Um die Idee zu wiederholen: Nach der Lektüre der Best-of-Anthologien von Jonathan Strahan, Gardner Dozois und Neil Clarke (die Links verweisen jeweils auf die offenen Lesezirkel zu den Büchern) haben sich für mich zwei herausragende Anthologien des Jahres 2015 herauskristallisiert: Jonathan Strahans Meeting Infinity sowie Old Venus, herausgegeben von George R.R. Martin und Gardner Dozois. Beide haben sich damit auf meiner Leseliste einen Platz ganz oben gesichert; in diesem Thread möchte ich peu à peu meine Meinung zu den Storys aus Old Venus dokumentieren, zu Meeting Infinity habe ich das bereits hier getan.
George R.R. Martin/Gardner R. Dozois (ed.): Old Venus (Bantam, 2015)
Amazon zum Buch:
From pulp adventures such as Edgar Rice Burroughs's Carson of Venus to classic short stories such as Ray Bradbury's "The Long Rain", the planet Venus has loomed large in the imaginations of science fiction writers. Here, that steamy, swampy jungle world with strange creatures; lurking amidst the dripping vegetation is explored in sixteen all-new stories collected by bestselling author George R. R. Martin and editor Gardner Dozois.
Gardner Dozois: Introduction: Return to Venusport
Das Vorwort von Gardner Dozois (in „Old Mars“ durfte Kollege Martin einführen, der sich dieses Mal sicher lieber um einen allseits sehnsüchtig erwarteten Fantasy-Schinken gekümmert hat, haha) schafft zweierlei: Einerseits schildert er, wie sich im Lauf der Jahrzehnte durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse die Sicht der Venus gewandelt hat, bis schließlich 1962 durch Mariner 2 alles über den Haufen geworfen wurde; andererseits präsentiert er viele literarische Beispiele für die Umsetzung der „alten Venus“ in der Science Fiction, die sogenannten „planetary romances“. Das ist höchst unterhaltsam geschrieben (ich habe tatsächlich zwischendurch öfter mal laut gelacht) und macht Lust auf die folgenden Geschichten.
Allen M. Steele: Frogheads
Großartiger Auftakt für dieses Buch mit einer Geschichte, die alle Zutaten hat, die eine pulpige Retro-Venus verlangt: eine schweißtreibende Dschungel-Atmosphäre, radebrechende Russen und primitive Eingeborene, die sich mit Schokolade statt Glasperlen einwickeln lassen. Vor diesem Hintergrund sucht Privatdetektiv Ronson auf der Venus nach dem verschwundenen Sohn seines megareichen Auftraggebers. Am Ende, das darf verraten werden, weil es so schön zur „planetary romance“ passt, siegt die Gerechtigkeit. Wirklich gute, sehr unterhaltsam zu lesende Geschichte, die zwar ein paar Fragen offenlässt, was aber unterm Strich angesichts des hohen Unterhaltungsfaktors zu vernachlässigen ist.