Deutet das dann aber nicht vielleicht doch irgendwie in die Richtung, dass die Serie nicht zwingend allgemein "schlechter", sondern speziell an den Stellen, die einem ehemals begeisterten Super-Fan am Herzen liegen, primär "anders" geworden ist? Keine Angst, ich mache das Fass nicht mehr auf - diesbezüglich drehen wir uns ja eh ständig im Kreis. ;-)
Aber Danke für die sachlichen Beiträge.
Naja, "Anders geworden" is gut...
Ich geb mal ein Beispiel, eine Textstelle aus meinem zweiten PR-Roman (also - aus dem zweiten PR-Roman, den ich je gelesen habe...

):
"Wie benehmen sich Ihre Wandeltaster?"
Oberstleutnant Dr.-Ing. Nemus Cavaldi, Leitender Ingenieur der MARCO POLO, lachte.
"Wie guterzogene Kinder, Sir. Alles in Ordnung. Ich glaube nicht, daß wir nochmals mit Schwierigkeiten zu rechnen haben. Das wäre innerhalb der Dakkarzone auch nicht wünschenswert. Ende, Sir."
Perry Rhodan schaltete die Bildsprechverbindung ab. Cavaldis feistes Gesicht verblaßte...
Tsk - ich kanns immer noch auswendig, nach all den Jahren... Und es löst immer noch einen gewissen Schauer aus.
Ich war damals Volksschüler, mit einem pathologischen Interesse an Raketentechnik und Weltraumfahrt - dem Apollo-Projekt der NASA sei es gedankt. Ich hatte erstmal keine Ahnung, was ein Wandeltaster oder eine Dakkarzone ist - aber aus irgendeinem Grund war ich mit diesen ersten Sätzen des Band 500 ein Gefangener - dagegen war der Typ im Château d'If ein verwöhnter Freigänger... Damals hab ich eine ebenso spontane wie abgrundtiefe Immersion erlebt. Freilich nicht zum ersten Mal. Es ging mir ähnlich bei Jules Verne und Karl May, ähnlich - aber nicht so umfassend. Beren und Luthien, Romeo und Julia - das waren flüchtige Romanzen gegen den Bund, der damals zwischen mir und dem Perryversum geschlossen wurde.
Das für mich Interessante dabei war, daß die weiter oben erwähnten Leute aus meinem Umfeld nahezu ident reagiert haben. Ab sofort waren Micky und Goofy, Fix und Foxi und alle anderen für uns abgemeldet. Perry war angesagt.
Dann kam der Film "
SOS aus dem Weltall" ins Fernsehen. Wir Kinder haben uns das Teil angesehen, dann haben wir uns angesehen - und dann haben wir erkannt, daß wir in der Lage sind, Gold von Scheiße zu unterscheiden. Dann haben wir den Film schnell vergessen - und weitergelesen.
Und so hätte es von mir aus weiter gehen können für alle Zeiten - gings aber nicht.
Irgendwann - so nach Band 1000 würd ich sagen, wurde die Magie zwischen den Zeilen dünn - und dann war sie weg. Ich weiß noch, daß ich 26 Lenze zählte, als ich zum letzen Mal einen Perry mit einem Hauch von Genuß gelesen habe. Ab da hab ich praktisch nur noch gesammelt und gelegentlich das eine oder andere Vorwort überflogen. Knapp nach der Sache mit der Hyperimpedanz (ich nenn es immer Hyperimpertinenz - ich kann's natürlich nicht beweisen, aber ich weiß
positiv, daß
diese Idee
nicht vom Verlag entwickelt wurde) war dann auch mit dem Sammeln Ende.
Sagen wir mal so: ich stimme Dir zu, daß sich Perry (also die EA) verändert hat. Verändert vor allem in dem Sinn, daß bei mir keine Immersion, kein Gefühl schaurig-schöner Heimeligkeit mehr ausgelöst wird. Ja, sie ist an entscheidenden Stellen "
anders" geworden, keine Frage. Aber "
besser" ist sie aus meiner Sicht sicher nicht geworden.
Ich stimme aber nicht zu, wenn Du meinst, daß der Grund darin zu suchen ist, daß ich durch Alter/Erfahrung/Ermüdung/Übersättigung zu solchen intensiven emotionalen Reaktionen auf Texte nicht mehr imstande bin. Das bin ich sehr wohl noch. Der alte Clancy schaffte das gemeinhin mit dem ersten Absatz, viele andere Crime-Fiction, Military-Fiction, Naval-Fiction-Autoren schaffen das weiterhin. Auch Jules Verne, Karl May und Tolkien schaffen das immer noch. Vor allem auch dann, wenn ich im Fall von Verne und May Bücher zum ersten Mal lese.
Nur das derzeitige Rastätter Autorenteam, das wirkt auf mich ein wenig wie die FDP der (Science)Fiction. Oder wie eine Ampulle Dominal...
Auf Dauer MUSS sich so ein Erfolg abschwächen, nicht infolge Unvermeidlichkeit, sondern weil die Übereinstimmung zwischen Lesern und Autoren ein seltener Glücksfall ist, dessen dauerhafte Konservierung so unwahrscheinlich ist wie ein regelmäßiger Lotteriegewinn. Aus Sicht des Verlags lässt sich also das Fazit ziehen, man hätte seine Sache bisher recht gut gemacht. Aus meiner Sicht wurden dagegen jede Menge Möglichkeiten verpasst, speziell im Falle NEO.
Das würde zu der These überleiten, daß auch Serien sterblich sind. Man kann sie vielleicht ein paar mal reanimieren, was der Qualität eher nicht förderlich ist ("Hirnschaden"). Irgendwann ist das gemeinsame Dasein nur noch eine Ödnis aus Mühsal und Plage - und trauriger Verpflichtung, der man sich irgendwie nicht entziehen mag. Jeder sehnt ein Ende der Schrecken herbei, aber keiner traut es sich, das auch auszusprechen. Außerdem ist da immer noch das seltsame Leuchten am Horizont - doch vielleicht der Vorbote eines Silberstreifs? Also legt man den Polster wieder zur Seite und läßt Opi weiterröcheln...
Was NEO betrifft:
Hier hab ich ein besonders gespenstisches Deja-vu erlebt. Nach den ersten Bänden hat sich dieses "SOS aus dem Weltraum"-Gefühl eingestellt, dieses erdige, alle Magie auslöschende: "Leidln, des kauns jetz oba ned sei!"
Ein Fehlstart in die Zukunft.
Was hätten denn die Essentials von NEO sein können? Was hat gefehlt, was wurde übersehen? (Von den schon leidlich bekannten Schnitzern abgesehen, incl. den Problemen, die viele Autoren mit der Science in der Fiction haben.) Oder anders gefragt: wie hätten wir hier NEO erlebt, wenn der Neustart ein Erfolg gewesen wäre? Ist das überhaupt vorstellbar? Waren die in Rastatt vielleicht schon von Beginn an auf verlorenem Terrain?