Was darf man unter allgemeine Phantastik verstehen
#1
Geschrieben 28 April 2004 - 13:47
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#2
Geschrieben 28 April 2004 - 15:58
Hallo Michael, diese Frage zu beantworten dürfte genauso schwierig sein wie "Was ist gute SF?"; ich kenne jedenfalls keine (allgemeine ) Definition für "allgemeine Phantastik". Da Du die Frage im Zusammenhang mit dem DSFP gestellt hast: auf der DSFP-Website steht in der Geschäftsordnung unter Punt B:Was darf man unter allgemeine Phantastik verstehen?
Das verstehe ich so, daß unter dem Label "Science Fiction" publizierte Texte gelesen und bewertet werden (Abs. 1), diese Texte müssen der Science Fiction oder der Phantastik zugeordnet werden können (Abs. 2). Was im Grunde immer noch recht schwammig klingt. Wenn Du Dich darüber informieren möchtest, welche Kriterien im Detail angewendet werden, dann nimm doch mal mit Udo Emmerich Kontakt auf, der auf der DSFP-Seite als Ansprechpartner genannt wird. Ad Astra, Marc-Ivo1) Das Komitee liest und bewertet deutschsprachige SF mit dem im Impressum des Buches angegebenen jeweils aktuellen Erscheinungsjahr. 2) Die Texte müssen dem Bereich der Science Fiction oder Phantastik entstammen. Im Zweifelsfall wird diese Definition zugunsten eines Textes ausgelegt.
#3
Geschrieben 28 April 2004 - 17:41
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#4
Geschrieben 28 April 2004 - 20:12
R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)
R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)
#5
Geschrieben 28 April 2004 - 21:15
Andere Beispiele könnten Matt Ruff (G.A.S.) oder James Morrow (DAS GOTTESMAHL) sein.
(Georg Christoph Lichtenberg)
#6
Geschrieben 29 April 2004 - 09:13
Dafür stimme ich. Wie sagte das große Ei das auf der Mauer saß, bei Alice im Wunderland (dieses Buch gehört dann übrigens auch zur Phantastik!)? "Wenn ich ein Wort benutze, hat es immer genau die Bedeutung die ich ihm gebe und keine andere." (Oder so ähnlich.)unter Phantastik alles zählen, inclusive Horror und Fantasy,
@Holger:
Wenn man Neil Gaiman und Matt Ruff zusammenwirft, assoziiere ich damit eher so etwas wie "magic realism" bzw. humoristische (bei Ruff auch parodistische) Gesellschaftskommentare. Wie auch fast alles von Douglas Adams (der m.E. übrigens die nordischen Götter besser hinkriegt als Gaiman in American Gods). Evtl. braucht man dafür wieder eine neue Kategorisierung? - Wie wär's mit "pop-essayistische SF"?
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 29 April 2004 - 09:22.
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#7
Geschrieben 29 April 2004 - 09:36
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#8
Geschrieben 29 April 2004 - 09:57
für den SF-Leser ist es SF mit Horror oben drauf, für den Horror-Leser ist es Horror mit einem SF-Grundgerüst, ähnlich wie AlienWas ist denn dann Frankenstein? Ein Crossover zwischen Horror und SF?
Gruß Ronni
#9
Geschrieben 29 April 2004 - 11:25
Bearbeitet von Jürgen, 29 April 2004 - 11:29.
#10
Geschrieben 29 April 2004 - 21:18
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#11
Geschrieben 30 April 2004 - 13:24
#12
Geschrieben 30 April 2004 - 17:00
"Allemeine Phantastik" ist für mich das Gebiet der Literatur, in denen die Werke Elemente enthalten, die mit der realen Welt nicht in Einklang zu bringen sind. Gruß ThomasAls Phantastik bezeichnet man den Überbegriff für sämtliche künstlerische Ausdrucksformen, insbesondere aber der Literatur, in denen das Unheimliche, das Surreale, eben das Phantastische als zentrales Thema auftritt. gerade in der Literatur gilt Phantastik als Sammelbegriff für viele Genre: in erster Linie Horror, Fantasy und Science Fiction. Als bedeutende Begründer der modernen Phantastik zählen Edgar Allan Poe, Howard Phillips Lovecraft, Gustav Meyrink, und auch Franz Kafka. Auffallend ist in jüngster Zeit die Entwicklung der neuen deutschen Phantastik (siehe neue deutsche Phantastik), die sich überwiegend in der Kleinverlagsszene etabliert.
Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria
Blog zur Sekundärliteratur: http://sebesta-seklit.net/
Online-Bibliothek zur Sekundärliteratur: http://www.librarything.de/catalog/t.sebesta
Facebook-Gruppe: https://www.facebook...tik.ge/members/
#13 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 30 April 2004 - 22:14
#14
Geschrieben 01 Mai 2004 - 13:16
Nochmal... zum langsamen mitlesen (bitte laaaangsam lesen)... DAS HABE ICH DOCH GESAGT !!!!!!! Ich habe sogar die Erklärung, WARUM das so ist, dazugeliefert. Was kann man daran nicht verstehen ? weiter...Dabei wird gern übersehen, daß gerade die erfolgreichsten und anspruchsvollsten Werke des Genres nicht ohne Phantastik-Elemente auskommen.
Also... selbst in deinem Schloss, hoch über allen Gebieten des "gemeinen Lesers" und den Verkaufszahlen der Verlage, solltest du doch mitbekommen haben, das die "Shadowrun-Serie" der TOP-Verkaufsschlager in Sachen SF war/ist. Und das wird als SF verkauft. Ein Musterbeispiel an Etikettenschwindel. Du findest diese Serie nicht lukrativ ? Mit all seinen weiteren Ablegern (Rollenspiele, Figuren und anderen Merchandising-Produkten)ist es wirtschaftlich unbedeutend ? Also ehrlich... manchmal glaube ich tatsächlich, dass du keine Ahnung davon hast, was in der Welt vor sich geht. Ich glaube zwar auch ungern Statistiken, die ich nicht selbst gefälscht habe, aber die Verkaufszahlen geben ein deutliches Bild ab. und noch weiter..Sogar von "Etikettenschwindel" ist die Rede, als wäre es für einen Autor besonders lukrativ, sich in einen "Markt" einzuschleichen, der auch bei großzügisgter Auslegung der Fakten nicht eben wirtschaftlich bedeutend ist.
Öhm... das ist nicht so ? Hach ! Schon mal Alexander Besher gelesen ? ... oder Walter Jon Williams ? ... oder china Mieville oder... DAS wird alles als Science Fiction verkauft ! Kein Blendwerk ? Mann Oh Mann... wenn DAS nicht den ursprünglichen Begriff der SF ad absurdum führt, was dann ? Die Autoren, die durch ihre eigene Interpretation des Themas SF andere Wege beschreiten, bekommen von mir meine besten Wünsche zum Erfolg... aber nicht mein Geld ! Vieles in meinem Posting ist keine persönliche Interpretation, sondern einfach die Beobachtung eines (alten) Lesers, der mit offenen Augen durch die Welt latscht. Untermauert von Verkaufszahlen und Informationen einschlägiger Verlage, die auch SF herausgeben. bis denne JürgenJürgens Beitrag ist ein gutes Beispiel hierfür. Zumeist kommt diese (falsche) Einschätzung als Vorwurf daher, als versuche der Autor dem wissenschaftlich gebildeten SF-Leser mit allerlei Blendwerk Sand in die Augen zu streuen.
Bearbeitet von Jürgen, 01 Mai 2004 - 13:32.
#15 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 01 Mai 2004 - 14:43
Hab ich nicht. Ich weiß zwar, daß es sowas gibt, wäre aber nie auf die Idee gekommen, es als Literatur anzusehen. Aber selbst wenn das stimmt, was Du schreibst, wem ensteht dadurch ein Schaden? Wenn Leute dieses Zeug kaufen wollen, dann kaufen sie es auch, wenn es nicht unter dem Etikett SF angeboten wird, oder nicht?Also... selbst in deinem Schloss, hoch über allen Gebieten des "gemeinen Lesers" und den Verkaufszahlen der Verlage, solltest du doch mitbekommen haben, das die "Shadowrun-Serie" der TOP-Verkaufsschlager in Sachen SF war/ist.
Nein zu 1. - 3., sollte ich? Und was ist so schlimm daran, wenn diese Sachen als SF verkauft werden? Bohlen-und Küblböck-Biographien werden doch auch als Bücher bezeichnet und verkauft ... Empfindest Du es als persönliche Beleidigung, wenn bestimmte Bücher nicht Deiner Definition des Genres entsprechen? So viele Fragen ... Beste Grüße FrankSchon mal Alexander Besher gelesen ? ... oder Walter Jon Williams ? ... oder china Mieville oder... DAS wird alles als Science Fiction verkauft!
#16
Geschrieben 02 Mai 2004 - 11:21
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#17
Geschrieben 15 Mai 2004 - 12:41
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#18 Gast_Gast_Ulrich_*
Geschrieben 06 Juni 2004 - 12:21
#19 Gast_Guest_*
Geschrieben 11 Juni 2004 - 23:38
Finde ich alles ganz plausibel, auch wenn für mich noch keine Definition wirklich so spruchreif ist, daß ich sie als meine Ansicht zitieren möchte. Kommt aber darauf an, aus welchem Fenster man schaut, ich guck halt vielleicht aus zu vielen verschiedenen.Enstprechend gibt es Ausprägungen der Phantastik in Märchen, Mythen, Sagen, Science Fiction, Fantasy, Horror und welche Genres es eben noch gibt.
Gegen die Aufnahme von Mythen (und vielleicht auch Sagen) unter das, was man Genre nennt, muß aber Einspruch erhoben werden, denn daß mit der Milieutheorie verbandelte Wort Genre (Kunstgattung) ist zu jung und scheuklappig, um der Wucht und Rätselhaftigkeit gerecht werden zu können.
Mythos ist so mächtig, der faßt sogar unsere avanciertesten und abgedichtesten Wirklichkeitsklärungen und macht aus ihnen lediglich Beruhigungsgeschichten für das kleine inteligible Menschenseelchen. Mythos ist kein Kunsthandwerk, sondern Seinshandwerk.
#20
Geschrieben 11 Juni 2004 - 23:40
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Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#21
Geschrieben 12 Juni 2004 - 00:02
Gut auf den Punkt gebraucht. So ähnlich sehe ich es auch, wenngleich man bei Mythen und Sagen streiten kann. Meinst beschreiben Sagen auch übernatürliches. Dann kann man sie der Phantastik zuordnen, aber manche auch wiederum nicht. Aber Märchen! Ganz sicher - hier kann man von einem Subgenre sprechen wie bei der SF, der Fantasy oder der Horrorliteratur.Enstprechend gibt es Ausprägungen der Phantastik in Märchen, Mythen, Sagen, Science Fiction, Fantasy, Horror und welche Genres es eben noch gibt.
#22
Geschrieben 13 Juni 2004 - 19:36
Hier muß ich Alex absolut recht geben:...Gegen die Aufnahme von Mythen (und vielleicht auch Sagen) unter das, was man Genre nennt, muß aber Einspruch erhoben werden, denn daß mit der Milieutheorie verbandelte Wort Genre (Kunstgattung) ist zu jung und scheuklappig, um der Wucht und Rätselhaftigkeit gerecht werden zu können.
Mythos ist so mächtig, der faßt sogar unsere avanciertesten und abgedichtesten Wirklichkeitsklärungen und macht aus ihnen lediglich Beruhigungsgeschichten für das kleine inteligible Menschenseelchen. Mythos ist kein Kunsthandwerk, sondern Seinshandwerk...
Mythos hat meiner Meinung nach überhaupt nichts mit Literatur an sich zu tun. Mythos ist für mich wohl das Gedächtnis der Menschheit als es "Literatur" noch gar nicht gab.
Es hat wohl was mit Phantastik zu tun, aber es als Genre einzureihen halte ich für doch sehr gewagt.
Gruß
Thomas
Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria
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#23
Geschrieben 13 Juni 2004 - 22:11
Wobei ich auch da gleich einwenden kann, daß Mythen durchaus Literatur sind. Sie wären uns ja nicht überliefert, lägen sie nicht geschrieben, geritzt, piktografisiert oder sonstwie in Zeichen und Schrift gebannt vor. Literatur als Bezeichnung für das überlieferte und produzierte Schriftgut (einer Nation, einer Kultur, der Menschheit) ist lediglich ein viel viel viel viel weiter umfassender Begriff, als ein ca. 400 Jahre jüngerer und durch eingeengtere Spezialistensicht erspähter Schubladenbegriff wie Genre.
Mythen sind für mich Phantastik in Reinform, wie auch noch Religion (Theologie) oder Wissenschaft (Kosmologie) der Phantastik in viel innigerem Maße nahestehen, als es das Alltagsdenken immer zulassen mag zu denken. Wiegesagt, das Wort Phantastik legt nahe, hierunter die Denk- und Vorstellungsleistungen sowie gestaltenden und schriftlichen Künste zu summieren, welche den Betrachter Gedanken und Einfälle ermöglichen, die Vorstellung(skraft) und Einbildung(skraft) bequellt und anregt, die vor dem geistigem Auge etwas erscheinen und sichtbar werden lassen. Im Griechischen war es ganz ursprünglich ein Verb, also sinngemäß: »†¦etwas sichtbar werden lassen.«
Es hat sich erst im Sprachgebrauch der letzten Jahrhunderte eingebürgert, unter Phantastik vorbehmlich solche Sehen-machende Formen zu verstehen, die sich dabei Bilder, Vorgänge, Intelligenzen, Wesen bis hin zu Welten als Ausstattung bedienen, die der gesicherten Erfahrung und den nachprüfbaren Beobachtung des Menschen als Bewohner der tatsächlich stattfindenen Welt zuwiderlaufen.
Das zeigt, daß es Sinn macht genauer zu fragen und aus: »Was versteht man unter allgemeiner Phantastik?« ein »Wer unterscheidet seit wann, wo und warum zwischen allgemeiner Phantastik und was immer die andere Seite der Münze sein mag?« zu machen.
Bearbeitet von molosovsky, 16 Juni 2004 - 13:26.
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Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#24
Geschrieben 14 Juni 2004 - 11:36
#25
Geschrieben 16 Juni 2004 - 13:28
danke für die Links auf die Gerdiner-Artikel. Die sind lesenswert. Meiner Überzeugung nach, gehört zu den aufregensten Aspekten des Phantastiklesens die Auseinandersetzung mit Fragen wie:
- »Was ist allgemeine Phantastik?«
- »Was unterscheidet Fantasy, Horror und Science-Fiction voneinander, und was soll man mit weiteren Unterteilungen wie Dark-Fantasy, Slipstream, Gothic Novell Magischer Realismus usw. anfangen?»
- »Was zeichnet literarisch gute Phantastik (Fantasy, Horror, S-F usw.) aus?«
Threads zu solchen Fragen (sowohl hier als auch bei SF-Fan) gehören zu meinen bevorzugten Sandkästen, das hast Du und andere sicherlich schon gemerkt. Warum? Nun, weil Phantastik immer an den grundsätzlichen Fragen um die Auffassung der Wirklichkeit rührt †¦ egal, ob der Leser das aufmerksam bemerkt oder reflektiert, oder eben nicht und nur zwecks Unterhaltenwerden liest (guckt) †¦ was ich immer nicht wertend unterscheide.
zu Mythen: Gardiner schreibt im ersten seiner beiden Artikel:
Er drückts nochmal klar aus, was Gast_Ulrichs Beitrag aufwarf. Mythen sind kein (Literatur-)Genre, sondern eine (Literatur-)Form.†¦so unterschiedliche Formen und Genres wie Mythen, Sagen, Märchen, heroische Abenteuerliteratur, Schauerromane, Horrorromane, Science Fiction und Magischen Realismus†¦
Interessant, daß Gardiner sich kirre machen ließ, und so schlicht Falsches behauptet wie:
Die Kultur der ersten Welt trieft vor Mysthik, Phantastik und Spirituellem, nur herrscht auf diesen Gebieten ein heilloses Durcheinander. Allein die weitverbreitete Neugier für und Hinwendung zu östlicher- oder (ethnologisch gemeint) primitiver Religiösität, sowie Märchen (für Kinder und Erwachsene) und Magie läßt Gardiners Bemerkung ignorant und naiv erscheinen. Vielleicht ist ihm das Genannte auch zu suspekt, als das er ihm Raum geben wollte. Kann ich verstehen.†¦Fantasy paßt nicht in unsere rationale, materialistische Kultur, die fortwährend alles Spirituelle oder Übernatürliche ablehnt.
Zudem: Gardiners Artikel sind auf Englisch geschrieben. Wo in der deutschen Übersetzung »Fantasy« steht, müßte so manches Male »Phantastik« (oder Neudeutsch: Fantastik) stehen. Zur Übersicht:
englisch Fantasy = Phantastische Literatur im allgemeinen; seit Tolkien aber fast ausschließlich bezogen auf dessen Ableger und Erben.
deutsch Fantasy = klares (Marketing-)Signal, daß es sich um Tolkien(und Co.)-Nachfolgerliteratur handelt; Teilmenge der Phantastik.
deutsch Phantastik/Fantastik = alles an nicht-realistischer Literatur, egal ob im allegorischen (oft satierisch), poetischem oder symbolischem Gebrauch, oder ontologisch noch weiter bis komplett von unserer Welt abweichend (Einbruch des Nicht-Realen; Nebeneinander von Real und Nicht-Real; Alternativwelten; Zweitschöpfungen). Also alles von Mythen, Sagen, Märchen, über die ersten modernen wie Swift und Lewis Carroll bis zu all unseren Freuden von heute von Tolkien bis China Miéville.
Am Rande dazu will ich mal anbringen, daß religiöse und philosophische Texte zuweilen gewaltige Phantastik-Anteile aufweisen. Nehmen wir Papa Platon, der seine Ausführungen immer wieder mit sehr plastischen Geschichten illustriert; am bekanntesten ist wohl sein Höhlengleichnis vom Menschen mit dem Rücken zum Feuer, den wirklichen Dingen zwischen Feuer und Menschen, die von den Dingen nur die tanzenden Schatten auf der Höhlenwand wahrnehmen, weshalb der Mensch nicht die Dinge selbst erfassen und beschreiben oder sich über sie unterhalten kann. Das ist Platons (sehen machen sollendes) Bild für die Wirklichkeit und der Menschen Austausch darüber. Pure Phantastik. Strenggenommen läßt sich so gesehen sogar die Mathematik (und damit die aus ihr erwachsene Naturwissenschaft) als Phantastik bezeichnen, ja sogar als deren strengster und wirkungsmächtigster Vertreter: eine Phantastik die auf Zählbarkeit, Evidenz und einigen Axiomen beruht.
Ich erwähne Platon und Mathematik nicht leichtfertig hier, denn inzwischen bin ich mit meiner Grundlagenlektüre soweit, daß ich mich klarzustellen getraue, die Phantastik auf ihn zurückzuführen. Er hat im Weltdenken endgültig die Ideenwelt (kósmos noet´s; mundus intelligiblis) postuliert, und von da an (6. Buch der Politeia, Sonnengleichnis) können sich auch die (von Leibniz dann so genannten) »Möglichen Welten« tummeln. Jeder, der für oder gegen Phantastik spricht, positioniert lediglich seine Meinung über Zucht, Handhabung und Hygiene der Ideenwelt.
WIR Phantastophilen und Narrationskonsumenten stehen dafür ein, daß es okey ist Erzählungen zu produzieren und zu genießen, in denen mit den wunderbaren Verfahrens-Möglichkeiten der Ideenwelt solche Wesen wie sprechende Tiere, Ents und Vampire, Techniken wie Raumschiffe, Beamen und Neu-Sprech, Intelligenzen wie H.A.L., Solaris und der Große Bruder, Einrichtungen wie Pre-Crime, Hogwarths und Laputa usw erschaffen werden.
UNSERE Gegner warnen im Grunde vor den Gefahren solcher wilden Operationen und sorgen sich um die Einhaltung gewisser Sorgfaltsregeln und Reinlichkeitsansprüche.
So lächerlich es klingt, bewegt man sich hierbei auf den alten Schlachtfeld der Bilderanbeter versus Bilderstürmer. Aktuell und in extremo sind die Rollen sogar so verteilt, daß der Abendländler die (geblendeten) Bilderanbeter sind, und der Islamismus für sich beansprucht, die reformatorisch reinige Gegenkraft zu sein. Das bricht sich dann fraktal runter bis zum Gegensatz Space Opera gegen Hard S-F †¦ was ich als Denkgymnastik alles nicht wertend verstanden haben möchte.
Grüße
molosovsky / alex
Bearbeitet von molosovsky, 16 Juni 2004 - 13:53.
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#26
Geschrieben 16 Juni 2004 - 14:16
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#27
Geschrieben 16 Juni 2004 - 19:42
Wie überraschend ! http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png Ich fühle mich in meiner Meinung bestätigt... Danke, Danke.. (Vorhang fällt) Gruss JürgenDabei ist auffallend, dass 4 von 5 Theoretikern die Science Fiction NICHT zur Phantastik zählen und das Mythos, Märchen, Sage, Legende wohl als Genres der Phantastik gewertet werden.
#28
Geschrieben 17 Juni 2004 - 13:11
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
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