Lars Gustafsson habe ich früher viel gelesen. Er war einer der Autoren, von denen ich im öffentlichen Nahverkehr ständig einen Roman in der Jackettasche hatte. 20 Bücher stehen von ihm in meinem Regal, nur von Pratchett, P. C. Jersild, Björn Runeborg, Keith Laumer und den Strugatzkis sind es mehr.
Gustafsson schrieb Alltagsliteratur, ähnlich wie Jersild, Runeborg oder Lars Andersson, die in den 1970er Jahren recht erfolgreich waren, bevor sie von der Welle der skandinavischen Krimis auf ein Nebengleis gespült wurden.
Seine bekanntesten Werke waren die fünf Romane unter dem Titel „Sprickorna i muren“ („Die Risse in der Mauer“), in denen er in der Person mehrerer Alter Egos die 1970er Jahre einläutete und durch die wir Skandinavisten uns tapfer in einem Proseminar gekämpft haben.
Der Autor war ziemlich umtriebig. Während seiner Berliner Zeit habe ich Herrn Gustafsson dreimal persönlich erleben dürfen, so oft habe ich keinen anderen Autor lesen gesehen.
Mir gefiel sein versteckter Humor. Nie vergessen werde ich seinen Cliffhanger in „Tennisspelarna“ (Die Tennisspieler), wo er am Ende des ersten Kapitels zu einem Aufschlag aufholt, sich dann mit etwas ganz anderem beschäftigt, bevor er das vierte Kapitel mit dem Ball beginnt, der noch immer in der Luft hängt. Nicht unbedingt gesund, wenn man gerade in der U-Bahn sitzt.
Vila i frid, Herr Gustafsson!