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Entliterarisierung des Buchgeschäfts


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4 Antworten in diesem Thema

#1 Ronni

Ronni

    Kürbisnaut

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Geschrieben 05 Februar 2004 - 23:03

Ich habe mir erlaubt, die vom ursprünglichen Thema abweichende Diskusionslinie hier fortzusetzen. Ursprünglich hat alles in Wie macht man als Autor mit Kritik? angefangen.

Okay, Erik Simon beherrscht das, das gebe ich zu. Aber Ausnahmen, zumal aus einem anderen Umfeld (man kann vieles gegen die DDR-SF vorbringen, aber lektoriert waren die Bücher ordentlich), vermögen nichts gegen den aktuellen Trend der Entliterarisierung des Buchgeschäfts auszusagen.

falls Du schon öfters was von mir in Foren und so gelesen hast, wirst Du wissen, daß ich auch ständig gegen die Industrialisierung der Verlagslandschaft und über die mangelnde Qualität herziehe. Wobei ich zugegebenermaßen was anderes unter Qualität verstehe als Du, aber ich bin weder Schriftsteller noch Lektor, eigentlich habe ich von Literatur wenig Ahnung. Ich merke aber sehr wohl, ob ein Buch mit Liebe zum Detail gemacht ist, oder ob mich Verlag oder Autor für Dumm verkaufen will. Ich finde aber nicht das es viel bringt, die Hände in den Schoß zu legen und einer besseren Welt nachzutrauern. Ich für meinen Teil habe die Initiative ergriffen und mit einer handvoll Leuten die ähnlich denken einen Verlag gegründet, der relativ unabhängig von wirtschaftlichen Zwängen die Bücher macht, die wir für wichtig halten. Du erweckst aber bei mir den Eindruck, daß Du über alles und jeden herziehst, der nicht 100% dem Idealbild entspricht. Leider leben wir aber nicht in einer Utopie, sondern sind alle wirtschaftlichen Zwängen unterlegen, manche mehr, mache weniger.

Ich weiß nicht, irgendwie stören mich (neben Befindlichkeiten, die mit mir zu tun haben) die eingefahrenen Gleise. Das ist ein Unbehagen über gewisse grundsätzliche Auffassungen, das sich schwer erklären läßt. Ich habe mich schon mehrere Male "beliebt" gemacht, indem ich über bestimmte Rituale gelästert habe, die vielleicht historisch gewachsen sind (so lange bin ich noch nicht dabei), die aber m. E. kontraproduktiv sind. Es ist ein wenig schwierig, darüber zu diskutieren, ohne gleich dem Nächsten auf den Schlips zu treten. :D

Dazu kann ich Dir nur sagen, daß, als ich neu in diesem Forum war, auch manchmal etwas irritiert über den mangelnden Respekt. Und das man mir wiederspricht, hatte ich ja schon lange nicht mehr erlebt. Ich habe aber schnell gemerkt, daß das gut ist. Man sitzt in seinem Elfenbeinturm und bekommt von der Welt da draußen kaum noch was mit. Andere Ansichten und Meinungen sorgen dafür, daß mal der Staub aus dem Hirn geblasen wird. Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

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#2 Impala

Impala

    Giganaut

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Geschrieben 06 Februar 2004 - 00:07

*) Warum muß ich eigentlich seit drei Tagen bei jedem Posting erst mal auf irgendeine kleine Spitze eingehen?

Tatsächlich, alle sind ordentlich durchgedreht in letzter Zeit. Das liegt am Vollmond. Ab morgen wird's besser. Im übrigen habe ich zufällig auch Literaturwissenschaften studiert und weiß zu berichten, daß das Lektorieren nicht im Studium gelernt wird, sondern nur in der Praxis. Und die werden auch ein paar Nichtstudierte haben. Impala
Julius Gaius Baltar!

#3 Ronni

Ronni

    Kürbisnaut

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Geschrieben 06 Februar 2004 - 00:21

Und die werden auch ein paar Nichtstudierte haben.

aber natürlich. Da sieht man mal wieder, wie schnell man hier in die Ecke gedrängt wird. Kaum wird was von mangelnder Ahnung angedeutet, verstecke ich mich hinter unserem Vorzeige-Doktor, obwohl der sonst ständig unter meinen wohlfeilen Gemeinheiten gegenüber Akademikern zu leiden hat :D Irgendwie stumpft so ein Forum doch ab, da kann es tausende Smilies geben, gegen die echte Mimik kommen die einfach nicht an. Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

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#4 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 06 Februar 2004 - 23:02

Ronni schrieb:

falls Du schon öfters was von mir in Foren und so gelesen hast, wirst Du wissen, daß ich auch ständig gegen die Industrialisierung der Verlagslandschaft und über die mangelnde Qualität herziehe. Wobei ich zugegebenermaßen was anderes unter Qualität verstehe als Du, aber ich bin weder Schriftsteller noch Lektor, eigentlich habe ich von Literatur wenig Ahnung. Ich merke aber sehr wohl, ob ein Buch mit Liebe zum Detail gemacht ist, oder ob mich Verlag oder Autor für Dumm verkaufen will.

Nur eine Frage: Woher willst Du wissen, was ich unter Qualität verstehe? Ich sage nicht, daß Deine Aussage falsch ist, aber ich würde mir kein Urteil über Deine Qualitätskriterien zutrauen.

Ich finde aber nicht das es viel bringt, die Hände in den Schoß zu legen und einer besseren Welt nachzutrauern. Ich für meinen Teil habe die Initiative ergriffen und mit einer handvoll Leuten die ähnlich denken einen Verlag gegründet, der relativ unabhängig von wirtschaftlichen Zwängen die Bücher macht, die wir für wichtig halten.

Dagegen ist gewiß nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil. Hin und wieder spiele ich auch mit dem Gedanken, mich an ein derartiges Experiment zu wagen, aber letztlich erscheint mir das Risiko zu groß. Auch weiß ich zuwenig von Lizenzen und deren Kosten, um das Terrain einschätzen zu können. Allerdings weiß ich nicht 1. was Du mit "relativ unabhängig von wirtschaftlichen Zwängen" meinst. und 2. ob Du wirklich die Bücher machst, die Du für wichtig hältst oder doch bewußt oder unbewußt eine Klientel bedienst, die sich nach meinem Eindruck einer bestimmten Art von Nostalgie verschrieben hat. Gruß Frank

Bearbeitet von Tiresias, 06 Februar 2004 - 23:03.


#5 Ronni

Ronni

    Kürbisnaut

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Geschrieben 06 Februar 2004 - 23:30

Nur eine Frage: Woher willst Du wissen, was ich unter Qualität verstehe?

ich weiß es nicht und meine Aussage war in dem Fall ein Akt des vorauseilenden Gehorsams. Können wir das einfach zu en Akten legen?

1. was Du mit "relativ unabhängig von wirtschaftlichen Zwängen" meinst.

damit meine ich, daß unterm Strich zumindest keine rote Zahl stehen darf. Wenn wir ein Buch machen, bei dem wir von vornherein davon ausgehen müssen, daß es niemals in die Gewinnzone kommt, muß daß durch andere Bücher (ersatzweise auch gerne ein Sponsor) gedeckt sein.

2. ob Du wirklich die Bücher machst, die Du für wichtig hältst oder doch bewußt oder unbewußt eine Klientel bedienst, die sich nach meinem Eindruck einer bestimmten Art von Nostalgie verschrieben hat.

Ich benutze mit Absicht die Formulierung "wichtig". Aber so einfach ist die Antwort auf Deine Frage nicht, da wir fünf Leute bei Shayol sind, die sich zumindest grob in der Richtung einig sein müssen.
Für wichtig hielt ich persönlich Homchen von Kurd Laßwitz, weil es ein ganz tolles Buch ist und nur noch in verstümmelten Fassungen auf dem (Gebraucht-)Markt war. Wichtig finde ich es auch, das mal die Werke der beiden (eigentlich ja drei) Top-DDR-Autoren gesammelt herausgegeben werden, da sie mir als Wessi nur Bruchstückhaft bekannt sind. Und wichtig ist mir vor allem die ganze Sekundär-Schiene, weil mich schon immer die Geschichten hinter den Geschichten interessiert haben (Berufskrankheit).
Den anderen Co-Verlegern sind andere Bücher wichtig und solange sich kein Mega-Flop abzeichnet, werden die Bücher soweit wie möglich auch gemacht. Jeder von uns hat eine ellenlange Liste mit Titeln, die er gerne machen möchte. Für einen Teil braucht man viel Geld in der Kriegskasse, für die anderen erst mal die Zeit, um sie nach unseren Qualitätsvorstellungen vorzubereiten. Aber irgendwo muß man mal anfangen, und da sind Simon, die Steinmüllers und Theodore Sturgeon bestimmt keine schlechte Wahl.

Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

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