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Eine PR-NEO "reloaded reboot" Geschichte in Teilen


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8 Antworten in diesem Thema

#1 Sprinter

Sprinter

    Ufonaut

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Geschrieben 06 Dezember 2013 - 15:31

Vorwort: Liebe Foristen & Neo-Liebhaber, in den letzten Tagen habe ich einiges aufgewirbelt und dem armen Klaus wohl zu kräftig ans Bein gepinkelt. Das tut mir leid. Ich möchte die allgemeine Ruhe und Ordnung im Forum natürlich nicht stören. Als Wiedergutmachung habe ich mir überlegt, schreibe ich eine kleine Geschichte, in Teilen, zur Strafe und führe einen Vampir(ishen) in PR-NEO ein. So als Beweis, dass es geht und die Serie nur gewinnt. Ich versuche dabei keinen akzeptierten und guten PR Stil zu benutzten, sondern einen Neuen, Unverbrauchten zu gebrauchen, den ich >>behutsam-NEO-erweitert<< nenne. Nun bin ich kein Autor und dies ist die zweite Geschichte, die ich je zu Papier gebracht habe. Die Erste kann bald in 11xAlltag gelesen werden. Lange Rede, kurzer Sinn, ich hoffe, dass folgende Zeilen zur allgemeinen Erheiterung, in welcher Weise auch immer, dienlich sind. Als kleinen zusätzlichen Anreiz wird derjenige Leser von mir gekrönt, der mir am Abschluss der Serie als Erster sagen kann, wie häufig NEOs neues Mantra („Behutsam erweitert“) vorkommt in der Geschichte. Es geht ja nicht an, dass dieses Forum kein eigenes Rätselraten hat! Leider kann ich nicht mit Coupons für Heizdecken oder selbstverlängernden >>Ein Herz für die Frau<< Abos oder anderen Intensives aufwarten. Ich hoffe, dass hier der Spaß an der Freud ausreicht. Obgleich, halbleere Kugelschreiber mit Silikonbeschichtung hab‘ ich hier irgendwo ... na‘ ich überleg mir was.

PR-NEO reloaded reboot


Verdummungsstrahlen der Verdammnis


Ein LOG-Abenteuer

in komplett satirisch-ironischer Betrachtungsweise

natürlich ohne Personen- oder Realitätsbezug

2013 Sprinter






Teil I - Über dem Institut

Er war ein, für sein Alter von zwölf Jahren, klein gewachsener Junge von 143cm, mit strohblonden Haaren, braunen Augen und einem freundlichen Gesicht, das immer zu einem Lächeln bereit war. Er wurde von allen nur >>LOG<< gerufen, natürlich nicht von seiner Mutter, die rief ihn Lars oder Otto, wenn er mal wieder was verkehrt gemacht hatte. Seine Kumpel und Mitschüler in der 6f des P.R. Schrottich Gymnasiums, riefen ihn nicht nur LOG, weil er über ein nahezu bildhaftes Gedächtnis verfügte, das ihn zuweilen wie ein wandelndes Logbuch erscheinen ließ, sondern vor allem wegen seines Namens Lars-Otto Ganner. Er fand LOG richtig cool und er hasste es, Otto gerufen zu werden. Er war auf dem Weg von der Schule nach Hause. Er hätte die schnellen Laufbänder nutzen können, die sich wie verchromt-spiegelnde Bänder neuerdings überall durch Terrania zogen. Aber er wollte gar nicht so eilig nach Hause. Seine Mutter und sein Vater arbeiteten am Xenobiologischen Institut an der Universität Terrania. Sein Vater, Dr. rer. nat. Walter Ganner war Mikrobiologe mit Schwerpunkt DNS-Squencing und seine Mutter Frau Gertrude Ganner war gerade Doktor rerum naturalium der Astro-Biologie geworden. Ihr Erststudium war Elektronik, das sie mit einem Ingenieursgrad abgeschlossen hatte. Sie machte sich aber nicht viel aus Titeln. LOGs Eltern waren zuständig für das DNA-Sequencing Labor der Xenobiologischen Fakultät, über dem sie auch wohnten.
Zu Hause erwartete ihn seine Mutter mit Mittagessen, aber auch mit ein paar neugierigen Fragen bezüglich seiner letzten Mathearbeit, die er heute wiederbekommen hatte. Mathe, das war so ein Thema. Er konnte sich alle Zahlen merken, überhaupt kein Problem, auch alle Formeln, da kannte er sogar fast alle, nachdem er einmal in seines Vaters Mathematik für Biologen geschaut hatte. Er begriff es nur nicht. Was sollte er mit den Zahlen machen? Y soll sein ein X anstelle einer Zahl addiert mit Fünf und durch Drei mal X dividiert ... LOG schimmerte es vor Augen ... ‚Welchen Zweck hat das? Was soll ich damit?‘ Brauch ich das wirklich?, fragte er sich. ‚Die Arbeit ist mal wieder total in die Hose gegangen, Mami wird schimpfen und Papa wird versuchen mir mal wieder schnell Mathe zu erklären‘, dachte er.
„Lars-Otto, wenn das bei der nächsten Arbeit nicht besser wird, bleibst Du sitzen, willst Du das?“, hatte ihm heute Frau Klackerton, seine Mathe Lehrerin, vor versammelter Mannschaft gesagt. Auf den Mond hätte er sich gewünscht, so hatte er sich geschämt, aber was sollte er machen. Resignierend schüttelte er leicht den Kopf in seinen Selbstgesprächen. Er hat ja geübt! Die Übungsaufgaben kann er auch alle sofort niederschreiben, bis auf die letzte Stelle genau, aber die neuen Aufgaben waren alle ganz anders. Passten überhaupt nicht zu denen, die er geübt hatte. ‚Wie machten das die anderen nur?‘, fragte er sich gerade, während er, auf sich selber wütend, eine kleine Träne aus dem linken Auge strich.
Die Sonne brannte hell und heiß auf ihn herab, seine Arme bekamen schon einen roten Ton, als er zuhause ankam.
Er ging durch die Lobby des weiß gekachelten Baues, zu einer kleinen Tür in der linken Ecke. Er legte seine Hand auf das Sensorfeld, ein >>Biep<< ertönte und die Tür zu ihrer Wohnung ging auf. Er stieg schnell die paar Stufen hinauf in den 1. Stock, in dem sich die Küche, das Esszimmer und das Wohnzimmer mit einem kleinen Dachgarten befanden. Sein Zimmer war im 2. Stock zusammen mit den beiden Arbeitszimmern seiner Eltern, sowie einem kleinen Bad mit WC. Das Schlafzimmer seiner Eltern befand sich im 3. Stock, zusammen mit einem großen Bad, einer kleinen Waschküche und einer kleinen Loggia zum Wäschetrocknen. Die Arbeitszimmer seiner Eltern lagen nebeneinander und verfügten über eine drei Meter lange, nahezu raumhohe Öffnung, die durch zwei manuelle Schiebetüren geöffnet oder geschlossen werden konnte. In jedem der beiden Räume stand eine von den ultra-modernen Positroniken nach arkonischem Vorbild und summten leise vor sich hin.
Bei dem Gedanken an die Positroniken, fielen LOG fast alle Fakten zu den Maschinen ein, die momentan veröffentlicht wurden. Gebaut von der Firma FRS et Phush in Vastatt, Nennleistung: ungefähr 10.000-mal die Performanz aktueller irdischer Computer mit einem Hunderstel des Stromverbrauchs.
Das beeindruckende an der ganzen Sache war, dass es FRS et Phush geschafft hatten, innerhalb von nur zwei Wochen die Produktionsanlagen aus dem Boden zu stampfen zu produzieren und auszuliefern.
FRS et Phush waren schon vor ungefähr einem Jahr in den Medien gewesen, als sie, innerhalb von einem Monat, aus einem FPGA basierten Prototypen des InstantTranslate Implantates zu einem fertig implantierbaren Gerät, samt medizinischen Verträglichkeitstest und Nervenanbindung, entwickelt hatten. Eine Aufgabe, die zwanzig Jahre früher noch etliche Jahre in Anspruch genommen hätte. Klasse!
Wie sich LOG erinnerte steht FRS für Frank RussischeSuppe (FRS). Dieser hatte schon einige weitere Rekorde aufgestellt, die von (sehr) ungebildeten Kreisen der Menschheit als >>Unmöglich<<, >>Schwindel<< oder gar >>Hexerwerk<< abgetan wurden. Der Firmen-Slogan ist ein Meilenstein modernen Marketings und Rethorik: „Behutsam erweitert war gestern!“
Und Phush?‘, LOG musste überlegen: ‚Phush ... Phush?‘ LOG konnte sich beim besten Willen nicht mehr erinnern! Es schwirrten wie verschwommen die Buchstaben >K< und >N< vor seinem geistigen Auge. Aber einen Zusammenhang, nein, den konnte er nicht finden, ‚Warum nur? Was ist los mit mir?‘, dachte er verstört, seine >Gabe< hatte ihn noch nie so im Stich gelassen.
Mit einem Schulterzucken überließ er die Gedankengänge dem Nirvana, auf dem sie, sich langsam schlängelnd, dem Geist entfleuchten.
„Hallo Mama, ich bin zuhause“, rief LOG in die Küche, die sich aber leer vor ihm auftat. Er trat zurück in das Treppenhaus und rief laut: „Mama! Hallo, ich bin da!“
Aber niemand antwortete. LOG ging in das Esszimmer und schaltete das Pad ein, das auf dem Tisch lag. Dort flammte der folgende Text auf, den LOG sorgsam las:

Hallo Lars!

Ich musste mit Papa zu Reginald Bull in den Tower. Wir sind um 18:00h wieder da und essen zusammen.

Bitte mach Dir schnell was selber, Essen ist im Kühlschrank.

Küsse & ich hab Dich lieb!

Mama

Auf der einen Seite war er froh, dass er seiner Mutter nun nichts über die Mathearbeit sagen musste, auf der anderen Seite vermisste er sie und machte sich auf den Weg in die Küche.

Bearbeitet von Sprinter, 09 Dezember 2013 - 00:50.


#2 howdy10

howdy10

    Illuminaut

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Geschrieben 06 Dezember 2013 - 22:16

Weiter so Eingefügtes Bild
Ein Fan-Fiction-Projekt, das einen Blick wert ist:
Eingefügtes Bild
Mehr auf:
http://www.scifinet....on-neo-pra-neo/
http://www.scifinet....nische-formate/

#3 Sprinter

Sprinter

    Ufonaut

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Geschrieben 07 Dezember 2013 - 10:50

Teil II Hausaufgaben
Seine Mutter hatte ihm Königsberger Klopse mit Kartoffelpüree und Spinat in den Kühlschrank gestellt. Er nahm den Teller vorsichtig heraus und schob ihn in die Mikrowelle, die gleich nebenan eingebaut war. Er wählte das Programm >>Speisen aufwärmen<< mit drei Minuten Bestrahlung. Diese Zeit musste er jetzt abwarten, er tat dies, indem er auf dem Pod seine Lieblingsmusik abspielen lies. Ska Titel von Farin Urlaub Racing Team (FURT), aus dem Album >>Die Wahrheit übers Lügen<<, es spielte gerade der Titel >>Unscharf<< als die Mikrowelle wild zu rattern begann und unbekannte Töne und Geräusche von sich gab, die man so von solch einem Gerät nie vermutet hätte.
Aufgeschreckt stand LOG auf und schaute in die Küche. Es sah aus, als wäre eine Bombe explodiert, überall Essensreste, Spinat, Püree und Kapern sprenkelten die Küche. Einen Klops hatte es an die gegenüberliegende Wand geschleudert, wo er jetzt langsam, der Gravitation gehorchend, schneckengleich, eine Saucenspur ziehend, seinen Weg zum Fußboden suchte. LOG, der wie angewurzelt dastand, nicht glaubend, was er da sah, und ängstlich, dass er von seinen Eltern hierfür zur Rechenschaft gezogen wurde. Eine halbe Minute später brach er in schallendes Gelächter aus. Die Mikrowelle war ein nagelneues Fabrikat der Firma FRS Appliances, die von keinem Geringerem als dem legendären Mitbegründer der FRS et Phush, FRS persönlich in Terrania gegründet wurde. Das Typenschild der Machine FRSA-NEO17-fit lag auf dem Boden, noch deutlich konnte man den Wahlspruch erkennen: >>Behutsam erweitert für eine neue Zukunft<<, „Was für ein erbärmlicher Schrott!“, sagte LOG laut.
LOG dachte dadrüber nach, ob er die Küche aufräumen sollte, oder besser nicht. Wenn er dies täte, würde da bestimmt der gesamte Nachmittag bei draufgehen und er musste noch Hausaufgaben machen. Wenn alles sauber wäre, würden seine Eltern glauben, dass er die Maschine kaputtgemacht und aus Reue und Schuldeingeständnis geputzt hatte.
Er nahm sich zwei Äpfel vom Esstisch, wusch sie vorsichtig ab und begab sich in den 2. Stock in sein Zimmer. Den Pod mit dem Ska nahm er mit.
Im Zimmer angekommen warf er den Pod auf sein Bett wo es weiterhin easyPunk vom Feinsten von sich gab und nahm vor seinem Schreibtisch auf dem neuen Stuhl platz. Auf seinem kleinen Schreibtisch lag die B-Einheit seines SchoolPods, die sich wahrscheinlich schon von selbst mit der A-Einheit in der Schule abgeglichen hatte. Die SchoolPods waren im TerraniaEduNet miteinander verbunden, in denen auch Funktionalitäten wie Social-Networks und dergleichen abgebildet und staatlich überwacht wurden. Das Netzwerk war vom Net-Terrania abgeschottet, und FSK12-clean. Wie gerne hätte LOG Zugang zum Net-Terrania gehabt, dem großen Netz, wo die Erwachsenen sich tummelten, und das ein Ableger des ehemaligen Internets war, das aufgrund der diversen Spionageaffären, neu aufgebaut werden musste. So war er aber auf TerraniaEduNet begrenzt, hatte aber Zugriff auf die Inhalte aller öffentlich-rechtlichen Server weltweit. Es gab auch eine große Anzahl an Third-Party Content Providern, die unter Absprache mit den terranischen Behörden, Inhalte für Jugendliche anbieten durften. Dies waren teilweise Lernspiele, Lernsoftware oder künstlerische Inhalte von Bild, Musik, zur Literatur bis tief hinunter zu den wöchentlichen Groschenromanen, war alles vertreten. LOG hatte auch ein Abo eines dieser Groschenromane gehabt, PR-NEO-reloaded. Mittlerweile wurde es eingestellt, aber die zweihundert Ausgaben, die in Vastatt veröffentlicht wurden, stammten noch aus der Feder oder in Beteiligung des Legendären FRS - >>himself<<. LOG fand die Serie richtig gut, heldenhafte Frauen und Männer, die die Sterne bereisten. Nun hatten sie dies alles selber vor ihrer Haustür. Wie aufregend doch die Zeiten waren, wie spannend sich die Berichte des Herrn Bull oder Herrn Rhodans lasen. Wie erschütternd waren aber die Berichte über die Zerstörungen der Raumschiffe, der Brutalität arkonischer Technologie. LOG wusste im Moment nicht, ob er ängstlich sein sollte, abwartend ob des Horrors, der sich ihm allgegenwertig darbot, oder hoffnungsvoll in die Zukunft blickend. Er hatte mit ansehen müssen, wie Menschen aus 50m Höhe aus einem Fantan Schiff sprangen oder geschleudert wurden. Bilder, die er nie mehr vergessen wird. Er hasste die Fantan und alles Neue, Außerirdische. Er hatte sich geschworen, dass er Rache nehmen würde, eines Tages, wenn er groß war. Rache an den Fantan, Rache an denen, die Unschuldigen Leid zufügen. „Eines Tages werde ich den Fantan ihr letztes Besun geben, das gelobe ich!“, schwor sich LOG, indem er die rechte Hand auf sein Herz legte und die Linke zur Decke streckte.
Ich sollte wohl mal mit Geschichte anfangen, das dauert am längsten und ist am langweiligsten. Herr Dr. Meyer, LOGs Geschichtslehrer, hatte eine so trockene Art und Weise, wie er geschichtliche Fakten und Begebenheiten präsentierte, dass er zum langweiligsten Lehrer des Jahres gewählt wurde. LOG hatte bei der Datenerhebung letzten Monat für die Schülerzeitschrift >>Lust auf Schrott<< mitgeholfen.
Seine heutigen Hausaufgaben bestanden dadrin, aus einer, zufällig ausgewählten, historischen Begebenheit aus seiner Heimat, einen Bericht anzufertigen. Da LOGs Eltern aus Vastatt stammten, musste sich LOG nun durch deutsche Geschichte wühlen. Er hatte jedoch großes Glück gehabt. Sein Thema war die große Verdummungsaffaire von 2024. Interesse an dieser Thematik empfand LOG, da FRS und Phush, seine beiden großen Helden, dadrin verwickelt zu sein schienen.
Der Pod hatte ihm schon bei der Zusammenstellung der Quellen geholfen, und eine Liste zum Abrufen bereitgestellt:

1) Zusammenfassung der Verdummungsaffäre durch Terra-Net TN1TV

2) Betroffenenberichte aus Vastatt aufgenommen 2024

3) Lebenslauf des Herrn Frank Russischesuppe

4) Lebenslauf des Herrn Karl Norbert Phush mit anschließendem Interview durch Herrn Schnellläufer im Sommer 2036



Aufgabe: Verfasse einen zweiseitigen Bericht über die Vorkommnisse und gebe Deine Meinung über die damaligen Ursachen der Verdummung an.

LOG lehnte sich zurück und tippte auf den 1. Link und augenblicklich startete die Zusammenfassung von TN1TV. Eine sympatische Frauenstimme berichtete:
„Im Jahre 2024 entdeckte eine unabhängige Gemeinschaft von Psychologen und Selbsthilfegruppen im deutschsprachigen Raum, dass in diesen Ländern Menschen unfähig geworden waren kompletten Irrsinn als solchen zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Dieses Verhalten wird durch Nennung von sogenannten Trigger-Wörtern hervorgerufen. Bisher bekannte Wortkombinationen sind: >>behutsam erweitert<< und >>Leid tun<<. Aus bisher unerklärlichen Gründen führt dies bei den Betroffenen zum Kauf von Publikationen eines Verlages aus Vastatt. Es ist ein deutliches Nord-Süd Gefälle im deutschsprachigen Raum wahrnehmbar. Je weiter im Norden Menschen angesiedelt sind, desto weniger zeigten sie Symptome. Menschen, die im Ausland lebten, zeigten überhaupt keine Affinität auch nur eine der eher zweifelhaften Publikationen weiterhin zu kaufen, nachdem der dadrin enthaltende Irrsinn ersichtlich wurde. Es zeigte sich bei Männern eine stark erhöhte Nachfrage nach FlashIllu und Schlüsselloch, beide durch >>behutsam erweitert<< getriggert und bei Frauen Avanti und Melodie durch die Schlüsselworter >>Leid tun<<.
Menschen, die diesem Kaufdrang erlagen, haben sogenannte Hamsterkäufe von diesen Publikationen vorgenommen. Die Verlagsgruppe zeigte sich besorgt und versprach Mithilfe bei der Auflösung. Der hierfür extra abgestellte Praktikantenanwerter Eduard Schlucker klebte zwei Jahre lang vorgedruckte Beileidsmarken auf Postkarten, die so einen persönlichen Touch erhielten. Diese wurden dann den Betroffenen zugesandt, wobei freundlicherweise auch ein Prospekt über die anderen Publikationen der Gruppe anbei gelegt wurde.

Im Jahre 2027 zusammen mit dem Renteneintritt des damaligen Verlagschefs Karl Norbert Phush, verebbte langsam die Verdummung. Eine Beteiligung des Herrn Phush und seines damaligen Chefredakteurs für PR Herrn Frank Russischesuppe konnte nicht nachgewiesen werden. Im gleichen Jahr wurden alle Ermittlungen von Seiten der Staatsanwaltschaft eingestellt.“
Damit endete der Beitrag und LOG saß einige Zeit nachdenklich da. „Das ist ja allerhand!“, entfuhr es ihm, als er sich wieder entspannt zurücksetzte. ‚Geschichte kann doch was Interessantes an sich haben!‘, entdeckte er sich denkend.
Neugierig geworden drückte LOG den 2. Eintrag auf der Liste und ein neues Video startete. Es zeigte weinende Menschen, die auf Häuser zeigten, die voll waren mit Zeitschriften aus dem Vastatt Verlag. Männer schauten peinlich berührt fort, als Gabelstapler die Zeitschriften mit den nackten Details von Frauen hinausschafften. Angehörige nahmen ihre Lieben in die Arme, wenn diese den Trennungsschmerz von Avanti nicht trocken überstehen konnten. Es wurden Menschen gezeigt, die sich bar jeder Würde, in ihrem Leid, wälzten, weil sie zwanghaft die Publikationen behalten wollten. Es wurde der neue Verlagsgruppenchef K.N. Phush gezeigt, der mit besorgter Miene erklärte, er werde dem nachgehen und schnellstmöglich Auflösung der Rätsel geben.

So viel Leid! So viele unschuldige Menschen!‘, dachte LOG und fing an seinen Helden Phush in einem ganz anderen Licht zu sehen.
LOG klickte auf die Biographie von F. Russischesuppe. Diesmal startete kein Video, deswegen musste LOG sich durch die Zeilen quälen:

Name: Frank Russischesuppe
Geboren: 1966 in Pupshausen, Deutschland
Nahm 1986 an einem Seminar für angehende SF Autoren teil, das von Karl Norbert Phush geleitet wurde. Seine damalige devote Haltung gefiel Phush, so das er in den inneren Zirkel der Verlages in Vastatt aufgenommen wurde.

2014 nahm er an der Akademie für Küchenkunst in London, England teil. Er belegte dort die Fächer Elektronik, RF und Hochenergietechnik, die alle von Ming the Merciless, geleitet wurden.

2015 wurde er Chefredakteur der PR-Abteilung und startete PR-reloaded

2025 reiste er aus Deutschland aus, mit unbekanntem Ziel

2036 gründete er mit Phush zusammen die Firma FRS et Phush in Terrania

2037 gründete er die Firma FRS Appliances, die moderne Haushaltsgeräte herstellt.


LOG nahm die Informationen auf wie ein trockener Schwamm, und ohne ihnen große Beachtung zu schenken. Er wusste, dass er sie zu einem beliebigen Zeitpunkt wieder hervorrufen konnte.
Der letzte Punkt auf der Liste war die Biographie und das Interview mit K. N. Phush. LOG klickte auch dieses an und überflog schnell die Zeilen:

Name: Karl Norbert Phush
Geboren: 1963 in Deutschland, genauer Ort unbekannt
Bereits in jungen Jahren Redakteur beim Vastatt Verlag. Bereist auffällig häufig den afrikanischen Kontinent. Schreibte Bücher über seine Reise. Schreibte SF-Geschichten.

1995 Redaktionsleitung von PR

2015 wurde er Chef der Verlagsgruppe

2025 reiste er nach Afrika, um dort seine Rentenzeit zu verbringen

2036 gründete er mit FRS zusammen die Firma FRS et Phush in Terrania


Mit einem zweiten Klick startete LOG das Interview:
In einem sehr hellen Raum saßen sich ein älterer Herr und ein junger Mann gegenüber. Im Hintergrund war ein Ausschnitt aus der afrikanischen Savanne zu sehen, in der Gnus zu erkennen waren. Der junge Mann sagte:

„Einen guten Tag Herr Phush, vielen lieben Dank, dass Sie uns hier, auf Ihrem Anwesen in Afrika, willkommen heißen.“

„Gern geschehen, Herr Schnellläufer, für Terra-Net TN3 mache ich ja gerne eine Ausnahme.“

„Vielen lieben Dank! Unsere Zuschauer kennen Sie vor allem aufgrund Ihres Engagements in FRS et Phush, und wir werden da nicht viel Ergänzendes benötigen. Ich denke, Ihre Anfänge, die Zeit bis 2024 ist die Unbekannte, die eigentlich interessante Seite an Ihnen.“

„Oh, danke, das ist zu viel der Ehre. Was möchten Sie den im speziellen Wissen?“

„Sie sind bescheiden geblieben Herr Phush, das macht Sie sehr sympathisch!“, sagte Schnellläufer mit einem Lächeln zu Phush, um anzufügen: „Ich würde mich für die Jahre so um 2013 interessieren, was war da?“

„Oh, direkt ins Auge, nicht schlecht! Na dann lassen Sie mich mal ein wenig ausholen.“

„Wir hatten da diese Serie, ich war da noch der verantwortliche Redakteur, die hieß PR. Sie lief schon über 40 Jahre recht erfolgreich, aber mit schleichend rückläufigen Verkaufszahlen. Im Abo und im Direktvertrieb. Auf lange Sicht konnte das so nicht weitergehen. Ich war in die Serie mit jungen Jahren eingestiegen und habe mir eine phantastische Story nach der Anderen dafür ausgedacht.“

„Sie meinen die Grobhandlungen der Zyklen, richtig?“, fragte Schnellläufer dazwischen.

„Ja, ganz genau. Ich gab, mit Unterstützung von meinem Team, die Vorgaben und Handlungsräume. Das klappte auch ganz gut. In den ersten zwanzig Jahren meines Schaffens dort habe ich sicherlich was bewegt. Was ich damals aber nicht übersehen konnte, war, dass die Originalserie EA sich so aufgeplustert hatte, dass ein Neueinstieg quasi unmöglich wurde. Es blieben dann nur noch die Altleser und -käufer, die das Produkt am Leben erhielten. Es spülte 2011 zwar noch immer eine Menge Geld in unsere Kasse, aber der unweigerliche Trend war unübersehbar.“

„Sie meinen, das Ende der Serie, da wo der Verlag die Reißleine ziehen würde“, fragte Schnellläufer.

„Ja genau, ich hatte mit einem Spin-off experimentiert PRA, der aber nach kurzer Zeit wieder eingestellt werden musste. Die Neuauflagen von Batlan waren auch kein Hit. Mit dem alten Kram konnten wir also kein Geld mehr verdienen. Was Neues musste her. Ich habe mich mit meinem alten Freund und Kollegen Frank Russischesuppe unterhalten und die Sache besprochen. Eine neue Serie musste her. Aber wie? Die Zeiten waren hart, die Jugend hat Vampirstorys gelesen, das Fernsehen war voll davon und wir hatten eine Handvoll langweiliger Unsterblicher und einen Mausbiber. Nicht gerade Top-Grade zu dem Zeitpunkt. Frank hatte dann eine Idee, wie wir das anstellen könnten, ohne großartig Gelder zu investieren, oder Zeit. Ein Instant-Indikator, wenn sie so wollen. Wir haben das ganze PR-NEO genannt und für ein Jahr geplant. Das hat uns eine Woche gekostet und dann war alles auf dem Papier.
Und was soll ich sagen, es war ein Erfolg! Das erste Jahr war gut, klar gab es hier und da negative Stimmen, aber die gibt es immer! Da muss man schon ein dickes Fell haben. Im zweiten Jahr, also ab dem Zeitpunkt, an dem unsere Planung nicht mehr griff, fing es dann an. Die Qualität der Romane sank unter die Grenze des Zumutbaren. Das war gar nicht die Schuld der Autoren, da hatten wir recht gute, als vielmehr die Konzept- und Planlosigkeit des Exposés.
Die Leserschaft merkte das natürlich, und die Foren waren am Kochen. Was sollte ich tun? Ich kann mich nicht hinstellen und zugeben, dass das alles Schrott ist, was wir da schreiben. Der Verlag hätte mich, mit Recht, sofort entlassen. Und leben müssen als freier Autor möchte ich nun wirklich nicht. Mal eine kleine Story schreiben, OK, aber davon leben müssen, das können Andere besser.“

„OK, das verstehe ich! Und was haben Sie dann getan, um die Situation zu retten, Herr Phush?“

„Ach, das war wirklich mit viel Arbeit verbunden. Ich bin durch alle Foren und habe die Leute mundtot gemacht, die zu laut aufmurksten. Ich kann mich noch erinnern, dass eine meiner Copy und Paste Phrasen war: „Du tust mir Leid“, bei den ganz lauten habe ich geschrieben: „Du tust mir nur noch leid!“ Das hat gesessen. Wie Tontaubenschießen, ach ... irgendwie vermisse ich die Zeit. Das klappte alles so gut, dass man mich intern nur noch Ruby Rhod nannte, kennen Sie den?“

„Äh, warten Sie. Mal überlegen, ehm, nein!“, sagte Schnellläufer.

„Ja, macht ja nichts, war wahrscheinlich vor Ihrer Zeit. Das war ein Charakter aus dem Film >>Das fünfte Element<< gepielt von Chris Tucker. Ich flog durch die Foren, wie Ruby Rhod durch das Raumschiff, die Fans waren hingerissen, alles war so grün...“, Phush schaute gen Zimmerdecke und versuchte sich verstohlen eine Träne aus dem Auge zu wischen.

„Gegen Ende 2013 wurde es aber zunehmend schwieriger. Ich machte mehr und mehr Radio um mich fit zu halten, aber es klappte nicht. Ich kann mich noch an den Dezember 2013 erinnern. Wir waren so verzweifelt, dass wir Rätselraten in die Romane gebaut haben, um zumindest die Foristen bei der Stange zu halten. Das Konzept hatte ich von meiner Büronachbarin, die war für >>Gloria<< verantwortlich.

Aber das eigentlich Genialste ist mir in der vorherigen, also letzten Novemberwoche eingefallen. Das Konzept des >>Behutsamen Erweiterns<<. Um es mal vorwegzunehmen, anfänglich wurde es nur stockend angenommen, ab Ende 2014 konnte man alles damit verkaufen, was der Verlag so anbot. Wir brauchten nur irgendwo >behutsam erweitert< oder >Leid tun< zu schreiben und schon generierten wir Sales. Und ich spreche Nummern hier, große Nummern.“

„Hätten Sie da ein paar Beispiele für uns?“, fragte Schnellläufer interessiert.

„Selbstverständlich, gerne, also, angefangen hatte natürlich alles mit PR-NEO, das hatte ich damals mit >>behutsam erweitert<< beworben.

Das griff dann über zu:

Der Landser
Vergiss - behutsam erweitert! Schwule Begegnungen an der Ostfront, Uniformenspiele und mehr.

Dann unser Renner:

Schlüsselloch
Behutsam erweitert, blutjunge Mädchen, knapp 18

FlashIllu
Behutsame Anus Erweiterungen

Das neue
Heizdecken behutsam erweitert!

Und, und, und wir hatten wirklich ein paar spannende Formate im Programm. Ja, das waren noch Zeiten!
Und wie gesagt, 2014 ging es erst richtig los und lief bis zu meiner Rente in 2024. Wo immer ich >>Leid tun<< schrieb verstummte alles ringsherum und die Damen kauften, dass es eine wahre Freude war.
Ja, wir alle hatten eine Menge Spaß und Erfolg in den Tagen! Das kommt so nie wieder! Da muss man dabei gewesen sein!“, versonnen blickte Phush in die Savanne.
„Ja und nun bin ich ja auch schon 11 Jahre hier in Afrika, wie die Zeit vergeht!“

„Ja, das stimmt! Dann möchte ich mich bei Ihnen an dieser Stelle sehr herzlich bedanken, Herr Phush“, sagte Schnellläufer noch, bevor das Pod wieder die Liste anzeigte und LOG nachdenklich zurückließ.

Bearbeitet von Sprinter, 09 Dezember 2013 - 01:00.


#4 Guido Seifert

Guido Seifert

    Biblionaut

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Geschrieben 07 Dezember 2013 - 14:14

Ich habe "Teil II" jetzt mal überflogen - und ich denke, Du solltest es dabei belassen und die Satire nicht fortführen. Ich habe nichts gegen Satire und bin auch kein Freund der Zensur, doch der hier satirisch Attackierte ist unzweifelhaft als ein Mitglied des SF-Netzwerks zu erkennen. Harte Auseinandersetzungen sollten im SF-Netzwerk möglich sein und sind es auch. Gegen den satirischen Angriff auf ein Mitglied des Forums hätte ich auch nichts einzuwenden, solange sich dieser auf ein oder zwei Posts beschränkt. Aber einen eigenen Thread zu starten, um ein Forums-Mitglied über eine lange Strecke satirisch aufs Korn zu nehmen, halte ich - neutral formuliert - für unpassend. Dafür ist das SF-Netzwerk nicht der richtige Ort.

#5 Sprinter

Sprinter

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Geschrieben 07 Dezember 2013 - 14:41

Ich habe "Teil II" jetzt mal überflogen - und ich denke, Du solltest es dabei belassen und die Satire nicht fortführen. Ich habe nichts gegen Satire und bin auch kein Freund der Zensur, doch der hier satirisch Attackierte ist unzweifelhaft als ein Mitglied des SF-Netzwerks zu erkennen.

Harte Auseinandersetzungen sollten im SF-Netzwerk möglich sein und sind es auch. Gegen den satirischen Angriff auf ein Mitglied des Forums hätte ich auch nichts einzuwenden, solange sich dieser auf ein oder zwei Posts beschränkt. Aber einen eigenen Thread zu starten, um ein Forums-Mitglied über eine lange Strecke satirisch aufs Korn zu nehmen, halte ich - neutral formuliert - für unpassend.

Dafür ist das SF-Netzwerk nicht der richtige Ort.

Hallo;

es wird für die folgenden Teile keine Satire mehr erfolgen, sondern nur noch weitergeführt. Es wäre Schade, wenn ich mittendrin aufhören müsste. Ich werde mich im Zaum halten und keine Grenzen übertreten.

Ich möchte auch klarstellen, dass die Person hier beruflich tätig ist, im Gegensatz zu mir. Da er klare finanzielle Interessen mit seinen Äußerungen in diesem Teil des Netzwerkes verfolgt, finde ich, dass Äußerungen, die diesen Aspekt der Person betreffen OK sind. Ich würde mir niemals eine persönliche oder Würde angreifende Beschreibung herausnehmen. Wenn ich dies getan haben sollte, zeige dies bitte auf, ich werde das dann ggf. abschwächen oder abändern. Ich hatte mir Mühe gegeben gerade diesen Aspekt zu Unterstreichen indem ich die Leistungen, die allgemein vollbracht wurden auf dementsprechend gewürdigt habe, im positiven Sinn. Die Satire sollte sich einzig auf die Art der Vermarktung des Formats PR-NEO, so wie hier auch von der Person im Netzwerk erfolgt, beschränken.
Ich möchte noch hinzufügen, dass der Verlag die anderen Formate so im Sortiment hat, bis natürlich den Landser, den hab ich mir umgebastelt, den braucht keiner mehr so, wie er mal war. Da unterstelle ich auch dann niemanden etwas mit. Die Redakteure sind jetzt auch alle meines Wissens von Hamburg nach Rastatt gezogen, es könnte also auch jetzt so sein, wie beschrieben.

Ich hoffe auf Euren Zuspruch in diesem Ausnahmefall.

Mit freundlichen Grüßen aus China

Sprinter

Bearbeitet von Sprinter, 07 Dezember 2013 - 15:32.


#6 Sprinter

Sprinter

    Ufonaut

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Geschrieben 09 Dezember 2013 - 01:15

Hallo Liebe Foristen & PR-NEO Leser;

Ich hoffe Ihr habt eine amüsante Vorweihnachtszeit. Ich habe mir erlaubt behutsam Erweiterungen an der Lesbarkeit und dem Layout der schon eingestellten Teile vorzunehmen.


Ladies and Gentlefish! Sehr geehrte Damen und Herren, - Fräulein!

Die Stunde des bluttriefenden, satirisch-ironischen Beschreibens ist vorbei! Endgültig!
Für alle mit schwachen Nerven und Herzproblemen sei versichert, dass nun, passend zur Weihnachtszeit, eine neue Phase, natürlich besonders behutsam erweitert, beginnt.
Ich darf stolz verkünden, dass mein eigener Exposé Autor komplett Schluss gemacht hat, mit satirisch-ironischen Betrachtungen.
Wir haben diese extrem behutsam erweitert und werden ab jetzt, hier und regelmäßig, *Trommelwirbel* ironisch-satirische Betrachtungen darbieten.

Der geneigten Leserschaft wünsche ich weiterhin viel Spaß und Freude,

demütigst verbleibend,

Sprinter

Bearbeitet von Sprinter, 09 Dezember 2013 - 03:32.


#7 Sprinter

Sprinter

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Geschrieben 09 Dezember 2013 - 16:34

Teil III Behutsam erweitert

LOG lehnte sich zurück und dachte über das Gesehene nach. Ein Anwesen in Afrika, mit freiem Blick auf die Serengeti. „Whoa!“, entfuhr es ihm in Anerkennung und Respekt. ‚Was für ein Traum! Da möchte ich auch leben!‘, neiderfüllt dachte er an K.N. Phush, Afrika, PR-NEO und Schrott, in genau dieser Reihenfolge und Zusammenstellung, als es passierte. Von einem Augenblick zum Anderen verlor er das Bewusstsein und kippte rücklings über den Stuhl. Wie in Zeitlupe, scheinbar schwerelos, glitt sein Körper langsam zu Boden. In dieser einen Hundertstelsekunde, in der er weder den Stuhl noch den Boden berührte, geschah es. 5D und 6D Energien zentrierten sich in einem kleinen Gebiet innerhalb seines Zimmers. Die Energien waren so gewaltig, dass sich im Normalraum elektrostatische Entladungen entlang von Nichtleitern manifestierten. Die Luft schwängerte sich mit Ozon und einige papierbasierende Objekte fingen an, in einem matten Blau, zu leuchten. Eigenartigerweise zeigte der kleine Stapel PR-NEO, der unter dem Bett lag, keine Reaktion und schimmelte weiter böse vor sich hin. Wie von selbst wurde LOG emporgehoben und schwebte entspannt in der Luft. Der Stuhl bewegte sich beiseite und schuf so einen leeren Raum vor der Wand. Sanft schwebte er langsam zu Boden mit seinen Armen unter dem Kopf verschränkt. Sein Kopf zeigte auf die leere, beige Zimmerwand, wo sich in 80cm Höhe ein grünliches Flimmern bemerkbar machte. Dieses Flimmern firmierte sich zu Schemen, deren Farben änderten sich ins grünlich Graue, um abschließend eine Gestallt an der Wand zu bilden, die kleiner war, aber verblüffende Ähnlichkeit mit einem Mausbieber hatte. Sah man mal von der Haarlosigkeit, der schal-grünen Hautfarbe und der fehlenden Schnauze ab. Eine pulsierende Aura umgab die Gestallt, die in einer Art Priestertracht steckte, und folgte den langsamen Bewegungen.

„Loog!“, vernahm man leise, so, als wenn die Staubkörner vibrierten um den Schall zu erzeugen, „Loog! Wach auf!“, langsam regte sich LOG und schmatzte, wobei er den auslaufenden Speichel mit der Zunge wieder aufnahm, der sich aus seinem rechten Mundwinkel ergoss. Er zwinkerte mit den Augen und langsam fokussierten sich diese auf die Gestallt an der Wand.

„Loog, begebe Dich nach Vastatt! Und zerstöre dort den Emitter“, hörte LOG den Staub vibrieren.

„Häh...wer ist Loog? Sprichts Du zu mir?“, fragte LOG entgeistert, wobei er sich nicht sicher war, ob er sich selbst noch ernst nehmen sollte oder das Bild an der Wand anzweifeln.

LOG setzte sich auf und blickte nun interessiert und völlig angstfrei auf das 2D Abbild, das anscheinend begonnen hatte an seiner Wand zu leben.

„Was ist Dein Name? Und was machst Du an meiner Wand?“, fragte LOG das Abbild.

„Mein Name, was ist ein Name?“, vibrierte der Staub.

„Na, wie Du heißt, will ich wissen! Wie soll ich Dich nennen? Was bist Du?“, sagte LOG fragend.

„Nennen, nennen? Oh ja, ich erinnere mich, ich war mal ein Bestandteil von ARCHETIM, Du kannst mich aber besser Tim nennen“, vibrierte der Staub, so dass es vor dem Fenster rieselte.

„OK, Tim, nett Dich kennen zu lernen! Meine Name ist LOG, nicht Loog. Na ja, eigentlich heiße ich ja Lars-Otto, Lars-Otto Ganner, mich nennt aber jeder nur LOG“, sagte LOG mit einem Nicken, so dass sein schulterlanges blondes Haar ihm ins Gesicht fiel.

„Dann werde ich Dich zukünftig als LOG referenzieren“, schallte es und Tim fing an und schaute sich im Raum um. Dies sah für LOG so aus, als würde jemand einen Trickfilm auf seiner Wand abspielen lassen. Er fragte Tim: „Sag‘ mal, ist das hier einer dieser neuen, interaktiven Trickfilme, von denen ich in der >HörDas< meiner Mutter gelesen habe?“

„Trickfilme, was ist das?“, fragte Tim.

„Ehm, also ein Film mit künstlichen Figuren, die auf menschliche Interaktion reagieren, mit denen man sich seine eigenen visuellen Geschichten in dem Filmuniversum machen und richtige Abenteuer erleben kann“, sagte LOG.

„Film, Interaktion, lass mich mal nachdenken ... nein, ich glaube nicht, dass ich ein Film bin, obwohl interagieren kannst Du mit mir. Also, ich weis es nicht, vielleicht bin ich ein Film, vielleicht auch nicht“, sagte Tim vage, wobei sich der Staub diesmal eher verwirrt für LOG anhörte, also mit vielen kleinen Dissonanzen, die dafür sorgten, dass kleine Wirbelstürme auf dem Fensterbrett entstanden.
„Aber Abenteuer, ja, Abenteuer kannst Du mit mir erleben“, fügte Tim hinzu.
„Wenn Du Interesse hast, heißt das, natürlich. Dann würde ich Dich zum Ritter der Sonne machen!“

„Hmmm.....Was muss man denn so tun, als Sonnenritter?“, wollte LOG wissen, wobei er den Kopf schief legte, um einen Augenblick später zu fragen: „Und wie kann gerade ich Ritter werden?“ Er schaute auf seine dünnen Oberarme, auf denen sich, in einem perfekten Kreis, die ungebräunte Haut unterhalb des T-Shirt-Ärmels zeigte.

„Weist Du, was Semichloriden sind?“, wollte Tim wissen.

„Semi- was? Nee, nie gehört! Was ist das, Semichlordingsda?“

„Semichloriden, mein neuer Freund, sind halb Bestandteil des Normaluniversums also des 4D Spektrums, in dem Du lebst, und halb Bestandteil des 5D/6D Spectrums, aus dem ich komme. Sie können in beiden Spektren existieren und beliebig transferieren. Mit ein wenig Technologie, die für Dich wie Magie aussehen wird, aber auf ganz einfachen 6D Algorithmen beruhen, wie z.B. die Vlectorische Antinormalgleichung 10. Gerades, oder der ...“

„Hä, muss ich das jetzt wissen, um Ritter zu werden? Ich hab‘ es nicht so mit Mathe, weist Du“, sagte LOG verlegen.

„Oh, na das ist schade! Mathe ist doch so interessant. Aber Du bist auch noch jung, das kommt noch.
Also Semichloriden füllen den Raum aus, umgeben und durchdringen alles. Leben oder einfache Materie. Alles ist durchdrungen mit ihnen. Hast Du mal was von Lebewesen mit Paragaben gehört? Also Telekineten oder Transporter? Die haben die Fähigkeit, diese Semichloriden gezielt für sich einzusetzen. Manche können nur eine Sache machen, andere wiederum haben ein besseres Verständnis und können mehrere Dinge mit den Semichloriden tun, wie z.B. Teleportieren, Gedankenlesen und Telekinese.“

„Ja klar hab‘ ich davon schon gehört, die wohnen ja alle keine zwei Blocks entfernt im Lakeside!“, sagte LOG, froh, dass er was zur Sache beitragen konnte. „Willst Du mich zu einem Telepathen machen? Oder zu einem Teleporter vielleicht?“, fragte er, mit einem breiten, hoffnungsvollen Ausdruck im Gesicht.

„Um Himmelswillen, nein! Warum sollte ich sowas tun? Wenn ich deren Hilfe bräuchte, wäre ich doch dort! Sagen wir mal so, die Damen und Herren dort sind mir zu speziell! Ich hab da schon Erfahrungen.
Nein, ich biete Dir an, dass ich Deine 4D Materie durch selbstverdichtende Semichloriden ersetzte, mit ein wenig Technologie von mir, kannst Du frei entscheiden, was Du wann sein willst. Ich gebe Dir einen Standardsatz an Fähigkeiten mit, weitere wirst Du dann in Deinem Leben erlernen müssen.
Es kommt aber mit einer Einschränkung, sei also gewarnt.“

„Welche Einschränkung, und kann ich wirklich alles machen und werden, was ich will?“

„Die Einschränkung ist, dass Du das Leben achtest und förderst. Ich möchte, dass Du auf der positiven Seite der 6D Kennung stehst und nicht auf der negativen. Später, nachdem Du erweitert wurdest, wirst Du positive und negative Intelligenzen an ihrer 6D Aura erkennen können. Du wirst selber allerdings, stets aurafrei sein, da Semichloriden für sich selber, keine Aura bilden können, nur für 4D Materie ist ihnen dies möglich. Verstehst Du?“

„Aura, 6D, Positiv, nee, ist klar!“, LOG nickte kräftig.

„Wirklich? Hast Du das wirklich verstanden, LOG?“, der Staub vibrierte noch ein wenig nach, aufgeladen von der Intensität der Frage.

„Ich...ich denke schon, Du willst, dass ich Gutes tue, die Technik nicht für Böses einsetzte oder für Eigennütziges, richtig?“, fragte LOG.

„Ja, genau, das hast Du schnell erkannt, ich wusste, dass ich den Richtigen mit Dir gefunden habe!“
„Wie möchtest Du Dich entscheiden, mein neuer Freund? Wollen wir loslegen?“, fragte Tim.

„Halt Moment, eine Sache habe ich noch, kann ich mir ein paar Dinge aussuchen, die ich jetzt schon haben möchte?“

„Ha ha ha! Vorausschauend der junge Mann! Ja, bitte liste Deine Forderungen, ich werde versuchen diese zu berücksichtigen. Bitte verstehe aber, dass manches erlernt werden muss, nicht alles lässt sich mit Technologie kompensieren, hast Du das verstanden?“, fragte Tim sanft nach.

„Klar, Also, ich möchte mein Aussehen verändern können, so umschaltmäßig, von normal auf >super<, und ich möchte blau, rot, gelbe Haare haben, die wild abstehen und, und, und ich möchte pastel-blaue Iris haben, die im Dunkeln leuchten. Und gefährlich möchte ich aussehen, und kräftig, sportlich sein. Ich möchte mich in der Körpergröße verändern können, sagen wir in eine Fledermaus, aber auch in einen Wolf, wenn es mal schnell gehen muss. Kannst Du das?“

„Hmm, das ist viel, mal sehen, ob ich das alles in den Speicher bekomme. Bitte verstehe, dass ich eine 6D Technologie einsetzte. Jede Form der Technologie, mein neuer Freund, ist stets begrenzt. Wie fortgeschritten diese Technologie auch immer sein mag. Aber ich denke, die Formen, die Du Dir ausgesucht hast, sind einfach genug, das passt wohl noch rein. Wollen wir beginnen?“

„Tut das weh?“, fragte LOG beängstigt, innerlich war er sich nicht sicher, ob er nicht vorher mal mit seiner Mutter über dieses Vorhaben reden sollte. Dann allerdings kam ihm die Absurdität in den Sinn. Seine Mutter, wie aufgeschlossen sie auch immer sein mag, dies würde sie ihm nicht abnehmen, sondern an einen dummen Scherz eines Jugendlichen denken. So wie damals, als er mit dem Plastikschwert gespielt hatte, und die Vase kaputtgegangen war.

„Nein, überhaupt nicht! Ich werde Dich ganz behutsam erweitern!“

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LOG schlug die Augen auf, er lag auf einem Bett, nackt, so wie es sich anfühlte. Er erkannte sein Zimmer an den aufgeklebten Sternen an der dunkelblauen Zimmerdecke. Er muss so zwei Minuten gelegen haben, als ihm auffiel, dass er nicht atmete, sein Brustkorb bewegte sich überhaupt nicht. War er tot? Aber er lebte! Er bewegte seine Arme vorsichtig. Er sah seine rechte Hand, die ganz normal aussah, ein wenig blass vielleicht, aber normal. Er hob die linke Hand und bewegte sie vor den Augen. Auch normal! Sollte er sich alles eingebildet haben? War Tim doch nur eine Animation, die von einem neuen Gadget, dass sein Papa für ihn installiert hatte, stammte?

Stopp! Was war das an seinem Handgelenk? Er trug doch gar keine Uhr. Was war das also? Er schaute genauer hin und sah acht kleine Erhebungen unter seiner Haut, die an eine Uhr erinnerten, nur eben mit acht und nicht mit zwölf Sektoren. LOG schreckte auf, saß wie der Blitz auf dem Bett und schaute in das freundlich lächelnde Gesicht von Tim.

„Hallo, mein Freund, wie geht es Dir?“, fragte Tim und diesmal erschien es LOG, das die Stimme direkt in seinem Geist als durch akustische Signale im Ohr entstand.

„Danke, gut Tim, hast Du mich wirklich mit diesen Semichlor-, Semichloridien vollgestopft?“ LOG wunderte sich gerade, dass Tim anscheinend nicht mehr eine Projektion an der Wand war, sondern frei im Raum schwebte, als er die Worte von Tim hörte, die fragten:

„LOG, ich möchte, dass Du mir hier und jetzt schwörst, dass Du niemals die Dinge, die ich Dir gegeben habe, dazu benutzt Negatives zu tun, oder Lebewesen zu quälen. Würdest Du das für mich tun.“

„Also ist es wahr, Du hast mich erweitert, und so behutsam, dass ich überhaupt nichts mitbekommen habe! Selbstverständlich schwöre ich es Dir!“
LOG stand auf und stellte sich vor das Bett, legte seine rechte Hand auf sein Herz und streckte die Linke in die Luft. Seine Gefühle übermannten ihn, die Freude Gutes in der Welt tun zu können, etwas bewegen zu können, im Kampf Gut gegen Böse. Diese Gefühle veranlassten ihn den folgenden Satz zu sagen, den er als 8 Jähriger das letzte Mal gehört hatte und ihn damals so beeindruckten:

„Bei der Macht von Grayskull, ich gelobe ...“, da passierte es auch schon.

Es wurde schwarz, alles wurde schwarz, Galaxien kamen, gingen und reihten sich auf, ein leichter Ton entstand und für den Bruchteil einer Sekunde war das Universum eins. Eine perfekte Harmonie, in einer Stille, in der man eine Nadel hätte fallen hören können. Stattdessen geschah Folgendes:

In einem Büro nahe bei Vastatt bewegte sich knapp unter der Wasseroberfläche ein sexuell total frustrierter Guppy falsch und ihm entwich ein Furz, der *BLUP* machte. Die Galaxien fingen an sich wieder in Ihre alte Position zu begeben und schwach konnte LOG im Fischglas die Spiegelung einer in Schmerz verzehrten Fratze sehen, die von einem haarlosen Mann mit großem Mund und Brille stammte.

Erst jetzt nahm er die letzten Schwingungen eines gewaltigen „HALT“ war, das Tim ausgestoßen hatte.

„Ihr Menschen seid ja alle gleich! Das hat dieser verrückte Ellert auch getan, bevor er abgehauen ist. Und alles, um an diesen sprechenden schwarzen Purrer zu kommen. Das hätte man auch einfacher haben können. Oder noch besser, etwas Eigenes einfallen lassen ... Spacken, einfach unwürdig!“, Tim zeigte sich nicht gerade von einer amüsierten Seite.

In einem anderen Teil der Galaxis geschah zum gleichen Zeitpunkt Folgendes: Rhodan lag auf dem Bett und betrachtete besorgt sein Genital. Er war gerade im Begriff Belinkhar zu fragen, die in der Hygienezelle war, ob sie eine Salbe gegen diese gelb-grünen Pusteln hätte, die ihn seit Tagen so sehr unangenehm quälten, als für ihn die Zeit stehenzubleiben schien und er sich nur noch auf einen Gedanken fokussieren konnte: „BattleCat, komm‘ her!“ In der Kabine nebenan verfärbte sich beim Purrer das Fell ins Grünliche mit gelben Tigerstreifen, und ein riesiger roter Sattel, sowie eine große Kampfmaske manifestierte sich, um Sekunden später wieder komplett verschwunden zu sein.

„Also noch einmal, und dieses Mal wünsche ich, dass Du aus Deinem Herzen sprichst und nicht abkupferst!“, sagte Tim mit einer väterlichen Stimme.

„Entschuldige bitte Tim, ich kann mir das auch nicht erklären, wie das passieren konnte, es triefte einfach so aus mir heraus und ...“, LOG war den Tränen nahe.

„Bitte erspar mir Deine Entschuldigungen, das ist total daneben. Also von Anfang an schwöre es nochmal“.

Lars fing sich wieder, zog scharf Luft durch die Nase ein und sagte:
„Ich, Lars-Otto Ganner schwöre, dass ich mich stets an die Abmachung halten, und nur nach Positivem trachten werde. Nie werde ich wissentlich Lebewesen quälen, oder Negatives tun, so wahr ich hier stehe.“

Ein armdicker weißer Lichtstrahl brach aus Tims Stirn und traf LOG in die Brust. Dieser, in Licht gehüllt, fing an für zwei Sekunden kurz über dem Fußboden zu schweben, um dann sanft wieder abzusetzen.

#8 Sprinter

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Geschrieben 11 Dezember 2013 - 09:56

Teil IV Eine Begegnung der dritten Art



Ich stand mit Bernd, so wie häufig in den letzten Tagen, vor der Tür des Obergruppenführers Spalier. Wäre der Anblick Bernds es nicht wert gewesen, ich hätte es wohl nicht ausgehalten. Den ganzen Tag, von morgens um acht, wenn der Chef kam, bis manchmal abends um zehn, wenn er wieder nach Hause ging. Und das in Uniform, im Jahre 1992, hieß das noch: dicke, grüne Springerjacke, Jeans mit weißen Domestosflecken und herunterhängenden Hosenträgern. Die Füße steckten in langschäftigen, roten Doc. Martins Stiefel, die korrekt zugeschnürt waren. Die Jeans wurde bis an deren Rand hochgekrempelt, so dass stets die hintere Schnalle am Stiefel sichtbar war. Unter der Jacke musste ein reinweißes Sweatshirt getragen werden, die Wahl eines optionalen Emblems war uns überlassen. Wir, d.h. Bernd und ich, hatten uns einen schwarzen Deutschland Adler anno 1933 draufkleben lassen. So standen wir nun da, ohne Kopfhaar, tagein, tagaus. Manchmal hat uns der Chef, nach der Arbeit, mit in die Vergnügungsmeile genommen, in der die jungen Frauen standen. Der Chef sagte immer, dass der Saft raus müsse, das wäre gut fürs Gehirn. Glaubten wir ihm auch, er hat bezahlt. Unser Chef hat immer Reden über das Heldentum des Mannes gehalten, kräftige, drahtige Kerle, mit blauen Augen, blonden Haaren und Muskeln an Stellen, wo Andere noch nicht einmal Stellen haben. Dem Bernd war es ziemlich egal, ich hingegen konnte dem Chef da nur zustimmen. Mir gefielen diese Kerle auch, sehr sogar! Leider trafen wir auf den Vergnügungsmeilen immer nur diese schlaffen Frauen, mit ihren gelartigen, weichen Körpern und den fischigen, schleimigen Öffnungen. Das war nichts für mich! Genauso wenig, wie ich in Butter geröstete Schweineklöten auf Ruccola-Salat mit Parmesan, gerösteten Pinienkernen und einer Reduktion von Balsamico und Sojasauce, herunterwürgen könnte. Ging einfach gar nicht. Da war es mir auch egal, ob noch Ciabatta-Brötchen und ein Chianti zusätzlich serviert wurden. Ich stocherte da im Salat herum, aber das war dann schon, von den Klöten ganz zu schweigen. Obgleich ich Klöten im Allgemeinen sehr aufgeschlossen gegenüberstehe, wenn Sie verstehen, wie ich das meine.

Aber bitte entschuldigen Sie, ich rede und rede, dabei habe ich mich noch gar nicht bei Ihnen vorgestellt: Mein Name ist Erik van de Maash, ich bin heute (Winter 2037) 68 Jahre alt und Jahrgang 1969. Geboren und aufgewachsen bin ich im Kreis Wursten, im Dorf Paddingbüttel, nördlich von Bremerhaven. Ich bin damit wohl ein Deichkind, wenn man es so sagen möchte und darf. Meine Mutter hat ihren Vater nie kennen gelernt, da dieser im 2. Weltkrieg umkam. Ich bin dann auch als Scheidungskind, mehr oder minder alleine, aufgewachsen. In unserem Dorf gab es nicht viel zu tun, außer vielleicht Kuhscheiße zu schippen. So bin ich häufig mit dem Bus nach Bremerhaven gefahren. Dort sah die wirtschaftliche Situation in den späteren Achtziger Jahren auch nicht wirklich rosig aus, mit Arbeitslosenzahlen von über 20% für die nächsten drei Dekaden, nach dem großen Werftensterben. Der Fischereihafen und das Containerterminal hatten eine große Anzahl an türkischen und portugiesischen Gastarbeitern angezogen. Viele TK-Anbieter hatten ihre Produktionsstätten dort, die aber vorzugsweise nur weibliches Personal einstellten. Mit Ausbildungsplätzen sah es generell in Deutschland sehr mau aus, hier besonders. Ich saß also in dem kleinen Dorf und fing an zu lesen. Ich lass, was das Zeug hielt, und am liebsten hatte ich den Landser. Zeigte er mir doch die Kameradschaft und Zusammenhalt, den ich hier und vielleicht auch zuhause, nie bekommen hatte. Die gesamte Umgebung war ein einziger Schmelztiegel, nicht dass sie in irgendeiner Weise besonders auffällig geworden wäre, aber ein Inkubator war sie schon, für die Landser Leserschaft zumindest, zu jener Zeit.

An dieser Stelle werden Sie sich nun fragen, warum ich Ihnen dies alles erzähle. Erwarte ich Beileid von Ihnen? Ich weis es nicht! Was ich mir hingegen erhoffe, ist, dass Sie die Ereignisse, die im Sommer 1992 ihren Verlauf nahmen und jetzt gerade mit der Vernichtung des Vastätter Verlagsgebäudes so tragisch endeten, richtig einordnen zu können und meiner Seele vielleicht doch vergeben könnten.

Ich erinnere mich noch genau, es war ein regnerischer Montagmorgen im Herbst 1992, als ein fröhlicher junger Mann, nicht mein Typ, aber nicht uninteressant, das Verlagshaus betrat. Zielstrebig, mit einem Lächeln auf den Lippen ging er auf das Treppenhaus zu, wohl um in den 1. Stock zu gelangen. Dabei kam er unweigerlich an Bernd und mir vorbei. Wir schauten uns an, grinsten und riefen ihm zu: „Stehen bleiben, Schleicher!“

Während wir uns vor ihm aufbauten, fragte ich: „Wo willst Du denn hin, Kleinschiss? Glaubst wohl, Du könntest hier so frei rumlaufen, was?“

„Hallo, und einen guten Morgen“, sagte er, „Ich muss in den 1. Stock, zur SF.“

„Zur SF?“, fragte ich, „Bernd! Er sagt, er will zur SF! Mann, das heißt zum SF!“

„OK, ich will zum SF, meinetwegen, könnte ich jetzt bitte gehen?“, sagte er, ein wenig zu vorschnell für uns an einem Montagmorgen.

„Erik, hast Du das gehört?“, sagte Bernd, „Er will wirklich zum SF!“

„Jo, hab ich!“, sagte ich, „Was machen wir denn da? Hauen wir ihm jetzt sofort eine auf die Fresse oder erst danach?“

„Nee, ich hab `ne bessere Idee, wir lassen ihn das andere Treppenhaus benutzen“, sagte Bernd.

Ich lachte mich schlapp und dirigierte den Kerl zum anderen Treppenhaus. „So Kleinschiss, dies ist Dein Weg, vor heute Abend wollen wir Dich nicht wiedersehen, ist das klar?“
Das Verlagshaus war in den Sechziger Jahren gebaut. Auf der linken und rechten Seite des Gebäudes befand sich je ein Treppenhaus zu den oberen Etagen, die auch als Fluchtwege ausgelegt waren. Das linke Treppenhaus, vor dem wir mehr oder weniger standen, führte direkt in die SF-Abteilung im 1. Stock. Das Rechte in die Rätselheft-Abteilung, die auch im 1. Stock angesiedelt war. Beide Abteilungen waren aus damaligen feuertechnischen Sicherheitsvorschriften mit einer soliden Metalltür voneinander abgeteilt. Nicht nur, dass es ein Kraftakt war, die alte Tür zu bewegen, es dauerte lange, machte viel Krach und ein unerkanntes Entkommen praktisch unmöglich.

Er sagte kein Wort und ging graden Rückens den Weg, den wir ihm gewiesen hatten. Es war ein guter Montag, Bernd und ich malten uns den ganzen Tag aus, was die verrückten Rätselweiber wohl bloß mit ihm anstellen würden. Wir waren einmal so dumm, was ich hier zugeben muss, und sind in die Rätselheft-Abteilung gegangen, im Nachhinein weis ich nicht, ob einen auf die Fresse zu bekommen nicht angenehmer wäre, aber das ist sicherlich Geschmackssache. Ich hätte mich jedenfalls für einen auf die Fresse entschieden, ehrlich!

Am nächsten Morgen kam er wieder, und am übernächsten auch, wir schickten ihn stets durch die Rätselheft-Abteilung. Was für ein Brüller. Die nächste Woche, also in seiner Zweiten, stand er vor uns und sagte: „OK, ihr habt gewonnen, ich nehm` lieber täglich einen auf die Fresse“.

Ja, das war ein Kerl ganz nach unserem Geschmack. Leider hatte uns am Tag zuvor der Chef untersagt, Leute hier im Hause anzufassen. Wir fragten ihn also: „Wie heißt du, Hosenschiss? Sag uns Deinen Namen!“

„Ich bin Karl Norbert Phush!“, sagte er mit Stolz in der Stimme.

„Hast Du gehört Bernd, Phush heißt er. Mann! Ich lach‘ mich schlapp! Was für ein idiotischer Name, aber er passt zu Dir, Du Schwulen Ficker!“

Da! Ich sagte es! Gerade ich! Ich hab‘ mich noch nie in meinem Leben so verlogen und nutzlos gefühlt, war aber zu Stolz, blöde, borniert, was auch immer, um einfach meinen Mund zu halten. Wenn ich mich für etwas in meinem Leben geschämt habe, dann war es dieser eine Satz und dass, was wir danach taten. Karl rührte keine Miene, ihm schien der Ausdruck überhaupt nichts auszumachen. Wie war das möglich, es gab überhaupt nichts Schändlicheres als das. Er stand einfach nur da und schaute uns, so wie immer, freundlich zwinkernd an. Es machte uns wütend, wirklich wütend. Ich wollte ihm gerade eins auf sein stetig lächelndes Maul hauen, da hielt mich Bernd zurück und sagte: „Erik, nicht, wir schicken ihn zu den Weibern, lass es gut sein!“

So schnell, wie ich wütend werde, so schnell kühlte ich auch wieder ab. Ich dachte nach und lachte. Was soll ich sagen, die nächsten fünf Jahre ließen wir ihn täglich zu den Rätselheft-Damen. Fünf Jahre! Ich weis nicht, was das in ihm bewirkt hat, es kann nichts Gutes gewesen sein. Auf der anderen Seite, Jahrzehnte später hat er mitgeholfen mir den Job für >>Der neue Landser, Schwule Begegnungen an der Ostfront<< zu besorgen. Ich stehe tief in seiner Schuld.

Als er in seinem sechsten Jahr mit Frank Russischersuppe im Verlagshaus erschien, da wussten wir, dass es aus war mit den Späßen. Wir ließen die beiden ziehen und der kurze Weg in den 1. Stock war offen. Beide blieben manchmal nächtelang im Verlagshaus. Des öfteren wurden Stein- und Erdmaterialen, die von Ausschachtungen zu stammen schienen, nahe des Lastenaufzuges im Erdgeschoss gefunden. Ich hatte mir aus Neugier einmal den Lastenaufzug näher von innen angeschaut, und eigentlich sah alles ganz normal aus. Nur die Etagenanzeige schien erweitert worden zu sein. Ich wollte gerade die Anzeige genauer untersuchen, da kam dieser Russischesuppe hinzu und sagte: „Der Meischta mag es nicht, wenn man in seinen Angelegenheiten wühlt. Mach` das Du wegkommst, du Schwein ...“ Es lief ihm ein kleines Rinnsal Speichel aus dem Mund, während er sprach. Ich kann es nicht wirklich sagen, aber dieser >Mensch< hat mir solche Angst gemacht, dass mir stets eine Gänsehaut über den Rücken lief, wenn ich ihn sah. Ich habe den Aufzug nie im Leben mehr betreten. Ich kann sagen, dass sich das Verhalten von Frank Russischesuppe über die Jahre, zum normalen gewandelt hatte. Geblieben ist bei mir das Gefühl, das ein wildes Tier haben muss, wenn ihm ein Raubtier in den Nacken haucht.

Einen Monat später wurden Bernd und ich an einen anderen Obergruppenführer abgestellt. Wie gesagt, ich habe Herrn Phush erst viele, viele Jahre später, eigentlich in einem neuen Leben, wiedergesehen.

Bearbeitet von Sprinter, 12 Dezember 2013 - 04:38.


#9 Sprinter

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Geschrieben 12 Dezember 2013 - 03:58

Liebe Foristen und NEO-Leser;

An dieser Stelle möchte ich mich bei den (immer) noch interessierten Lesern bedanken, die trotz all der Schwächen und Fehler weiterlesen.

Da hatten sich dann doch zu viele Fehler in den 4. Teil eingeschlichen. Ich habe mir erlaubt diesen zu korrigieren. Es fehlte ein kompletter Absatz, und ich habe die chinesische Weise des Etagenzählens benutzt, da gibt es kein Erdgeschoss, sondern startet mit dem 1. Stock. Ich lebe einfach schon zu lange hier...da schleicht sich so etwas schon mal unbemerkt ein. Und wenn man über elf Jahre 99.9% des Tages Englisch und Chinesisch redet, na ja...Ihr bekommt die sprachlichen Missstände ja mit und könnt sie hoffentlich überlesen.

Nichtsdestoweniger, meine Entschuldigung für diese Fehlleistungen, für alle anderen natürlich auch Eingefügtes Bild

Ich hoffe, dass dem geneigten Leser die Texte soweit unterhalten haben. Ich habe einen Technik basierenden Vampir(ischen) eingeführt, wie versprochen und keine Bange, der wird bald zeigen was er kann. Ich habe aufgezeigt, wie Perry Rhodan in NEO behutsam erweitert wurde, durch HE-MAN, vielen Dank an dieser Stelle, ist toll geworden, finde ich richtig dufte....weiter so! Genau! Weiter so! Ich habe deswegen My-NEO um StarWars, BuckRodgers, Frankenstein und anderen schnell zu erkennenden und ebenso offensichtlichen Serien behutsam erweitert, more to come. Ich habe mir dann nicht einmal mehr die Mühe gemacht die Hautfarbe von Protagonisten zu ändern oder irgendwas zu verschleiern. Ich möchte, dass erkannt wird, das ich mich bei Anderen bediene.

Die große Frage, die sich uns nun stellt, im realen wie auch hier im geschriebenen Universum, welche Ziele verfolgte das PR-Team wirklich in den Jahren 2012..2014? Steckt mehr dahinter, als eine ScheiEingefügtes Bild -Egal-Einstellung? Was konnte dazu führen, dass es dem gesamten Team von PR nicht aufgefallen ist, dass es nur genau einen Charakter geben kann, der mit einer BattleCat zusammen gesehen wird und dass das nicht PR sein kann?

LG

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