Stil aber fängt nach meiner Auffassung erst da an, wo echte Wahlfreiheit der Mittel herrscht, wenn eben tatsächlich diese oder jene Formulierung zulässig wäre. Dann die bessere - sprich: angemessene - zu finden, das ist Stil.
Oder?
Das trifft es ziemlich genau. Und die Erweiterung zu dieser Aussage liefert Frank:
Stil ist für mich auch stark der "persönliche Ausdruck"; der ja nicht allein auf die Literatur beschränkt ist, sondern auch die anderen Formen wie Kunst und Musik umfasst: eben: eine eigene Signatur ist. Der Stil prägt das Medium; das Medium trägt die Geschichte ... und so erlebt(!) der Rezipient eben - je nach Stil - auch etwas anderes.
Die Vita des Autors bzw. der Autorin prägt den jeweiligen Stil entscheidend mit. Weiter oben erwähnte ich ja bereits die Sozialisierung durch die Sprache, die auch einen gewissen Einfluss auf die Schreibweise hat, die wiederum auf den Stil einwirkt, also die Freiheit des Autors über seine Wortwahl zumindest beeinflusst (Barthes).
Gute Literatur kann dann entstehen, wenn diese Einflüsse wissentlich bzw. gewollt das Sujet bestimmen. Der jeweilige Stil hat dann eine »natürliche« Komponente, wirkt quasi organisch, selbst bei eher abstrakten oder unwahrscheinlichen oder durch und durch phantastischen Motiven (Theodor Storm, Stephen King, Umberto Eco, Toni Morrison, John Steinbeck, Julio Cortázar, Charles Bukowski).
Wie verhält es sich aber, wenn man nach fremden Vorgaben schreibt, nach Exposé, in einem Team, wenn ganz explizite »Vorschriften« handwerklicher und stilistischer Art gelten (müssen!)? Ist es möglich, als Team in die stilistische Oberliga vorzustoßen, wenn man immer auf den kleinsten gemeinsamen Nenner kommen muss?
Bearbeitet von September68, 30 Dezember 2014 - 10:08.