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Geheimprojekt WAB


4 Antworten in diesem Thema

#1 Arl Tratlo

Arl Tratlo

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Geschrieben 24 Mai 2015 - 22:55

"Na, ich möchte nicht in der Haut der beiden Schreiberlinge stecken. Die haben doch nie und nimmer damit gerechnet, dass das Terzett ihre Provokation beantwortet und sie tatsächlich zum Talk einlädt!", bemerkte Basnal-Keton, die von ihrer lesebegeisterten Freundin Pathythia nach einem Treffen mit Sargon, dem Chef der Galactic Security Agency zum Besuch einer Live-Übertragung des "Literarischen Terzetts" eingeladen worden war. Wie Pathythia an die Eintritts-Tokens gelangt war, sogar für Plätze mittig in der Nähe der Bühne des Ceth-Bhe-Va´U-Amphitsaals in Akyshion, dem kulturellen Zentrum des Sagardischen Imperiums, war Basnal ein Rätsel. "Aber mutig sind die beiden, dass sie sich hierher trauen, direkt in den Zwinger der Pittbulls", bemerkte Pathythia anerkennend, als sie zwei Männer den Steg betreten sah, der den Eingang des Amphittheaters mit der Bühne verband. Auf der mit einem Podium versehenen Bühne warteten die Stars des Terzetts schon maliziös lächelnd auf ihre beiden "Gäste" wie sie alle ihre Opfer euphemistisch zu bezeichnen pflegten. "Höhle des Löwen", korrigierte Basnal, die Hohe Dagan, die schon lange auf Terra eine zweite Heimat gefunden hatte und mit terranischen Redewendungen daher gut vertraut war. "Egal, auf jeden Fall ist dieses literarische Terzett nicht nur bissig, sondern auch giftig, zumal sie zu den Trads gehören." erwiderte Pathythia, "und die sind jetzt noch wütender, weil Tratlonovich und Rayes nicht gekniffen haben, sondern die Stirn haben, hier aufzutauchen. Und sie jetzt auch noch ihren Mut würdigen müssen, obwohl sie die beiden am liebsten in Stücke hacken und an die Ku-Thyaa verfüttern würden." "Zunächst einmal versuchen sie ja schon, die beiden mittels eines Spießrutenlaufes zur Bühne weichzumachen, oder was denkst du, was soll der Quatsch mit diesem Steg, anstatt sie einfach durch den Bühneneingang hereinzubitten?" überlegte Basnal laut. "Spießrutenlauf?" Pathytia ließ auch jetzt nicht von ihrer Angewohnheit ab, Basnal zu verdeutlichen, wie weit terranische Begriffe und Redensarten sich schon in deren enken eingenistet hatten. "Eine ziemliche üble Strafe für verschiedenste Vergehen in  terranischen Territorialarmeen", ließ Basnal ihre Freundin wissen, "wird aber zum Glück schon lange nicht mehr angewendet." Basnal wirkte besorgt. Zwar hatte sich das Terzett gegenüber den beiden Autoren für deren Sicherheit verbürgt, aber nach dem Aufruhr, den sie selber auf Seven mit Hilfe einer Bühnenshow erzeugt hatte, wusste Basnal, dass diese Zusage nicht einmal die Luft wert war, die benötigt wurde, um sie auszusprechen.

Sie verdächtigte Pathythia, die offen mit den beiden sympathisierte, sie auch deswegen mitgenommen zu haben, um die beiden notfalls durch Einsatz ihrer Psi-Kräfte aus einem eventuellen Lynchmob herauszuhauen. Unwillkürlich scannte sie das bis auf den letzten Platz mit Besuchern wohlgefüllte Rund des Theaters auf feindselige Emotionen, fand diese aber zu ihrer Überraschung nur vereinzelt vor. Selbst das Terzett wirkte auf den ersten Scan emotional überraschend neutral. "Und weder Tratlonovich und Rayes, noch die drei Giftnattern da unten haben damit gerechnet, dass der Laden hier so voll ist und wie viele Fans die beiden unter der sagardischen und solvanischen Jugend haben", grinste Pathythia. "Hm, welcher umsichtige Mann, dessen Namen mit 'S' anfängt, mag wohl dafür gesorgt haben, dass die Eintrittstokens nicht im Wesentlichen an Anhänger der Trads gehen?" spekulierte Basnal. "Hm, ich kann mir nicht vorstellen, dass Sargon den Laden mit Claqueuren besetzt hat, falls er überhaupt etwas von den beiden weiß", wandte Pathythia skeptisch ein.   "Naja, zuzutrauen wär´s ihm, auch wenn ich denke, er hat lediglich dafür gesorgt, dass Tokens auch an Leser gehen. Gibt ja anscheinend auch hier viele, die schon vorher Tratlonovichs Dokunovela-Reihe über Exeter und Seven gelesen haben und die nun auf die Teile gespannt sind, die die Anfänge der terranischen interstellaren Raumfahrt beschreiben. Wie auch immer, er wird zu verhindern wissen, dass es interessierten Kreisen gelingt, die Spannungen zwischen Terranern und Sagardern durch einen Angriff auf zwei terranische Romanautoren noch zu verschärfen." erklärte Basnal. "Nun, diese Ultra-Trads, wie sich die Ewig-Gestrigen nennen, sind im Zugzwang. Sie haben keinen Nachwuchs und sie erhalten von immer größeren Teilen der Jugend und der jungen Erwachsenen Druck. Die fragen, wie es sein kann, dass dem Imperium die Füße einschlafen, während die Solvaner, die ja von ihnen abstammen, jetzt erst richtig aufdrehen. Die Solvaner sagen, was die Terraner können, das können wir schon lange und die jungen Sagarder sagen natürlich, wenn die Solvaner das hinkriegen, warum nicht wir?", ergänzte Pathythia Basnals Analyse. "So ist es und jetzt kommt dieser Tratlonovich und schreibt ein paar Romane, in denen zu lesen ist, wie´s gemacht wird und was Terra auf die Überholspur bringt!", bestätigte asnal. "Überholspur?", grinste Pathythia, was Basnal ihrerseits mit einem Grinsen und einer obszönen Geste beantwortete. "Dieses Mittelfinger-zeigen ist ausnahmsweise nicht den Terranern vorbehalten", kommentierte Pathythia gönnerhaft lächelnd den Ausfall ihrer Freundin, "und das mit der Überholspur erklärt auch nicht, wieso die Ultra-Trads so sauer auf die beiden sind!" "Na überleg mal, die beiden kratzen scharf und tief an der Meinung, die die UltraTrads seit 100 Jahren etabliert haben, nach der die Terraner sich verhalten, wie ein kleiner Vogel in einer ihrer Geschichten, der sich auf der Schulter des erhabensten Vogels ihres Planeten in die Lüfte tragen lässt und sich von dort aus über diesen majestätischen Vogel erhebt. Aus Sicht der Trads die Allegorie auf das Verhältnis zwischen Sagardischem Imperium und Terranischer Union schlechthin. Und im Klartext: Die Terraner sind nach Meinung der Ultras als ursprünglich kleine Wichte nur dank  zusammengestohlener Technik und massiver Industriespionage groß geworden.", ergänzte Basnal ihre Analyse. "Aber sie haben Technik, die der ihren voraus war, doch allenfalls bei Händlern und Orionern eingekauft", gab Pathythia zu bedenken,"und die Technik, die sie von den Kijanern haben, ist gerechte Beute eines Abwehrkampfes, in dem sie an vorderster Front ihre Köpfe hingehalten haben." "Das weißt du, das weiß ich, aber die meisten Sagarder wussten das nicht", wischte Basnal den Einwand ihrer Freundin beiseite, "und die, die es wissen sollten, wollten es nicht wissen." "Aber dennoch haben die beiden den Hass der Ultra-Trads nicht verdient", insistierte Pathythia, "sie haben sich schließlich nie negativ oder beleidigend über Sagarder oder das Imperium geäußert und auch den berühmten sagardischen Wissenschaftlern und Ingenieuren in der Ruhmeshalle des Imperiums ihren Respekt erwiesen." Basnal lachte lauthals los, nahm sich aber etwas zurück und hob entschuldigend die Hände, als sie die wütenden Blicke der um sie herumsitzenden Jugendlichen bemerkte, die extra dafür die Holofelder abgeschaltet hatten, die ihnen die Ankunft der Autoren in vergrößerter Darstellung zeigte. Die Teenager aktivierten jedoch die Felder wieder, nachdem sie Basnals Geste entnommen hatten, dass dem Grund ihres Unmuts abgeholfen wurde. An den sie sich nicht mehr erinnerten, nachdem Basnals kurzer Psi-Impuls die Bilder und Emotionen aus ihren Kurzzeitgedächtnissen gelöscht hatte. "Ja, und was sagen sie den Trads damit?", fragte Basnal und Pathythias heftiges Einatmen verriet ihr, dass der Groschen gefallen war. "Na klar, in Tratlonovichs Dokunovelas wimmelt es von Wissenschaftlern und Ingenieuren und die leisten ihren Beitrag zum Aufstieg Terras im Hier und Jetzt", antwortete Pathythia und Basnals angedeutetes Kopfnicken sagte ihr, dass sie auf der richtigen Spur war, "sie sagen aus der Sicht der Trads damit:'Schaut her, wenn wir in einer Sackgasse stecken und Ideen brauchen, fragen wir einfach, zum Beispiel Katmann. Ihr hingegen, wenn ihr jemanden fragen wollt, dann könnt ihr grad mal mit einem Geisterbeschwörer in eure Ruhmenshalle gehen." "Genau so wird das verstanden", bestätigte Basnal. "Aber in Tratlonovichs Romanen kommen doch sogar sagardische und solvanische Protagonisten als Helden vor", entgegnete Pathytia. "Und das ist in der Wirkung noch viel schlimmer, das ist geradezu der Coup de Grâce", führte Basnal ihre Argumentation weiter, "denn das sagt doch:'Schaut her, eure Politiker, euer Adel, die führen euch direkt in die Versenkung, aber an der Seite der Terraner, da winken euch neue Größe, Ehre und nicht zuletzt Wohlstand. Alles in allem, eine Zukunft, von der ihr im Sargadischen Imperium vergeblich träumen könnt, bis eure Cerebralspielkabinen unter meterhohem Staub versunken sind. Und dieser neue Roman, 'Wie alles begann', der ist noch gleich um Stufen schlimmer!" "Wie das?", fragte Pathythia,"da kommen doch gar keine Sagarder vor!" "Eben!". Basnal nickte. "Genau das ist es ja. Die kommen gar nicht erst mehr vor. Und das interpretieren die Ultra-Trads nun so:'Wir Terraner haben die genialen Köpfe nicht nur heute, wir hatten die schon immer. Wir sind aus eigener Kraft zu den Sternen gelangt, auch ohne euch Sagarder, ja, sogar ohne zu wissen, dass es euch überhaupt gibt'. Mit anderen Worten, wer braucht Sagarder, wer brauchte sie überhaupt jemals? Sagarder sind ungefähr so nötig, wie eine zweite Nase am Hinterkopf!" Pathythia staunte. "Dieser Tratlonovich und dieser Rayes, wissen die das?" "Aber hallo wissen die das. Bis hierhin haben sie die adligen Ultra-Trads ihre eigene Medizin schmecken lassen, die indirekte Schmähung, aber hier sind sie ungewöhnlich direkt geworden". Basnal kicherte. "Dafür, dass du keine Romane liest, weißt du aber gut Bescheid!", frozzelte Pathythia, "aber was haben die beiden denn da vom Stapel gelassen?", wollte Pathythia nun wissen. "Vom Stapel gelassen?" Basnal grinste, während ihre Freundin unwillig grummelte. "Ansteckend sind sie, die Terraner, ich sag´s dir, aber jetzt rück´s endlich raus!" forderte Pathythia. "Na, ich lese zwar nicht alle Romane, aber als Mitarbeiterin der GSA interessiert es mich natürlich schon, wer in der Galaktischen Allianz mit der Fackel der Wahrheit durchs Gedränge läuft und reihenweise sagardische Frisuren versengt",  erläuterte Bssnal ihre Kenntnisse, "und die beiden haben auf die Vorwürfe der Ultra-Trads nonchalant erwidert, sie seien darin kompetent, Geschichten zu erzählen, aber nicht darin, die Befindlichkeiten jener Leser zu behandeln, die sich durch das Gelesene eventuell gekränkt fühlten. Hier empfehlen sie doch eher die einschlägige Lektüre kuranischer Autoren und im Extremfall eine Reise nach Wien zur Auswahl eines Kur-Urlaubs bei einem überaus kompetenten Ratgeber namens Dr. Stösser!"  Basnal kicherte erneut. Diemal war es Pathythia, die durch lautes Lachen den Unmut der um sie herum Sitzenden auf sich zog. Sie machte sich allerdings nicht die Mühe der Beschwichtigung. Stirnrunzelnd nahm Basnal wahr, dass sie sich darauf beschränkte, ringsum die Kurzzeitgedächtnisse zu löschen. "Der Dr. Stösser? Das ist ja wohl die Härte!", presste Pathythia zwischen ihren Lachsalven hervor, "Reisebüro Dr. Stösser! Lassen Sie all' Ihre Sorgen hinter sich! Entspannen Sie! Machen Sie Urlaub! Alles wird gut! Unser freundliches Personal in der blütenweißen Kleidung begleitet Sie auf den Planeten, wo die Schokolade auf Bäumen wächst und die Sahnebonbons frei herumfliegen!" "Krieg dich wieder ein, jetzt wird´s spannend!", Basnal wies, obwohl selber noch kichernd auf die beiden Männer, die den Steg unter einem Applaus des Publikums überschritten hatten, der vereinzelte Missfallensrufe zur Unhörbarkeit verdammt hatte. Die beiden verbeugten sich kurz und überwanden dann auf dem Steg den Orchestergraben, in dem bereits die Bestuhlung und ein Teil der Instrumentierung für ein traditionelles Konzert der Imperialen Akademie für Darstellendes Spiel Akyshion aufgebaut wurde, welches am morgigen Tage stattfinden würde. Auf der Bühne wurden sie bereits von R´Anits - Khii, R´He-Ihc und Maár-Ss´Ell, erwartet, die ihnen ihre Plätze auf dem Podium zuwiesen. Die beiden Männer verbeugten sich kurz vor den Aufnahme-Drohnen, die sie umkreisten und damit vor dem Publikum an den Holoprojektoren, sowie den Sicherheitsleuten, die auf der Bühne den Eingang ebenso scharf bewachten, wie sie es auch am anderen Ende des Stegs taten. Dort hatten sie auch Trantlonovich und Rayes gefilzt und ihnen unter den Pfiffen des Publikums ein Zigarettenetui, ein Feuerzeug, aber auch ein Opinel-Taschenmesser abgenomme. Jetzt trug Tratlonovich nur noch eine Tasche, in der sich Bücher befanden, die er nach der Show signieren wollte, während Rayes ein einzelnes Buch zur Verwendung im Talk in der rechten Hand hielt. Sie trennten sich, um sich zu den beiden Sitzen zu begeben, die ihnen an unterschiedlichen Enden des Podiums zugewiesen worden waren. Ob es die schreckgeweiteten Augen des Terzetts, die Reaktion der plötzlich unendlich weit entfernt scheinenden Sicherheitskräfte oder erschreckte Ausrufe im Publikum waren, was sie warnte, vermochten Tratlonovich und Rayes später nicht mehr zu sagen. Es war ihnen, wie sie in den darauffolgenden Interviews sagten, allerdings auch völlig egal. Irgend etwas hatte jedenfalls ihre Aufmerksamkeit geschärft und beschleunigte ihre Reaktionen. Rayes wandte sich halb um und erkannte zwei Angreifer, die aus dem Orchestergraben gekommen sein mussten. Ein schmächtiger, kleiner, aber wieselflinker junger Mann und ein athletischer Mann, kräftiger und einen halben Kopf größer als Rayes, näherten sich ihm schnell. Rayes hatte nicht die Zeit, nach seinem Kollegen zu sehen, denn der Schmächtige sprang auf ihn zu und versuchte, ihm einem länglichen Gegenstand in den Rücken zu stechen. Der halbe Ausfallschritt war perfekt, zuerst kam die Waffe, der Schritt folgte nur Sekundenbruchteile später.

Rayes reflexive Bewegung mit dem Arm lenkte den Stich ab, der seinem Herzen gegolten hatte. Rayes' linker Fuß traf den rechten Fuß, den sein Angreifer soeben aufsetzen wollte. Der Angreifer versuchte reflexiv, sein Gleichgewicht durch schnelles Vorsetzen des linken Fußes zu retten, bekam jedoch von Rayes, der sich jetzt schräg rechts hinter ihm befand, einen Stoß in den Rücken, der ihn direkt auf eine Stufe zutrieb, die vor dem Podium stand. Rayes nutzte die Bewegung, drehte sich blitzartig mit erhobenen Händen um, und dort war auch schon sein zweiter Gegner, die Fäuste zum Angriff erhoben, so dass Rayes nur noch nach Gehör mitbekam, dass sein erster Kontrahent - wie Rayes aus dem knirschenden Geräusch schloss -  mit dem Gesicht auf der Kante des Podiums aufschlug und danach bewusstlos zu Boden fiel. Zwischen den Fingern seines neuen Gegners blitze es tückisch. Dieser Gegner war bei weitem nicht so geschickt, wie der erste: Seine rechte Schulter kündigte den Jab an, den Rayes jedoch nicht abwartete. Er schlug mit Links, mit der flachen Hand zum Kopf des Gegners, während er die rechte Hand mit dem Buch über seine linke Schulter brachte. Er traf den Kopf seines Kontrahenten nicht, brachte aber den Jab des Gegners aus der Richtung. Während er den Schlagarm des Angreifers in einer kreisförmigen Bewegung weiterführte um die Hand zum erneuten Schlag zu heben, machte er vor dem Angreifer einen Schritt nach rechts und ließ das Buch mit der Rückhand gegen den Hals des Gegners krachen. mit der erneut erhobenen offenen linken Hand ließ er einen peitschenden Schlag gegen den Kopf des Gegners folgen, griff in das Haar des Mannes, riss dessen Kopf zu seiner Seite nach links unten, ließ einen Schritt nach links folgen und schlug dem Angreifer das Buch ins Gesicht. Der Angreifer wankte, stolperte nach hinten und stürzte in den Orchestergraben. Das Geräusch splitternden Holzes und ein Schrei, der kurz darauf abbrach, überzeugten Rayes, dass auch von diesem Gegner keine Gefahr mehr drohte. Er wandte sich um... Tratlonovich hatte sich ebenso seiner Haut wehren müssen, wie Rayes. Auch bei ihm waren die Angreifer zu zweit. Der erste Angreifer versuchte ebenfalls einen Anriff mit einer langen, dünnen Stichwaffe, scheiterte aber an Tratlonovichs Büchertasche, mit der dieser den Stich abfing. Tratlonovich erkannte nicht den Grund für den Entsetzensschrei seines Angreifers, dessen Finger duch die Wucht des jäh gstoppten Angriffs auf die Klinge gerutscht waren wodurch vier Finger hinter dem zweiten Glied nahezu abgetrennt wurden, denn auch bei Tratlonovich folgte dem Angriff des ersten Gegners  Sekundenbruchteile später der des zweiten: Tratlonovich erkannte im Augenwinkel den auf seinen Kopf herabsausenden Stab. Das Pfeifgeräusch, das dieser verursachte, brach urplötzlich ab, als der Stab auftraf - auf der Büchertasche, die Tratlonovich abrupt hochgerissen hatte, um seinen Kopf zu schützen. Der Angreifer holte erneut aus, aber Tratlonovich verkürzte die Distanz und sein aus einer leichten Beugung der Knier und mit Hüftspannung zum Kinn des Gegners geschlagener Uppercut war mörderisch, hob den Getroffenen von den Füßen, ließ seinen Unterkiefer zersplittern, riss ihm den Kopf in den Nacken und ließ ihn endlich rücklings auf die Bühne krachen. Tratlonovich sah sich nach dem ersten Gegner um, der entsetzt seine verstümmelte Hand gegen seine Brust presste und vergeblich versuchte, das Blut aufzuhalten, dass ihm durch die Finger der unverletzten Hand quoll. Noch bevor die Sicherheitskräfte heran waren, hatte Tratlonovich den Mann umgedreht und ihm einen luftraubenden Stoß in den Rücken versetzt, der den Mann unausweichlich Richtung Orchestergraben trieb. Als Rayes nach Tratlonovich sah, glaubte er sich zunächst angegriffen, sah dann aber, einen Mann mit blutiger Hand an sich vorbeistolpern. Der Mann fiel mit einem Schrei in den Orchestergraben, es folgte ein dumpfes Geräusch, dann war es still.   Still. Bis auf das Trappeln der Stiefel der Sicherheitskräfte, die mittlerweile heran waren und entweder in den Orchestergraben sprangen, oder aber den Bühnenrand sicherten. Still. Bis auf das Aufatmen des Publikums, das die Luft in den wenigen Sekunden angehalten hatte, in denen Tratlonovich und Rayes die Attentäter abgewehrt hatten.    Rayes eilte zu seinem Kollegen, der ihn erstaunt ansah, als Rayes nacheinander seine Arme griff, sie anhob und über seine Seiten strich, ihn dann umdrehte und die Prozedur am Rücken wiederholte. Dann hatte Tratlonovich erkannt, was sein Kollege wollte und untersuchte Rayes auf dieselbe Weise nach etwaigen Stichwunden, die man unter dem Einfluss des Adrenalins möglicherweise selbst nicht bemerken würde. Beide sagten nichts. Rayes sah Tratlonovichs fragend an, der nickte grinsend und wies auf die Stühle, auf denen die Moderatoren bleichen Gesichts mehr hingen, als saßen.

Selbstverständlch würde man das Interview durchziehen, wenn die sensiblen sagardischen Kritiker und Talkmaster schlappmachten, war das deren Sache, zur Not würden sie ihr Werk auch ohne die drei vorstellen, mehr als die Kameras und eine gescheite Senderegie brauchte es schließlich nicht. Die Frage in Rayes Blick galt aber mehr dem Umstand, ob Tratlonovich wohl das Gefühl teilte, das Rayes empfand: Ein von außen kommender Strom von Energie, der ihn durchfloss, der vom Boden zum Himmel zu reichen schien und ihm unerschütterliche Ruhe und Kraft verlieh und eine andere Frage aus seinem Gedächtnis spülte, nämlich, warum wohl auch bei Tratlonovich der Angriff so seltsam unkoordiniert erfolgt war und der jeweils zweite Gegner bei Rayes wie bei Tratlonovich entscheidende Sekundenbruchteile zu spät agiert hatte... Einen Tag später: "Natürlich hat sich die Partei der Ultra-Tradionellen von dem Anschlag distanziert,  natürlich nicht, ohne zu bemerken, dass Tratlonovich und Rayes durch ihre Provokationen an dem Vorfall Mitschuld tragen." Sargon wirkte genervt. "Surprise, Surprise", entgegete Basnal-Keton, "wie nützlich, welch glückliche Fügung, dass alle Attentäter tot sind, Giftkapseln in den Zähnen, und der Orchestergraben... aber was soll´s, die beiden Steine des Anstoßes sind wieder weg und unser Terzett wird es sich zehnmal überlegen, ob es sich ein zweites mal mit ihnen einlässt." "Nun, zumindest kann man dem Terzett und dem Sender keinen Vorwurf machen, was die Sicherheitsvorkehrungen angeht. Mit so etwas...", Sargon langte auf seinen Tisch, griff nach einer der sichergestellten Stichwaffen und hielt sie für alle sichtbar in die Höhe, "haben wir nicht gerechnet. Es ist der Teil eines Notenständerfußes, angespitzt und scharfgeschliffen und überdies vergiftet. Der Gummifuß wird in die Handfläche gedrückt, die Klinge schaut zwischen den Fingern hervor, man muss nicht einmal einen tödlichen Treffer landen. Nur auf die Klinge abrutschen darf man halt nicht." "Und das andere Teil?", fragte Basnal und schaute auf einen gebogenen Blechstreifen, der an den Enden angespitzt war. "Aus dem Teil des Notenständers herausgebrochen, der das Notenblatt hält." Sargan legte das Teil auf seine Handfläche, und schloss die Hand zur Faust. Zwei flache Streifen Metalls, an schauten mit den Spitzen zwischen Mittel- und Zeigefinger, sowie zwischen Ringfinger und kleinem Finger hervor. "Und hier die Hiebwaffe", bemerkte Sargon, "das Rohr des Notenständers, T-Stahl, mit Blei ausgegossen. Eine subtile Botschaft obendrein, denn die Idee stammt aus einer Story von Rayes und Tratlonovich in einem Science-Fiction-Fanforum, mit der sie die Herausgabe eines neuen Romans angekündigt haben. Man hat sie also gut ausgeforscht. Aber das scheint die beiden ja nicht zu schrecken..." "Nein", bestätigte Basnal, "tut es nicht. Die meinen, jeder Beruf sei letztendlich irgendwo riskant und sei es, dass man an Langeweile stürbe. Überhaupt, nachdem klar war, dass es sich nicht um eine Stunteinlage der Promotion halber handelte, ging die Zahl der Vorbestellungen durch die Decke und dass die beiden das Interview durchzogen, als sei nichts geschehen, hat das Ganze für die Ultra-Trads komplett nach hinten losgehen lassen." "Dazu kam die Situation-Awareness Tratlonovichs", ergänzte Pathythia, "der hat seine ramponierte Büchertasche zum PR-Gag umgemünzt, meinte cool, die Romane seien nicht nur äußerlich hieb- und stichfest, sondern auch inhaltlich!" "Was ist denn daran eigentlich so besonders?" fragte Sargon. Statt einer Antwort warf Pathythia ihr Exemplar des Romans über den Schreibtisch. Sargon fing es auf und las zunächst Stirnrunzelnd die Widmung, die Rayes und Tratlonovich hineingeschrieben hatten: "Danke für 1x Ausbremsen und 1x Kraftspenden" "Hm", grummelte er, und sah die beiden an. "Verstehe... und schließe mich den beiden mal an" Basnal und Pathythia erwiderten seinen Blick mit einem nonchalanten Lächeln, antworteten aber nicht. Sargon blätterte weiter, überflog die Inhaltsangabe... "So so, Flug durch die Hölle... und die lassen nicht mal Stalin aus".

Er rief kurz seine Erinnerungen an jene fernen Tage in sein Gedächtnis. "Und dann die Spurensuche, die gehen ja voll ins Eingemachte. Na gut..." Er las kurz den Klappentext: Im Jahr 2166 ist die Erde, auch Terra genannt, ein vollwertiges Mitglied der Galaktischen Allianz. Im Jahr 2020 ist die Erde dagegen vollauf mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Der Weg der Menschheit zu den Sternen beginnt mit einer überraschenden Entdeckung in der Fjell-Festung von Bergen, die eine Gruppe junger Wissenschaftler dazu veranlasst, auf Spurensuche zu gehen. Ihre eigentliche Dynamik entfalten die Ereignisse jedoch erst, nachdem in Chongqing eine junge Forscherin aufsehenerregende Messungen veröffentlicht - und der Präsident der Russischen Föderation daraufhin einen Wettlauf in den Hyperraum ankündigt... Er klappte das Buch zu und gab es Pathythia zurück. "Leider habe ich viel zuwenig Zeit zum Lesen", bemerkte er in bedauerndem Tonfall, "und wenn, dann lese ich ohnehin nur auf dem MOHY, naja, vielleicht, wenn ich ich einen Link zum Download hätte... aber zunächst einmal möchte ich ihnen für den unauffälligen, aber wirksamen Einsatz Ihrer Psi-Kräfte danken." Basnal und Pathythia verstanden, dass die Besprechung beendet war und verabschiedeten sich mit einem knappen Kopfnicken. Kurz, nachdem die beiden sein Büro verlassen hatten, gab Sargons MOHY durch einen Signalton, der Basnal zugeordnet war, den Empfang einer Message bekannt.    Sargon öffnete die Message und las:

Die Galaktische Allianz Wie Alles Begann Das Prequel Arlo Tratlonovich & Todd Rayes Im GALNET, aber auch im guten alten Internet unter https://www.smashwor...oks/view/545017  


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#2 Todd

Todd

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Geschrieben 25 Mai 2015 - 13:13

Nachtrag: Nun hat Arlo mich noch zusammengeschi.. äh darauf hingewiesen, dass ich die Pathytia versaubeutelt habe, die Bandbreite reichte von Patythia über Pathythia bis Pathythitia, ist also schon fast Pathy...nein,  Patho... oor nee, ey!... voll pathologisch. :blush:

 

Nun, liebe Geschworenen, zu meiner Entlastung sei angemerkt, dass ich nicht wusste, wie der Name der Dame denn ausgesprochen werden sollte. Bei meiner ersten Version, also "Patythia" ging ich davon aus, dass das "th" als "þ"  (Thorn) zu verstehen war, also als stimmloses "th", also "ß". Also Patüßia.

 

Dem ist jedoch nicht so, sondern bei den Dagan ist "th" = "t", ähnlich, wie bei den Italienern "gh" = "g" ist.  Das "t" entspricht einem "z", also heißt sie Pathytia geschrieben "Patüzia". Gut... ich würde sicherheitshalber trotzdem erst einmal einen Meter Abstand halten, wenn ich die Dame erstmalig so anspreche...

 

Mein Hauptentlastungszeuge könnte allerdings die Perrypedia sein, denn da heißt jemand Pathythia. Wie leicht nachzuvollziehen ist, zieht das jedoch auch nicht wirklich, denn egal, welche Lautierungsregel man hier hernimmt, das Ergebnis klingt, als hätte einem der Schönheitschirurg den mittlerweile notwendigen halben Liter Botox versehentlich nicht in die Dackelfalten, sondern in die Zunge geschossen. :wacko:

 

Also Pathytia. :happy:

 

Am Ende war es Arlo selbst, der mir Trost zuteil werden ließ, indem er mich darauf aufmerksam machte, dass ich große Vorbilder hätte. Zwar nur indirekt im Zusammenhang mit Pathythia, weil sie eine Báalol ist... Doch gibt es da eine Namensverhunzung, die es sogar auf ein Titelbild geschafft hat, i.e. PR 2344 "Die Rebellen von Traktarat".

 

Hatte der Leser erwartet, dass im Terranova-Zyklus die Terminale Kolonne der Zentralwelt des Galaktischen Beamtenbundes den Garaus machte, wurde er bitter enttäuscht, denn gemeint war letztendlich doch die Zentralwelt der Báalols. Der Fama nach wurde jemand, dem dieser Fauxpas entgangen war, dazu verdonnert, an einer Tafel 100 mal "Trakarat" zu schreiben... da fällt mir spontan "Romanus eunt domus" ein... :biggrin2:

 

Nun, ich tue Buße, schreibe also 100 mal Pathytia,

 

Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia

Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia

Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia

Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia

Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia

Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia

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Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia

Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia Pathytia

 

*Ächzs*

 

LG

 

Todd

 

PS: Registrieren Keylogger eigentlich die Tastaturkombinationen Ctrl-C und Ctrl-V? :blush:


Bearbeitet von Todd, 25 Mai 2015 - 13:20.

shikin haramitsu daikomyô

#3 Gast_Cybermancer_*

Gast_Cybermancer_*
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Geschrieben 26 Mai 2015 - 15:58

Todd Rayes also, .....

 

Normalerweise ja Keylogger hängen sich direkt an den Interrupt, oder war die Frage jetzt hypothetisch?



#4 Todd

Todd

    Infonaut

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Geschrieben 26 Mai 2015 - 19:48

Ach Du lieber Cy, ja, das tun sie und ja meine Frage war hypothetisch, und Deine hoffentlich rhetorisch.

Nun setze ich mich mit der hypothetischen Frage natürlich der Gefahr aus, man möchte mich für doof halten, weil ich das

eigentlich wissen sollte...  Stimmt!

 

Aber das nehme ich in Kauf, denn für einen Gag würde ich glatt meine Großmutter verkaufen, für einen guten sogar alle beide,...* :closedeyes:

 

LG

 

Todd

 

* der Käufer muss sie selber ausbuddeln


shikin haramitsu daikomyô

#5 Arl Tratlo

Arl Tratlo

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Geschrieben 08 Dezember 2015 - 19:29

Hier eine Übersicht über die geplanten Bände der Prequel-Serie:

 

Wie Alles Begann: Band 1. Wettlauf in den Hyperraum Band 2. Unter fremden Sternen Band 3. Sargon Band 4. Die Händler Band 5. Todesfalle Terra Band 6. Die Kolonisten Band 7. Sthag Band 8. Wesen aus dem Nichts Band 9. Roboter und Sternenechsen Band 10. Der Robotkrieg  

 

Mit dem Ende von Band 10 ist der Anschluss an Band 1 der "Galaktischen Allianz" erreicht.

Band 2 (Unter fremden Sternen) erscheint im ersten Halbjahr 2016.


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