(Man soll eine Rezension nicht mit persönlichem Kram anfangen, aber ich kann nicht anders. Ich bin in diesen Film geRANNT - eine meiner Lieblingsgeschichten seit ich lesen kann endlich bildgerecht umgesetzt; also mit viel zu hohen Erwartungen. Und jetzt weiß ich nicht richtig was ich schreiben soll. Anders umschrieben ist diese Rezi wie 'ne Mittelmeer-Festung: Alles - ich wollte so gern da hinein - Wissen darüber verhindert jeden Zugang.)
Muss die Handlung hier wiederholt werden? Ich halte mich an Homer/Virgil: Paris, einer der Königssohne des Stadtstaates Troja, wie er vor über 3000 Jahren existierte, entführt Helena, Gattin des Bruders des mykenischen (sprich griechischen) Großkönigs Agamemnon. Letzterer ruft alle seine Verbündeten zu einem Rachfeldzug gegen Troja auf - eine Übermacht setzt in 1000 Schiffen über und belagert die Stadt, die wegen ihrer gewaltigen Mauern als uneinnehmbar gilt. Trotz vieler Kämpfe (u.a. einem Kampf auf Leben und Tod zwischen dem Stärksten der Trojaner, Hektor, und dem Besten der Belagerer, Achilles) bleibt die Belagerung erfolglos. Mit einer List des Odysseus, dem berüchtigten trojanischen Pferd, brechen die Rächer letztendlich doch in die Stadt ein, und machen sie dem Erdboden gleich. Kaum einer der Hauptcharaktere überlebt diesen Krieg, zumindest nicht auf Dauer.
Kritik
Kurzmöglichst: Die Bilder sind erste Sahne; die tausend Schiffe und (besonders detailliert) Troja zu sehen! Das Casting ist großartig, und alle SchauspielerInnen verdienen großes Lob (am meisten: Brian Cox als Agamemnon). Großartige Bauten (z.B. das Pferd!) und Kostümierung (die Myrmidonen, Achilles' Elitetruppen: schwarz-glänzende Ameisen!). Auch die Kameraführung ist Klasse. Sogar die Dialoge und die Charakterzeichnung des Drehbuchs stimmen: Achilles ist glaubhaft selbst-verdammend, und diese Helena ist die sympathischste Inkarnation der Rolle, die ich je mitbekommen habe (eine junge Frau, die trotz ihrer großen Schönheit weise ist). Und Krieg wird als das gezeigt, was es ist - wenig glorreich, ein grinsender Tanz des Todes.
Aber die Herren dieser cinematografischen Schöpfung hatten es nicht nötig sich an den alten Plot zu halten. Die Storyline wirkt wie eine Achterbahn die oben auf einer endlosen Parabel beginnt - es geht aus den hellen Höhen der anderen Filmelemente immer schneller nach unten. Mit Unendliche Geschichte hat Petersen so eine Schlingerfahrt auf dem Buchrücken m.E. noch gut hingekriegt (Ok, ich mag das Original nicht besonders) aber hier hat er am Ende alles zu sehr dem "modernen" Publikum hingebogen. Oder war es der böse Texter? (Achtung: Link führt zu einem offenen Brief von mir an ihn mit Spoilern!)
Da alles Andere stimmte, habe ich versucht mir vorzustellen, wie der Film auf mich wirken würde, wenn ich diese Geschichte ungelesen zum ersten Mal so sehen würde - aber ich kann es nicht gut. Tu das bitte jemand Anderes an dieser Stelle, sorry.
(Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, erstmal keine Umsetzungen von heißgeliebten Büchern im Film mehr anzusehen! Ich mag beides sehr - Lesen und Filmesehen - aber Regisseure meinen irgendwie immer sie müssten besonders bei einer guten Vorlage viel Originalität beweisen. Letzte persönliche Bitte: Kids, nehmt diese Geschichte nicht zu sehr nach Hause - lest Homer, Virgil, Hölderlin oder großartige moderne Interpretationen wie Zimmer Bradley's Feuer von Troja oder McCullough's Lied von Troja! Und baut Trojaner in eure all zu stolze Umwelt, inkl. z.B. introvertierte Nicht-Rezis, ein!)
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 14 Mai 2004 - 07:24.