Wie wäre es denn mit einer Neuauflage von „Essengehen mit dem SFCD“.
Ein harter Kern verabredet sich, beispielsweise um 18:00 Uhr im Foyer.
Man plant, um die Ecke in die ominöse Sportsbar zu gehen, wie bei jedem früheren DortCon auch.
Flugs äußern weitere Besucher Interesse, allerdings ein Viertelstündchen später.
Man können sich auch draußen treffen (Raucher).
Ich habe jetzt schon Schmacht und ahne Übles.
Es ist 18:00 Uhr und niemand außer mir ist da.
Drinnen stöbern einige Interessenten in den Bücherkisten - als wären nicht drei Tage Zeit dafür.
Neuankömmlinge fragen, ob das der Treff zum Essen sei. Ich bejahe.
Aber eigentlich reicht ihnen eine Bierkneipe.
Wir gehen nach draußen in den warmen Sommerregen, der selbst die hartnäckigsten Raucher vertrieben hat.
Ein Hektiker nebst Lebensabschnittsgefährtin hecheln vorbei, ein Referent habe trotz Timekeeper maßlos überzogen.
Sie möchte noch den Rucksack ins nahe Hotel bringen, er weiß nicht, ob er sich von seiner Überlebenstasche trennen soll. Beide gehen ab.
Roger M. und Bifi F. kommen mit nur 20-minütiger Verspätung und beginnen eine Diskussion mit weiteren Interessenten, über das wer, wo und überhaupt.
Mein Magen schmerzt.
Jetzt kommt noch die Saarland- und Norddeutsche Fraktion dazu, ist sich aber nicht sicher, ob wir zusammen oder einzeln essen gehen sollten.
Aus einer hier nicht namentlich benannten Ecke fällt das Unwort „McDoof.“
Ich kontere mit Kroh Grüh und Fleisch pur. Niemand nimmt mich ernst.
Eine ausgezehrte, abgemagerte und kränklich wirkende Gestalt, ruft mich schwacher Stimmer: „Vegan“
Nein, es ist nicht Dirk, der hat endlich ordentlich abgenommen, verweigert sich dem Mainstream-Fraß und futtert bereits woanders mit Freunden einen edlen Salat bei erfrischendem Mineralwasser.
Jetzt werden meine Krämpfe unerträglich. Es ist bereits 18:35.
Das Pärchen, das nochmals schnell ins Hotel musste kommt zurück, und drängelt aggressiv. Eindeutiges Zeichen von Unterzuckerung.
(Die Überlebenstasche schein fest mit „ihm“ verwachsen zu sein).
Jemand (Name der Redaktion und mir bekannt) äußert, dass er/sie/es glutenfreie Nahrung benötigt.
Das gab es die letzten Jahre doch immer auch in der Sportsbar.
Ich denke an gemüsefrei und ballaststoffarm, sage aber nichts, die Schmerzen werden unerträglich.
18:45: Mir ist alles egal und ich stiefele ich los, Richtung Ampelkreuzung, die Gruppe zerflettert, einige diffundieren ins Dunkle, der Regen wird stärker, bleibt aber warm. Die Sportsbar kommt näher, draußen lungert ein aggressives Jungvolk herum, ein Mix aus BVB-Anhängern und Jungmännern in Springerstiefeln.
Ein vergitterter Polizeiwagen fährt vorbei, die Gruppe grölt, hebt Mittelfinger, rechte und linke Arme. Der Bus beschleunigt und verzieht sich.
Ich versuche die Sportsbar zu erreichen, deren Tür ein grimmiger Schrank von der Größe eine ausgewachsenen Haluters bewacht.
Dummerweise trage ich die typische SF-Con-Kleidung: Schwarz, mit Schwarz und schwarze Stiefel. Er hält mich für einen der Herumlungerer und Gröler.
„Du kummst da net rein“.
Ich mache mich vom Acker, um gerade noch zu sehen, wie einige Naivlinge und Gutmenschen aus des „Essen gehen mit dem SFCD-Gruppe“ angepöbelt werden.
Adrenalin steigt auf, der Hunger ist verflogen. Ich flüchte aus der No go Area (formerly known as Fußgängerzone) und erreiche das Hotel.
Statt Rinderfilet und Rotwein gibt es schale Biere und Nüsschen, ausgeschenkt von einem Nachtportier, der die seltene Fähigkeit besitzt, sich in Zeitlupe zu bewegen. Nina sitzt an der Bar, umringt von weiteren Biertrinkern, darunter einer bekannten Fandomsgröße, die lallend immer neue Visionen vom Eurofandom gebiert und mir hilft, meine Englischkenntnisse bezüglich des Konjunktives aufzufrischen.
Als der „sollte-könnte-müsste“ sich verpisste, beginnt einer der Umstehenden zu torkeln. Nina interpretiert das als Tanz und gesellt sich dazu.
Egal, dass nur Helene Fischer läuft, der Rhythmus geht in die Füße, †¦ der Text †¦
Alle anderen Männer flüchten - tough guys don´t dance,
Der Torkelnde fällt auf die Fresse. Und endlich fließt er wieder, der rote Vino, und ich versuche mich am Clockwork Orange Zitat.
Allerdings so schlecht, dass mich wieder keiner versteht oder an Kubricks Highlight erinnert.
Morgen ist ein neuer Tag, ein neuer Abend und dann gehe ich wieder mit dem SFCD Essen.
Und hinterher auf eine Roomparty mit Zuckercola, Chips und Nüsschen.
Guten Appetit
wünscht Euer Audiovisionär
Jürgen
der nach langer Abwesenheit sein Passwort wiedererlangt hat