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Abspann mit Häkchen


11 Antworten in diesem Thema

#1 ShockWaveRider

ShockWaveRider

    verwarnter Querulant

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Geschrieben 13 Dezember 2014 - 12:10

Regelmäßig liest man im Abspann eines Spielfilms oder einer Serienepisode folgenden Disclaimer:

 

"Die Handlung des Films ist frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig." 

Komplett so. Mit Gäsefüßchen bzw. Anführungszeichen.

Und genau diese Interpunktionszeichen sind es, die mich verstören.

Denn dadurch kennzeichnet man das Statement als Zitat und distanziert sich damit davon. Ein Zitat ist ja gerade kein eigenes Statement, sondern das eines anderen.

 

Kann mir bitte jemand erklären, weshalb dieser Standard-Disclaimer in den Filmabspännen nahezu ausschließlich (=fast immer) in Anführungszeichen gesetzt wird?

 

Das fragt sich ernsthaft

Ralf


Bearbeitet von ShockWaveRider, 13 Dezember 2014 - 12:28.

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#2 September68

September68

    Giganaut

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Geschrieben 13 Dezember 2014 - 12:59

Eine direkte Erklärung habe ich nicht anzubieten, aber ich erinnere mich an das hier:

 

http://en.wikipedia....ious_disclaimer

 

Hier findet man zumindest den Ursprung bzw. Auslöser der Klausel, die seither weltweit Verwendung gefunden hat. Vielleicht wir hier der Originaltext zitiert, sozusagen als, hm, Hommage?


"Die Größe eines Landes bemisst sich nicht daran, wie es mit den Mächtigen umgeht. Die Größe eines Landes bemisst sich daran, wie es mit den Machtlosen umgeht."

Jorge Ramos


#3 Zeitreisender

Zeitreisender

    Temponaut

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Geschrieben 13 Dezember 2014 - 12:59

Hört sich für mich an wie...

 

"Bitte verklagt uns nicht, weil das was da gerade in der Weltgeschichte passiert ist, auch in unserem Film in ähnlicher Form vorkommt. Aber wenn ihr uns nicht verklagt, dann nehmen wir uns das Recht mit unserem Film über das geschehene Ereignis werben zu dürfen."



#4 ShockWaveRider

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    verwarnter Querulant

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Geschrieben 13 Dezember 2014 - 13:17

Danke für die Hintergrundinfo, September68!

Aber das erklärt nicht die Gänsefüßchen. Zumal die Statements idR ernst gemeint sind.

 

Gruß

Ralf


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#5 September68

September68

    Giganaut

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Geschrieben 13 Dezember 2014 - 15:24

Stimmt, das ist keine Erklärung. Auffällig ist jedenfalls der nahezu unveränderte Wortlaut, was den Eindruck eines Zitats hinterlässt. Jetzt bin ich selbst neugierig geworden. Vielleicht finde ich ja noch was. 


"Die Größe eines Landes bemisst sich nicht daran, wie es mit den Mächtigen umgeht. Die Größe eines Landes bemisst sich daran, wie es mit den Machtlosen umgeht."

Jorge Ramos


#6 My.

My.

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Geschrieben 13 Dezember 2014 - 17:59

Ich bezweifle, dass sich irgendeine von den Pappnasen, die diese Nachspänne erstellen, wirklich Gedanken darüber macht. Irgendeiner sagt, das gehört sich so, dann gehört sich das so. Wirklich Ahnung hat von den Leuten vermutlich niemand - auch, dass dieser Spruch keinerlei Auswirkungen auf irgendwas hat. Er schützt die Filmemacher nämlich auch dann nicht vor Ärger, wenn irgendjemand meint, er wäre von einem Film XYZ betroffen und müsse nun vor Gericht ziehen. Das letzte Wort hat immer das Gericht - und Gott.

 

My.



#7 Nina

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Geschrieben 13 Dezember 2014 - 18:20

Wie My. schon meinte, es hat ohnehin keine rechtlichen Auswirkungen. Sonst könnte man ja alle Personen, die man kennt, in seinen Werken verunglimpfen, nur weil man diesen Standardsatz verwendet. Im Extremfall könnte man sogar behaupten, dass Namen rein zufällig gleich oder nahezu gleich sind.

Prinzipiell ist es aber auch nicht verboten, sich von realen Personen und Ereignissen inspirieren zu lassen. 

 

Man schreibt diesen Satz wohl, weil man so schon mal ein paar Leute abschreckt, überhaupt eine Klage zu versuchen. Und weil man lästige Angehörige darauf hinweisen kann.

 

Die Anführungszeichen haben da nichts zu suchen. Aber wer nicht viel im schriftstellerischen oder journalistischen Bereich tätig ist, hat meist schlichtweg nicht Wissen und Übung dafür, so etwas richtig anzuwenden. Ich habe mal ein Infoheftchen lektoriert, da wurden auch Anführungszeichen sicher mindestens doppelt als es richtig gewesen wäre, verwendet. (Dass man auch in einem Sachartikel Buch- und Filmtitel eher kursiv als unter Anführungszeichen schreibt, davon red ich mal nicht. Man hätte da besser vorher Richtlinien herausgeben sollen, denn es gab mindestens sechs verschiedene Varianten, wie Filmtitel im Text untergebracht waren, teilweise mehrere beim selben Autor.)

Was viele gemacht haben, war, Namen, die exotisch klingen, auch unter Anführungszeichen zu setzen.

Ich würde einfach darauf tippen, dass die Nachspannmacher das einfach nicht besser wissen.  


Bearbeitet von Nina, 13 Dezember 2014 - 18:58.


#8 Valerie J. Long

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Geschrieben 13 Dezember 2014 - 18:42

Anführungszeichen werden gelegentlich als Hervorhebung missbraucht - siehe auch "Deppen-Anführungszeichen".



#9 MoiN

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Geschrieben 13 Dezember 2014 - 18:44

"Um einem Unterlassungsanspruch durch reale Namensträgers vorzubeugen, wird im Vor- oder Abspann meist folgender Text verwendet: "Die Namen der Filmfiguren sind frei erfunden. Übereinstimmungen mit Namen lebender Personen ist rein zufällig." Ein solcher Text kann eine Namensrechtsverletzung aber nicht von vornherein ausräumen, sondern hat nur abschwächenden Charakter. Macht jemand eine Namensrechtsverletzung geltend, umfasst sein Unterlassungs- oder Beseitigungsanspruch nur den Namensmissbrauch. Eine Unterlassung der Nutzung des gesamten Filmwerks wird er nicht durchsetzen können."

 

Quelle: http://www.initiativ...LeitfadenID=280

 

Aber wenn ich das recht sehe, war die eigentliche Frage, warum das Ganze in dem oben erwähnten Fall in Anführungszeichen steht.

 

Dazu kann ich nur sagen: mir sind diese Texte nur OHNE Anführungszeichen bekannt. ;)


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#10 ShockWaveRider

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    verwarnter Querulant

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Geschrieben 14 Dezember 2014 - 09:29

@MoiN: Dann achte mal bei den nächsten deutschen Filmen auf den Abspann (auch im TV, auch bei Serienfolgen).

Den aktuellen Anlass für diesen Thread lieferte die SOKO-Leipzig-Folge "Mädchen", die derzeit in der ZDFmediathek als Wiederholung abrufbar ist.

 

Aber wenn ich so darüber nachdenke: Die Häkchen scheinen ein spezifisch deutsches Problem zu sein.

 

Gruß

Ralf


Bearbeitet von ShockWaveRider, 14 Dezember 2014 - 09:34.

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#11 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 14 Dezember 2014 - 10:28

q:D :thumb: War mir noch nie aufgefallen bisher. Meines Wissens muss ein Richter bei falsch formulierten - oder in diesem Fall "zitierten" :D - Klauseln heraus bekommen, was die betroffenen Parteien darunter verstanden zzt. des Zustandekommens des Vertrags. Insofern sind die Häkchen evtl. unwichtig, da viele Leute im Kino - ich z.B. - ja, wenn, nur den enthaltenen Text wahrnehmen. Ansonsten invalidiert m.E. das Häkchensetzen den Inhalt; da könnten sie genau so gut dahinter setzen: sagte der Cutter dieses Films & kicherte... :qdevil:

 

@Nina: Ich glaube, wie gesagt, dass die Intention wichtig ist. Wenn ein Autor eine echte Person ziemlich eindeutig beschreibt, hält er sich offensichtlich selber nicht an seinen Disclaimer. Ob's z.B. bei Kerkelings Jakobswegbuch einen solche gab, weiß ich nicht mehr, aber diese eine nervige dt. Frau, die er mehrfach rhetorisch auseinander pflückte darin, war m.E. ziemlich klar beschrieben - wenn er sie sich nicht einfach ausgedacht hat.


/KB

Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."

(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")


#12 MoiN

MoiN

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Geschrieben 14 Dezember 2014 - 11:01

Aber wenn ich so darüber nachdenke: Die Häkchen scheinen ein spezifisch deutsches Problem zu sein.

 

Es gibt z.B. Textvorlagen, also vorgefertigte Formulierungen für Vertragstexte, die dem Urheberrecht unterliegen. Für mich bedeutet das Ganze einfach nur, daß man gerade auf diesen Umstand hinweisen möchten, OHNE jetzt, wie bei Zitaten normalerweise üblich, die Quelle anzugeben.

 

Was diese Dinge angeht, hat sich in den letzten Jahren ein gewisser Wandel vollzogen. Man möchte auf Nummer Sicher gehen. Denn es gibt immer findige Rechtsvertreter, die in solchen unklaren Fällen in AKtion treten könnten, um durch eine Abmahnung oder durch einen erfolgreichen  Rechtsstreit eine schöne Summe Geld zu kassieren. :D

 

Was den betreffenden Text angeht, dürfte es allerdings ziemlich unklar sein, wer an dieser speziellen Formulierung im Abspann Urheberrechte beanspruchen könnte. Aber man weiß ja nie.


Bearbeitet von MoiN, 14 Dezember 2014 - 12:23.

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