleinherrscher, starre Polykratien, ... die Herrschertitel nicht minder exotisch wie die „Faktoren von Ys“ (Lyonesse), der „Panarch von Pergolai“ (Die Kriegssprachen von Pao) oder der „Connat“ (Alastor).

 

Bei der Handlung gibt es einige häufig wiederkehrende Themen: Das Vorherrschen einer Ungerechtigkeit und der Drang des Titelhelden, wieder Gerechtigkeit herzustellen bzw. das Erstarren scheinbar perfekter Systeme und ihre Unfähigkeit, auf Veränderungen angemessen zu reagieren. Letzteres erinnert mich heute sogar ein wenig an Deutschland, wo jede mögliche noch so kleine Veränderung gleich als Bedrohung des „christlichen Abendlandes“ wahrgenommen wird, da (fast) alle mit dem Status Quo zufrieden sind und glauben, es kann ja bestenfalls nur noch schlechter werden.

 

Typischer Charakter des Titelhelden: zunächst jung, mit geheimnisvoller Herkunft, der sich seinen ganz eigenen Weg durch eine erstaunliche Welt sucht, lehnt sich gegen das erstarrte Establishment auf, intelligent wenn auch mit einem Schuss Naivität, furchtlos, sparsam und aufmerksam gegen Beutelschneiderei und Betrugsversuchen.

 

Vance ist immer ein Meister des Ungewohnten:

  • Die Namen der Personen sind nicht minder exotisch: Der Jurist Mialambre:Octagon (Durdane), Ghyl Tarvoke (Emphyrio), Glinnes Hulden (Trullion) ...
  • Exotik schafft Vance unter anderem durch außergewöhnliche Berufsbezeichnungen wie „Effektuator“ statt Detektiv (Der galaktische Spürhund) oder „Diskriminatoren“ statt Polizei (Durdane). Myron Tany studiert in „Jenseits der Leere“ u.a. Raumdynamik und Gaean-Ökonomie.
  • Auch der Kleidung wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Man achte hier wieder auf die Farbkombinationen, die kaum je einer real existierenden Mode entsprechen. „Eine weiße Tunika mit einem hoch ausschwingenden Kragen, dunkelgrüne Reithosen, an den Fußgelenken zusammengeschnallt, schwarze Stiefel aus Ahulphleder mit silbernen Schnallen und eine kecke Mütze mit einem Medaillon aus farbigem Glas“  (Der Mann ohne Gesicht).
  • Vance spricht alle Sinne an, einschließlich des Geschmacks: Die (natürlich) exotische Mahlzeiten werden häufig ausgiebig beschrieben, mit bis zu 48 Gängen (Durdane).
  • Farben spielen häufig eine besondere Rolle. Die Spitze sind die Durdane-Romane, wo z.B. Titelheld Gastel Etzwane als „Rosaschwarztiefblauer Grüner“ Musiker auftritt. Auf diesem Planeten werden Farben für uns ungewohnte Charaktereigenschaften zugeordnet, z.B. rot für Unsichtbarkeit; konsequenterweise tragen Diebe rot! Aber eigentlich benutzt er eher Purpur oder Magenta statt Rot, Cyan statt Blau, Lavendel statt Violett.
  • Ähnlich verhält es sich mit ausführlich beschriebener Musik und seiner Tonarten (wieder insbesondere bei den Durdane-Romanen): „Frolitz und Mielke, der die Trompete spielte, lieferten die Grundnoten und achteten darauf, der Harmonie nicht in den Weg zu kommen, während Guizol und die Gastaing unauffällige Akzente setzte“.
  • Die wörtliche Rede der Figuren ist häufig durch eine altertümlich wirkende, gewählte Sprache ausgedrückt: „Deine Anmerkungen treffen genau ins Ziel“ statt einfach stimmt oder Aussprüche wie „Deshalb entspricht es schlichter Logik, die Golse zu preisen und zu verherrlichen.“
  • Erstaunlich: Schon in seinen frühen Romanen, lange bevor Gentechnik zum allgegenwärtigen Reizwort wurde, ersetzen biologische Entwicklungsprozesse bzw. Evolution rein physikalisch-technische Innovationen. Extrem wird das in den Drachenbrut-Romanen deutlich, wo Menschen derart gezüchtet werden, dass sie den herrschenden (intelligenten) Drachen gar als Reittiere dienen können. Auch in „Kampf um Durdane“ züchten die Palasedraner Menschen als Zugtiere von Kutschen - gänzlich ohne Gewissensbisse.
  • Bei Flora und Fauna nutzt er das bei SF übliche Stilmittel, neben frei erfundenen Namen bekannte Gattungsbezeichnungen wie „Gras“ mit außergewöhnlichen Bezeichnungen zu verbinden: z.B. zu Schlangengras, ein anderes Beispiele ist der Henkerbaum (Durdane).

 

Die Grenze zur Fantasy ist bei Vance fließend, Technik wirkt wie Zauberei; einige sprechen von Science Fantasy. Eher selten wie bei dem Lyonesse-Zyklus kann eindeutig „nur“ von Fantasy gesprochen werden. Aber selbst hier wirkt die Zauberei wie uralte, längst vergessene Technik, deren Ursprünge verloren gegangen sind. Während wirklich zukunftsträchtige Technik (z.B. Raketentechnik) nur vage angedeutet wird, beschreibt er alternative Techniken sehr ausführlich, ähnlich dem Steampunk, z.B. der „Ballonweg“ in Durdane.

 

Das meiner Meinung nach beste Buch ist Emphyrio, geschrieben als ich fünf Jahre alt war. Ein typischer Vance eben: Ein junger Mann wird schlecht behandelt und zeigt es der herrschenden Klasse auf seine Weise, indem er die allgegenwärtige Passivität durchbricht - gegen alle Widrigkeiten.

 

 

Frank Mause, Bad Arolsen Oktober 2016

 

Hinweis: Eine komplette Tabelle mit mehr als 500 von mir bewerteten SF-Klassikern von Poul Anderson bis Roger Zelazny ist auf http://www.frankmaus...tiken/?logout=1



#9 quanat

quanat

    Giganaut

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Geschrieben 07 Oktober 2016 - 22:03

Ein Loblied auf Jack Vance

 

Ein schöner, sehr persönlicher Beitrag. Sehr anregend und macht Lust darauf, Jack Vance zu lesen. Danke, Frank



#10 Ender

Ender

    Temponaut

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Geschrieben 07 Oktober 2016 - 22:14

Ein schöner, sehr persönlicher Beitrag. Sehr anregend und macht Lust darauf, Jack Vance zu lesen. Danke, Frank

Ich kann mich nur anschließen. Sehr interessant, danke dafür. Das meiste, was ich von Jack Vance gelesen habe, fand ich zugegebenermaßen "nur" ganz okay. An richtige Begeisterung kann ich mich eher nicht erinnern. Aber jetzt hätte ich doch mal wieder Lust. "Emphyrio" ist hiermit vorgemerkt.

#11 Frank Mause

Frank Mause

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Geschrieben 09 Oktober 2016 - 16:57

Hallo,

 

Danke für Eure Rückmeldung.

 

Gruß

Frank Mause



#12 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

    Nautilia sempervirens

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Geschrieben 16 Oktober 2016 - 10:44

"Emphyrio" ist meiner Meinung nach tatsächlich eines seiner Besten. Ich habe hier auf meinem Regal so manchen Vance - was heißt, dass ich ihn schätze und als anregend empfinde. Dennoch muss mensch ihm als Frau äußerst großherzig begegnen. In Vance (geb. 1916) prägenden Jahren hatte es ist noch nicht herumgesprochen, dass wir souverän handelnde Wesen sind. Deshalb kommt es in seinem kompletten Oevre (wage ich hier zu behaupten) einfach nicht vor.


Es lebe die Vielfalt, denn Gegensätze ziehen sich an!  jottfuchs.de

 

 

  • (Buch) gerade am lesen:täglich ein anderes, sämtliche Sparten.
  • (Buch) als nächstes geplant:Wieder etwas mit Ufos und Titten, nebst strammen Männerschenkeln


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