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Lektoratskosten für ein Sachbuch


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8 Antworten in diesem Thema

#1 derbenutzer

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Geschrieben 16 August 2013 - 10:23

Hallo zusammen! Hat jemand unter Euch bitte Erfahrungen mit Lektoraten für Sachbücher? Es geht um den naturwissenschaftlichen Bereich (Hobby-Astronomie). Es werden so ca. 300 Normseiten werden. Ist bei Sachbüchern auch ein Exposé üblich? Wenn ja, was gilt es zu beachten? Bin für jeden Hinweis dankbar, gerne auch per PM. Vielen Dank! Jakob

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#2 Guido Seifert

Guido Seifert

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Geschrieben 16 August 2013 - 11:05

Ist bei Sachbüchern auch ein Exposé üblich? Wenn ja, was gilt es zu beachten?

So weit ich weiß, ist ein Exposé bei Sachbüchern nicht üblich. Ich meine, mal gelesen zu haben, dass der gewöhnliche Weg folgender ist: Man erkundigt sich bei relevanten Verlagen, ob Bedarf für das geplante Buch besteht, und schließt dann gegebenenfalls im Vorfeld einen Vertrag ab, also noch bevor man überhaupt mit dem Schreiben begonnen hat.

#3 Schlomo

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Geschrieben 16 August 2013 - 15:03

Bei Sachbüchern (Hobbybereich) sieht es mit dem Lektorat genauso mies aus wie bei Fachbüchern (Science Bereich). Die Lektoren können nur Rechtschreibung (und teilweise Grammatik) korrigieren, wobei beides mit Vorsicht zu genießen ist, da ein paar Ahnungslose auch mal gerne Fachwörter „korrigieren“. Nachrechnen, Gleichungen überprüfen oder Zahlenwerte korrigieren ist nicht. Wie auch? Den Leuten fehlt dazu das nötige Fachwissen. Schlimm ist es, wenn sie es trotzdem versuchen. Einzige Chance: Frag einen befreundeten Prof aus dem selben oder einem verwandten Fachbereich, ob er sich den Text mal vorknöpft. Das machen die meisten Autoren so. Und wenn du das Manuskript vom Lektorrat zurück bekommst, arbeite es noch mal GRÜNDLICH durch, da manche Lektoren wirklich unberechenbare Irre sind. Kein Witz. Hab schon erlebt, dass die in mitabgedrucktem Sourcecode die Namen von Variablen und Funktionen „korrigiert“ haben... Schalom, Schlomo

#no13

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#4 derbenutzer

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Geschrieben 16 August 2013 - 18:42

Danke, Guido und Schlomo!

Gut, ein Exposé spare ich mir zumindest. Falls jemand etwas über Kosten sagen könnte, wäre dies hilfreich.

@Schlomo
Habe mir gerade vorgestellt, wie das bei Code ausginge, wenn jemand bei den Arten der Anführungszeichen "Verschönerungen" vornimmt oder bei Variablennamen Umlaute ("ae" in "ä") -- natürlich nur teilweise -- ausbessert. Das könnte interessant werden beim Debuggen, Verzeihung ich meine natürlich "Entkäfern" ...Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild

LG

Jakob

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#5 Schlomo

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Geschrieben 16 August 2013 - 18:59

Ja, es war das mit den Umlauten. Und in einem anderen Buch, das ich mal gekauft hatte – 80er Jahre, es ging um KI – hat so ein „Spezialist“ in einem Programmsnipplet, das Satzanalysen machen sollte, „noun“ durch „Substantiv“ und „pronoun“ durch „Pronomen“ ersetzt. Aber natürlich nur in dem Snipplet, nicht in der zugehörigen Datenbank... Schalom, Schlomo

#no13

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#6 Nina

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Geschrieben 17 August 2013 - 15:56

Erfahrungen habe ich nicht direkt, aber wenn Du das tatsächlich an ein Lektoratsbüro gibst, musst Du schon mit einigem rechnen. Für unterhaltsame Texte sind das schon ein paar Euro pro Seite, für ein Sachbuch sollte es nicht unter sechs Euro gehen - und Achtung, gemeint sind Normseiten, nicht die umfangreicheren Wordseiten, wie sie ein normaler Mensch halt so runtertippt. Die meisten lassen sich aber ein Hintertürchen offen, mehr zu verlangen, sollte der Text besonders kompliziert sein oder so schlecht geschrieben, dass es mehr Arbeit als üblich macht. Umgekehrt, wenn man als Lektor arbeiten will, gibt es die irrsten Angebote. Niedrig-zweistellige Summen von Kleinverlagen für ganze Bücher oder von größeren Verlagen die Antwort, man könne es doch mal versuchen, sich für ein unbezahltes Praktikum bewerben. Aber bitte nicht, wenn man die nächsten drei Monate über tagsüber an Werktagen was vorhat. (Beispielsweise, einen Job zu machen, mit dem sich der Lebensunterhalt bestreiten lässt oder eine Ausbildung.) Mal davon ausgegangen, dass Dein Text stilistisch gut geschrieben ist und Du keinen Blödsinn gemacht hast, wie z.B. Zitate und Zahlen aus dem Kopf raus niederzuschreiben: (Erfahrungsgemäß geht dann meistens was schief und das Lektorat hingegen hat keine Chance, das durch bloßes Drüberlesen zu merken. Klar kann man jedes Zitat nachschlagen, aber das braucht zu viel Zeit und viele Bücher und vor allem Papers sind ja dem Lektor nicht zugänglich.) Da würde ich schauen, dass ich einen Studenten erwische, der Ambitionen in die Richtung hat und eben den Einstieg sonst nur über Praktika machen könnte. (Vielleicht kannst Du ja einen Aushang an der Uni machen oder in ein Studentenforum schreiben.) Da wird das deutlich unter den empfohlenen Preisen gemacht, kann auch deutlich drunter gemacht werden, weil die Leute üblicherweise noch keine Kinder haben, bei den Eltern versichert sind und meist zumindest teilweise finanziell unterstützt werden. Die Motivation ist auch oft hoch und man kann ja durchaus mal ein paar Probeseiten machen lassen, bevor man das ganze Manuskript aus der Hand gibt. Klar ist es nicht das selbe, als ob das einer macht, der zwanzig Jahre Erfahrung im Verlagsgeschäft hat, aber wenn das Manuskript vorher schon gut ist und man nur noch ein weiteres Augenpaar von jemandem mit einer gewissen Grundintelligenz und etwas Fachwissen sucht, könnte das was bringen. Weil wie gesagt, beim Lektoratsbüro brennt der Autor wie ein Luster. Und ich will auch gar nicht sagen, zu Unrecht. Die Leute dort können ihren Job wohl und wollen davon halt auch ihren Lebensunterhalt bestreiten. Ansonsten kannst Du noch versuchen, vielleicht unter Kollegen einen Lektoratstausch zu machen. Gerade im SF-Bereich sind viele Physiker (ich bin mal in einem Panel vom Wurdack-Verlag aufgetreten, na holla, ich glaub da waren wir mehrere Autoren und ich bin da als Nicht-Physikerin voll aus der Reihe gefallen), vielleicht kann man was deichseln in Richtung: "Korrigier du bitte mein Sachbuch mit 200 Seiten, dann mach ich dasselbe bei deinem Roman von 400 Seiten." (Klar, das Sachbuch ist natürlich mehr Aufwand.)

#7 derbenutzer

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Geschrieben 17 August 2013 - 17:43

Hallo Nina! Vielen Dank für die zahlreichen Hinweise. Da ist einiges dabei, das ich mir genauer überlegen werde. Ein guter Teil der Arbeit wäre schlicht und einfach Korrektorat (seit einer bestimmten Reform bin ich nicht mehr so firm, wie das früher mal der Fall war) inklusive Herumfeilen an Formulierungen, da ich leider zu substantivistischen Formulierungen tendiere. Liebe Grüße! Jakob

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#8 Nina

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Geschrieben 18 August 2013 - 11:03

Na ja, das klingt ja nicht so wild. Wenn es nicht zu speziell wird, müsste das dann nicht unbedingt ein Physiker durchgehen. Ein populärwissenschaftliches Sachbuch, wo einer beispielsweise das Sonnensystem erklärt, sollte auch jemand anderer schaffen. Umgekehrt - Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel - ist es meiner Erfahrung nach nicht so häufig, dass ein Naturwissenschaftler auch überdurchschnittlich sprachlich begabt ist bzw. alle Rechtschreibreformen aktiv mitgemacht hat. (Die Science-Fiction-Szene ist da natürlich speziell, da ist das vermutlich noch häufiger als anderswo.) Gerade die neue Rechtschreibung kriegt auch die automatische Rechtschreibprüfung ganz gut hin. Nicht alles, aber vieles davon. Mein Tipp wäre aber, häufige Dinge wie "daß" schon mal mit "Suchen und Ersetzen" auszumerzen. Das lenkt dann den Lektor schon ab, wenn er das in jedem dritten Satz ausbessern muss. Wo das Ganze noch hakt, ist die Getrennt- und Zusammenschreibung. Das ist besonders blöd, weil das auch teils wieder "zurückreformiert" wurde. Also da gebe ich zu, dass ich das häufig nachschaue, auch wenn sich dann meistens herausstellt, dass es zwei richtige Varianten gibt. Mir hilft es jedenfalls, dass der Duden am Computer installiert ist, das senkt die Hemmschwelle beim Nachschauen gegenüber aufstehen müssen, Buch suchen, blättern. Ich sehe das Problem nicht so extrem wie Schlomo, aber natürlich können Lektoren, Korrekturleser usw. auch neue Fehler einbauen. Ich würde daher nicht einfach ausbessern lassen. In Word finde ich, dass "Änderungen verfolgen" einem da gute Dienste leistet. Man kann da auch einfach die Änderungen durch Klicken absegnen bzw. verwerfen, was sehr praktisch ist. Nur sollte man besser nicht zu lange an einem Stück machen, nach vielen vernünftigen Änderungsvorschlägen tendiert man dazu, irgendwann das Hirn auszuschalten und nur noch zu klicken. Es muss ja nicht alles in einer Sitzung erledigt werden, lieber über ein paar Tage hinweg und dafür alles durchdenken. (Vorsicht bei Nutzung von Open Office: Bei unseren Anthologien gab es da immer einen Zirkus, da das in dem Bereich teils dann doch nicht kompatibel ist.) Bei den Formulierungen empfehle ich auch, die Anweisung zu geben, das gleich sichtbar umzuschreiben. Ich hatte schon in Kurzgeschichten ganz lange Absätze als Kommentare, wo ich mehrmals durchdenken musste, was die Belehrung denn bedeutet, damit sich am Ende herausgestellt hat, dass ich ein Komma zu wenig gemacht oder eine Wortwiederholung verbrochen hatte. Klar, Lektoren gehen oft auf Nummer Sicher, weil ihr Ruf nicht so gut ist ("Die verfälschen die ganzen Texte!"), aber man kann es auch übertreiben. Nicht jeder Autor macht ein Drama draus, wenn ein Wort geändert wird oder kämpft um jedes Satzzeichen.

#9 derbenutzer

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    Phagonaut

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Geschrieben 19 August 2013 - 12:25

Danke, Nina!

Wieder zahlreiche sehr gute Tipps.

Die Rechtschreibung ist gar nicht das zentrale Problem, So schlecht bin ich da gar nicht, nur unsicher. Wie Du ja auch sagtest, kann man sich vieles mit Tools erleichtern (Duden-Korrektor hab ich auch).

Ich wünsche mir nur einen Profi, der stilistisch eingreift.

Probeleser werde ich sicher noch auftreiben, inkl. Fachleute.

Ich werde sicher noch Fragen haben. Dann aber eher per PM, da ich mit einem bestimmten genialen Konzept nicht öffentlich werden möchte. Ich will alleine reich werden ...Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild

LG

Jakob

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