"Lassen Sie mich durch, ich bin Star-Wars-Fan!"
Was bisher gesagt wurde, stimmt natürlich ausnahmslos. Sorry, daß ich mich jetzt erst wieder auf Tiffs Frage hin melde, aber ich wollte mir wenigstens Mühe geben, eine ernst gemeinte Frage auch ernst gemeint zu beantworten. Ehrlich gesagt, als ich die Frage
"worum geht es eigentlich bei Star Wars?" zum ersten Mal las, dachte ich erst, da wollte mich einer hochnehmen (
"Das weiß doch jedes Kind!"), aber nach kurzem In-Mich-Gehen habe ich eingesehen, daß es auch Mitmenschen gibt, die sich möglicherweise angesichts des jetzt langsam anlaufenden Episode-VII-Hypes zum ersten Mal überhaupt mit Star Wars beschäftigen. Ich selbst würde vermutlich bei Franchises wie "Perry Rhodan", "Doctor Who", "Game of Thrones" oder "Ghost In The Shell" ähnlich ratlos da stehen.
Also dann... Vielleicht kriegen wir es ja mit vereinten Kräften hin, daß dieser Thread ein kleines kompaktes Nachschlagewerk wird für alle Newbies, die mal in das Lucas-Evangelium reinschnuppern wollen. Ich fange einfach mal an.
Achtung, Spoiler!
Über die Entstehung
Nachdem der amerikanische Filmemacher
George Lucas Anfang der 70er Jahre erste Erfolge mit Filmen wie
"THX1138" und
"American Graffiti" vorzuweisen hatte, wollte er sich einen Herzenswunsch erfüllen und eine Neuverfilmung von "Flash Gordon" angehen. Die Rechte dafür bekam er aber nicht, und so beschloß er, statt dessen eine Hommage an die alten Science-Fiction-Serials zu drehen. Als weitere Inspirationsquellen zog er Akira-Kurosawa-Filme wie
"The Hidden Fortress", Namen und Planeten wurden den Marsromanen von Edgar Rice Burroughs oder der Dune-Serie von Frank Herbert entlehnt. Es enstanden eine Reihe von Drehbüchern, die dem Vernehmen nach äußerst komplex angelegt waren und die er dann nach und nach so lange umschrieb, bis eine nachvollziehbare Story übrigblieb, die sich in 120 Minuten erzählen ließ und die sich im Wesentlichen auf die alte Märchenformel
"Bauernjunge trifft alten Zauberer und rettet Prinzessin vor Schwarzem Ritter" reduzieren ließ. Von Flash Gordon entfernte er sich dabei immer weiter, bis nur noch die Figur des bösen Imperators übrig blieb. Visuell orientierte sich Lucas bei seinen Raumschlachten an Filmaufnahmen aus dem Zweiten Weltkrieg und Kriegsfilmen wie
"The Dam Busters". Außerdem schimmern immer wieder mal Elemente aus historischen Begebenheiten durch, vom amerikanischen Sezessionskrieg bis hin zum Dritten Reich. Das ganze ist ein fröhliches Mix & Match aus -zig verschiedenen Quellen.
Über die Mythologie
Bei der Konzeption seiner Figuren greift Lucas gerne auf Archetypen zurück, wie sie zum Standardrepertoire vieler Sagen und Legenden gehören: der Bauernjunge, der weise alte Mann, der Schwarze Ritter, die Prinzessin, usw. Auch verwendet er gerne Konfliktsituationen und Motive, die recht universell sind und in den Religionen und Sagen von vielen Kulturen vorkommen: die unbefleckte Empfängnis, der Vater-Sohn-Konflikt, Gut gegen Böse, Aufstieg und Fall usw. Einen großen Einfluß hatte auf ihn dabei auch
Joseph Campbell und dessen Ausführungen über das Konzept der
Heldenreise, die sich dann schematisch in den Drehbüchern wiederfindet.
Erwähnen sollten wir an dieser Stelle auch das Konzept der "Macht", das ursprünglich als Energiefeld beschrieben wurde, welches die Summe aller lebenden Organismen in der Galaxis bildet und welches sowohl einen eigenen Willen zu haben scheint als auch von entsprechend geschulten Personen (dazu gleich mehr) dahingehend beeinflußt werden kann, sich nahezu übermenschliche Kräfte anzueignen (Telepathie, Telekinese usw.). Anfangs war die Macht noch als ein eher übernatürliches Phänomen geschildert worden; später fügte Lucas (sehr zum Leidwesen vieler Fans) dem ganzen noch eine pseudowissenschaftliche biochemische Erklärung hinzu. Aber verlieren wir uns an dieser Stelle lieber nicht in Details.
Letztlich ist der titelgebende "Krieg der Sterne" nichts weiter als der Kampf Gut gegen Böse, und zwar
personifiziert. Die
Bösen sind bei George Lucas die sogenannten
Sith, eine Kriegerkaste, die der Dunklen Seite der Macht huldigt und nicht weniger als die völlige Auslöschung aller Widersacher und die Herrschaft über die Galaxis anstreben. Die
Guten sind die
Jedi-Ritter, ein wehrhafter Mönchsorden, der sich der Verteidigung von Frieden, Freiheit, Recht und Ordnung verschrieben hat.
Das Genre
Laßt uns bei dieser Gelegenheit mit einem weit verbreiteten Mißverständnis aufzuräumen:
Star Wars ist
keine Science Fiction. Zumindest nicht in dem Sinne, daß irgend jemand auch nur ansatzweise versuchen würde, dem Geschehen einen streng wissenschaftlichen Anstrich zu geben (anders als beispielsweise neulich
Gravity).
Star Wars ist Spaß am Fabulieren und Märchen erzählen (wenn es doch schon mit "Es war einmal..." anfängt), und es fragt keiner danach, warum die Raumschifftriebwerke und Laserkanonen im All Geräusche machen, oder wie die Klinge eines Lichtschwertes funktionieren kann. Der Weltraum und die fremden Planeten sind lediglich Kulissen für eine Story, die auch im Wilden Westen, in Entenhausen oder in Wanne-Eickel spielen könnte. Einigen wir uns auf
Space Opera?
Kommen wir also nun zu den Filmen...
http://www.youtube.com/watch?v=0kd5_WzYcH0
... und zwar in chronologischer Reihenfolge:
Star Wars: Episode IV - A New Hope (1977)
Es herrscht Bürgerkrieg zwischen dem bösen Galaktischen Imperium (geleitet von Kaiser Palpatine, einem Sith-Lord) und Rebellen. Um die Rebellion niederzuschlagen, baut das Imperium den Todesstern, eine Raumstation mit ausreichend Feuerkraft, um ganze Planeten zu zerstören. Die Baupläne für diese Raumstation gelangen über Umwege in die Hände des jungen Farmers Luke Skywalker, der bei seinem Onkel auf dem Wüstenplaneten Tattooine lebt. Gemeinsam mit dem alten Jedi-Ritter Obi-Wan Kenobi macht er sich auf den Weg zum Planeten Alderaan, um die Pläne in die Hände der Rebellen zurück zu bringen. Zwar bekommen sie unterwegs Hilfe von dem Ganoven Han Solo und seinem Freund Chewbacca, doch sie kommen zu spät - der Todesstern hat Alderaan bereits zerstört. Luke und seine Freunde können immerhin Prinzessin Leia Organa - eine Rebellenführerin, die an Bord des Todessterns gefangen gehalten wird - befreien, doch während der Flucht stirbt Kenobi beim Duell gegen den Sith-Lord Darth Vader. Die Rebellen können die Baupläne des Todessterns auswerten und finden eine Schwachstelle - ein genauer Treffer an einer bestimmten Stelle löst eine Kettenreaktion aus, die die Raumstation zerstört. Das geschieht dann auch im Verlauf der abschließenden Raumschlacht.
Im Verlauf des Films erfährt Luke, daß Darth Vader ein ehemaliger Jedi und Schüler von Obi-Wan Kenobi war... der sich aber für die Dunkle Seite der Macht entschied und dem Imperator half, die Jedi zu vernichten - darunter auch Lukes leiblicher Vater, Anakin Skywalker.
Star Wars: Episode V - The Empire Strikes Back (1980)
Die Rebellen sind auf der Flucht und werden von den rachedürstenden imperialen Truppen unter Darth Vaders Leitung kreuz und quer durch die Galaxis verfolgt. Nach einer Schlacht auf dem Eisplaneten Hoth müssen die Rebellen auch diesen Stützpunkt aufgeben. Luke, Han und Leia werden voneinander getrennt, und während Luke bei dem weisen alten Jedi-Meister Yoda in die Lehre geht und einen Jedi-Ritter-Crashkurs belegt, verschlägt es Han und Leia auf den Gasplaneten Bespin. Hier werden sie von Hans früherem Kumpel Lando empfangen, aber leider liefert dieser sie auch ans Messer, um sich selbst zu schützen. Dabei sind Han und Leia nur die Köder in der Falle, die Vader für Luke stellt... Luke eilt ebenfalls nach Bespin, um seine Freunde zu retten, doch er trifft dort auf Darth Vader, mit dem er sich duelliert und der ihm offenbart, daß er selbst Lukes Vater ist. Luke entzieht sich der Gefangennahme, und den Rebellen gelingt in letzter Minute die Flucht.
Star Wars: Episode VI - Return of the Jedi (1983)
Drei Jahre wurde auf den Schulhöfen darüber debattiert, ob nun Darth Vader oder Obi-Wan Kenobi die Wahrheit gesagt hatte. Als Episode VI herauskam, klärte sich alles auf. Obi-Wan hatte nur seine Sicht der Dinge geschildert (und verschleiert, daß er selbst nicht ganz unschuldig am vermeintlichen Ableben seines früheren Freundes und Schülers war). Darth Vader war also tatsächlich einstmals Lukes Vater Anakin Skywalker. Luke will nicht glauben, daß Anakin völlig zur Dunklen Seite übergetreten ist - er glaubt, daß noch Gutes in ihm ist. Während rund um die Baustelle des zweiten Todessterns eine große finale Raumschlacht tobt, kommt es zum Showdown zwischen Luke, Vader und dem Imperator. Als Luke sich standhaft weigert, zur Dunklen Seite überzutreten, foltert ihn der Imperator beinahe zu Tode. Erst in allerletzter Sekunde besinnt sich Darth Vader auf sein früheres Ich und erkennt, welches Leben ihm durch seine falschen Entscheidungen vorenthalten geblieben ist. Entschlossen, wenigstens seinen Sohn zu retten, tötet er seinen Meister und wird dabei selbst schwer verwundet. Am Ende stirbt er als wiedergeborener Anakin Skywalker.
Dann war es lange Jahre still, ehe Lucas dann Mitte der 90er Jahre wieder Lust auf sein altes Projekt bekam, uns die Vorgeschichte des bisher Gesehenen nachreichte und die Frage beantwortete, wie der strahlende Held Anakin Skywalker zum abgrundtief bösen Sith-Lord Darth Vader mutieren konnte und wie aus der altehrwürdigen Galaktischen Republik das böse Galaktische Imperium wurde:
Star Wars: Episode I - The Phantom Menace (1999)
Hier lernen wir Anakin Skywalker als etwa zehnjährigen Sklavenjungen kennen, der durch seine besonderen Fähigkeiten die Aufmerksamkeit von zwei Jedi-Rittern (darunter der junge Obi-Wan Kenobi) auf sich zieht. Sie befreien ihn aus seinem Sklavendasein und nehmen ihn mit nach Coruscant. Erst nach einigen schicksalhaften Wendungen darf Anakin aber dann ein Jedi-Schüler werden. Im Hintergrund des Ganzen tobt ein Krieg um den idyllischen Planeten Naboo, den der mysteriöse Sith-Lord Darth Sidious inszeniert hat. Der kleine Anakin verknallt sich dabei unsterblich in die erst vierzehnjährige Königin von Naboo, Padme Amidala.
Star Wars: Episode II - Attack of the Clones (2002)
Ein knappes Jahrzehnt später. Die Galaktische Republik rutscht in einen Sezessionskrieg, als der charismatische Count Dooku (ein ehemaliger Jedi und insgeheim praktizierender Sith) eine Revolte anzettelt. Padme - inzwischen nicht mehr Königin, sondern Senatorin - gerät ins Fadenkreuz der Separatisten. Anakin Skywalker (inzwischen angehender Jedi) und sein Mentor Obi-Wan Kenobi sollen sie beschützen und entdecken nebenbei, daß auf mysteriösen Wegen jemand heimlich die Schaffung einer Armee von Klonen für die Republik in Auftrag gegeben hat, die zufälligweise gerade dann einsatzbereit ist, als man sie braucht. Es kommt zu einer großen Schlacht, die den Anfang der sogenannten Klonkriege darstellt. Am Ende des Films findet die heimliche Trauung von Anakin und Padme statt.
Star Wars: Episode III - Revenge of the Sith (2005)
Drei Jahre später neigen sich die Klonkriege ihrem Ende entgegen. Die Führung der Jedi-Ritter hat aber Zweifel, daß Kanzler Palpatine die ganzen Notstandsverordnungen und Sonderbefugnisse, die er sich im Laufe der Kriegsjahre nach und nach angeeignet hat (ein klarer Seitenhieb auf historische Ereignisse wie den
Patriot Act und das
Reichsermächtigungsgesetz), nach dem bevorstehenden Kriegsende auch wieder abgeben wird. Anakin Skywalker, der seit Jahren eine besondere Freundschaft zu Palpatine pflegt, wird beauftragt, den Kanzler auszuspionieren. Gleichzeitig erwartet Palpatine, daß Anakin ihn über die Aktivitäten der Jedi informiert. Anakin ist hin- und hergerissen. Außerdem quälen ihn Alpträume, in denen er seine schwangere Frau bei der Geburt sterben sieht. Als er sich Palpatine anvertraut, eröffnet ihm dieser, daß er selbst ein Sith-Lord ist und nur die Dunkle Seite der Macht vermag, Padme zu retten. Anakin ist immer noch hin- und hergerissen. Soll er den einzigen Menschen, der seine Frau vor dem Tod retten könnte, den Jedi ausliefern? Zwar tut er zunächst seine Pflicht, dann kommen ihm aber Zweifel, und er verhindert die Festnahme des Kanzlers. Palpatine stellt den Versuch der Jedi, ihn abzusetzen, als Putschversuch dar und erklärt den Orden zu Verrätern, die mit dem Tod bestraft werden müssen. Anakin und die Klonsoldaten löschen die Jedi in einer konzertierten Aktion nahezu vollständig aus. Bei der finalen Konfrontation mit Obi-Wan wird Anakin grausam entstellt, und nur dank einer Kombination aus Schutzanzug, Atemmaske und künstlichen Gliedmaßen kann er überleben. Padme überlebt die Geburt ihrer Zwillinge nicht, und während der kleine Luke von Obi-Wan mit auf den Wüstenplaneten Tattooine genommen wird, bringt man seine Schwester Leia an den Königshof auf dem Planeten Alderaan...
Das war die Handlung im Telegrammstil. Wer mehr wissen möchte, kann gerne im Internet recherchieren... oder einfach die Filme gucken.

Über die perfekte Reihenfolge darf man geteilter Meinung sein.
Das ganze Drumherum
Schon seit 1977 gibt es Unmengen von Comics und Romanen (und später auch Computer- und Konsolenspiele, Brettspiele, Rollenspiele usw.), die die Handlung weiterspinnen. Es gibt dabei Abenteuer die vor, während, zwischen oder nach den Filmen spielen... zum Teil Jahrtausende davor und über ein Jahrhundert danach. Bei so einem Berg von Material gibt es natürlich eine Gauss'sche Verteilung von sehr gutem, brauchbaren und grottigem Lesestoff. Eine kleine Orientierungshilfe bietet zwar
dieser Thread hier, aber wieviel der jetzt noch wert ist, nachdem bereits angekündigt wurde, daß man sich beim Drehen der Filme VII bis IX einen feuchten Furz um die bereits geschriebenen Stoffe kümmern wird, dürfte fraglich sein. Mit einem Federstrich wurde jahrzehntelange Arbeit von z. T. sehr renommierten Autoren und Comiczeichnern auf eine Stufe mit FanFiction-Geschreibsel gestellt.

Daneben gibt es auch noch diverse TV-Serien, die mehr (
"The Clone Wars",
"Rebels") oder weniger (
"Droids",
"Ewoks",
"The Holiday Special",
"Star Wars: Clone Wars") als kanonisch gelten. Auch hier gibt es Perlen und Schund (sogar innerhalb einzelner Serien)
Noch Fragen, Kienzle?
Bearbeitet von Gallagher, 02 Juli 2014 - 13:30.