Gestern war heute noch morgen: Science-Fiction wird hundert Jahre alt.
FAZ-Artikel von Dietmar Dath
Geschrieben 02 Januar 2016 - 13:50
Geschrieben 02 Januar 2016 - 14:55
"Die Geburt der Science Fiction wird gern auf das Jahr 1926 datiert, ..."
Es geht doch um den Begriff "Science Fiction", der 100 Jahre alt wird. Science Fiction gibt es schon viele Jahrzehnte davor.
Geschrieben 02 Januar 2016 - 14:57
Es geht doch um den Begriff "Science Fiction", der 100 Jahre alt wird. Science Fiction gibt es schon viele Jahrzehnte davor.
Damit geht aber auch einher, dass SF ein eigenständiges Genre wird, das als etwas Eigenständiges wahrgenommen, produziert und verkauft wird.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
Geschrieben 03 Januar 2016 - 14:52
Ist doch irgendwie so wie mit den Ehejubiläen - die Leute haben sich auch vorher schon gekannt, doch zum 50.ten macht mensch das Fass auf. Völlig egal: wenn es die SF noch nicht gäbe, müsste sie jedenfalls erfunden werden.
Geschrieben 03 Januar 2016 - 15:29
Ist doch irgendwie so wie mit den Ehejubiläen - die Leute haben sich auch vorher schon gekannt, doch zum 50.ten macht mensch das Fass auf. .
Um Dein Bild aufzugreifen: So innig scheint das Eheleben zwischen den Leuten heute nicht mehr zu sein, wie sich an dem von Dath zitierten jüngsten Disput um die Rabid Puppies und den Hugo Gernsback Award verdeutlicht. Da sind die unterschiedlichen Erwartungen an das Genre sehr offensichtlich geworden und spiegeln letztlich - so habe ich Dath verstanden - außerliterarische Kulturkonflikte wider.
Geschrieben 03 Januar 2016 - 15:34
Um Dein Bild aufzugreifen: So innig scheint das Eheleben zwischen den Leuten heute nicht mehr zu sein, wie sich an dem von Dath zitierten jüngsten Disput um die Rabid Puppies und den Hugo Gernsback Award verdeutlicht. Da sind die unterschiedlichen Erwartungen an das Genre sehr offensichtlich geworden und spiegeln letztlich - so habe ich Dath verstanden - außerliterarische Kulturkonflikte wider.
Dass die Sache mit den Puppies letztlich sehr wenig mit SF per se zu tun hat und bloss eine Ausprägung einer sehr US-spezifischen Form des Kulturkampfes ist, scheint mir offensichtlich.
Allerdings scheint mir das Bild die Metapher des Ehejubiläums ohnehin nicht sonderlich passend; es macht durchaus einen Unterschied, ob jemand - wie z.B. Mary Shelley oder Edgar Allan Poe - einen Text schreibt, der Jahrzehnte später als SF(-Vorläufer) identifiziert wird, oder ob jemand wie Gernsback oder Campbell eine ganz bestimmte Vorstellung des Genres hat und Texte auswählt resp. Autoren fördert, welche diesen Vorstellungen entsprechen (und natürlich, ob es Leser gibt, die darauf ansprechen). Mit dem Ablauf einer Beziehung hat das wenig zu tun.
Bearbeitet von simifilm, 03 Januar 2016 - 15:48.
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Geschrieben 03 Januar 2016 - 15:47
Dass die Sache mit den Puppies letztlich sehr wenig mit SF per se zu tun hat und bloss eine Ausprägung einer sehr US-spezifische Form des Kulturkampfes ist, scheint mir offensichtlich.
Allerdings scheint mir das Bild die Metapher des Ehejubiläums ohnehin nicht sonderlich passend; es macht durchaus einen Unterschied, ob jemand - wie z.B. Mary Shelley oder Edgar Allan Poe einen Text schreibt, der Jahrzehnte später als SF(-Vorläufer) identifiziert wird, oder ob jemand wie Gernsback oder Campbell eine ganz bestimmte Vorstellung des Genres hat und Texte auswählt resp. Autoren fördert, welche diesen Vorstellungen entsprechen (und natürlich, ob es Leser gibt, die darauf ansprechen). Mit dem Ablauf einer Beziehung hat das wenig zu tun.
Dito! Ich würde auch eher bei Gernsback ansetzen, der Science Fiction popularisiert hat, indem er das literarische SF-System ausdifferenziert, darauf prägend Einfluss genommen hat. Shelley & Co. wurden sozusagen "literaturarchälogisch" zugeordnet.
Was die Puppies angeht: Hältst Du ähnliche Ereignisse bei uns für gänzlich ausgeschlossen? Auf dem deutschsprachigen allgemeinliterarischen Buchmarkt gab es ja diese Konflikte schon, warum nicht eines Tages auch in der SF?
Bearbeitet von Sierra, 03 Januar 2016 - 15:51.
Geschrieben 03 Januar 2016 - 15:58
Dito! Ich würde auch eher bei Gernsback ansetzen, der Science Fiction popularisiert hat, indem er das literarische SF-System ausdifferenziert, darauf prägend Einfluss genommen hat. Shelley & Co. wurden sozusagen "literaturarchälogisch" zugeordnet.
Kommt eben immer darauf an, welche Perspektive man einnimmt. Geschichtsschreibung und Definition sind eng verbunden, die Frage, wann man die "Geburt" der SF ansetzt, hängt direkt davon ab, was man eigentlich unter SF versteht. Wenn man es als Genre versteht, also als Kategorie der Produktion und Rezeption, macht es wenig Sinn, viel vor 1900 zu beginnen. Dann kann man darüber diskutieren, ob und wie weit Autoren wie Verne und Wells genrebildend waren, ob sich mit ihren Texten und den von direkten Nachfolgern bereits ein eigenständiges Genre herausbildete, oder ob das erst mit Gernsback geschah. Man kommt aber auf jeden Fall zu einem anderen Ergebnis, als wenn man SF als eine bestimmte Art des Schreibens versteht, die nicht an bestimmte Genrekontexte gebunden ist (weshalb ich in meiner Diss zwischen Genre und Modus unterscheide).
Was die Puppies angeht: Hältst Du ähnliche Ereignisse bei uns für gänzlich ausgeschlossen?
Ich bin ja wirklich kein Experte fürs Fandom. Aber in dieser Form scheint mir das in unseren Breitengraden doch eher unwahrscheinlich. Zum einen wird die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung, die dahinter steht, weitaus weniger aggressiv und zugespitzt geführt, zum anderen ist das Fandom viel kleiner. Und schliesslich ist die deutschsprachige SF-Produktion weitaus weniger umfangreich.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
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Geschrieben 03 Januar 2016 - 16:15
Kommt eben immer darauf an, welche Perspektive man einnimmt. Geschichtsschreibung und Definition sind eng verbunden, die Frage, wann man die "Geburt" der SF ansetzt, hängt direkt davon ab, was man eigentlich unter SF versteht. Wenn man es als Genre versteht, also als Kategorie der Produktion und Rezeption, macht es wenig Sinn, viel vor 1900 zu beginnen. Dann kann man darüber diskutieren, ob und wie weit Autoren wie Verne und Wells genrebildend waren, ob sich mit ihren Texten und den von direkten Nachfolgern bereits ein eigenständiges Genre herausbildete, oder ob das erst mit Gernsback geschah. Man kommt aber auf jeden Fall zu einem anderen Ergebnis, als wenn man SF als eine bestimmte Art des Schreibens versteht, die nicht an bestimmte Genrekontexte gebunden ist (weshalb ich in meiner Diss zwischen Genre und Modus unterscheide).
Die wenigen von mir gelesenen Analysen, die SF vornehmlich als eine besondere Art des Schreibens definierten, wirkten auf mich manchmal - aus der Erinnerung - recht beliebig, weil ja doch so ziemlich vieles zugeordnet wurde und werden kann. Zum Teil konnte so aber indirekt das Genre "aufgewertet" werden, weil ja dann auch mancher literarischer Meilenstein Erwähnung fand, weil sich an ihm auch der SF-Modus zeigte.
(Na ja, letztlich finde ich es wohl einfach nur spannender über die Produktionskontexte von Literatur nachzudenken... )
Ich bin ja wirklich kein Experte fürs Fandom. Aber in dieser Form scheint mir das in unseren Breitengraden doch eher unwahrscheinlich. Zum einen wird die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung, die dahinter steht, weitaus weniger aggressiv und zugespitzt geführt, zum anderen ist das Fandom viel kleiner. Und schliesslich ist die deutschsprachige SF-Produktion weitaus weniger umfangreich.
Ich stimme Dir zu: Mit Blick auf die Größe des hiesigen SF-Buchmarkts und des Fandoms halte ich es letztlich auch für unwahrscheinlich, dass sich so etwas auch bei uns in absehbarer Zukunft abspielt. Was wohl so ganz gut ist...
Bearbeitet von Sierra, 03 Januar 2016 - 16:18.
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