Andreas Brandhorst: Diamant
#31 Gast_Gast_Ulrich_*
Geschrieben 06 Mai 2004 - 17:55
#32 Gast_Guest_*
Geschrieben 06 Mai 2004 - 19:54
#33
Geschrieben 06 Mai 2004 - 19:58
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#34
Geschrieben 06 Mai 2004 - 21:53
Ab der Mitte des Buches geht es Schlag auf Schlag, ich freue mich schon die zweite Hälfte des Buches zu besprechen (in vier Tagen).Ansonsten gefällt mir der Roman bislang recht gut, nur das Tempo könnte jetzt ein wenig anziehen, bislang war es etwas gemächlich (Stand Kapitel 7).
#35
Geschrieben 07 Mai 2004 - 08:14
Das ist mir auch aufgefallen, insbesondere weil es mehrmals erwähnt wird. Es fehlt der Kontrast, was an den Implantierungen so schlimm ist. Viele hundert Jahre in der Zukunft zählt das Argument, sich auf "eine Maschine verlassen zu müssen", nicht, bis dahin sollte die Technik ausgereift sein.aber mir ist aufgefallen, wie heftig Valdorian auf die nanotechnischen Implantierungen Cordobans reagiert.
Das wird leider auch nicht besser (ich bin bereits im 16. Kapitel). Außerdem verstärkt sich der märchenhafte Anstrich wenn es um Lidia geht (ihre tote Schwester taucht auf; die durch den Kristall hervorgerufenen Visionen von (Val)dorian; das letzte Buch ihres Vaters, dass er nie geschrieben hat etc.).Nur so viel, dass mir manche Verhaltensweisen der Menschen in dieser fernen Zukunft einfach noch zu normal sind, zu vertraut, nicht exotisch genug.
Wirklich interessant sind allerdings die Kantaki und wie sie durch den Transraum reisen, das hat mir sehr gut gefallen.
Stimmt, mittlerweile ist das Buch ein richtiger Pageturner, Langeweile kommt nicht mehr auf.Ab der Mitte des Buches geht es Schlag auf Schlag
Das einzige was mich noch nervt ist das Komm zurück von Valdorian - und hier bin ich wieder bei meiner Anfangskritik: was empfindet Lidia für Valdorian? Ihre Mutter fragt nach ihm, also war es wohl eine enge Beziehung. Andererseits bezeichnet sie ihn als dickköpfig, machtbesessen etc., es gibt aber auch einen "guten" Kern den sie zum Vorschein bringen möchte (wann wurde der sichtbar oder worin besteht er?). Wieso sollte sie soviel Energie darauf verwenden, Valdorian umzuerziehen???
Ulrich meinte:
Was habt ihr denn erwartet beim Thema Space Opera? http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/tongue.pngWas ich überhaupt nicht gut finde ist das Titelbild. Ich finde es nichtssagend. Dafür trägt der Autor aber keine Schuld.
Wenigstens passt der Klappentext zum Buch, was nicht selbstverständlich ist...
Sullivan
Bearbeitet von Sullivan, 07 Mai 2004 - 08:25.
#36
Geschrieben 07 Mai 2004 - 09:13
Hallo Sullivan,Das einzige was mich noch nervt ist das Komm zurück von Valdorian - und hier bin ich wieder bei meiner Anfangskritik: was empfindet Lidia für Valdorian? Ihre Mutter fragt nach ihm, also war es wohl eine enge Beziehung. Andererseits bezeichnet sie ihn als dickköpfig, machtbesessen etc., es gibt aber auch einen "guten" Kern den sie zum Vorschein bringen möchte (wann wurde der sichtbar oder worin besteht er?). Wieso sollte sie soviel Energie darauf verwenden, Valdorian umzuerziehen???
gerade das wird am Ende noch erklärt, wer aufmerksam liest und ein bisschen nachdenkt (wie jeder hier im Lesezirkel) kommt vorher selber auf den Grund.
Weiter dann im zweiten thread...
#37
Geschrieben 07 Mai 2004 - 09:25
#38
Geschrieben 07 Mai 2004 - 18:40
#39
Geschrieben 09 Mai 2004 - 13:07
Zuerst einmal das Lob: Soweit wie ich bin, ist der roman wirklich flüssig geschrieben und präsentiert einige eindrucksvolle SF-Bilder, die einfach Spaß machen. Nur an ein paar stellen hat offensichtlich der Lektor geschlampt - eione Formulierung wie "Valdorian zog eine Welt vor, in der er dominierte" fallen negativ auf, und hier und da etwas sehr klischierte Bildsprache (Augen, in denen man in eine andere Welt hinabtauchen kann und so was ...). Aber in der geringen Frequenz, in der das in Diamant vokommt, kann man es dem Autor nicht anlasten, dafür ist wirklich das Lektorat zuständig.
Jetzt die Kritik: Trurls letzter Beitrag trifft das Problem m.E. auf den Kopf: Der "Sense of Wonder" leidet unglaublich darunter, dass alle Figuren wie Menschen von Heute rüberkommen. Und das ist auch unter den Vorgaben des Romanuniversums schlicht und einfach unglaubwürdig. Allein die Langlebigkeit müsste ganz andere Familienstrukturen etablieren (entweder eine weitgehende Auflösung der über Anstammung definierten Familienbindung oder multigenerationale Strukturen wären naheliegende Annahmen). Stattdessen werden wir bei den Valdorians mit einer extrem klischeehaften Rollenverteilung in der Familie abgespeist: Der dominante Vater, der nacheifernde Sohn und die Mutter, die ein tieferes emotionales Verständnis hat. Wie gesagt, das halte ich nicht nur für Kritikwürdig, weil es ein Klischee ist, sondern weil es mir schlicht und einfach unglaubwürdig erscheint.
Es gibt ein paar Hinweise auf veränderte soziale Strukturen: Etwa das ausgiebige Siezen und die zeitlich begrenzten Ehekontrakte. Diese Hinweise sind aber minimal und ändern offenbar nichts an der Lebenseinstellung der auftretenden Figuren.
Ich glaube, das Problem wird an der Beschreibung der Null-Zeit auf einer anderen Ebene exemplarisch: Da wird eine Sphäre außerhalb von Raum und Zeit eingeführt, und dann ist sie voller Stationen und Raumschiffe und Außerirdischer, die ganz und gar linear Kommunizieren und nach kausalen Prinzipien planen und Handeln. Ich weiß, dass es da ein Darstellungsproblem gibt, aber es ergibt trotzdem keinen Sinn, das Wesen von Außerhalb der zeit spekulative Projektionen über WAHRSCHEINLICHKEITEN anstellen - die machen nur in einem linearen und kausalen Zeitkonzept Sinn. Das gemeinsame Grundproblem: Die Rahmenbedingungen des Universums werden einfach nur als Rahmenbedingungen genommen, die kaum Einfluss haben auf die Handlungen, die darin stattfinden. Raum, Zeit und Gesellschaft erscheinen in dem Roman als gewissermaßen "neutrale" Behälter der Figuren und ihrer Handlungen. Das reizvolle an einer Prämisse wie der von Diamant wäre es aber doch gewesen zu erforschen, zu welchen anderen Denk- und Existenzweisen solch radikale Veränderungen in den Strukturen von Raum, Zeit und Gesellschaft führen könnten. Das finde ich wirklich sehr schade.
Auch der bisherige Hauptkonflikt (Liebe oder gesellschaftlicher Aufstieg?) reiht sich in die althergebrachten Themen ein. Die Beziehung Lidia - Dorian ist wirklich entsetzlich Stereotyp.
das Großthema Geist wird Materie wird Geist scheint sich mir mit dem Thema der Todeserwartung Dorinas zu verbinden. Das ist durchaus geschickt gemacht: Schließlich scheint es auf zwei Ebenen darum zu gehen, so etwas wie den Tod aufzuschieben - wobei er gleichzeitig als Erleuchtungsversprechen angedeutet wird. Das ist durchaus ein spannendes Thema (obwohl ich diesbezüglich glaube ich anderer Meinung bin als der Autor, aber das kann ich schlecht zu seinem Nachteil auslegen). Aber warum wird es mit allerschlimmster Küchentischphilosophie garniert (Horan)? Entschuldigung, aber wenn man sich in einem Roman mit Philosophie beschäftigen will, sollte man noch mal einen Blick in ein paar einschlägige philosophische Werke werfen, um sich daran zu erinnern, auf welcher Ebene dort welche Arten von Fragen verhandelt werden. Die zwei, drei bisher gefallenen Aussagen Horans entsprechen keiner überzeugenden Methode philosophischen Denkens (Das sich m.E. im besten Fall dadurch auszeichnet, das es gerade da wirklich anfängt, wo der sogenannte "gesunde Menschenverstand" an seinen eigenen inhärenten Widersprüchen hängenbleibt und sich als historisch kontingentes phänomen erweist). Es gibt genügend gute Philosophinnen und Philosophen, da muss man nicht einen schlechten erfinden.
So, das klang jetzt wahrscheinlich nach sehr harscher Kritik, was gar nicht so gemeint war. Der Roman ist für mich immer noch gut überm Durchschnitt, was sich auch daran zeigt, dass er so viele Ansatzpunkte für Kritik liefert. Ich werde Diamant durchaus mit Genuss weiterlesen, und vielleicht auch den nächsten Kantaki-Roman - sei es nur, um mich daran abzuarbeiten ...
R. Scott Bakker
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#40 Gast_Andreas Brandhorst_*
Geschrieben 09 Mai 2004 - 14:52
#41
Geschrieben 09 Mai 2004 - 18:32
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