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Andreas Brandhorst: Diamant


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40 Antworten in diesem Thema

#31 Gast_Gast_Ulrich_*

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Geschrieben 06 Mai 2004 - 17:55

Was die Charaktere betrifft, so stimme ich Sullivan weitgehend zu. Außerdem wäre es durchaus interessanter gewesen, den Wandel Valdorians stärker zu betonen. Immerhin war er zu Anfang nicht so egoistisch. Lidia erscheint mir etwas seltsam. Obwohl sie meint, Valdorian müsse noch lernen, ist es aber auch bei ihr der Fall. Gewissermaßen ist sie auch egoistisch, möchte sie nur das tun was sie will und will/kann nicht akzeptieren, dass Valdorian nicht so ist wie sie. Ihr "Lehrversuch" scheitert also bei Valdorian. Nicht nur bei Valdorian auch bei Lidia kommt es somit größtenteils nicht zu einer Selbstreflektion. Was interessant gewesen wäre, kurz etwas über Valdorians Beziehung zu seiner Ehefrau zu erzählen. Immerhin scheint es doch eine Art Familienphase und Zuneigung in seinem Leben gegeben zu haben. Abgesehen von meinen Sonderwünschen einer stärken Charakterausarbeitung, die Charaktere unterscheiden sich und im Laufe des Romans machen sich unterschiedliche Nuancen bemerkbar. Und bei Valdorian und Lidia handelt es sich keineswegs um reine schwarz-weiß Charaktere und sind nicht plakativ. Mehr Hintergründe über den Konflikt der Wirtschaftsmächte und deren Struktur hätten auch sein können. Ebenfalls die Konsequenzen, dass die Kantaki für alle Transportmittel bereitstellen, aber sich nicht in die Angelegenheiten anderer einmischen. Was sie aber in gewisser Weise dennoch tun. In Ansätzen wird das ausdiskutiert, z.B. dass der geldgierige Horgh-Kommandant Valdorian ja doch an Benjamin verrät. Lidia hinterfragt ja auch das Verhalten der Kantaki. Weitere Informationen würden vielleicht den Roman nur überfrachten, so dass das Geschilderte okay ist. Eindeutig positiv finde ich, dass es im Roman nicht zu umfangreichen Datenblättern und Schilderungen kommt, die unnötig die Handlung unterbrechen. Alles informative wird gut in die Handlung integriert. Vieles ist bereits in der SF in anderer Form vorgekommen(Temporaler Kalter Krieg aus Star Trek, Die uralten Rassen z.B. Eddoria und Arisia aus dem Lensmen-Zyklus). Aber es drängt sich mir nicht der Eindruck auf, dass von woanders etwas geklaut wurde. Immerhin lassen sich überall in der SF Ähnlichkeiten finden. Andreas Brandhorst hat schon eine eigenständige Geschichte geschrieben. Fazit: Ein guter Roman, der schön zu lesen ist. Ich zähle ihn jetzt nicht unbedingt zu den allerbesten Werken, die je geschrieben wurden. Aber er hinterlässt einen positiven Eindruck. Was ich überhaupt nicht gut finde ist das Titelbild. Ich finde es nichtssagend. Dafür trägt der Autor aber keine Schuld. Fies (meine ich aber positiv) ist, dass der Roman mit einem Cliffhanger um Valdorian endet. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/rolleyes.gif Denn es ist spannend, was aus ihm wird. Ich bin jetzt nicht nur gespannt auf den nächsten Kantaki-Roman sondern auch auf Brandhorsts Beitrag zum Perry Rhodan Lemuria-Zyklus aus dem Heyne Verlag.

#32 Gast_Guest_*

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Geschrieben 06 Mai 2004 - 19:54

Eigentlich ist es ja nur eine Lappalie†¦ aber mir ist aufgefallen, wie heftig Valdorian auf die nanotechnischen Implantierungen Cordobans reagiert.Mir kommen solche Reaktionen auf künstliche Veränderungen des Körpers in Science Fiction Welten, die ferne technische Zukünfte beschreiben, immer ein wenig merkwürdig vor. Ist das eigentlich normal in einer Gesellschaft, die ansonsten technisch derart hochgerüstet ist? Ist Valdorian ein besonders konservativer Traditionalist, ein Gegner biotechnischer Verfahren, ein Anhänger der Unveränderlichkeit des natürlichen Körpers? Lässt Valdorian nicht an sich selbst, ohne mit der Wimper zu zucken, ebenfalls biotechnische lebensverlängernde Massnahmen vornehmen, ist er nicht ebenfalls mit seiner eigenen "naturgegeben Sterblichkeit" unzufrieden?Ich meine, aus unserer heutigen Sicht mag ein Mensch wie Cordoban etwas merkwürdig oder meinetwegen als ein Monster erscheinen †¦ aber ist Abscheu gegenüber biotechnischen Modifikationen nicht zu extrem oder gar anachronistisch in einer Welt, in der Gen- und Biotechnik eigentlich an der Tagesordnung sind? Das ist doch ungefähr so, als würde sich heutzutage jemand über einen künstliches Auge aufregen oder einen medizinischen Eingriff ablehnen, weil derartige Massnahmen die natürliche, gottgegebene Ordnung der Dinge verletzt. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind biotechnische Ergänzungen des Körpers in einigen Jahrhunderten genauso normal und selbstverständlich, wie heute eine Zahnprothese. Bereits heute werden operative Eingriffe zur kosmetischen Verschönerung des "naturgegebenen" Körpers üblich. Der Körper wird immer mehr zur Verfügungsmasse technischer Manipulationen. Ausdruck eines Gestaltungswillens, der sich mit der "Naturgegebenheit" des menschlichen Körpers, seiner mangelhaften Ausstattung und Sterblichkeit nicht abfinden kann.Die Annahme, dass die Menschen in fernster Zukunft noch dieselben Ansichten und Lebensgewohnheiten haben werden wie wir heute, scheint mir als die unglaublichste Vorstellung überhaupt zu sein, die man vom Leben in der Zukunft haben kann. Die Technologie wird unsere Nachfahren in einer Art und Weise formen, die wir uns heute nicht einmal andeutungsweise vorstellen können. Man stelle sich bitte die Lebenswelt eines Menschen des mittelalterlichen Europa vor und vergleiche sie mit unserer eigenen, um einen schwachen Anhaltspunkt zu erhalten welche Gräben sich da auftun werden.Was das mit dem Roman zu tun hat?Nur so viel, dass mir manche Verhaltensweisen der Menschen in dieser fernen Zukunft einfach noch zu normal sind, zu vertraut, nicht exotisch genug. Man merkt überhaupt nicht den zeitlichen Abgrund der uns Heutige von diesen Leuten trennt. Die Exotik der Space Opera beschränkt sich viel zu oft nur auf die äußere Welt. Fremde Planeten, Außerirdische, Raumschiffe, Hyperdimensionen... es ist manchmal merkwürdig in der Science Fiction, da werden Welten jenseits aller Vorstellungen erfunden und der Mensch, ausgerechnet der, bleibt nahezu unverändert, er könnte fast unser Nachbar sein... sehr seltsam. Beispiel: das Ambiente während des romantischen Abendessens am Meer in Bellavista ist so normal, das Ganze hätte sich auch letzten Sommer am Gardasee abspielen können. Ach ich weiß nicht... vielleicht gibt es ja unveränderliche Konstanten in den Beziehungen der Menschen, andererseits hätte ich es in der SF auch ganz gerne, wenn man diese Konstanten einmal in Frage stellen könnte.Ansonsten gefällt mir der Roman bislang recht gut, nur das Tempo könnte jetzt ein wenig anziehen, bislang war es etwas gemächlich (Stand Kapitel 7).Trurl

#33 Trurl

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    Phanto-Lemchen

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Geschrieben 06 Mai 2004 - 19:58

Na ja... schön blöd wenn man vergisst sich einzuloggen. Der Beitrag war von mir. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/rolleyes.gif Trurl
»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#34 smuf

smuf

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Geschrieben 06 Mai 2004 - 21:53

Ansonsten gefällt mir der Roman bislang recht gut, nur das Tempo könnte jetzt ein wenig anziehen, bislang war es etwas gemächlich (Stand Kapitel 7).

Ab der Mitte des Buches geht es Schlag auf Schlag, ich freue mich schon die zweite Hälfte des Buches zu besprechen (in vier Tagen).

#35 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 07 Mai 2004 - 08:14

Hallo trurl,

aber mir ist aufgefallen, wie heftig Valdorian auf die nanotechnischen Implantierungen Cordobans reagiert.

Das ist mir auch aufgefallen, insbesondere weil es mehrmals erwähnt wird. Es fehlt der Kontrast, was an den Implantierungen so schlimm ist. Viele hundert Jahre in der Zukunft zählt das Argument, sich auf "eine Maschine verlassen zu müssen", nicht, bis dahin sollte die Technik ausgereift sein.

Nur so viel, dass mir manche Verhaltensweisen der Menschen in dieser fernen Zukunft einfach noch zu normal sind, zu vertraut, nicht exotisch genug.

Das wird leider auch nicht besser (ich bin bereits im 16. Kapitel). Außerdem verstärkt sich der märchenhafte Anstrich wenn es um Lidia geht (ihre tote Schwester taucht auf; die durch den Kristall hervorgerufenen Visionen von (Val)dorian; das letzte Buch ihres Vaters, dass er nie geschrieben hat etc.).

Wirklich interessant sind allerdings die Kantaki und wie sie durch den Transraum reisen, das hat mir sehr gut gefallen.

Ab der Mitte des Buches geht es Schlag auf Schlag

Stimmt, mittlerweile ist das Buch ein richtiger Pageturner, Langeweile kommt nicht mehr auf.

Das einzige was mich noch nervt ist das Komm zurück von Valdorian - und hier bin ich wieder bei meiner Anfangskritik: was empfindet Lidia für Valdorian? Ihre Mutter fragt nach ihm, also war es wohl eine enge Beziehung. Andererseits bezeichnet sie ihn als dickköpfig, machtbesessen etc., es gibt aber auch einen "guten" Kern den sie zum Vorschein bringen möchte (wann wurde der sichtbar oder worin besteht er?). Wieso sollte sie soviel Energie darauf verwenden, Valdorian umzuerziehen???

Ulrich meinte:

Was ich überhaupt nicht gut finde ist das Titelbild. Ich finde es nichtssagend. Dafür trägt der Autor aber keine Schuld.

Was habt ihr denn erwartet beim Thema Space Opera? http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/tongue.png

Wenigstens passt der Klappentext zum Buch, was nicht selbstverständlich ist...

Sullivan

Bearbeitet von Sullivan, 07 Mai 2004 - 08:25.


#36 smuf

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Geschrieben 07 Mai 2004 - 09:13

Das einzige was mich noch nervt ist das Komm zurück von Valdorian - und hier bin ich wieder bei meiner Anfangskritik: was empfindet Lidia für Valdorian? Ihre Mutter fragt nach ihm, also war es wohl eine enge Beziehung. Andererseits bezeichnet sie ihn als dickköpfig, machtbesessen etc., es gibt aber auch einen "guten" Kern den sie zum Vorschein bringen möchte (wann wurde der sichtbar oder worin besteht er?). Wieso sollte sie soviel Energie darauf verwenden, Valdorian umzuerziehen???

Hallo Sullivan,
gerade das wird am Ende noch erklärt, wer aufmerksam liest und ein bisschen nachdenkt (wie jeder hier im Lesezirkel) kommt vorher selber auf den Grund.

Weiter dann im zweiten thread...

#37 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 07 Mai 2004 - 09:25

Hallo smuf, ich habe natürlich meine Theorie wie die Story ausgeht, mal schauen wie weit ich daneben liege. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/smile2.gif Sullivan

#38 Dave

Dave

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Geschrieben 07 Mai 2004 - 18:40

Zum Schluss der ersten Buchhälfte kommt es zu einem Zwischenfall, in dem die Pilotin Lidia verstrickt ist. Menschen und andere Lebensformen verlieren dabei ihr Leben.Eigentlich gibt es keine wirkliche Reaktion ihrerseits, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Scheinbar interessiert sie das in einer alternativen Welt geschriebene Buch ihres Vaters, auf das sie kurz danach stößt, viel mehr.Was das Titelbild anbelangt, bin ich mir nicht ganz schlüssig, anscheinend wir hier in letzter Zeit etwas experimentiert. Mit einer Tendenz zur Schlichtheit. Ich frage mich, ob es Absicht war das die Sonnenfinsternis wie ein DIAMANTring aussieht.

#39 Jakob

Jakob

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Geschrieben 09 Mai 2004 - 13:07

Ich hab erst kürzlich angefangen und bin jetzt bei Kapitel 7 - trotzdem steige ich mal ein.

Zuerst einmal das Lob: Soweit wie ich bin, ist der roman wirklich flüssig geschrieben und präsentiert einige eindrucksvolle SF-Bilder, die einfach Spaß machen. Nur an ein paar stellen hat offensichtlich der Lektor geschlampt - eione Formulierung wie "Valdorian zog eine Welt vor, in der er dominierte" fallen negativ auf, und hier und da etwas sehr klischierte Bildsprache (Augen, in denen man in eine andere Welt hinabtauchen kann und so was ...). Aber in der geringen Frequenz, in der das in Diamant vokommt, kann man es dem Autor nicht anlasten, dafür ist wirklich das Lektorat zuständig.

Jetzt die Kritik: Trurls letzter Beitrag trifft das Problem m.E. auf den Kopf: Der "Sense of Wonder" leidet unglaublich darunter, dass alle Figuren wie Menschen von Heute rüberkommen. Und das ist auch unter den Vorgaben des Romanuniversums schlicht und einfach unglaubwürdig. Allein die Langlebigkeit müsste ganz andere Familienstrukturen etablieren (entweder eine weitgehende Auflösung der über Anstammung definierten Familienbindung oder multigenerationale Strukturen wären naheliegende Annahmen). Stattdessen werden wir bei den Valdorians mit einer extrem klischeehaften Rollenverteilung in der Familie abgespeist: Der dominante Vater, der nacheifernde Sohn und die Mutter, die ein tieferes emotionales Verständnis hat. Wie gesagt, das halte ich nicht nur für Kritikwürdig, weil es ein Klischee ist, sondern weil es mir schlicht und einfach unglaubwürdig erscheint.
Es gibt ein paar Hinweise auf veränderte soziale Strukturen: Etwa das ausgiebige Siezen und die zeitlich begrenzten Ehekontrakte. Diese Hinweise sind aber minimal und ändern offenbar nichts an der Lebenseinstellung der auftretenden Figuren.
Ich glaube, das Problem wird an der Beschreibung der Null-Zeit auf einer anderen Ebene exemplarisch: Da wird eine Sphäre außerhalb von Raum und Zeit eingeführt, und dann ist sie voller Stationen und Raumschiffe und Außerirdischer, die ganz und gar linear Kommunizieren und nach kausalen Prinzipien planen und Handeln. Ich weiß, dass es da ein Darstellungsproblem gibt, aber es ergibt trotzdem keinen Sinn, das Wesen von Außerhalb der zeit spekulative Projektionen über WAHRSCHEINLICHKEITEN anstellen - die machen nur in einem linearen und kausalen Zeitkonzept Sinn. Das gemeinsame Grundproblem: Die Rahmenbedingungen des Universums werden einfach nur als Rahmenbedingungen genommen, die kaum Einfluss haben auf die Handlungen, die darin stattfinden. Raum, Zeit und Gesellschaft erscheinen in dem Roman als gewissermaßen "neutrale" Behälter der Figuren und ihrer Handlungen. Das reizvolle an einer Prämisse wie der von Diamant wäre es aber doch gewesen zu erforschen, zu welchen anderen Denk- und Existenzweisen solch radikale Veränderungen in den Strukturen von Raum, Zeit und Gesellschaft führen könnten. Das finde ich wirklich sehr schade.
Auch der bisherige Hauptkonflikt (Liebe oder gesellschaftlicher Aufstieg?) reiht sich in die althergebrachten Themen ein. Die Beziehung Lidia - Dorian ist wirklich entsetzlich Stereotyp.
das Großthema Geist wird Materie wird Geist scheint sich mir mit dem Thema der Todeserwartung Dorinas zu verbinden. Das ist durchaus geschickt gemacht: Schließlich scheint es auf zwei Ebenen darum zu gehen, so etwas wie den Tod aufzuschieben - wobei er gleichzeitig als Erleuchtungsversprechen angedeutet wird. Das ist durchaus ein spannendes Thema (obwohl ich diesbezüglich glaube ich anderer Meinung bin als der Autor, aber das kann ich schlecht zu seinem Nachteil auslegen). Aber warum wird es mit allerschlimmster Küchentischphilosophie garniert (Horan)? Entschuldigung, aber wenn man sich in einem Roman mit Philosophie beschäftigen will, sollte man noch mal einen Blick in ein paar einschlägige philosophische Werke werfen, um sich daran zu erinnern, auf welcher Ebene dort welche Arten von Fragen verhandelt werden. Die zwei, drei bisher gefallenen Aussagen Horans entsprechen keiner überzeugenden Methode philosophischen Denkens (Das sich m.E. im besten Fall dadurch auszeichnet, das es gerade da wirklich anfängt, wo der sogenannte "gesunde Menschenverstand" an seinen eigenen inhärenten Widersprüchen hängenbleibt und sich als historisch kontingentes phänomen erweist). Es gibt genügend gute Philosophinnen und Philosophen, da muss man nicht einen schlechten erfinden.

So, das klang jetzt wahrscheinlich nach sehr harscher Kritik, was gar nicht so gemeint war. Der Roman ist für mich immer noch gut überm Durchschnitt, was sich auch daran zeigt, dass er so viele Ansatzpunkte für Kritik liefert. Ich werde Diamant durchaus mit Genuss weiterlesen, und vielleicht auch den nächsten Kantaki-Roman - sei es nur, um mich daran abzuarbeiten ...
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

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#40 Gast_Andreas Brandhorst_*

Gast_Andreas Brandhorst_*
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Geschrieben 09 Mai 2004 - 14:52

@Jakob:Interessante Ausführungen, Jakob, da muss ich einmal in mich gehen und genauer darüber nachdenken. In dem einen oder anderen Punkt hast du durchaus Recht, obwohl ich die Sache als Autor natürlich aus einem anderen Blickwinkel sehe, aus der Perspektive: Welches Bild soll im Kopf des Lesers entstehen, und wie kann ich es am besten vor seinem inneren Auge malen? Bin immer bereit dazuzulernen ... :angry:

#41 Rusch

Rusch

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Geschrieben 09 Mai 2004 - 18:32

Jakob hat nicht unrecht. Man will natürlich wissen, wie die verlängerte Lebensspanne die Menschen, ihre Familie und ihr Umfeld beeinflusst. Zumindest etwas ist mir aufgefallen: Die Personen Siezen sich konsequent. Allerdings warum das so ist, wurde bis jetzt noch nicht erklärt.Was die Familien betrifft, so ist im Fall von Valdorian die Sache einfach erklärt: Er hat erst sehr spät Kinder bekommen und somit unterscheidet sich sein Leben nicht viel von unserem.


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