Geschrieben 17 Dezember 2013 - 14:14
Hm, mir persönlich erscheint es schwierig, für oder gegen die Petition zu sein. Generell fehlt es an Arbeitsplätzen in Deutschland. Wären die in ausreichendem Maße erhältlich, wären auch weniger Leute ohne Arbeit. Die Gesetze aus der Schröderzeit haben den Druck, sich eine - auch schlecht bezahlte - Arbeit zu suchen, erhöht. Keine Ahnung, ob man wirklich sagen kann, welche "Massen an Leuten" man durch z.B. Hartz II+ IV in Arbeit bekommen hat, die vorher keine hatten. Fest steht, durch diese Reformen wurde das Lohnniveau zumindest im unteren Bereich gesenkt, was dazu führt, das man über einen Mindestlohn nachdenkt. Der war vorher halt nicht nötig. Wäre daher vielleicht eine Überlegung, die Reformen dergestalt zu ändern, dass der Einstiegslohn von selbst steigt, weil man nicht unbedingt jeden Job annehmen muss.
Aber das ist ein schwieriges Thema.
Sanktionen ja oder nein?
Zu dem Stammsockel der Arbeitslosen. Ja, den gibt es ja schon immer. Manche wurden früher in Sozialhilfe geboren, wie man das so schön nennt. Also die sogenannte Unterschicht. Hat man die Unterschicht jetzt durch die Agenda 2010 zum Arbeiten bewegt?
Da gebe ich Dibbo recht, da nützen eher Qualifizierungsmaßnahmen. Dazu muss der Staat aber auch Geld in die Hand nehmen. Von jemand, der in Sozialhilfe geboren wird (wenn ich den Ausdruck mal übernehmen darf), kann man in der Mehrheit nicht erwarten, das er sich von selbst aus dem Sumpf zieht. Einige schaffen das, sind motiviert und engagiert. Viele aber überfordert und denen müsste man helfen, sonst klappt das wohl nicht.
Dann gibt es die Gruppe der "Kranken". Die sind mal mehr oder weniger krank. Manche können wirklich nicht, aber der Handwerker, der trotz Bandscheibenvorfall und Frühverrentnung ein Bau nach dem anderen hochzieht, ist der wirklich die Ausnahme oder doch schon eine nicht zu vernachlässigende, statistische Größe?
Dann gibt es da noch die Alten. Mitte 50 bereitet man sich auf seinen Lebensabend vor, so war es bei nicht unerheblich vielen, bevor es die Agenda 2010 gab. Von diesen erwartet man jetzt, das sie arbeiten. Sie können, sie sind oft ausreichend qualifiziert, da hat früher halt öfters der Anreiz gefehlt, weil man ja doch mehr Geld durch Arbeitslosengeld und -hilfe hatte und manchmal schon ab 58 in Rente gehen konnte. Missgönnt man denen das jetzt oder sollen die bitte bis zum bitteren Ende (65 Jahre+X) malochen und das Bruttosozialprodukt steigern?
Wenn man jung ist, hat man vielfältige Interessen. Das muss nicht immer das arbeiten sein, sofern genügend Geld da ist. Soll man da ein Auge zudrücken, die müssen ja irgendwann doch ran, oder doch härter sanktionieren wie bisher?
Viele vermehren sich ja und sie da, plötzlich sind die jungen Mütter in Hart IV. Manche finden wirklich keinen Job, manche haben vielleicht auch kein gesteigertes Interesse, obwohl es ja durchaus Möglichkeiten gibt.
Wenn du z.B. als Hartz IV Empfänger 400 Euro dazu verdienst, darfst du 160 Euro behalten. Seid mal ehrlich. Würdet ihr dann diesen Job machen, der euch vielleicht zu einer Festanstellung bringt? Oder ist das zuwenig und ihr verzichtet lieber auf 160 Euro und liest ein gutes SF Buch?
Ich finde, so Schwarz-Weiß kann man die Welt nicht malen. Hier die arbeitsfaule Minderheit, die gefälligst sanktioniert werden muss. Da das Großkapital, das keine Steuern zahlt und stattdessen Subventionen bezieht. Die Welt ist doch immer ein wenig komplizierter.
Natürlich ist es schwierig, Leuten, die am Existenzminimum stehen, noch die Leistung zu verweigern, widerspricht ja wie schon gesagt, auch ein wenig dem Grundgesetz. Andererseits zeigt die Erfahrung, wenn man gar keine Sanktionsmöglichkeit hat, hat man auch keine Mittel, Leute zu "bewegen".
Ich bin aber der Meinung, man sollte den Leuten ein "bedingungsloses Grundeinkommen" lassen und sich viel mehr Gedanken darüber machen, wie man es allen anderen ermöglicht, einfach mehr Geld zu verdienen als es möglich ist, wenn man nichts hat. Wie einer der Vorredner schon sagte, positive Motivation ist möglich.
Aber mir ist schon klar, teilweise steckt da auch ein gutes Stück Wunschdenken drin.