
Anspruch an SF-Serien
#1
Geschrieben 09 Juli 2013 - 19:45
nachdem ich gestern die Pilotfolge von Continuum gesehen habe und eher mäßig angetan war, habe ich mal gedanklich Revue passieren lassen, welche Genre-Serien (also nicht nur SF) mir in letzter Zeit gefallen haben. Von sechs Genre-Serien, die ich den vergangenen zwei Jahren gesehen habe, konnten mich nur zwei wirklich begeistern - Game of Thrones und Misfits. Aber beide sind keine SF, sondern Fantasy bzw. Superhero Fiction.
Alle SF-Serien (V - Die Besucher, Falling Skies, Terra Nova und jetzt Continuum) hingegen haben mich mehr oder weniger enttäuscht bzw. nicht meine Erwartungen erfüllen können. Am besten schnitt da noch Falling Skies ab, aber selbst da hatte ich nach dem Ende der ersten Staffel keinen großen Bedarf an einer Fortsetzung.
Nun frag ich mich, ob vielleicht meine Ansprüche an SF-Serien zu hoch sind. Oder ob es vielleicht sogar problematisch ist, wenn ich versuche dieselben Kriterien, nach denen ich eine Non-SF-Serie beurteile, auf eine SF-Serie anzuwenden.
Um Mal ein Beispiel zu nennen: Ein wichtiger Punkt sind für mich z.B. Charaktere mit Ecken und Kanten, die glaubwürdig in ihrer Umgebung agieren. Ich meine, Serien wie The Sopranos, Dexter oder Boardwalk Empire haben ja sogar bewiesen, dass man selbst Mörder so porträtieren kann, dass der Zuschauer Anteil an ihrem Schicksal nimmt. Das verlangt natürlich ein gewisses Maß an Exposition und einiges Geschick der Drehbuchautoren, wenn es darum geht, charaktervertiefende Szenen in die Handlung einzuflechten. Von den oben genannten SF-Serien hat das bei mir keine geschafft - da waren mir die Good Guys zu sympathisch und die Bad Guys konnte ich nicht leiden. Und daran änderte sich auch nichts (Continuum nehm ich hier mal aus der Wertung, da eine Folge dafür nicht ausreicht).
Anderes Beispiel: Konflikte. Wenn ich an den Ehestreit von Tony und Carmela (Sopranos) denke oder die Rivalität zwischen Nucky Thompson und Jimmy Darmody (Boardwalk Empire), und das dann mit den Familienzwistelchen aus Terra Nova oder Falling Skies vergleiche... Ich denke, ihr wisst, worauf ich hinauswill
Liegt das nun daran, dass SF-Serien anderen Mustern folgen (müssen) oder trauen sich die Drehbuchschreiber dort einfach zu wenig?
Wie seht ihr das? Welche Ansprüche habt ihr an Genre-Serien und können die aktuellen Produktionen diese erfüllen?
Seti
Btw: Ich setze ja große Hoffnungen in die von HBO geplante Serie Spark, auf die TFA hier schon mal hingewiesen hat. Nicht, weil das Konzept so sensationell klingen würde... Aber ich denke, dass HBO eine ziemlich anspruchsvolle hauseigene Qualitätskontrolle hat, die ein Konzept erstmal passieren muss, bevor es in Serie gehen darf. Und sofern Spark diese Hürde überwindet, dürfte man (hoffentlich nicht unbegründet) froher Hoffnung sein.
"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"
#2
Geschrieben 09 Juli 2013 - 20:17
Zur Frage: Sind deine Ansprüche an SF-Serie zu hoch, wenn du die gleich Qualitätskriterien anlegst wie an Nicht-SF-Serien?
Das könnte durchaus sein. Aber ich glaube auch, dass die Drehbuchschreiber es sich zu einfach machen und meinen mit Special Effects das Defizit an Charakter-Beschreibung in ihren Drehbüchern aufzufangen.
Eine Non-SF-Serie hat nunmal auch das Problem, dass außer der Geschichte und den Figuren nichts da ist, was den Zuschauer bannen könnte. Es gibt ja außer Personen nichts zu beobachten. Und wenn schon die uninteressant gestaltet sind und dazu die Dialoge langweilig, dann gibt es nichts Unterhaltendes für den Zuschauer zu sehen. Bei Non-SF-Serien muss zwangsläufig ein menschlicher Konflikt im Zentrum stehen um das sich ein fesselndes Drama entwickelt. Das stellt glaube ich höhere Ansprüche an die Drehbuchautoren.
Deshalb lebt eine Serie wie Downton Abbey, die mir extrem gut gefallen hat, ganz von seinen Figuren und Dialogen und den Geschichten, die sich aus dem Zusammenspiel der Protagonisten und ihren Konflikten ergibt.
LG Trurl
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#3
Geschrieben 09 Juli 2013 - 21:39
betrifft wird man da nicht enttäuscht. Seine Ansichten von Demokratie und Militär geraten oftmals heftig an-
einander. Ebenso eckig sind auch der stets übellaunig daherkommende XO, Colonel Tigh, oder die äußerst
extrovertierte Pilotin Kara Thrace, die jedem ihre Meinung sagt. Auch wenn die in der Regel der Betreffende
gar nicht hören möchte.
Zur Zeit schaue ich gerade Caprica, ebenfalls aus dem Battlestar-Universum. Momentan kann mich die Hand-
lung noch nicht wirklich überzeugen. Die Charaktere entwickeln sich aber und zumindest die beiden Hauptfigu-
ren Daniel Graystone und Josesph Adama sind nicht oberflächlich, sondern schlagen sich auch mit jeder Men-
ge an Problemen herum. Mal sehen, wie es weitergeht.
Bearbeitet von vallenton, 09 Juli 2013 - 21:41.
"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105
#4
Geschrieben 09 Juli 2013 - 23:29
#5
Geschrieben 10 Juli 2013 - 00:09
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#7
Geschrieben 10 Juli 2013 - 11:15
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#8
Geschrieben 10 Juli 2013 - 11:28
Nicht nur dort.Wie ist dann erklärbar das Falling Skies schon in der 3. Staffel ist. Offenbar scheint dieser Müll ja eine genügende Anzahl Zuschauer in den Staaten zu finden.
Zu Falling Skies habe ich eine etwas komische Einstellung. Anfangs dachte ich, dass das nur wieder das tausendste Plagiat der Krieg der Welten Story ist. Die erste Staffel fand ich auch noch so lala. Vor allem weil der heroische Kampf der letzten überlebenden Menschen, gegen die angeblich so übermächtigen Aliens, bei Licht betrachtet die pure Unglaubwürdigkeit ist.
Aber in der 2.Staffel hat sich das Bild doch etwas geändert. Die Serie ist zwar immer noch das tausendste Plagiat und kann der ganzen Invasions-Thematik kaum innovative Aspekte abgewinnen. Es geht halt ums Überleben und den Soap-Geschichten, die sich daraus spinnen lassen. Aber wenigstens die Aliens haben Kontur entwickelt und sich ausdifferenziert. Aus den bösen spinnenartigen Killeraliens wurden eine versklavte Dienerrasse der eigentlichen Alienschurken, den Overlords (auch keine greade originelle Namensgebung), die ebenfalls um ihre Freiheit kämpft und auf Unterstützung der Menschen hofft.
Die Serie hat also eine interessante Eigendynamik gewonnen, zumal auch die Front menschlichen Verteidiger ihre Dellen bekommen hat und sich als nicht so einheitlich und moralisch sauber darstellt, wie man ursprünglich. Und wie das mit den manipulierten Kindern weitergeht, deren geistige Beeinflussung noch weiterbesteht, nachdem ihnen das Kontrollmodul entfernt wurde, ist ebenfalls offen.
Insgesamt kann man sagen dass die Serie zwar interessant ist und ich werde, falls die 3. Staffel kommt, sie ebenfalls ansehen, die Charakterzeichnung der Figuren auf ihre Funktion in der Geschichte beschränkt ist und längst nicht mit anderen SF-Serien wie Galactica konkurrieren kann. Besser als Terra Nova ist sie allerdings schon, auch was die Darstellung der Gruppendynamik angeht.
LG Trurl
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#9
Geschrieben 10 Juli 2013 - 13:23
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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Saramee
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#10
Geschrieben 10 Juli 2013 - 13:29

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#11
Geschrieben 10 Juli 2013 - 13:44
eher GotteswerkIch ahne es schon, bald gibt es neben dem Spruch "Elfenwerk!" auch noch "Zylonenwerk!"

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#12
Geschrieben 10 Juli 2013 - 13:50
Aha. Ein Häretiker. Wahrscheinlich hast du deine Abneigung bereits woanders exemplifiziert (ich mag das Wort gerade). Wenn du es nicht in aller Kürze hier machen willst kannst du ja auf den entsprechenden Thread verweisen.Battlestar mag zwar von den Figuren und von der Fernsehqualität toll sein, aber das reicht für eine gute SF-Serie nicht. Wenn der Hintergrund schwach und voller Logiklöcher ist, hilft auch kein tolles Ensemble. Ich möchte nie wieder solch hanebüchenen Unsinn sehen. Oder eben eine Serie, die sich selbst nicht ernst nimmt. Am liebsten aber mal wieder eine echte Raumschiffserie.
Ich muss zugeben, dass ichvon Galactica nicht alle Staffeln bis zum Schuß gesehen habe, weil es mir auf die Dauer ... ähm ... zu anstregend wurde und mir auch das Religionsgedöns auf den Geist gegangen ist. Das der Menschen, aber auch das der Zylonen.
Dennoch glaube ich, dass es eine hochwertige und überdurchschnittliche und vor allem sehr ernsthafte SF-Serie ist. Eine der wenigen.
LG Trurl
Bearbeitet von Trurl, 10 Juli 2013 - 13:52.
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#13
Geschrieben 10 Juli 2013 - 14:11
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Saramee
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#14
Geschrieben 10 Juli 2013 - 15:19
Okay. Verstehe ich jetzt zwar nicht ganz, aber egal.Ich sags mal ganz simple: Eine SF-Serie, die ihre Handlung als Gotteswerk erklärt, kann mir in Zukunft gestohlen bleiben.
LG Trurl
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#15
Geschrieben 10 Juli 2013 - 17:32

Hiernach hätte ich eigentlich ein längeres Originalzitat aus der Serie erwartet?! (Simply said...Ich sags mal ganz simple:

/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
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