Ein kurzer Nachtrag, der es nicht mehr in meinen Blog-Eintrag geschafft hat: Es wurde bereits vielerorts darauf hingewiesen, dass Tomorrowland für einen Film, der angeblich positiv auf die Zukunft einstimmen soll, erstaunlich wenig positive Zukunft zeigt. Bei genauerer Betrachtung ist das, was hier als Zukunftsoptimismus verkauft wird, genau das Gegenteil: Es ist ein nostalgischer Blick zurück in eine heile Vergangenheit, als man noch mit grossen Kinderaugen nach vorne sah. Der Film ist hier - ob absichtlich oder nicht - durch und durch auf Disney-Linie und imaginiert ein kindliches magic kingdom von anno dazumal. Deshalb auch das Schwelgen im Retrofuturismus der Weltausstellung.
Natürlich ist dieses Verwechseln von Zukunftsoptimismus und Nostalgie keine Erfindung von Tomorrowland. Vielmehr ist das, was im SF-Zusammenhang oft als Sense of Wonder bezeichnet wird, ein zutiefst nostalgisches Gefühl. Um hier ganz schamlos das Ende meiner Diss zu zitieren:
Der Sense of Wonder ist keine Empfindung, die alleine der SF vorbehalten wäre, wahrscheinlich steht er als Grunderfahrung am Beginn jeglicher Liebe zur Kunst - vielleicht sogar der Liebe überhaupt. Und wahrscheinlich erwächst aus ihm ebenso romantisierende Nostalgie wie jene bornierte Rückwärtsgewandtheit, die überzeugt ist, dass früher grundsätzlich alles besser war. Wenn dem so ist und wenn die SF, wie ich in dieser Studie versucht habe darzulegen, dank ihres Wesens und Funktionierens besonders dazu geeignet ist, den Sense of Wonder zu erzeugen, dann scheint SF kein Modus des visionären Vorwärtsschauens zu sein, sondern vielmehr des wehmütigen Blicks zurück, zurück in jene Zeit, als die Zukunft noch jung war und alles möglich schien.
Das passt eigentlich recht gut zu Tomorrowland.