Ich dachte, hier in der Autorenecke könnte man mal schön und hoffentlich sachlich ein paar Aspekte zur Kurzgeschichte diskutieren.
Mir ist schon klar, es gibt verschiedene Meinungen darüber was eine gute Geschichte ausmacht. Der eine erwartet einen anspruchsvollen Stil, der andere eine lebhafte Handlung, wieder anderen sind ja die Charaktere das wichtigste, in der SF sollen es ja die Ideen sein.
Veröffentlichen ist jetzt heutzutage kein Problem. Jeder kann Veröffentlichen was er will, da die diversen Programme wie Book on Demand und E-Books die Sache relativ einfach machen und im Fall von Amazon (kdp und Create Space) geht das sogar zum Nulltarif und wenn das Werk jemand kauft, verdient man sogar etwas.
Demnach benötigt man nicht zwingend eine Veröffentlichungsmöglichkeit wie z.B. in einer Anthologie, da man es ja auch selbstständig veröffentlichen kann, im Zweifel sogar als reine Online Veröffentlichung.
Meist sind die unbekannteren Anthologien auch nicht unbedingt Referenzbringer. Weder deuten sie in einer Vita darauf hin, dass der Autor besonders gut ist, noch erschließt man sich damit nennenswert Leser.
Warum werden also all diese Anthologien veröffentlicht? Oder besser umgekehrt gefragt, warum veröffentlicht ein Autor dort?
Ich lese gerade ein paar Geschichten für meine Reihe Zwielicht Classic. Dort werden Geschichten des Genre "Horror und Unheimliche Phantastik" (samt kleinerer Ausflüge in die SF) wieder veröffentlicht. Man denkt, die schon veröffentlichten Geschichten haben ein Mindestniveau, unabhängig von der in den ersten Sätzen beschriebenen subjektiven Einschätzung des Leser (in diesem Fall dann des Herausgebers).
Ehrlich, ich frage mich ernsthaft, wozu werden manche Bücher veröffentlicht? Da werden Geschichten abgedruckt, die oft genug wirklich nicht lesenswert sind, einfach, weil da so viele Schwachstellen vorhanden sind, das der Leser sich quält. Für viele der Geschichten tut es einem dann Leid, weil man mit relativ einfachen Mitteln die Geschichten auf ein akzeptables Niveau heben kann und viele Autoren dazu auch bereit sind (habe ich z.B. per Lektorat bei der ein oder anderen Geschichte gemacht, obwohl es eigentlich eine reine Nachdruckreihe ist).
Daher die Frage an die Runde: Ist es nicht kontraproduktiv schon inflationär Anthologien zu veröffentlichen mit Geschichten die oft bestenfalls noch unfertig sind oder wird diese Veröffentlichung zur Motivation gebraucht?
Und wie wichtig ist es euch, dass ein Herausgeber die Geschichten kritisch prüft und sie im Zweifel besser ablehnt?
Und wie motiviert ihr euch danach für eine Überarbeitung oder reicht ihr die Geschichte eher an anderer Stelle wieder ein weil ihr der Expertise des Herausgebers misstraut?
Und habt ihr damit schon gute Erfahrungen gemacht indem eine Geschichte sehr gut ankam, die woanders abgelehnt wurde?
Immerhin ist ja bei allem objektiven Blick die subjektive Einschätzung immer noch ein großer Anteil bei der Entscheidung, wie man eine Geschichte bewertet, wenn es dem Entscheider (Herausgeber, Verleger, Kritiker, Leser) auch nicht immer bewusst ist.