Wissensquellen
#1
Geschrieben 22 Dezember 2003 - 09:28
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#2
Geschrieben 22 Dezember 2003 - 10:32
R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)
R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)
#3 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 22 Dezember 2003 - 19:15
#4
Geschrieben 22 Dezember 2003 - 19:45
R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)
R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)
#5 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 22 Dezember 2003 - 21:19
Bearbeitet von Tiresias, 22 Dezember 2003 - 21:23.
#6
Geschrieben 22 Dezember 2003 - 21:56
Meinst Du das auf Dich oder auf die Allgemeinheit bezogen? (Ach Du meine Güte: Schneesturm. Ich kann keine 3 Meter aus dem Fenster schauen, tss...) Also, was mich angeht, so möchte ich irgendwann eine wirklich grandiose Erzählung schreiben. Und ich versuche mich bei jeder Geschichte zu bessern. Nun ist die Frage natürlich, was "grandios" ist. Ich weiss, was ich meine, aber so ganz erklären kann ich es nicht. Aber ich denke, wenn ich die Geschichte geschrieben habe, werde ich es merken. RalphWobei wir hier gleich beim nächsten Problem wären: Weiterhelfen wobei? Was ist eigentlich noch zu erreichen, gerade im Storybereich? Nicht viel, fürchte ich ...
R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)
R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)
#7
Geschrieben 23 Dezember 2003 - 11:35
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#8
Geschrieben 23 Dezember 2003 - 15:00
Da ich SF schreibe, die nicht so viel mit Naturwissenschaft zu tun hat
Da ich nicht viel von der "Science" in SF halte
Ich mag ja auch weniger die Naturwissenschaft
Meine Güte, Leute ... wozu lest Ihr denn dann bloss SF? Dass die Handlung im All und/oder in der Zukunft spielt -- ist das denn alles bloss schmückendes Beiwerk? Ich beginne zu verstehen, warum SF und Fantasy in den Buchläden im gleichen Regal stehen ... und warum der Fantasy-Anteil dabei ständig auf Kosten der SF wächst.meine Abneigung gegen "Science" bezieht sich in erster Linie auf die technischen Wissenschaften
Warum lese ich 'Science Fiction'? Weil es mich einfach brennend interessiert, wie es mit der Menschheit weiter gehen wird.
An Science-Fiction-Literatur stelle ich daher den Anspruch, dass sie direkt oder indirekt Visionen davon vermittelt, wie die Zukunft aussehen könnte. Tut sie das nicht, dann handelt es sich um eine Geschichte, die eher zufällig auf einem anderen Planeten oder in der Zukunft abläuft.
Diese Visionen muss ich glauben und ernst nehmen können. Wenn ich sie sofort als offensichtlich unmöglich oder unrealistisch einschätzen muss, dann sind sie eher Visionen einer anderen, nicht unserer Welt. Solche 'Future Fantasy', oder 'Fantasy Science' kann durchaus auch unterhaltend sein -- aber wirkliche 'Science Fiction' ist das in meinen Augen nicht.
Das bedeutet nicht, dass gute SF techniklastig sein muss. Im Gegenteil: Es gibt nichts öderes, als wenn ein Autor über Seiten hinweg die Funktion einer Waschmaschine der Zukunft erläutert (sowas darf man nur, wenn man es so gut wie Lem macht, siehe "Die Waschmaschinentragödie" http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png). Umgekehrt gibt es eine Menge gute SF, die weitgehend ohne technische Visionen auskommt, sondern sich auf z.B. gesellschaftliche Entwicklungen konzentriert.
Aber die Technik, die geschildert wird (weil sie z.B. zur Schilderung der Situation oder zur Erzeugung einer passenden Atmosphäre oder Charakterdarstellung gebraucht wird), diese Technik darf nicht offensichtlich wissenschaftlicher Unsinn sein.
Beispiel: Wenn ein Raumschiff innerhalb von 5 Minuten auf 0.1 c beschleunigt, dann erwarte ich schon eine Erklärung, wie die Mannschaft unter diesen Kräften nicht als rosa Suppe an der hinteren Kabinenwand klebt. Wenn die Angabe der Geschwindigkeit aber gar nichts zur Handlung beiträgt, dann sollte man sie ganz weglassen, und die zugehörigen Trägheitsdämpfer gleich mit.
Ausserdem liefern die Artikel aus Wissenschaftsmagazinen und -teilen gelegentlich interessante Ideen für neue Geschichten. Schon deshalb sollte man sie sich nicht entgehen lassen, finde ich ...
-- tichy
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#9 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 23 Dezember 2003 - 17:48
Das war natürlich auf die Allgemeinheit bezogen, denn mit Heyne und Suhrkamp haben sich die letzten "Großen" aus dem SF-Story-Geschäft verabschiedet. Ein Ausweichen auf den größeren englischsprachigen Markt ist ohne Beziehungen kaum möglich, da die Honorare für professionelle Übersetzer in der gleichen Größenordnung liegen wie die Autorenhonorare bei einer eventuellen Veröffentlichung.Meinst Du das auf Dich oder auf die Allgemeinheit bezogen?
Das ist richtig. Wobei "grandios" natürlich ein recht hoher Anspruch ist. Es gibt dennoch kaum ein intellektuell befriedigenderes Gefühl als die Euphorie nach Abschluß einer gelungenen Geschichte. Ist sie dann endlich veröffentlich, läßt die Ernüchterung allerdings nicht lange auf sich warten ... Gruß T.Nun ist die Frage natürlich, was "grandios" ist. Ich weiss, was ich meine, aber so ganz erklären kann ich es nicht. Aber ich denke, wenn ich die Geschichte geschrieben habe, werde ich es merken.
#10
Geschrieben 23 Dezember 2003 - 18:12
hier verstehe ich nicht, was Du meinst. Ausweichen als Leser auf die Originale? Oder Einkauf von englischsprachigen Storys durch die Verlage? Gruß RonniEin Ausweichen auf den größeren englischsprachigen Markt ist ohne Beziehungen kaum möglich, da die Honorare für professionelle Übersetzer in der gleichen Größenordnung liegen wie die Autorenhonorare bei einer eventuellen Veröffentlichung.
#11
Geschrieben 23 Dezember 2003 - 21:42
Wenn man sich mal die Autoren der SF anschaut, die mich besonders interessieren, dann wird man merken, dass sie keine herkömmliche SF schreiben:
Dick, Ballard, Vonnegut, die Strugatzkis, Burgess, vermutlich Delany, Bradbury, Miéville...
Ich lese so gesehen keine SF, weil es SF ist, sondern einfach gute Bücher, wobei mir das Genre nicht unbedingt so wichtig ist (obwohl ich bisher mit historischen Romanen und Krimis nicht allzu viel anfangen konnte, aber auch da gibt es Ausnahmen, z.B. Leo Perutz).
Die meisten der obig aufgeführten Autoren verbinden eine interessante, gewitzte Metaphernsprache/Symbolik mit Tiefe und einer gehörigen Portion menschlicher Wärme.
Vermutlich zieht mich das so an ihnen an.
Ich lese ganz sicher kein Buch, weil es einem bestimmten Genre angehört. Schubladendenken ist nicht so sehr mein Fall, mag es auch manchmal hilfreich sein.
Zudem interessieren mich eher Psychologie/Philosophie/Religionswissenschaften als Naturwissenschaften. Wenn ich wissen möchte, wie ein Flugzeug funktioniert, schaue ich in ein Sach- oder Fachbuch, nicht in einen Roman.
[QUOTE]Warum lese ich 'Science Fiction'? Weil es mich einfach brennend interessiert, wie es mit der Menschheit weiter gehen wird.[/QUOTE]
Und diese Antworten findest Du in einem SF-Roman?
An sich ist das aber nicht so weit von dem entfernt, was mich interessiert. Nur dass ich der Meinung bin, dass dem Menschen genaugenommen immer das Gleiche passiert, nur jeweils in einem neuen Gewand. Romeo und Julia in Jeans oder in Bärenfellen... Archetypen (nicht unbedingt in Jungs Verständnis des Wortes) vor einem Feuer oder einem hypermodernen Monitor.
Wen interessiert die Technik dabei? Mich nicht.
[QUOTE]An Science-Fiction-Literatur stelle ich daher den Anspruch, dass sie direkt oder indirekt Visionen davon vermittelt, wie die Zukunft aussehen könnte. Tut sie das nicht, dann handelt es sich um eine Geschichte, die eher zufällig auf einem anderen Planeten oder in der Zukunft abläuft.[/QUOTE]
Ich vermute, Du siehst in Greg Egan einen "wirklichen" SF-Autoren? Ich fand seine Geschichte in NOVA 1 ganz, ganz grandios!
Aber ich glaube kaum, dass irgendeine Zukunft jemals SO aussehen wird. Dafür stellt sie aber Fragen nach dem Ich etc., die für die Gegenwart von Bedeuntung sind. Und DAS macht sie in meinen Augen grandios. Während er in Cyber-City 10 Seiten damit verschwendet, wie eine Dame in einem künstlichen Universum eine neue Molekülverbindung herstellt. GÄHN. Dabei fand ich den Rest in dem Roman eigentlich recht interessant.
Vor allem die Idee, die am Anfang angedeutet wird und dann leider nicht ausgeführt: Der Forscher hat sein Ich (?) in den Computer kopiert. Mit allen Eigenschaften etc. Er ist also auch in seine Freundin verliebt, die von nun an unerreichbar ist, während der "andere" (das Original) weiterhin mit ihr vö... Und DARAUS hätte er meines Erachtens eine ganz coole Story machen können... Aber er baut seitenweise Molekülverbindungen, die nie existieren werden...
[QUOTE]Beispiel: Wenn ein Raumschiff innerhalb von 5 Minuten auf 0.1 c beschleunigt, dann erwarte ich schon eine Erklärung, wie die Mannschaft unter diesen Kräften nicht als rosa Suppe an der hinteren Kabinenwand klebt.[QUOTE]
Um einen Ralph-Insider-Witz zu benutzen, wäre meine Antwort als Autor: "Instinkt". http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png
Das bezieht sich auf G. Bateson, dessen Tochter in mal gefragt hat: Papa, was ist ein Instinkt. Und er antwortete: Ein Erklärungsprinzip.
Der Autor wird irgendetwas zusammenreimen, dass das Problem wegerklärt, klarmacht, unsichtbar werden lässt. Man sieht das Problem nicht mehr, nur dass man eigentlich noch immer nicht wirklich schlauer ist, sondern nur befriedigende Assoziationen mit der Frage verbindet.
Was ist das Unbewußte? Wie funktionierte der Urknall? Wieso existiert die Welt? Wieso können wir sehen? Wieso sehen wir nicht den blinden Fleck? Da wird nun einiges an Antworten vorgebracht werden können, und man wird jeweils sagen: Ah-ja, so. Natürlich. Hm. Aber mehr auch nicht.
[QUOTE]Ausserdem liefern die Artikel aus Wissenschaftsmagazinen und -teilen gelegentlich interessante Ideen für neue Geschichten. Schon deshalb sollte man sie sich nicht entgehen lassen, finde ich ...[/QUOTE]
Sage ich ja auch.
@Tiresias
[QUOTE]Es gibt dennoch kaum ein intellektuell befriedigenderes Gefühl als die Euphorie nach Abschluß einer gelungenen Geschichte. Ist sie dann endlich veröffentlich, läßt die Ernüchterung allerdings nicht lange auf sich warten ...[/QUOTE]
Das stimmt.
Du bist doch der Autor von den weissen Schmetterlingen, wenn ich jetzt nichts durcheinander bringe? Eine Kollegin von mir, der ich NOVA 3 geliehen habe, war ganz begeistert von der Geschichte... Um auch mal was Gutes zu sagen?
Liebe Grüße,
Ralph
Bearbeitet von eRDe7, 23 Dezember 2003 - 21:45.
R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)
R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)
#12
Geschrieben 24 Dezember 2003 - 09:00
...ralph spricht in dem fall auch für mich
mir ist wurscht wenn ein autor schreibt - "...uns sie flogen mit der kapsel zur erde zurück" - mit welchem antrieb jene ausgestattet ist
eben - die menscheitWarum lese ich 'Science Fiction'? Weil es mich einfach brennend interessiert, wie es mit der Menschheit weiter gehen wird.
so ist es http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.pngWenn ich wissen möchte, wie ein Flugzeug funktioniert, schaue ich in ein Sach- oder Fachbuch, nicht in einen Roman.
@ralph
wenn man auch nicht erklären muss warum ein menschliche körper in 0,1 sekunden auf 100km/h nicht zu matsch wirdNun ist die Frage natürlich, was "grandios" ist
bei fahrenheit 451 fand ich es sogar störend dass ray bradbury die schnellen züge beschrieb
es war in diesem buch ein unnötig hinzugefügtes feature
1984 - würde heute nicht diese klasse besitzen wenn dort alle in raumanzügen rumlaufen würden und ständig auf drei sonnen starren würden - das ist grandios
zurück zu dir tichy - dein von dir so hochgelobter stanislaw lem (ich mag ihn übrigens auch) - wo ist diese techjnik der zukunft welche du in der SF so bevorzugst wenn du solaris liest
ich habe dieses buch genossen weil ich nichts davon lesen musste
oder interessiert dich wirklich die genaue funktion von kelvins raumfahrzeug?
ralph hat gut bemerkt - wenn in einem in der zukunft angesiedelten roman eine kaffeemaschine auch turnübungen macht - kann der autor zwar eine erklärung abgeben - aber dass das in der tat funktionieren würde ist dahin gestellt und wird vermutlich auch von dir nur mühsam überlesen
ich jedenfalls bin nicht daran interessiert dass ich in einem roman über jeweils zwei seiten von der jeweiligen fiktiven technik informiert werde
um auf die ursprünglich frage zurück zu kommen
wenn ich material für etwas von mir geschriebenes brauche informiere ich mich dazu im net, buch, medien
lg + frohe weinachterl
joe
Bearbeitet von Joe Chip, 24 Dezember 2003 - 09:01.
#13
Geschrieben 05 Januar 2004 - 15:00
Jaja, klar. Das hier ist aber meines Wissens das "Science-Firction-Board", nicht das "gute-Bücher-Board". Also lass' uns über die Voraussetzungen guter SF reden.Ich lese so gesehen keine SF, weil es SF ist, sondern einfach gute Bücher [...] Ich lese ganz sicher kein Buch, weil es einem bestimmten Genre angehört
Ja und nein. Ich erfahre natürlich nicht, wie es definitiv sein WIRD, aber wie es sein KÖNNTE (sieh es als einen Ast des Multiversums in der Vielweltenhypothese).Und diese Antworten findest Du in einem SF-Roman?Warum lese ich 'Science Fiction'? Weil es mich einfach brennend interessiert, wie es mit der Menschheit weiter gehen wird.
Und genau deswegen erwarte ich von SF mehr als nur Menschen, denen im Prinzip das gleiche passiert wie mir und meinen Zeitgenossen. In den spekulativen Bereich der Zukunftsszenarien muss ich mich sonst gar nicht begeben, das ist dann nur schmückendes Beiwerk. Ein Autor, der eine Geschichte ohne triftigen Grund in die Zukunft versetzt, ist wie ein Musiker, der mangels anderer origineller Einfälle eine billige Techno-Coverversion eines 80er-Klassikers zusammenmixt: Markttauglich, aber alles andere als kreativ.Nur dass ich der Meinung bin, dass dem Menschen genaugenommen immer das Gleiche passiert
Was natürlich nicht heisst, dass die dargestellten Menschen unwichtig wären: Sie sind notwendig, um eine interessante Geschichte zu erzählen. Aber von einer Geschichte, die in der Zukunft spielt, erwarte ich auch echte Zukunftsvisionen -- genauso, wie ich von einem historischen Roman echte historische Bezüge erwarte.
Ein SF-Roman, in dem der Autor die Unkenntnis selbst der einfachsten Schulphysik offenbart, ärgert mich ebenso wie ein historischer Roman, in dem beispielweise Bach ein Konzert zuammen mit Beethoven gibt. fast genauso unbefriedigend ist es aber, wenn sich der Autor aus Faulheit um die Recherche drückt und lieber gar keine Visionen vermittelt. Das ist dann nur noch billiges Lese-Fast-Food, das mich selbst mit viel Ketchup nicht zu interessieren vermag.
Aber hoppla -- hast Du etwa die seitenlangen Beschribungen ganzer Gelehrtenstreits und Literaturlisten der Solaristik überlesen? Die (in meinen Augen nicht ganz schlüssige) Methode, mit der Kelvin sich durch Kopfrechnen selbst beweist, dass er nicht verrückt ist? Oder die detaillierten Beschreibungen der diversen Typen von Mimoiden und anderen Erscheinungen, die nichts zur eigentlichen Handlung beitragen?wo ist diese techjnik der zukunft welche du in der SF so bevorzugst wenn du solaris liest ich habe dieses buch genossen weil ich nichts davon lesen musste
Warum sind diese Elemente dann drin? kann man fragen. Das ist gar nicht leicht zu beantworten, aber sicher ist: "Solaris" wäre nicht das, was es ist, wenn diese Aspekte fehlten. Sie sind notwendig, um die Handlung in den Kontext einer entfernten Zukunft einzubetten und gleichzeitig für uns einen Bezug zu ihren Problemen herzustellen. Sie sind ein Teil von Lems Vision der Zukunft.
misc sagt in einem anderen thread:
Ich weiss nicht so recht. Das würde ja bedeuten, dass es derzeit keine wirklichen Visionen gibt, dass wir uns also in einem Zeitalter der reinen "Umsetzung" von alten Visionen befinden. Kann das sein? Oder ist das Fehlen der originellen, hellsichtigen Visionen nicht eher ein Syptom des mangelnden Interesses an Wissenschaft und Technik, anstatt dessen Ursache zu sein?Spekulationen über technische Entwicklungen und Konzepte hatten daher einen ganz anderen Reiz für den Leser. Heute ist der tatsächlichen Entwicklung, dem wirklich Machbaren von der SF vieles schon vorweggenommen worden
-- tichy
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#14 Gast_Guest_*
Geschrieben 05 Januar 2004 - 16:53
Dann ist P. K. Dick sicherlich nichts für Dich, was? Nach Lem ja einer der wenigen amerikanischen SF-Schreiber, die was taugen. Und ich bin mir bei ihm gar nicht sicher, ob er auch nur wusste, wie man ein Radio anmacht... Ich sage nicht, dass es nicht legitim ist, etwas über Technik und deren Auswirkung in der Zukunft zu schreiben. Das ist okay, interessiert mich nur nicht - obwohl das so pauschal auch nicht richtig ist.Ein SF-Roman, in dem der Autor die Unkenntnis selbst der einfachsten Schulphysik offenbart
Ich denke, dass es kein Mangel gibt, wenn es um eine "Methodik" geht, die Wissen schafft; aber die (Natur-)Wissenschaft grenzt mir scheinbar zu viel dabei aus - und ist mir teilweise zu arrogant. Wissenschaft und Technik sind vielleicht auch zu kommerzialisiert (es ist wichtiger, dass mein Kühlschrank für mich enikaufen geht, als dass ich geistig einen Schritt voran komme?). Wie auch immer, ich weiss, welche Bücher mir gefallen und welche nicht. Und ich lese sehr viel lieber Bücher, die den Gefühlsmenschen und den Geistesmenschen in mir ansprechen als den Ingenieur oder Mathematiker in mir. (Da ist auch nicht sehr viel anzusprechen...) Ach ja:mangelnden Interesses an Wissenschaft und Technik, anstatt dessen Ursache zu sein?
Wo ist das "gute-Bücher-Board"? Vielleicht ist das ja wirklich der bessere Ort für mich. Grüße, RalphDas hier ist aber meines Wissens das "Science-Firction-Board", nicht das "gute-Bücher-Board".
#15
Geschrieben 05 Januar 2004 - 17:56
#16
Geschrieben 05 Januar 2004 - 18:56
eigentlich paßt der Teil Deines Postings, auf den ich nachfolgend eingehe, durchaus auch wieder in "Innovation oder Stillstand", aber warum soll nur die Bundesregierung quersubventionieren dürfen?
In der Science Fiction kann der Autor seine "Helden" in zwar nicht realen, aber (anders als in der Fantasy, in Horror-Romanen usw.) durchaus vorstellbaren Umgebungen agieren lassen. Das ist ein Aspekt, der mir beim Lesen weit wichtiger ist als eine "Vision". Nehmen wir ein relativ simples Beispiel: ein Unglück, durch das ein Mensch / eine Gruppe Menschen vollständig von der Außenwelt abgeschnitten ist. Könnte in einem Bergwerk sein, könnte ein Schiffsunglück sein - kann auch ein Raumschiff sein. Im letzteren Falle ist die Situation m.E. das besondere Extrem, das nur die SF bietet - wo könnte ein Mensch einsamer, verlassener sein als in einem havarierten Raumschiff irgendwo im All? Wo weniger auf Hilfe von "außerhalb" hoffen dürfen? Um diese Situation und die Art und Weise, wie der Betroffene / die Betroffenen damit umgehen, dramatisch und packend zu erzählen, braucht's keine besondere "Vision" über technische, soziale oder sonstige Entwicklungen.Was natürlich nicht heisst, dass die dargestellten Menschen unwichtig wären: Sie sind notwendig, um eine interessante Geschichte zu erzählen. Aber von einer Geschichte, die in der Zukunft spielt, erwarte ich auch echte Zukunftsvisionen -- genauso, wie ich von einem historischen Roman echte historische Bezüge erwarte.
[...]
misc sagt in einem anderen thread:
Ich weiss nicht so recht. Das würde ja bedeuten, dass es derzeit keine wirklichen Visionen gibt, dass wir uns also in einem Zeitalter der reinen "Umsetzung" von alten Visionen befinden. Kann das sein? Oder ist das Fehlen der originellen, hellsichtigen Visionen nicht eher ein Syptom des mangelnden Interesses an Wissenschaft und Technik, anstatt dessen Ursache zu sein?Spekulationen über technische Entwicklungen und Konzepte hatten daher einen ganz anderen Reiz für den Leser. Heute ist der tatsächlichen Entwicklung, dem wirklich Machbaren von der SF vieles schon vorweggenommen worden
An dem Beispiel läßt sich auch schön der Bogen zurück zur Technik schlagen und zu der Schwierigkeit, mit ihren Entwicklungspotentialen den Leser besonders zu "packen". Denn diese Situation wurde von Jim Lovell in "Apollo 13: Lost Moon" (ziemlich bekannt geworden durch die Verfilmung mit Tom Hanks) beschrieben. Sein Buch ist allerdings keine SF, sondern basiert auf einer realen Apollo-Mission, viel, viel alter Technik - und, zugegeben, ein bißchen auch auf einer Vision
Ad Astra,
Marc-Ivo
#17
Geschrieben 05 Januar 2004 - 22:48
Alte Visionen - neue Visionen??
misc sagt in einem anderen thread:
Ich weiss nicht so recht. Das würde ja bedeuten, dass es derzeit keine wirklichen Visionen gibt, dass wir uns also in einem Zeitalter der reinen "Umsetzung" von alten Visionen befinden. Kann das sein? Oder ist das Fehlen der originellen, hellsichtigen Visionen nicht eher ein Syptom des mangelnden Interesses an Wissenschaft und Technik, anstatt dessen Ursache zu sein?Spekulationen über technische Entwicklungen und Konzepte hatten daher einen ganz anderen Reiz für den Leser. Heute ist der tatsächlichen Entwicklung, dem wirklich Machbaren von der SF vieles schon vorweggenommen worden
-- tichy
Das Fehlen von Visionen als Symptom des Mangels an Interesse an Wissenschaft und Technik??
„Wer Visionen hat gehört ins Krankenhaus“ - Willi Brandt !!
Ich denke an Visionen hat es nie gemangelt.
Der olle Kolumbus hatte die Visionen eines Weges nach Indien - halt in der Gegenrichtung. Jeder Bub der ein Segelboot sieht hat die Träume ferne / fremde Länder zu entdecken.
Die ersten, die ein Flugzeug haben fliegen sehen, haben davon geträumt damit zum Mond zu fliegen.
Und ein Paar von diesen „Visionären“ haben damit erfolg gehabt.
Die heutigen Generationen von Forschern sind halt mit Hans Dominik oder Kapitän Kirk groß geworden. Nun sind sie dabei zu Forschen und zu schauen welche „Vision“ sich verwirklichen lässt. Und jeder schiebt die Grenze weiter hinaus, jeder macht etwas von seinen Träumen war.
Mein neues Handy hat nur noch 25% vom Volumen meines ersten. Irgendwann werden wir nur noch so eine Brosche wie „Seven of nine“ tragen.
Mir doch egal ob das alte oder neue Visionen sind.
Wenn die alten aufgebraucht sind sorge ich für neue
Prost
Alex
Bearbeitet von Skydiver, 05 Januar 2004 - 23:32.
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It's all fun and game until someone loses an eye
- • (Buch) gerade am lesen:Robert B Parker
#18
Geschrieben 07 Januar 2004 - 10:27
Und zwar deshalb, weil Dicks Werke eben Visionen vermitteln. Nimm "Blade Runner": Dicks Vision der etwas düster-bunten Gesellschaft, in der die Grenzen zwischen Natur und Technik verschwimmen, hat dutzende Werke nach ihm maßgeblich beeinflusst. Nicht umsonst wird derzeit eines von Dicks Werken nach dem anderen verfilmt: Seine Vision trifft heute den Nerv der Zeit. Eine "Vision in der SF" muss, das habe ich ja schon gesagt, keineswegs technisch sein. Dicks Schwerpunkt ist weitgehend nicht technischer Art. Gleichzeitig bewegt sich Dick in meinen Augen vielfach aber auch hart am Rande der Science Fiction. Ich habe neben Blade Runner und Ubik bisher nur ein paar Kurzgeschichten von ihm gelesen, aber da gibt es doch oft Elemente, die eigentlich fast in den Bereich Fantasy gehören, wie die Horden vom "Psis", die in Ubik die Welt unsicher machen. Aber das ist ja kein Fehler -- ein guter Roman, der in der Zukunft spielt, ohne Zukunftsvisionen zu vermitteln, hört ja dadurch nicht auf, ein guter Roman zu sein. Nur ist es dann eben nicht mehr primär SF, finde ich. -- tichyDann ist P. K. Dick sicherlich nichts für Dich, was? Nach Lem ja einer der wenigen amerikanischen SF-Schreiber, die was taugen
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#19
Geschrieben 07 Januar 2004 - 21:11
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