Hängt diese Interaktion wirklich immer von struktureller und funktionaler Integrität des Gehirns ab? OK, meinetwegen kann das Bewusstsein nicht _interagieren_, wenn es kein funktionsfähiges Gehirn zur Verfügung hat. Aber es muss doch noch die Möglichkeit haben, zu _existieren_, sonst ist man bei Hypothese 1.
Von einem "muss" kann man wohl nicht reden. Wir reden über Hypothesen, die eben zutreffend oder nicht zutreffend sein können.
Es gibt doch Erfahrungen von Menschen, die "klinisch tot" waren und bei denen die Hirnstromkurven schon flach waren, und die dann wiederbelebt wurden, und sie hatten "gesehen" und "gehört", was währenddessen im Krankenzimmer ablief und was sie rein phyisch nicht hätten mitbekommen können. Sie konnten in diesem Zustand aber nichts tun und keine Entscheidungen treffen (in dieser Richtung fand also keine Interaktion statt).
Ich weiß, daß es auch einen naturwissenschaftlichen Erklärungsansatz für diese Art von Grenzerfahrung gibt. Vor längerer Zeit habe ich da mal was im TV gesehen, kriege es aber nicht mehr zusammen. Vielleicht weiß ja jemand anderer Bescheid.
Also gehen wir mal davon aus, dass das Bewusstsein immer noch irgendwie in Raum und Zeit verankert ist (vielleicht nur aus Gewohnheit) und in der Nähe des Ortes "herumschwebt", wo eben noch sein Körper war. Und auf irgendeine seltsame Weise nimmt es wahr, was in der materiellen Welt geschieht, und zwar so, dass es sich daran, wenn es wieder Körper und Empfindung zur Verfügen hat, als "hören und sehen" erinnert. Auf jeden Fall gehe ich davon aus, dass es irgendwie in der Lage ist, neue Informationen aufzunehmen. Es würde also mitkriegen, dass da ein Datenpaket verschickt werden soll, in dem sein alter Körper gespeichert ist, und wohin. Das wusste es ja auch wahrscheinlich schon vorher. Jetzt ist die Frage: wenn es keine Entscheidungen treffen kann, wird es "automatisch" diesem Datenpaket folgen? So wie es mit Sicherheit seinem zur Zeit nicht funktionsfähigen Körper folgen würde, wenn man ihn in ein anderes Krankenhauszimmer bringt? Oder wird es die materielle Welt verlassen, was für den Menschen den Tod bedeuten würde? Sind Entfernung und Geschwindigkeit für ein "körperloses", aber an einen Körper gewöhntes Bewusstsein ein Hindernis?
Also, diese Fragen kann dir niemand beantworten. Wenn es dir ums SF-Schreiben geht, must du deine Fragen selbst beantworten.
Wissen und können tut man natürlich nix, aber ich glaube nicht, dass es unmöglich ist, SciFi auf der Basis von Hypothese 3 mit derartigen Transprotmethoden zu schreiben. Es ist bloß schwieriger als wenn man mit Hypothese 1 arbeitet. Man muss sich mit mehr Fragen auseinandersetzen.
Ob das schwieriger ist, weiß ich nicht. Hypothese 1 erklärt die Entstehung von Bewußtsein aus der Interaktion assoziativer Kortex-Felder, und erklärt damit eigentlich nix. Hypothese 3 postuliert eine zweite "Substanz", nämlich den Geist, der als solcher nicht hinterfragbar sein soll.