@Zeitreisender: Worum geht es dir? Willst du darauf hinaus, dass viele (oder sogar alle) literarischen Werke verfilmbar sind? Oder verweist du eher darauf, dass sich viele (oder sogar alle) Inhalte massentauglich machen lassen?
Nebenfrage: Basiert "Inception" auf einer direkten literarischen Vorlage?
Ich kann mir vorstellen, dass viele literarische Werke verfilmbar sind ABER einige werden dabei zwangsläufig genau das verlieren, worum es ihnen geht. Diese Kurzgeschichte von Chiang ist da bestimmt mit dabei. Sicherlich gäbe es die Möglichkeit, experimentelle Filmchen zu machen, bei denen jeder einzelne versucht gewisse Aspekte aufzugreifen und gemeinsam wären diese Filmchen vielleicht eine gute Näherung aber ... dies wäre sicherlich nicht massentauglich.
Eine Art der Unverfilmbarkeit umfasst für mich alle literarischen Werke bei denen mit Sprache über die Sprache selbst, die Form die dabei entsteht und die Welt, die durch die Sprache ausgesprochen wird, reflektiert wird. ... oder etwas anders Werke die mit Wörtern, darauf zeigen, dass sie sich selbst aus Buchstaben in die Welt zerren.
Und in der Kurzgeschichte von Chiang geht es für mich auch, mal sehen wie weit ich daneben liege, um die Frage wie wir Zeit in unserer sprachlichen "Grammatik" abbilden und wie diese "Grammatik" und deren Abbildungsform auf unsere Art und Weise Zeit zu erfahren, zu handhaben zurück wirkt.
Auch wenn ich sehr gut verstehe, was du meinst, und du im Grunde ja nur ausführst, was ich geschrieben habe, möchte ich doch einschränken: Ich halte die Kategorie "Werktreue" für schwierig bis untauglich. Die Idee, dass es so etwas wie "reine Stoffe" gibt, die man verlustfrei zwischen verschiedenen Medien hin und herschieben kann, ist in meinen Augen - und da bin ich weder alleine noch originell, das sieht praktisch die ganze Adaptionstheorie so - ein Irrtum. Inhalt und Form sind immer verwoben und jeder Medienwechsel führt dazu, dass sich die Geschichte verändert - verändern muss. Das typische "Aber Szene xy aus der Vorlage ist nicht im Film enthalten" führt deshalb meist nicht weit (kommt hinzu, dass diese Kritik fast ausschliesslich bei bekannten Vorlagen laut wird. Dabei basieren unzählige Filme auf Romanen, die meisten kennt aber kein Schwein. Stanley Kubrick, um ein prominentes Beispiel zu nennen, hat fast ausschliesslich Romanverfilmungen gedreht. Der Vorwurf der mangelnden Werktreue wurde aber nur in zwei Fällen laut; nicht zufällig waren das mit Lolita und Shining die bekanntesten).
Um auf die Chiang-Geschichte zurückzukommen: Der eine Teil der Story dreht sich wie gesagt um Ausserirdischen-Linguistik. Wenn man das verfilmt, wird das schnell ein reiner Dialogfilm. Kann man machen, ist aber nicht das, was eine grosse Hollywood-Produktion normalerweise tut. Reduziert man diesen Teil drastisch, dann wird es eine x-beliebige First-Contact-Geschichte. Der zweite Teile der Geschichte, in der es darum geht, wie die Protagonistin mit dem Verlust ihrer Tochter umgeht, ist nur in der Verbindung mit der ersten relevant (eben mit der grundlegend anderen Zeitwahrnehmung, die sich in der Sprache niederschlägt). Reduziert man den einen Teil und behält den zweiten, kann das schell zu belanglosem Schmalz werden.
Nachdem ich Chiangs Sammlung Stories of Your Life and Others durch habe, bin ich übrigens überzeugt, dass man aus «Liking What You See: A Documentary» einen wirklich interessanten Film machen könnte. Eine Art SF-Mockumentary.