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Wie wichtig sind euch elaborierte Charaktere in der Hard Science-Fiction?


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23 Antworten in diesem Thema

Umfrage: Beschreibung der Charaktere (16 Mitglieder haben bereits abgestimmt)

Wie wichtig sind euch elaborierte Charaktere in der Hard Science-Fiction?

  1. sehr wichtig (4 Stimmen [25.00%])

    Prozentsatz der Stimmen: 25.00%

  2. wichtig (7 Stimmen [43.75%])

    Prozentsatz der Stimmen: 43.75%

  3. nicht so wichtig (0 Stimmen [0.00%])

    Prozentsatz der Stimmen: 0.00%

  4. nicht so wichtig, wenn mich die Geschichte ansonsten überzeugt (5 Stimmen [31.25%])

    Prozentsatz der Stimmen: 31.25%

  5. gar nicht wichtig (0 Stimmen [0.00%])

    Prozentsatz der Stimmen: 0.00%

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#1 Martin Walter

Martin Walter

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Geschrieben 02 November 2016 - 16:56

Hallo,

 

mich interessiert, wie wichtig für euch gut ausgearbeitete, mehrdimensionale Charaktere in Hard Science-Fiction-Geschichten sind.

 

Ich lese eigentlich ausschließlich Hard Science-Fiction und muss sagen, dass es mir dabei so gut wie gar nicht um die Charaktere geht. Natürlich, sie sind wichtig, um die Handlung voranzutreiben und ganz charakterlos dürfen sie auch nicht sein (bei den Hauptfiguren ist so etwas auch schlicht nicht machbar, denke ich). Mir geht es jedoch in erster Linie um die Idee hinter der Geschichte und wie diese umgesetzt wird und nicht so sehr um die Ecken und Kanten der darin involvierten Personen.

Das mag in der Soft Science Fiction sicherlich ganz anders aussehen, aber da kenne ich mich nicht so aus.

 

Ich muss gestehen, dass diese Frage nicht ganz uneigennützig ist, da ich von einer Testleserin meiner Geschichte darauf hingewiesen wurde, dass die Charaktere ihr etwas zu flach seien. Ich verstehe und akzeptiere ihre Kritik, aber ich bin der Meinung, dass ein weiterer Ausbau der Charaktere die Geschichte schlicht sinnlos aufblähen würde, zumal es nichts an der Handlung ändern würde. 

Eine ausschweifende Charakterentwicklung, vor allem sozialer Natur, in meine Geschichten einzubauen, fällt mir aber zugegebenermaßen auch sehr schwer  :blush:

 

Wie denkt ihr also über die (Haupt-)Charaktere? Reicht es, wenn sie mit 2-3 groben Charaktereigenschaften auskommen oder muss ihre Person bis ins kleinste Detail zum Vorschein kommen, um die beiden Extreme zu nennen?


Bearbeitet von Martin Walter, 02 November 2016 - 17:09.

"I look up at the night sky and I know that yes, we are part of this universe, we are in this universe, but perhaps more important than both of those facts is that the universe is in us." - Neil deGrasse Tyson

 

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#2 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

    Nautilia sempervirens

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Geschrieben 02 November 2016 - 17:06

Jedes, wirklich jedes Buch (und ich bin Vielleserin, quer durch die Sparten) lebt und stirbt für mich mit den Protagonisten. Stimmen die nicht, verwerfe ich das Werk. Außerdem hasse ich Technik-Babble. Trotzdem mag ich gute Hard-SF.


Es lebe die Vielfalt, denn Gegensätze ziehen sich an!  jottfuchs.de

 

 

  • (Buch) gerade am lesen:täglich ein anderes, sämtliche Sparten.
  • (Buch) als nächstes geplant:Wieder etwas mit Ufos und Titten, nebst strammen Männerschenkeln

#3 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

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Geschrieben 02 November 2016 - 17:21

Selma hat Recht, alle wirklich guten klassischen Werke haben detaillierte Protagonisten. Teilweise zwar immer noch vom Cardboard-Typ, aber besser als die oberflächlichen der Anfangszeit.



#4 Oliver

Oliver

    Temponaut

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Geschrieben 02 November 2016 - 17:23

Jedes, wirklich jedes Buch (und ich bin Vielleserin, quer durch die Sparten) lebt und stirbt für mich mit den Protagonisten. Stimmen die nicht, verwerfe ich das Werk.

Ist bei mir das gleiche. Es gibt unzählige Zugänge zu einer Geschichte, da bin ich durchaus flexibel, aber wenn die Figuren für mich nicht funktionieren, verliere ich sofort das Interesse und es ist Sense. Deshalb habe ich auch etwas Probleme mit Alien-Protagonisten, dafür reicht mein kleines Hirn häufig einfach nicht. Ich gestehe sogar: Bei Space Operas lese ich alle Parallelhandlungen nur mit Alienfiguren grundsätzlich nur extrem diagonal oder blättere gleich schnell vor, egal, ob das ein Perry Rhodan-Roman ist, oder was von Dirk, oder sonstwas.


  • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
  • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
  • • (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
  • • (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
  • • (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
  • • (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)

#5 Zeitreisender

Zeitreisender

    Temponaut

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Geschrieben 02 November 2016 - 17:28

Bei mir muss die Geschichte und die Idee dahinter funktionieren. Ein Hauptcharakter ist auch wichtig, aber darüber schaue ich gerne weg. Zum Beispiel Der steile Horizont von Christopher Priest. ist der Protagonist kaum detailliert erklärt, aber die phantastische Welt um die wandernde Stadt ist faszinierend.



#6 Naut

Naut

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Geschrieben 02 November 2016 - 17:51

Charaktere sind der Hauptpunkt, der Rest ist Beiwerk.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#7 Dyrnberg

Dyrnberg

    Giganaut

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Geschrieben 02 November 2016 - 17:54

Was bedeutet elaboriert in diesem Zusammenhang? Quantitativ müssen Figuren nicht elaboriert sein, sprich: Man muss nicht drei Seiten für die Lebensgeschichte einer Figur verwenden. Qualitativ allerdings wird kein Weg daran vorbeiführen - sonst muss man ein Sachbuch schreiben.

 

Einer Figur kann in wenigen Strichen und Nebensätzen authentisches Leben eingehaucht werden... das allerdings muss imo sein. Sonst beende ich die Lektüre.



#8 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 02 November 2016 - 18:05

Das eine Geschichte sofort nix mehr wert ist, weil die Charaktere eher simpel gestrickt sind halte ich für einigermaßen Mumpitz. Das kommt doch auf das Genre drauf an. Ideen-SF, Millitary-SF und Abenteurgeschichten können eindimensionale Charaktere besser kompensieren als bspw Geschichten über Geschlechtslose Teetrinkende Ki`s im Weltraum um mal etwas zu provozieren. Bin also eher bei Zeitreisender. Man kann das nicht so Pauschal sagen wie einige hier, finde ich.

 

@Oliver... ehrlich jetzt? Keine Aliens? Es gibt kaum Space Operas die ohne auskommen.


Bearbeitet von Amtranik, 02 November 2016 - 18:06.


#9 Theophagos

Theophagos

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Geschrieben 02 November 2016 - 19:28

Ich habe "Nicht so wichtig, wenn mich die Geschichte ansonsten überzeugt" gewählt. Damit will ich zum Ausdruck bringen, dass es Geschichten gibt, die mit relativ schematischen Figuren auskommen - ein klassischer Whodunit *braucht* keinen spleenigen, tiefsinnigen oder sonst wie elaborierten Detektiv, es braucht ein spannendes Rätsel, dass der Detektiv charmant löst. Eine Queste (im Gegensatz zum Abenteuerplot) dagegen braucht unbedingt elaborierte Cahraktere - sonst wird die Prüfung gar nicht deutlich. Hängt also vom Plot ab: Ist es ein Action-Plot, dann sind sie nicht nötig, ist es ein Character-Plot, dann schon.


"Cool Fusion? What is 'Cool Fusion'?" - "As Cold Fusion is beyond our grasp, we should reach for something ... less ... cold. Cool Fusion."
- Dr. Karel Lamonte, Atomic Scientist (Top of the Food Chain, Can 1999)
  • (Buch) gerade am lesen:Annick Payne & Jorit Wintjes: Lords of Asia Minor. An Introduction to the Lydians
  • (Buch) als nächstes geplant:Che Guevara: Der Partisanenkrieg
  • • (Buch) Neuerwerbung: Florian Grosser: Theorien der Revolution
  • • (Film) gerade gesehen: Ghost in the Shell (USA 2017, R: Rupert Sanders)
  • • (Film) als nächstes geplant: Onibaba (J 1964, R: Kaneto Shindo)
  • • (Film) Neuerwerbung: Arrival (USA 2016, R: Denis Villeneuve)

#10 derbenutzer

derbenutzer

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Geschrieben 03 November 2016 - 03:08

Sehr gute Frage. Ein Beispiel: Gäbe es eine Mohssche Härteskala für die Hardness von SF, wäre wohl Greg Egan ziemlich sicher nahe bei Diamanten anzusiedeln. Aber auch dieser Autor weiß, dass es absolut nicht einerlei ist, wie man Figuren der Handlung plastisch und zumindest einigermaßen glaubwürdig werden lässt. In seinem Roman Schild's Ladder etwa baute er eine geschickte Rückblende ein, die absolut nicht krampfhaft aufgesetzt wirkt, aber den Lesern zwei Protagonisten des Romans nahe bringt, ans Herz wachsen lässt. Geglückt gemacht.

 

Ich glaube auch nicht, dass man einen Text aufblähen muss, um Personen lebendig werden zu lassen. Das geht auch sparsam. Dilettantisch wirkt Info-Dumping mit einer runter gespulten äußerlichen & charakterlichen Beschreibung eines Menschen.

 

Übertreiben sollte man das Character Plotting bei offensichtlicher Hard-SF allerdings bitte nicht. Das "Schlosshotel in Space" braucht bei harter Science-Fiction kein Mensch. ;)

 

LG

 

Jakob


Austriae Est Imperare Orbi Universo


#11 Naut

Naut

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Geschrieben 03 November 2016 - 06:32

Wir sollten bedenken, dass seitenlange Beschreibungen von Haar- und Augenfarbe keine Charakterisierung sind, sondern schlechtes Schreibhandwerk. Kann der Autor schreiben, so erreicht er die Charakterisierung, die Erklärung der Motive des Protagonisten, oft in wenigen Sätzen, so geschickt und beiläufig, dass es dem Leser kaum auffällt; er hat einfach den Eindruck einer lebendigen Geschichte. Die Handlung ist dann sekundär, das kann auch Teetrinken im Weltraum sein.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#12 Martin Walter

Martin Walter

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Geschrieben 03 November 2016 - 16:32

Danke für eure zahlreichen Antworten!

Es beruhigt mich, dass die Hälfte der Abstimmenden die Antwort 4 gewählt hat. Natürlich sind Charaktere wichtig, um nicht zu sagen das Wasser in der Suppe, wenn diese aber ansonsten auch ausreichend gewürzt ist, müssen die Hauptcharaktere also nicht extrem ausgebaut sein. Zumindest solange sie trotzdem lebendig und authentisch genug wirken. Das ist mein Fazit und anscheinend auch das von der Hälfte der hier Kommentierenden.

Ich lese übrigens gerade "Wächter" von Clarke und Baxter. Dort sind die Charaktere auch alle sehr monoton, berechenbar und auswechselbar. Da kann mir leider auch die Handlung nicht helfen, da mir diese ebenfalls zu diffus und irreal ist. Naja, durch die letzten 50 Seiten werde ich mich auch noch quälen  :closedeyes:


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#13 Naut

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Geschrieben 03 November 2016 - 21:16

Du widersprichst Dir selbst, denke ich. Du sagst, dass die Charaktere "nicht extrem ausgebaut" sein müssen, solange sie "lebendig" seien. Aber genau dieses "lebendig" ist es, das eine gute Charakterisierung ausmacht. Nochmal: Es ist ein Trugschluss, dass Charakterisierung irgendwas damit zu tun habe, sich länglich über physische Charakteristika, traumatische Kindheitserlebnisse oder alltägliche Hobbys und Essgewohnheiten seiner Figuren auszulassen. Eine gute Charakterisierung dient einzig dem Zweck, die Figur mit Leben zu füllen. Dazu kann im Idealfall ein Satz, ein Wort reichen. Aber sie ist extrem wichtig, denn, wie Du selbst schreibst, kann eine noch so interessante Handlung den Roman nicht retten, wenn die Figuren ohne Leben sind.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#14 FrankW

FrankW

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Geschrieben 03 November 2016 - 22:02

Ehrlich gesagt, habe ich Probleme mit der Einordnung Hard SF <> Soft SF. Aber gut ausgearbeitete Hauptcharaktere sind eigentlich in allen Genres wichtig.



#15 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

    Nautilia sempervirens

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Geschrieben 04 November 2016 - 17:13

Was bedeutet elaboriert in diesem Zusammenhang? Quantitativ müssen Figuren nicht elaboriert sein, sprich: Man muss nicht drei Seiten für die Lebensgeschichte einer Figur verwenden. Qualitativ allerdings wird kein Weg daran vorbeiführen - sonst muss man ein Sachbuch schreiben.

 

Einer Figur kann in wenigen Strichen und Nebensätzen authentisches Leben eingehaucht werden... das allerdings muss imo sein. Sonst beende ich die Lektüre.

 

Stimmt.


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#16 Stefan9

Stefan9

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Geschrieben 04 November 2016 - 18:12

Ich bin bei  Zeitreisender  und  Amtranik.

 

Insbesondere die Hard SF verzeiht viele " handwerkliche" Fehler, was die Figurenausbildung angeht. Im Gegenteil. Manchmal ist mir ein schon hundert mal begegegneter Stereotyp lieber, als schon wieder ein komplizierter Charakter, mit dem ich eine Empathie aufbauen soll.

Der ist mir dann eher wumpe, aber eine akurat gezeichnete, logische aufgebaute Zukunftsvision ist es, die mich an Hard SF interessiert. Ich dreh s glatt um. Die Charaktere sollen mir den Sense of wonder der vorgestellten HSF nahe und mich zum staunen ob der brillanten Zukunftsvisionen des Autors bringen. Von daher sind sie nur der Transporteur und nicht das Hauptelement.

 

Von daher für den Fragesteller:

Für HSF finde ich die Charaktere nicht so wichtig.

 

 

Edit: Letztren Satz hinzugefügt.


Bearbeitet von Stefan9, 04 November 2016 - 18:15.

------ ......ob Herr Rossi je das Glück gefunden hat?....------

 

In motivationstheoretischer Interpretation aus Managementsicht ist Hans im Glück ein „eigennütziger Hedomat und unlustmeidender Glücksökonom“. ---Rolf Wunderer

 

Niemand hat das Recht auf ein konstantes Klima. Auch Grönländer haben ein historisches Recht auf Ackerbau. Daran sollten unsere Weltenlenker denken, wenn sie sich daran machen, die globale Temperatur mit Hilfe des CO2 neu einzustellen. 

 

"Wir können nicht alle mit einem Mac Book und einem Chai Latte in Berlin in einem Coworking Space sitzen und die zehnte Dating App erfinden". Marco Scheel 3:50 min

https://www.youtube....h?v=3mnB5Q5Hay4

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#17 Mensao

Mensao

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Geschrieben 05 November 2016 - 06:31

Interessante Frage!

 

Es ist auf jeden Fall möglich sogar ganz ohne Protagonisten z.B. Sense of Wonder-Erlebnisse zu schaffen. Zahlreiche Dokumentarfilme über das Universum belegen das. In einer Geschichte kann man jedoch mehr als nur Ideen transportieren z.B. Handlung. Ob eine Handlung als spannend/interessant erlebt wird, hängt von den Erwartungen und Vorlieben der Betrachter ab. Wenn sich jemand vor allem für Hand-feste ;) Auseinandersetzungen z.B. in Form von Materialschlachten oder Face-to-Face-Kämpfe begeistern kann, dann ist der Charakter der Figur meist nebensächlich. Was Bruce Lee für ein Mensch war, interessiert die meisten Martial Art-Gucker wenig. Hier reichen eine Handvoll Eigenschaften, um die Identifikationsmotive zu befriedigen. Sobald jedoch differenziertere Befindlichkeiten der Figuren oder subtilere Identifikationsmöglichkeiten mit den Figuren eine größere Rolle spielen, z.B. wenn die psychologische Ebene von größerer Bedeutung für den Mehrwert einer Geschichte ist, und genau diese Art von Mehrwert den Betachter interessiert, dann kommt man natürlich nicht um ausgefeiltere Figurenpersönlichkeiten herum. Es kommt also darauf an, was der Betrachter wünscht bzw. mag.

 

Allerdings: Jeder Schreibkurs betont es und die Statistiken über Erfolg/Misserfolg von Werken belegen es: Sehr viele von uns springen total auf plausible, psychologisch interessante Figuren an.

Dennoch: Es gibt auch sehr viele Produkte auf dem Markt, nicht zuletzt in der SF, die einfach gestrickte Charaktere anbieten, und sie werden gekauft. Zum Aufwand: Wie andere hier schon geschrieben haben: Es gibt viele Möglichkeiten Charaktere zu zeichnen ohne den Rahmen zu sprengen oder in Dumping zu verfallen. Es geht um den sparsamen, aber essentiellen Strich, wie beim Malen. Im Hintergrund können z.B. vom Autor erdachte ausgedehnte Biographien stehen. Sie stehen aber selten in der Geschichte.



#18 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

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Geschrieben 07 November 2016 - 16:59

topicgemäß gibt es einen lyrischen Text (Karl Hinetzkey), welcher mich schon lange begleitet. So etwas bei einem Leser auszulösen, finde ich das Größte:

 

Für meine Seele kommt Besuch

ein schönes, wohlgewachsenes Buch.

Zur Lampe trag ich´s sorgsam hin

vielleicht steckt auch ein Mensch darin.

Doch Menschen blüh´n in dünner Saat.

Vielleicht ist´s nur ein Literat.

Doch nein, wer hätte das gedacht,

ein Mensch ist´s, wer da weint und lacht.

Schon weilt er mir lebendig nah,

lebendiger, als stünd er da.

Mir wird Erkenntnis, wird Bescheid

von fremder Seele Freud´ und Leid.

Das wird nicht allzu ferne sein

von eigener Seele Wunsch und Pein.

So fühlt sich Leid von Leid bewegt,

wie Waage sich zu Waage schlägt.

Und wenn die letzte Schranke fällt,

rauscht auf der tiefe Strom der Welt.

Mit wunscherfüllter Seele Dank

führe ich den neuen Freund zum Schrank.

Dort steht mir Freund an Freund gereiht,

wer spricht da noch von Einsamkeit?


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#19 Valerie J. Long

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Geschrieben 07 November 2016 - 17:56

Ich bin bei  Zeitreisender  und  Amtranik.

 

Insbesondere die Hard SF verzeiht viele " handwerkliche" Fehler, was die Figurenausbildung angeht. Im Gegenteil. Manchmal ist mir ein schon hundert mal begegegneter Stereotyp lieber, als schon wieder ein komplizierter Charakter, mit dem ich eine Empathie aufbauen soll.

Der ist mir dann eher wumpe, aber eine akurat gezeichnete, logische aufgebaute Zukunftsvision ist es, die mich an Hard SF interessiert. Ich dreh s glatt um. Die Charaktere sollen mir den Sense of wonder der vorgestellten HSF nahe und mich zum staunen ob der brillanten Zukunftsvisionen des Autors bringen. Von daher sind sie nur der Transporteur und nicht das Hauptelement.

 

Von daher für den Fragesteller:

Für HSF finde ich die Charaktere nicht so wichtig.

 

 

Ich kann nachvollziehen, wie so etwas funktionieren kann. Im Endeffekt betrachtet auch der Leser der HSF das gezeichnete Universum durch die Augen der Protagonisten, und diese "Sicht" muss stimmig sein, soll den Leser nicht ins Stolpern bringen.

 

Aus meiner Sicht kommt es darüberhinaus darauf an, dass die Aktionen der Protagonisten schlüssig sind. Dafür brauche ich als Autor zumindest eine Idee, wie meine Helden ticken, was sie motiviert oder abschreckt. Diese Charakterisierung soll dann dem Leser erlauben, sich mit wenigstens einem der Helden zu identifizieren. (Je weniger exotisch mein Protagonist ist, desto mehr Leser können sich darin wiedererkennen - daher können auch Schablonen klappen.)

 

Es ist nicht wichtig, diese Charakterisierung ins Buch zu "dumpen", sondern es ist wichtig, sie dem Leser durch die Beobachtungen und Handlungen des Protagonisten zu zeigen, ohne dass der Leser eine Beschreibung bemerkt - und ihn damit umso mehr zu fesseln.


Bearbeitet von Valerie J. Long, 07 November 2016 - 17:56.


#20 Selma die Sterbliche

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Geschrieben 08 November 2016 - 11:25

Nichts finde ich nerviger, als von jemanden zu lesen, der rundherum perfekt ist... Ich mag (in jeder Sparte) die Brüche im Charakter, das plötzliche Versagen oder Über-sich-Herauswachsen, welches uns alle als Menschen auszeichnet. 


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#21 Dyrnberg

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Geschrieben 08 November 2016 - 12:38

Nichts finde ich nerviger, als von jemanden zu lesen, der rundherum perfekt ist... Ich mag (in jeder Sparte) die Brüche im Charakter, das plötzliche Versagen oder Über-sich-Herauswachsen, welches uns alle als Menschen auszeichnet. 

 

Ja, aber: Insofern alle Autoren dies so empfinden zu scheinen, sehne ich mich fast schon wieder nach einer Figur, die mal nicht tausend Probleme mit sich herum schleppt. Gerade schlechte Bücher übertreiben es oft damit, ihrem Charakter Tiefe zu geben indem sie die Figuren mit Problemen überfrachten.



#22 Valerie J. Long

Valerie J. Long

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Geschrieben 08 November 2016 - 13:38

Nichts finde ich nerviger, als von jemanden zu lesen, der rundherum perfekt ist... Ich mag (in jeder Sparte) die Brüche im Charakter, das plötzliche Versagen oder Über-sich-Herauswachsen, welches uns alle als Menschen auszeichnet. 

 

Stimmt - diese Brüche schlüssig darzustellen, ist wiederum eine andere Herausforderung.



#23 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

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Geschrieben 08 November 2016 - 13:54

Dyrnberg: Da hast du recht - vor allen Dingen sollte auch etwas passieren, dass die Emotionen rechtfertig. Genau darum habe ich es ja nicht so mit Proust... 


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#24 Martin Walter

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Geschrieben 08 November 2016 - 19:19

Ich will mich noch einmal für eure rege Beteiligung an diesem Thread bedanken!

 

Zur Diskussion kann ich nichts weiter beitragen. Ich nehme aber daraus mit, dass es wichtig ist, die Protagonisten am besten unterschwellig, beispielsweise in Form ihres Handelns zu charakterisieren. Und dass plumpes Info-Dumping ein absolutes No-Go ist.  :wink2:


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