Hirngespinst ist das sicher nicht - das ist die Zukunft, soweit lehn ich mich mal aus dem Fenster.
Muß ja nicht gleich (jedenfalls zu Beginn) eine extreme Form annehmen.
Wenn - angenommen - vor drei Jahren ein paar interessierte Leser die Gelegenheit gehabt hätten, am Hintergrund bzw. am technisch/wissenschaftlichen Gerüst von NEO mitzuarbeiten, dann wären zumindest einige, wenn nicht sogar sehr viele der heutigen Kritikpunkte nicht existent. Da bin ich mir sicher!
Ich denke, wir werden von dieser Idee sehr bald in konkreter Form hören - und es sollte mich wundern, wenn es länger als ein Jahr dauert, bis ein gewisser Konzern das erste Perryversum-Produkt dieser Machart auf den Markt bringt. Klaus hat die oben zitierte Frage längst für sich beantwortet, da bin ich mir sicher. Er hat zwar kein Herz für Technik und Wissenschaft, aber wohin der Hase läuft, weiß er ganz genau - auch wenn er diese Kenntnis derzeit noch abstreitet.
Ach du meine Güte. ich weiß ja nicht einmal, ob der Hase nicht doch ein Kaninchen ist; und andere Leute sind sich schon ganz sicher, dass sie dann irgendwann unbedingt und sehr gründlich mitgestalten werden. Wish ist the father of thought my dear fellow.
Drösseln wir es einfach mal auf: Soziales Lesen ist in etwa so alt, wie das Lesen selber; zwischenzeitlich ist es den Verlagen mal ein wenig aus den Augen gekommen, das liegt aber an den Verlagen, nicht an den Lesern; zu Zeiten Goethes hat man so etwas noch sehr genau gewusst. Okay, jetzt hat man es in Zeiten des Internet wieder entdeckt. Schön.
Gruppenarbeit an Texten ist auch keine so besonders große Neuerung. Das beherrscht man bei den Daily Soaps sowieso etwas besser als bei Perry Rhodan und war zu Shakespeares Zeiten auch schon verbreitet, da gab es nämlich schon Schreiberwerkstätten, wie auch Malerwerkstätten - und natürlich hat der Leiter von der Sache profitiert, weil die Schüler zahlten und arbeiteten.
Vielleicht veranstalten deshalb ja so viele Autoren so gerne so Schreibcamps. Sie schöpfen völlig erschöpft anderer Leute Kreativität ab und bekommen auch noch Geld dafür.
Eine Leser-Schreiber-Interaktion ist ansonsten auch keine Neuerung. Selbst die Autoren des Gilgamesch Epos werden schon gehört haben, dass es so ja nun ganz und gar nicht - bis dann irgendwer sich hinsetzte und das alles zu dem uns heute bekannten Werk verarbeitete. So eine Art Silberband, bei dem die Mächtigen auch noch mit zu reden hatten...
Nettestes Beispiel für so etwas dürfte ansonsten das Neue Testament sein.
Heute, so die These, ist diese Interaktion durch das Netz aber wesentlich schneller und deshalb könnten Autoren und Leser doch viel besser und intensiver interagieren. Dass mag schon so sein, obwohl ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass wir nur immer schneller auf der Stelle treten... Lassen wir es einfach einmal dahin gestellt, weil es unwichtig; denn zwei Dinge sind relativ klar in dieser Angelegenheit:
Zunächst einmal ist Kreativität, sieht man einfach mal von seltenen Genieblitzen ab, ein sehr langsamer und sehr mühseliger Prozess, der auch durch die Schwarmintelligenz nicht verbessert werden würde, denn die ist nur im mittleren Bereich gut; nicht bei den herausragenden Dingen.
Zum anderen steigerte sich die Abstimmungsproblematik exponentionell mit der Anzahl der teilnehmenden Personen. Viel Spaß kann ich da nur sagen.
Dass könnte man natürlich dadurch lösen, dass man diese einfach nur befragte - dann könnte man aber auch gleich drauf verzichten.
Wer also den Wunsch hat, seinen Namen veröffentlicht zu sehen oder an einem großen Werk beteiligt zu sein... - selber machen. Und ansonsten sollten wir für jeden Ratschlag, denn wir äußern, sowieso hin und wieder Anerkennung bekommen. Muss ja nicht gleich Geld sein.
Bearbeitet von Puh, 12 Mai 2014 - 17:48.