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Deutschsprachige Ãœbersetzungen


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52 Antworten in diesem Thema

#1 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 06 März 2004 - 13:32

@all Ich habe Fragen.... viele Fragen http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/rolleyes.gif Eine Diskussion in einem anderen Thread förderte eine Bemerkung zutage, die mich "irgendwei" beunruhigt. Ist tatsächlich noch der Autor einer Story für den Erfolg eines Romans im deutschsprachigen Raum verantwortlich, oder sind es die Übersetzer ? Wie weit sind Übersetzer überhaupt am Erfolg eines Buches beteiligt (finanziell, Ruhm) ? Ich hätte hier gerne auch mal ein paar Postings "aus dem Nähkästchen", damit eine unterschwellige Befürchtung meinerseits NICHT bestätigt wird. Wäre es nämlich tatsächlich so, dass der Übersetzer aus einer mittelmässigen Story ein "Highlight" der SF macht, müssten ja alle Lobhudeleien auf Autoren völlig neu interpretiert werden.... Oh GOTT... (oder wer auch immer). Gruss Jürgen
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#2 Dave

Dave

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Geschrieben 06 März 2004 - 20:36

Ich hätte hier gerne auch mal ein paar Postings "aus dem Nähkästchen", damit eine unterschwellige Befürchtung meinerseits NICHT bestätigt wird.

Ja, Einblicke interessieren mich auch immer besonders. Hier einige meiner Gedanken als Leser. Ich neige dazu, den Anteil des Übersetzers herunterzuspielen, was sicher ein Fehler ist. Wenn man sich die häufig negativen Kommentare bezüglich einer Übersetzung ansieht, könnte man schon fast von einer Störung des Dreiecks Autor, Geschichte und Leser ausgehen, die nicht gerne hingenommen wird. Wenn man ein Buch im Original liest, dann wird man den Text gedanklich nicht gänzlich ins Deutsche übertragen. So stellt sich der subjektive Eindruck ein, man sei dem Original näher als die Übersetzung, über die man sich echauffiert. Tatsächlich ist natürlich ein Original ein Original und die Übersetzung eine Annäherung. Vielleicht sollte man einfach einmal eine (z.B.) englische Kurzgeschichte nehmen und sie für die eigene Schublade übersetzen, ich denke, die Sichtweise wird sich dann etwas verfeinern. Auch gilt es, der Stimmung und den Stil gerecht zu werden, was sicher einer puristischen Übersetzung gelegentlich zuwider läuft. Für mich hat der Übersetzer etwas von einem Synchronsprecher, der nicht nur einen Text wiedergibt, sondern selbst ein Schauspieler sein muss, um Stimmungen und Emotionen glaubhaft zu vermitteln. Ein Übersetzer ist also selbst Autor und nicht nur Fachmann für Sprachen, wenn er denn erfolgreich und überzeugend sein will. In Deutschland gab es zum Beispiel die Serie †šDie Zwei†™, eigentlich ein Flop, aber durch den Sprachwitz und der gelungenen Synchronisation bei uns ein großer Erfolg. Es stellen sich also eventuell folgende Fragen: Ist der Übersetzer dem Autor gerecht geworden, indem er Stimmung und Inhalt adäquat vermittelt hat? Hat er vielleicht sogar einem Autor zu Ansehen verholfen, in dem er aus stilistisch schlechtem Material einen guten Roman entstehen ließ? Hat sich ein zweitklassiger Übersetzer an einem erstklassigen Autor verhoben? Mich würden objektive Beispiele sehr interessieren, denn, wir wissen es alle...eine Übersetzung wird oft getadelt und selten gelobt. Ob es dabei mit rechten Dingen zugeht, würde ich wirklich gerne einmal erfahren.

#3 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 07 März 2004 - 12:08

Hallo, nachdem ich diesen interessanten Thread heute entdeckte, fiel mir gleich Clarke's 2001 ein, das ich als Erstes in dt. las und später erst in Englisch. Denn die dt. Version gefiel mir da besser. Entspr. den Äußerungen von Jürgen oben fiel mir aber peinlichst auf, dass ich gar nicht weiß wer d. ÜbersetzerIn war. Also wollte ich das Buch erstmal wieder finden, aber es ist wohl "gut archiviert"...

Dann aber las ich Dave's Worte zu den Persuaders (wie sie im Original hießen):

In Deutschland gab es zum Beispiel die Serie †šDie Zwei†™, eigentlich ein Flop, aber durch den Sprachwitz und der gelungenen Synchronisation bei uns ein großer Erfolg.

Kann ich leider nicht so stehen lassen... http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/unsure.png

Bei mir war es nämlich hier genau anders herum: Das Original war m.E. große Klasse, weil auch neben den Eigenarten der Verhaltensweise die Dialekte und Vokabulare der 2 so unterschiedlich waren. Tony Curtis war ewig locker und Roger Moore ewig ironisch. Wow! Und das wurde m.E. durch die zwanghaften Wortspielereien im Deutschen beiseite geschubst - Ok, ich fand Einiges, dass sich die Übersetzer ausgedacht hatten, ganz lustig, aber man hatte doch den Eindruck dass die von Anfang aufgegeben hatten die Serie authentisch zu synchronisieren, und das störte mich doch ziemlich.

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#4 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 07 März 2004 - 14:17

Hallo Leute,ich stelle einfach mal einige Beispiele dafür in den Raum, wie unterschiedlich ein Übersetzer die Rezeption eines Buches beeinflussen kann:1) Ein Übersetzer macht ein Buch dem deutschen Leser überhaupt erst zugänglich.Ein Bespiel wäre Alfred Besters "The Demolished Man". Die erste deutsche Ausgabe("Sturm aufs Universum" bei Goldmann, glaube ich), war derart verheerend, daß erst Horst Pukallus' Neuübersetzung ("Demolition" bei Heyne) den Roman lesbar gemachthat.2) Ein Übersetzer überhebt sich.Beispiel: "Barefoot in the Head" von Brian Aldiss. Ich verschweige mal den Namen desÜbersetzers, der an diesem Buch in der deutschen Fassung nicht wiedergutzumachendenSchaden angerichtet hat. Es gab gute Gründe dafür, warum deutsche Verlage jahrzehnte-lang vor Aldiss' Roman zurückgeschreckt sind. Eine Taschenbuchreihe hat schlicht und einfach nicht den Etat, um ein Buch dieses Schwierigkeitsgrades angemesen übersetzen zu lassen.3) Ein Übersetzer steht vor (einstweilen) unüberwindlichen Schwierigkeiten.Ein Beispiel ist für mich die Cyberpunk-SF. Ich kenne Hannes Riffels Sterling-Neuüber-setzungen noch nicht, deshalb mit Vorbehalt: Meiner Meinung nach hat noch kein Über-setzer eine überzeugende Lösung für das Problem gefunden, Cyberpunk ins Deutschezu übersetzen. Der ganze Jargon ist amerikanisch, die Mittel der Verdichtung, die z.B. Gibson benutzt - verknappte Syntax, angerissene Sätze, Slang, Wortneuschöpfungen etc. - sind so an die Möglichkeiten der englischen Sprache gebunden, daß es extremschwierig, wenn nicht in vielen Fällen unmöglich ist, sich hier etwas Adäquates ein-fallen zu lassen.4) In seltenen Fällen wird ein Buch durch die Arbeit eines Übersetzers verbessert.Einer der bekanntesten Fälle in der deutschen SF/Fantasy-Szene sind die KatherineKurtz-Übersetzungen von Horst Pukallus. Der Übersetzer hat hier aus seinen Kennt-nissen des Mittelhochdeutschen geschöpft und damit Kurtzs Mittelalter-Settings eine Atmosphäre verliehen, die sie im Original nicht hatten. Denkbar, daß das in diesem Fall zum Erfolg beigetragen hat.Ein berühmtes Beispiel aus der Mainstream-Literatur: Einer Anekdote nach soll Dylan Thomas regelrecht erschüttert gewesen sein, als er bei einem Besuch inDeutschland für sein Hörspiel "Under Milk Wood" als großer Expressionist gefeiertwurde. Inzwischen sind sich alle darüber einig, daß Erich Frieds Übersetzung demoriginalen "Milk Wood" bei weitem überlegen ist. Eine persönliche Bemerkung zu diesem Thema:Übersetzen ist so ziemlich die undankbarste Aufgabe, die es gibt. Wahrgenommen wirdein Übersetzer selten, kritisiert gerne, anerkannt wenig, bezahlt dürftig. Gibt er sich diegebotene Mühe, landet er schnell bei Monatseinkünften, die unter denen einer Putzfrau liegen. Arbeitet er schnell genug, um sich ein einigermaßen angenehmes Leben leistenzu können, landet er schnell bei einem sprachlichen Niveau, das unter dem einer Putz-frau liegt. Die Arbeit der Übersetzer ist den Verlagen wenig wert, über das Ergebnisbraucht man sich nicht wundern. All das war für mich der Grund, daß ich seit 1999, voneinigen Stories für Nova abgesehen, keine Belletristik mehr übersetzt habe.GrußMichael

#5 Robert Kerber

Robert Kerber

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Geschrieben 07 März 2004 - 14:59

Hallo Michael,

2) Ein Übersetzer überhebt sich. Beispiel: "Barefoot in the Head" von Brian Aldiss. Ich verschweige mal den Namen des Übersetzers, der an diesem Buch in der deutschen Fassung nicht wiedergutzumachenden Schaden angerichtet hat.

Ohne das Thema zerfasern zu wollen, aber die Gründe würden mich in diesem speziellen Fall schon interessieren, da nicht nur du, sondern auch Horst Pukallus und Florian Breitsameter diesen Vorwurf in der Vergangenheit mehrfach geäußert haben. Du redest von der Übersetzung von einem der späteren "Edition Phantasia"-Herausgeber, richtig? Könntest du entweder kurz allgemein oder an einem Beispiel im Detail erläutern, warum die Übersetzung in diesem Fall gescheitert ist? Allgemein möchte ich zu diesem Thema noch einen Vergleich aus der Kinoszene anführen, die mir als ehemaliger Programmkinomacher doch nicht ganz unbekannt ist. Ich hatte häufig Diskussionen mit Leuten die mit Nachdruck darauf bestanden, dass die Originalfassung des Films XY viiiel besser wäre als die deutsche. In nicht wenigen Fällen kenne ich beide Fassungen und muss sagen, dass in der Mehrzahl die deutsche Version ebenbürtig war bzw. ist und ich wieder einmal meine Zeit mit jemandem verschwendet hatte, der unbedingt mit seinen Fremdsprachkenntnissen protzen wollte. (Es gibt eben sprachliche Feinheiten, die nicht übersetzbar sind und notwendigerweise verloren gehen.) Z.B. die Kubrick-Filme sind allesamt hervorragend eingedeutscht, und gegen jeden negativen Ausnahmefall (Tarantinos "Jackie Brown") stehen ebenso viele, wo die deutsche Fassung die Holprigkeiten des Originals ausgebessert hat (z.B. Carpenters "Dark Star"). Rein intuitiv würde ich annehmen, dass es sich auf dem Buchsektor nicht unähnlich verhält, lasse mich da aber - mit überzeugenden Beispielen - gern eines Besseren belehren. Robert Kerber Das ganzheitliche System

#6 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 07 März 2004 - 16:03

Ohne das Thema zerfasern zu wollen, aber die Gründe würden mich in diesem speziellen Fall schon interessieren, da nicht nur du, sondern auch Horst Pukallus und Florian Breitsameter diesen Vorwurf in der Vergangenheit mehrfach geäußert haben. Du redest von der Übersetzung von einem der späteren "Edition Phantasia"-Herausgeber, richtig? Könntest du entweder kurz allgemein oder an einem Beispiel im Detail erläutern, warum die Übersetzung in diesem Fall gescheitert ist?

Hallo Frank, was "Barefoot in the Head" angeht, kann ich auf eine Quelle verweisen: Horst Pukallus und ich haben in "Das SF Jahr 1990" eine detailierte Analyse der deutschen Erstausgabe von "Barefoot in the Head" veröffentlicht (bei Bastei, nicht bei der Edition Phantasia, aber ich nehme an, der Text ist identisch). Meines Wissens war es mit fast zwanzig Seiten die längste Rezension, die je in der deutschen SF-Szene erschienen ist. Man hat uns damals einige Male Gehässigkeit und Unfairness gegen den Übersetzer vorgeworfen, aber die Rezension beruhte auf einem detailierten Vergleich des Originaltextes mit der deutschen Übersetzung, und wir haben das ausführlich mit Textzitaten belegt. Ich weiß noch, daß ich damals drei Wochen jeden Tag zwei Stunden damit verbracht habe, beide Ausgaben Satz für Satz zu vergleichen. Was die Qualität von Filmsynchronisierungen angeht, möchte ich ganz laut wider- sprechen. Meiner Meinung nach sind ein Großteil der Sprachmarotten, die dem aktuellen deutschen Sprachgebrauch in Fleisch und Blut übergegangen sind, auf schlecht übersetzte Bücher und, wahrscheinlich noch viel mehr, auf schlecht syn- chronisierte Filme und Fernsehserien zurückzuführen sind. Es geht dabei nicht einmal um schwierige Stellen, die jedem Übersetzer Probleme bereiten, sondern um ganz normale Alltagswendungen. Achte zum Beispiel mal auf Folgendes: 1) In kaum einem synchronisierten Film gibt es noch Leute, die sich "kennenlernen". Fast alle "treffen" oder "begegnen" sich nur noch. Was einfach daran liegen dürfte, daß viele Synchrontexter nicht wissen, daß "to meet" auch "kennenlernen" bedeuten kann. 2) "to realize" wird heute fast durchweg als "realisieren" übersetzt und hat dadurch auch im Deutschen immer mehr die Bedeutung von "innewerden", "bemerken" etc. angenommen. "realisieren" heißt aber eigentlich "verwirklichen", hatte also im Deutschen eine Bedeutung, die es im Englischen nur in bestimmten Kontexten hat. 3) In übersetzten Texten wimmelt es von "Stationen". Nun hat das englische Wort "station" zahlreiche Bedeutungen: es kann ein Bahnhof, eine Haltestelle, eine Wache, ein Sender usw. sein, je nach Kontext. Wird aber selten richtig übersetzt. 4) Ähnliches Beispiel: ein "ticket" kann ein Flug- oder Fahrschein sein, es kann aber auch eine Eintrittskarte oder ein Strafzettel gemeint sein. Auch hier werden im Deutschen inzwischen verschiedenste Bedeutungen über eine Tonne gebügelt. 5) Übersetzte Texte werden immer "sphärischer". Häufig ist von "sphärischen Regionen" oder "sphärischen Objekten" die Rede, besonders in SF-Filmen. Statt "sphärisch" sollte es einfach "kugelförmig" sein. Die meisten dieser Fehler beruhen auf der Marotte, für ein englisches Wort immer das erstbeste deutsche hinzuschreiben, das sich so ähnlich anhört. Ein eindeutiges Indiz dafür, daß hier oft mit der heißen Nadel gestrickt wird. Stanley Kubrick ist übrigens kein gutes Gegenbeispiel. Er ist einer der wenigen Regisseure, die immer darauf geachtet haben, daß im Ausland erstklassige Leute mit der Synchronisierung beauftragt werden. "Uhrwerk Orange" wurde z.B. von Wolfgang Staudtke bearbeitet. Wenn Du in Programmkinos aktiv warst, Robert, vermute ich auch mal, daß ein besserer Eindruck dadurch entstanden ist, daß mehr ältere Filme oder mehr Filme von unabhängigen Produzenten gezeigt werden. Da ist die Qualität oft besser. Die alten Billy Wilder-Filme - z.B. "Eins, zwei, drei" - sind meist brillant synchronsiert. Da waren noch Könner am Werk. Gruß Michael

#7 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 07 März 2004 - 16:04

Sorry Leute,wegen einer Fehlbedienung ist mein letztes Posting hier zweimal angekommen,eins davon unvollständig und unkorrigiert. Ignorierte bitte das erste der beiden.Gruß, Michael

#8 Ronni

Ronni

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Geschrieben 07 März 2004 - 18:20

Ist tatsächlich noch der Autor einer Story für den Erfolg eines Romans im deutschsprachigen Raum verantwortlich, oder sind es die Übersetzer ? Wie weit sind Übersetzer überhaupt am Erfolg eines Buches beteiligt (finanziell, Ruhm) ? Ich hätte hier gerne auch mal ein paar Postings "aus dem Nähkästchen", damit eine unterschwellige Befürchtung meinerseits NICHT bestätigt wird. Wäre es nämlich tatsächlich so, dass der Übersetzer aus einer mittelmässigen Story ein "Highlight" der SF macht, müssten ja alle Lobhudeleien auf Autoren völlig neu interpretiert werden.... Oh GOTT... (oder wer auch immer).

Vereinfacht ausgedrückt würde ich mal sagen, daß ein Übersetzer dann gut ist, wenn man ihn nicht wahrnimmt. Deswegen wird gerne über Übersetzer gemeckert, aber selten gelobt. Michael hat ja schon sehr schön die "Grundformen der Übersetzung" aufgeführt. Nach meiner Beobachtung gibt es Übersetzer, die aus einem schlechten Buch ein gutes, bzw. aus einem guten ein schlechtes machen, manche halten sich zu genau an den Wortlaut, manche erzählen praktisch die Geschichte nach und interpretieren dabei teilweise neu. Problematisch wird es m.E. dadurch, daß die Übersetzung von SF zum einen sehr hohe Ansprüche an den Übersetzer stellt, SF bei den Verlagen aber meist unter "billig" läuft. Lobende Ausnahme (war) Heyne, wo Wolfgang Jeschke relativ hohe Übersetzerhonorare für SF durchgedrückt hat. Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

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#9 Dave

Dave

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Geschrieben 07 März 2004 - 20:43

Als Michael Iwoleit von den Katherine Kurtz-Übersetzungen von Horst Pukallus sprach, musst ich die umgekehrten Fälle denken, die es gelegentlich gibt. Ich bin ja sehr angetan von Eva Buche-Eppers, die ja für die wunderschöne Übersetzung von †šDie Narbe/Leviathan†™ zuständig gewesen ist. Sie schreibt in einer Anmerkung zu †šKönig Ratte†™ (China Miéville) von den Problemen mit der Londoner Gaunersprache des 16./17. Jahrhunderts. Ich weiß zwar nicht, ob sie für ihre Arbeit fürstlich entlohnt wurde, aber die Mühe, Sorgfalt und Liebe zur Sprache ist sehr deutlich zu spüren. Ich wusste gar nicht, dass Hardcover-Bücher auch für bessere Übersetzungen stehen. Sicher kann man das nicht so pauschal sagen, und immerhin gibt es ja von vielen dieser Ausgaben später auch eine Taschenbuchversion. Wolfgang Jeschke hatte sich gut bezahlte Übersetzertätigkeiten eingesetzt. Sind jetzt also qualitativ schlechtere Übersetzungen zu befürchten oder stehen vielleicht schon welche in den Regalen? In der Dick-Reihe hat man ja mit Neuüberarbeitungen dokumentiert, dass man an Qualität sehr interessiert ist. Ich hoffe, dass man es generell so handhabt. Hallo Yip, ich meine mehrfach vernommen zu haben, das †šPersuaders†™ besonders in Deutschland erfolgreich war, eben wegen der Synchronsprecher. Ich finde sie zumindest auch genial. Nebenwirkung: Unkontrollierbare Lachkrämpfe. Ähnliches gilt bei mir für †šSledge Hammer†™, wo der Synchronsprecher ebenfalls zum Biegen war: „Vertrauen Sie mir, ich weiß was ich mache...“

wegen einer Fehlbedienung ist mein letztes Posting hier zweimal angekommen, eins davon unvollständig und unkorrigiert. Ignorierte bitte das erste der beiden.

Hallo Michael, ich habe das besagte Posting einmal entfernt.

#10 rockmysoul67

rockmysoul67

    Temponaut

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Geschrieben 08 März 2004 - 00:11

In einem anderem Thread schrieb ich:

Ich liess vor zwei Jahren einen mittellangen Text (etwa 15 Seiten) ins Englisch übersetzen und zwar wollte ich dies mal richtig machen, über ein gutes Übersetzungsbüro, die einen Berufsübersetzer einsetzen. Das geschah und ich musste ein paar Sachen feststellen. Man bezahlt pro Anzahl Wörter und zwar jene Anzahl Wörter in der Sprache, in der die Übersetzung vorliegt (hier also Englisch). Mein Text wurde "vergewaltigt". Der Text war eh schon schludrig übersetzt worden - so wurde beispielsweise ein Negativum als etwas Positives dargestellt - doch das Allerschlimmste war, dass der Übersetzer einfach Sachen - teilweise ganze Stellen - hinzugedichtet hatte, die ich niemals schrieb. Tja, so wurde alles teurer aber mit dem Text konnte ich nicht viel anfangen.

Ronni gab eine interessante Antwort:

Deine Erfahrungen mit Übersetzungsbüros werden bestimmt von vielen Anderen geteilt, sind aber nicht mit den Übersetzungen zu vergleichen, über die wir hier gerade reden (obwohl das gewisse Parallelen nicht ausschließt).

Es gibt somit neben Verlagen auch einen Privatmarkt, in dem um Übersetzung von Literatur gebeten wird. Ist dies nicht eine Marktnische für Literatur-Übersetzer? Michael Iwoleit schreibt:

Wahrgenommen wird ein Übersetzer selten, kritisiert gerne, anerkannt wenig, bezahlt dürftig.

Dürftig bezahlt? Hier ist jemand, der bei Gelegenheit bereit ist, Übersetzer von Verlagen "wegzukaufen". (bevor ich jetzt zig Angebote erhalte, es geht nicht um Deutsch) Wieviel verdient denn ein Übersetzer eigentlich bei einem Verlag?

#11 Ronni

Ronni

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Geschrieben 08 März 2004 - 09:03

Es gibt somit neben Verlagen auch einen Privatmarkt, in dem um Übersetzung von Literatur gebeten wird. Ist dies nicht eine Marktnische für Literatur-Übersetzer?

Literaturübersetzungen werden im Normalfall von Einzelpersonen vollbracht, während Übersetzungsbüros in erster Linie Dokumente (Briefe, Bedienungsanleitungen, Verträge) übersetzen. Der Markt der Übersetzungsbüros hart umkämpft und deswegen vermutete ich, daß Du eine Übersetzung von einem Büro bekommen hast, welches wenig Ahnung von Literatur hatte, aber den Auftrag des Geldes wegen angenommen hat. Falls ich mich hier irre, vergiß mein oben genanntes Zitat. Eine Marktnische für Literaturübersetzer ist es eher nicht, da wie schon gesagt, es genug Übersetzungsbüros gibt und für die Übersetzung von Dokumenten ein anderes Wissen notwendig ist, als für Literatur. Schlußendlich fallen die wirklich lukrativen Aufträge bei der Übersetzung von Dokumenten an zertifizierte, bzw. vereidigte Übersetzer. Gruß Ronni
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#12 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 08 März 2004 - 10:21

Dürftig bezahlt? Hier ist jemand, der bei Gelegenheit bereit ist, Übersetzer von Verlagen "wegzukaufen". (bevor ich jetzt zig Angebote erhalte, es geht nicht um Deutsch) Wieviel verdient denn ein Übersetzer eigentlich bei einem Verlag?

Um mal einige konkrete Zahlen zu nennen: Übersetzer werden gewöhnlich nach Standardseiten des übersetzten Textes bezahlt. Eine Standard-Manuskriptseite hat 1.800 Anschläge. Mein letzter Honorarsatz bei Heyne lag bei 24 DM - und das war schon überdurchschnittlich gut (Bastei lag teilweise um 50% unter den Honorarsätzen von Heyne). Renommierte Verlage (auch im Hardcover) zahlen übrigens nicht viel besser. Ich war mal bei einer Veranstaltung, an der die deutsche Übersetzerin des Romans "Sophies Welt" teilgenommen hat. Sie hat für wesentlich schwierigere Arbeit auch nur 24,-- pro Seite bekommen. Das Mißverhältnis zwischen Arbeit und Bezahlung wird extrem bei sehr schwierigen und anspruchsvollen Büchern. So war branchenintern zu hören, daß Suhrkamp für die Neuübersetzung von James Joyces "Ulysses" gerade mal 50.000 DM bezahlt hat. Man stelle sich das vor: Eine Arbeit, die den Übersetzer mit Sicherheit einige zehntausend Arbeitsstunden gekostet und Suhrkamp einiges Renommee eingebracht hat, war dem Verlag ungefähr den Stundenlohn eines Fensterputzers auf dem Bottroper Bahnhofsklo wert. So macht Literatur Freude. Zum Vergleich: Ich übersetze seit einigen Jahren IT- und Marketingtexte (meist ins Englische). Ich kann dafür locker das Vierfache des Seitenhonorars für Literatur- übersetzungen nehmen und bin damit im Vergleich zu Übersetzerbüros sogar noch spottbillig (Angebote sind übrigens gern willkommen ;-)) Gruß Michael

#13 Rusch

Rusch

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Geschrieben 08 März 2004 - 11:22

Hm, das sind harte Zahlen. Aber ich kann dieses extreme Beispiel noch toppen: Ein Freund von mir übersetzt Comics und bekommt für die Arbeitszeit, die er investiert ebenfalls ein vielfaches heraus als die 2-3 DM pro Stunde für Ulysses. (Nebenbei: Ein Klofrau verdient mehr). Die Welt ist einfach ungerecht. Was mir zunehmend auffällt ist, dass sich die Verlage kein vernünftiges Lektorat mehr leisten. In Romanen findet man Hämmer, dass man sich fragt, ob das Ding nach der Übersetzung überhaupt noch jemand durchliest. Das gab es z. B. die Neuübersetzung vom Herrn der Ringe von Krege. Das hat eindeutig ein Lektorat gefehlt und alles wurde sehr überstürzt durchgeführt, da die Verfilmung anstand und man eine zeitgemäße Übersetzung bringen wollte. Hier ist ein Thread vom SF-Fan.de Forum: Herr der Ringe Neuübersetzung

#14 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 08 März 2004 - 21:46

Ähnliches gilt bei mir für †šSledge Hammer†™, wo der Synchronsprecher ebenfalls zum Biegen war: „Vertrauen Sie mir, ich weiß was ich mache...“

Erinnerst Du Dich an jene unsterbliche Folge, die mit einer Vorbemerkung des Produzenten begann: "Vertrauen Sie uns. Wir wissen, was wir produzieren." Das war die Folge mit dem "explosiven Ende"... hehe...

#15 Rusch

Rusch

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Geschrieben 09 März 2004 - 09:27

Ähnliches gilt bei mir für †šSledge Hammer†™, wo der Synchronsprecher ebenfalls zum Biegen war: „Vertrauen Sie mir, ich weiß was ich mache...“

Erinnerst Du Dich an jene unsterbliche Folge, die mit einer Vorbemerkung des Produzenten begann: "Vertrauen Sie uns. Wir wissen, was wir produzieren." Das war die Folge mit dem "explosiven Ende"... hehe...

Da fällt mir spontan die Serie "Die Zwei" ein, die nur durch die vollkommen alberne deutsche Synchonisation zu einem Erfolg wurde.

#16 Edgar Güttge

Edgar Güttge

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Geschrieben 09 März 2004 - 10:20

Hallo allerseits,also ich kann hier nur insoweit aus dem Nähkästchen plaudern, weil ich momentan mein Brot mit Übersetzungen verdiene - allerdings nicht mit literarischen.Gut bezahlt werden Übersetzungen übrigens selten. Wenn man sich in ein neues Thema mit einem bisher unbekannten Jargon einarbeiten muss, kann die Woche schon mal 70-90 Stunden dauern und der Nettostundenlohn letztendlich unter 2,50 €/h liegen. Aber es reicht halt zum (Über)Leben.Literarische Übersetzungen sind weit anspruchsvoller als Übersetzungen von Geschäftsbriefen, Gebrauchsanweisungen, Kaufverträgen oder Zeitungsartikeln. Bei wirtschaftlich-technischen Texten kommt es nur auf den Inhalt an. In der Literatur muss schließlich noch der Stil des Verfassers berücksichtigt und übertragen werden. Inwieweit manche Übersetzer dort Einfluss ausüben und wie groß der Anteil des Übersetzers am letztendlichen Erfolg des Titels ist, habe ich noch nicht empirisch analysiert. Ich gebe aber ein Beispiel, das mir aufgefallen ist. Da ich die deutsche Fassung von Connie Willis†™ „Die Jahre des schwarzen Todes“ verpasst habe, habe ich die niederländische Fassung angelesen und nach 20-30 Seiten weggelegt, weil sie mir zu zähflüssig und humorlos erschien. Die deutsche Fassung von „Farben der Zeit“ - wo ich wiederum den Titel für eine absolute Fehlübersetzung halte - ist in meinen Augen eines der witzigsten Bücher, das ich in der letzten Zeit gelesen habe. Mein Englisch ist leider nicht so gut - mir ist durch das große Latinum in der Schule leider der Blick auf moderne, lebende Sprachen etwas verbaut worden -, um nun anhand des Originals zu überprüfen, wie Willis wirklich schreibt.Ein anderer Gedanke: ein paar Bekannten und mir ist unabhängig voneinander der etwas ungelenke, behäbige Stil mancher lateinamerikanischer Autoren (z. B. Cortazar, Scorza) oder russischer Autoren (z. B. Strugazki) in den 1960er und 1970er Jahren aufgefallen. Kann das vielleicht weniger mit dem Stil des Autoren als mit spezifischen Aspekten der Übersetzung aus diesen Sprachen zu tun haben?Und was ist mit den Wortspielen? Und „Ford Prefect“, der in der niederländischen Fassung des Anhalters „Amro Bank“ heißt?Übersetzungen sind notwendig, wenn der Leser über den Tellerrand schauen soll oder will. Ich möchte persönlich nicht auf Texte von Cortazar, Strugazki oder Willis verzichtet haben. Niemand kann schließlich alle Sprachen im Original lesen. Also muss man ab und zu in Kauf nehmen, den Text durch einen Filter zu lesen, nämlich durch den des Übersetzers.Andererseits weiß ich auch, wieviel Arbeit in einer Übersetzung steckt. Dazu kommt die niedrige Bezahlung, die scheinbar üblich ist. Letztens hat mir jemand von einem belgischen Übersetzungsbüro erzählt, dass Verlage sich bei ihm erkundigt haben, ob das Büro literarische Übersetzungen anfertige, und wenn ja: umsonst. Völlig unverständlich finde ich dann Doppelübersetzungen, z. B. von Arnold Toynbees „If Alexander the Great Had Lived on“, das in „Virtuelle Antike“, hrsg. von Kai Brodersen, und in „Alexanders langes Leben, Stalins früher Tod“, hrsg. Von Erik Simon auf deutsch erschienen ist. Und das ist offenbar kein Einzelbeispiel. In diesen beiden Bänden ist noch eine weitere Dublette.Bei dem Überangebot an Literatur muss der Leser ohnehin auswählen. Wenn ich die Wahl habe, einen Originalbeitrag eines deutschsprachigen Autoren oder eine Übersetzung zu lesen, fällt mir die Entscheidung leicht. Warum nicht den eigenen Talenten mehr Chancen geben? Ich bin sogar der Meinung, das „Alien Contact“ in seinem Jahrbuch 2002 den übersetzten Stories zu viel Platz im Nachteil der eigenen Nachwuchsautoren eingeräumt hat. Lesefutter gibt es ohnehin genug. Wer kann schon von sich behaupten, alle interessanten deutschsprachigen (SF-)Autoren gelesen zu haben?Viele GrüßeEdgar

#17 Ronni

Ronni

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Geschrieben 09 März 2004 - 10:37

Ich bin sogar der Meinung, das „Alien Contact“ in seinem Jahrbuch 2002 den übersetzten Stories zu viel Platz im Nachteil der eigenen Nachwuchsautoren eingeräumt hat.

die Meinung ist natürlich durchaus berechtigt und Du stehst damit auch nicht allein da. Nur, es nützt den Nachwuchsautoren wenig, wenn Sie unter sich bleiben und zwar veröffentlicht, aber nicht wahrgenommen werden. Die Übersetzungen (und Profi-Storys) sind die "Fliegenfänger", die dafür sorgen, daß auch die Storys der Nachwuchsautoren gelesen werden. Gruß Ronni
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#18 Mammut

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Geschrieben 06 Juli 2004 - 07:19

Wer sich für einen Vergleich der Übersetzungen von "Der dunkle Schirm" Heyne und Bastei-Ausgabe interessiert, sollte sich den Fandom Observer 181 herunterladen, gibt es als kostenloses pdf.
Jahresrückblick 2023
http://defms.blogspo...blick-2023.html

#19 Robert Kerber

Robert Kerber

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Geschrieben 06 Juli 2004 - 07:57

Mir sträuben sich die Haare ... hat sich jemand die Mühe gemacht und die alte mit der neuen Übersetzung von "UBIK" und "Marsianischer Zeitsturz" verglichen? Wurden diese auch lediglich "angepasst" oder komplett neu übersetzt?
"Trau keinem Buch über 300 Seiten."

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#20 Gast_Gast_Linda Budinger_*

Gast_Gast_Linda Budinger_*
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Geschrieben 07 Juli 2004 - 12:45

Hallo,Wie weit sind Übersetzer überhaupt am Erfolg eines Buches beteiligt (finanziell, Ruhm) ?Mit der Neufassung des Urheberrechtes wurden von verschiedenen Verlagen auch die Übersetzer am Gewinn eines Werkes beteiligt. Die Verträge sind dahingehend verändert worden, dass aus einem Pauschalhonorar ein Garantiehonorar mit einer auflagebedingten Gewinnbeteiligung wurde.Wenn eine Übersetzung also einschlägt wie eine Bombe, dann hat auch der Übersetzer noch was davon. :bigcry: viele Grüße,Linda Budinger

#21 Linda Budinger

Linda Budinger

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Geschrieben 07 Juli 2004 - 12:49

Um hier noch mal auf allgemeine Punkte einzugehen, die bislang nicht angesprochen wurden:grundsätzlich ist jede Übersetzung eine Interpretation. Das liegt in der Natur der Sache, weil Sprache keine Mathematik ist und 1 : 1 übersetzt werden kann. Der Begriff »übertragen« trifft es daher vielleicht besser.Der Stil des Übersetzers wird also den einen Leser mehr ansprechen, den anderen weniger - ein objektives Verbessern oder Verschlechtern gilt daher nur für die Ausreißer nach oben oder unten, die aber meiner Beobachtung nach durchaus vorkommen. Dazu wurde aber bereits an anderer Stelle genug gesagt.Trotzdem möchte ich, auch von der Warte des Bearbeiters aus, noch einige Gedanken in den Raum stellen, die sich mit ganz banalen sprachlichen Phänomenen beschäftigen:bei der sprachlichen Übertragung sollte ein Übersetzer auch lokale Gewohnheiten des Lesers beachten. Sprich: steht im Original andauernd »he said, she said, he answered«, dann darf und muss der Übersetzer hier freier agieren. Denn im Deutschen gilt eine zu häufige Wortwiederholung auch der Verben des Sprechens immer noch als Mangel eines Textes. Es muss nicht zwanghaft jedes Mal ein neuer Begriff aus dem Hut gezaubert werden, aber etwas Abwechlung sollte schon sein. Ich bin bei manchen Autoren (Steve Perry, um hier mal ein Beispiel zu nennen) immer wieder erstaunt, wie wenig sie die Möglichkeiten der englischen Sprache nutzen, die ja immerhin zweistämmig (germanische und romanische Wurzeln) ist und über viel mehr Worte mit gleicher oder sehr ähnlicher Bedeutung verfügt als das einstämmige Deutsche. Da fühle ich als Übersetzerin mich geradezu herausgefordert, Synonyme für immer gleiche Wendungen (gähn!) zu finden, die sich bei einem Autor eingeschlichen haben. Wenn dann jemand mäkelt, der das Original kennt, dann kann ich zu dieser Art Änderungen auch stehen. Und obwohl Leser auf solche Dinge selten bewusst achten, empfinden sie variantenarme Texte durchaus als eintönig, ohne das immer genau festmachen zu können.Ein anderer Punkt betrifft die objektive Fehlerkorrektur. Ich betreue seit gut 5 Jahren SF und Fantasy-Titel als Co-Bearbeiter und was man manchmal in den Texten noch findet, schürt meine Vermutung, dass im amerikanischen Lektorat oft geschludert wird. Da stimmen die Eigennamen nach 100 Seiten nicht mehr, Kapitäne tauschen mit ihren Schiffen die Namen, einfache Rechenexempel (Größe des Zimmers in Quadratmeter) sind falsch, Verwandtschaftsverhältnisse gehen durcheinander, aus der Tasse Tee oben auf der Seite wird eine Tasse Kaffee weiter unten ... Sprich, es kommen Unstimmigkeiten vor, die man vielleicht in einer Betaversion tolerieren würde, die man aber nicht in einem veröffentlichten (und bereits einmal lektorierten) Werk finden will. Hier ist der Übersetzer aufgerufen, stillschweigend Fehler zu korrigieren, Unstimmigkeiten zusammenzuführen. Und wenn er es nicht macht, dann eben der Lektor/Bearbeiter.Auch das empfinde ich durchaus als Verbesserung eines Textes, die über geschmackliche Fragen hinausgeht.Ein Übersetzer kann aus einer Geschichten mit einer mangelhaften Grundidee noch kein Meisterwerk zaubern, in sprachlicher Hinsicht allerdings kann er so einiges verbessern. Denn die Vermittlung der Idee läuft eben über die Sprache. - Natürlich sieht die Kehrseite der Medaille dann so aus, dass eine schlechte Übersetzung im schlimmsten Falle auch für ein mangelndes Verständnis des Textes verantwortlich ist. Und eine lieblose oder sprachlich schlechte Übersetzung kann einem durchaus den Spaß an einer Geschichte vermiesen...Viele Grüße,Linda Budinger
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Unter dem Vollmond (Sieben Verlag) Mystery/Romance
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Die Kunst, Happy Ends zu schreiben, liegt darin, zum richtigen Zeitpunkt mit der Geschichte aufzuhören.

#22 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 07 Juli 2004 - 13:14

Und eine lieblose oder sprachlich schlechte Übersetzung kann einem durchaus den Spaß an einer Geschichte vermiesen...

Und nicht nur das ! Es kann zu so fürchterlichen Verissen seitens der Rezensenten führen, dass ein Buch fast "unverkäuflich" wird. Deshalb betone ich es nochmals... der Erfolg eines englischsprachigen (oder jeder anderen Originalsprache) Romans im deutschsprachigen Raum steht und fällt mit der Übersetzung. Gruss Jürgen
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#23 Henrik Fisch

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Geschrieben 07 Juli 2004 - 14:04

Hallo Linda,

†¦ Denn im Deutschen gilt eine zu häufige Wortwiederholung auch der Verben des Sprechens immer noch als Mangel eines Textes. †¦

Du glaubst gar nicht, wie mir das während meiner Zeit als Redakteur von verschiedenen Chefredakteuren, CvDs (Chef vom Dienst) und Textchefs immer und immer wieder eingebläut wurde. Leider eben auch bei ganz langweiligen öden faden drögen staubigen Anweisungstexten, und das nervt dann doch etwas, bzw. da halte ich es sogar für Verständnishemmend, wenn der Schreibende andauernd neue Begriffe aus dem Hut zaubert. Gott sei Dank mache ich den Job nicht mehr. :bigcry: Bis dennen, Henrik Fisch
Gerade fertig gelesen
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#24 Linda Budinger

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Geschrieben 07 Juli 2004 - 18:24

Hallo Linda, Du glaubst gar nicht, wie mir das während meiner Zeit als Redakteur von verschiedenen Chefredakteuren, CvDs (Chef vom Dienst) und Textchefs immer und immer wieder eingebläut wurde. Leider eben auch bei ganz langweiligen öden faden drögen staubigen Anweisungstexten, und das nervt dann doch etwas, bzw. da halte ich es sogar für Verständnishemmend, wenn der Schreibende andauernd neue Begriffe aus dem Hut zaubert. Gott sei Dank mache ich den Job nicht mehr. :bigcry: Bis dennen, Henrik Fisch

Hallo Hendrik, und ich dachte immer, das wäre ein Problem des Schlussredakteurs :D Jedenfalls bleibt der doch am Ende immer auf den zu findenden Synonymen sitzen. Was die öden Anweisungstexte betrifft, so wäre es sicher kontraproduktiv, andauernd neue Begriffe einfließen zu lassen, um den Benutzer dann vollends zu verwirren... Da bleibt nur, feststehende Redewendungen, wie sie in Sachtexten ja gerne häufiger wiederholt werden, etwas zu entzerren und den Text durch wechselnden Satzbau entsprechend aufzulockern. Augenzwinkernde Grüße, Linda
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#25 rockmysoul67

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Geschrieben 07 Juli 2004 - 20:03

häufige Wortwiederholung

Ich wage diese Problematik mal anders zu erklären.


Als Kinder und Teenager lernen wir in der Schule, immer nach ein anderes Wort zu suchen. Das ist okay so - auf diese Weise steigern die jungen Leute ihr aktives Vokabular.

Als Erwachsener sollte man aber - da man nun eine grosse Auswahl aus Wörter im Kopf vorrätig hat - etwas anderes machen. Für einen professionellen oder beruflichen Text sollte man das richtige Wort wählen.
Wenn dieses genau passende Wort mehrmals in einem Text vorkommt, dann lass es so stehen, denn sonst verliert der Text an Qualität oder Wahrheitsgehalt.

#26 molosovsky

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Geschrieben 09 Juli 2004 - 09:01

Hallo Linda Budinger,vielen vielen vielen Dank für Ihre Nähkästchenbeiträge!Grüßemolosovsky / alex

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

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#27 Henrik Fisch

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Geschrieben 09 Juli 2004 - 10:59

Hallo Linda,ich kann molosovsky nur zustimmen: Die Nähkästchenplauderei ist sehr interessant! :DBis dennen,Henrik Fisch
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#28 Impala

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Geschrieben 23 Juli 2004 - 11:55

Hallo Linda,

Ich bin bei manchen Autoren (Steve Perry, um hier mal ein Beispiel zu nennen) immer wieder erstaunt, wie wenig sie die Möglichkeiten der englischen Sprache nutzen, ....

Das ist, glaube ich, ein Missverständnis. Wer englisch schreiben will (tatsächlich weiß ich's nur für die USA), der bekommt überall gesagt, dass die sogenannten Tags (.., he said / .., he muttered / .., he exhaled) bitteschön, wenn irgend möglich zu 95 Prozent he said zu sein haben.

Die Begründung ist ungefähr, dass bei he said die Wirkung einer Null gleichkommt und die Leserin darüber hinweg liest und nichts den Lesefluss stoppt. Sowie, dass guter Dialog und eine gute Beschreibung für sich selber sprechen, auch ohne diese Unterstützung.

Bsp: Marianne cupped her hand by my ear.  "He's going to try it now.  Just
watch," she said. (Whispering is pretty much understood)

Deinen anderen Punkt kann ich voll unterstreichen:

Ein anderer Punkt betrifft die objektive Fehlerkorrektur ... und was man manchmal in den Texten noch findet, schürt meine Vermutung, dass im amerikanischen Lektorat oft geschludert wird ... sprich, es kommen Unstimmigkeiten vor, die man vielleicht in einer Betaversion tolerieren würde, ...

Habe gerade einen Baldacci gelesen (das ist sowas wie Grisham), New York Times Bestseller, entsprechende Auflagenzahl ist wahrscheinlich, und die Protagonistin kommt mit dem Flugzeug angeflogen und fährt kurz drauf mit ihrem eigenen Wagen umher.

Was mir allerdings immer, auch nach Jahren noch, nicht klar ist, ob das reine Schlamperei ist oder ob diesem "Pipifax" ganz ernsthaft keine Bedeutung beigebracht wird, das ist immerhin möglich.....

Impala
Julius Gaius Baltar!

#29 Linda Budinger

Linda Budinger

    Infonaut

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Geschrieben 23 Juli 2004 - 12:38

Hallo Linda,

Ich bin bei manchen Autoren (Steve Perry, um hier mal ein Beispiel zu nennen) immer wieder erstaunt, wie wenig sie die Möglichkeiten der englischen Sprache nutzen, ....

Das ist, glaube ich, ein Missverständnis. Wer englisch schreiben will (tatsächlich weiß ich's nur für die USA), der bekommt überall gesagt, dass die sogenannten Tags (.., he said / .., he muttered / .., he exhaled) bitteschön, wenn irgend möglich zu 95 Prozent he said zu sein haben.

Die Begründung ist ungefähr, dass bei he said die Wirkung einer Null gleichkommt und die Leserin darüber hinweg liest und nichts den Lesefluss stoppt. Sowie, dass guter Dialog und eine gute Beschreibung für sich selber sprechen, auch ohne diese Unterstützung.

Bsp: Marianne cupped her hand by my ear.  "He's going to try it now.  Just
watch," she said. (Whispering is pretty much understood)

Deinen anderen Punkt kann ich voll unterstreichen:

Ein anderer Punkt betrifft die objektive Fehlerkorrektur ... und was man manchmal in den Texten noch findet, schürt meine Vermutung, dass im amerikanischen Lektorat oft geschludert wird ... sprich, es kommen Unstimmigkeiten vor, die man vielleicht in einer Betaversion tolerieren würde, ...

Habe gerade einen Baldacci gelesen (das ist sowas wie Grisham), New York Times Bestseller, entsprechende Auflagenzahl ist wahrscheinlich, und die Protagonistin kommt mit dem Flugzeug angeflogen und fährt kurz drauf mit ihrem eigenen Wagen umher.

Was mir allerdings immer, auch nach Jahren noch, nicht klar ist, ob das reine Schlamperei ist oder ob diesem "Pipifax" ganz ernsthaft keine Bedeutung beigebracht wird, das ist immerhin möglich.....

Impala

Hallo Impala,

die Verben des Sprechens und meine Motzerei über 'manchen Autor' habe ich nicht ohne Grund durch einen Absatz getrennt. :-)
Es waren zwei verschiedene übersetzerische Probleme gemeint.

Vielleicht wirkt es trotzdem etwas missverständlich.
Dass die Amis die "Tags" nicht als richtige Begriffe wahrnehmen, stimmt. Für mich als Übersetzerin ergibt sich nur das Problem, dass ich das im Deutschen nicht übernehmen kann (andere Lesegewohnheiten) und das, auch unabhängig von Verlagsrichtlinien, nicht möchte. Ein Roman ist kein Hörspiel, wo die Gefühle alleine durch Dialog wiedergegeben werden. Einem Autor stehen weitaus mehr Mittel zur Verfügung und eines davon ist es, durch die Art, wie gesprochen oder geflüstert wird, Stimmung zu machen.. ;-) Man könnte sagen, als Regieanweisungen für den "inneren Film" des Lesers.
Soviel zu den Tags.

Die eingefahrenen Gewohnheiten eines Vielschreibers wie Perry äußern sich hingegen in oft wiederholten Formulierungen und Vergleichen. Kommt das innerhalb einer kurzen Geschichte zu häufig vor, fühe ich mich frei, dort ein wenig Abwechslung hineinzubringen. Dazu braucht man gar nichts hinzuzufügen oder auszutauschen, oft reicht es, einfach anders zu übersetzen... Und da gibt es immer die verschiedensten Möglichkeiten und Varianten. Und natürlich ist das mit den häufigen Wortwiederholungen kein allein amerikanisches Problem. Es verwundert nur weil gerade die englische Sprache durch die Herkunft über mehr sprachliche Nuancen verfügt. Und es gibt durchaus Autoren, die diese Vielfalt auch zu nutzen wissen und den Übersetzer damit manchmal ganz schön ins Schwitzen bringen (wörterbücherwälz) :-)

Gruß,

Linda
Neuster Roman:
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Die Kunst, Happy Ends zu schreiben, liegt darin, zum richtigen Zeitpunkt mit der Geschichte aufzuhören.

#30 Impala

Impala

    Giganaut

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Geschrieben 23 Juli 2004 - 13:03

Na dann sind ja alle Klarheiten beseitigt.Liebe Grüße,Impala
Julius Gaius Baltar!


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