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Das Rennen zum Mars / The Martian Race


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#1 tichy

tichy

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Geschrieben 29 Februar 2004 - 12:43

Das Rennen zum Mars / The Martian Race
Gregory Benford

Heyne / Orbit
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Im Thread "Der schlechteste SF-Roman" habe ich vor einer Weile Benfords Werk wegen des unerträglichen Stils vorläufig nominiert, und habe diese Wertung verknüpft mit der Vermutung, dass daran die Übersetzung ihren Anteil haben könnte. Ich habe dann tatsächlich nach etwa 100 Seiten das deutsche Buch an Amazon zurück geschickt und mir das englische Original bestellt. Im Schiurlaub habe ich jetzt die Zeit gefunden, dem Buch eine neue Chance zu geben.

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich bin sehr froh darüber. Benfords Roman bietet nämlich eigentlich alles, was ich von einem guten hard-SF-Roman erwarte: Wenn etwas erklärt wird, wird es fundiert erklärt (der Mann ist schliesslich Professor für Astro- und Plasmaphysik), aber man wird damit nicht unnotig zugeschüttet (im Gegensatz zu Robinsons "Red Mars"). Die Hauptpersonen sind nicht sehr plastisch geraten, so dass man sich nicht wirklich mit ihnen identifizieren kann; ich habe das aber nicht wirklich vermisst. Auch die Grundidee selbst ist interessant: Anstatt weiter staatliches Geld in eine Marsmission zu pumpen, wird eine Belohnung für die erste private Marsmission ausgeschrieben. Es beginnt ein Wettlauf zwischen einem amerikanischen Unternehmer und einem deutsch-chinesischen Konsortium, die die Aufgabe auf unterschiedliche Weise angehen. SF-Leser haben meiner Erfahrung nach ein überdurchschnittliches Interesse am Thema Evolution: Auch dazu hat das Buch interessante Ansätze zu bieten, die ich hier aber nicht vorweg nehmen möchte.

Auch auf englisch ist Benfords Stil gewöhnungsbedürftig: Die Protagonisten reden oft in abgehackten Satzfetzen, und auch in Prosaabsätzen finden sich etliche ziemlich umgagssprachliche Ausdrücke. Ich weiss nicht, ob das auf englisch schlüssiger ist als in der deutschen Übersetzung oder ob es mir einfach weniger auffällt; jedenfalls hat es mich nicht mehr so sehr gestört. Etwas lästig empfand ich aber, unabhängig von der Sprache, die häufigen Zeitsprünge in der Handlung, die in den ersten zwei Dritteln des Romans ständig zwischen der Startvorbereitung und der Marserkundung hin- und herpendelt.

Fazit: Kein Meisterwerk, aber "food for thought" verpackt in gute Unterhaltung.

-- tichy
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