DER TAG, AN DEM DIE WELT AUSFIEL
Plot in einem Satz:
In diesem utopischen Text muss man sich brav an den Knigge halten (was ein omnipräsentes Kontrollüberwachungssystem registriert) wenn man nach "oben" kommen will, egal welcher Trottel man sonst ist. Höflihkeit ist alles, Können nichts ...
Die Leseprobe birgt schon eine tiefe Unlogik: warum überwacht das omnipresente Verhaltenskontrollsystem den Busfahrer, nicht aber die rüpelhaften Schüler, die zu ihm in den Bus steigen, die er eben wegen dieses Systems nicht zu maßregeln wagt? Werden die Schüler nicht überwacht, oder verbauen sie sich schon im Schulalter durch zelebrioertes Rowdytum bewusst alle Aussichten nach "oben" zu kommen? Das Überwachungssystem gilt doch für alle Menschen, oder nicht?
Psychologie:
Der Freudschen Grundannahmne, dass der Mensch an sich schlecht geboren wird und er dressiert werden müsse durch die sogenannte Kultur, habe ich nie zugestimmt. Der alte Atheist hat hier nichts anderes gemacht, als den christlichen Hirnverdreher der Erbsünde wiederzubeleben. Genau diesen alten Psycho-Hut hat Klöpping zum Kern seines Romanes gemacht. Da mir Freud und die Erbsünde gestohlen bleiben können, würde ich im Normalfall den Roman sofort wieder zur Seite legen wie etwa ein Essay über die Flache Erde. Absurditäten vertrage ich nicht, besonders wenn sie so faustgrob sind, wie die des als schlecht und böse auf die Welt kommenden Menschen. ABER ... es steht ja auch SF auf dem Label, so sagte ich mir, also Zähne zusammenbeißen und ran an den Speck. Zieh dir einmal die Leseprobe rein.
Nu denn:
Die Texte eines Iwoleit, Boom, Post und Hebben haben zumindest ein Korrektorat durchlaufen, Klöpping hat generös darauf verzichtet, denn:
Form, Absätze etc.
Ein erweiterter Zeilenabstand zwischen Absätzen ist nichts Ungewöhnliches, wenngleich ich das als unnötig empfinde. Erweiterte Zeilenabstände mitten im Text, so wie sie in der Leseprobe vorkommen, sind Schlampigkeiten, die in einem Text, für den man Geld verlangt, nicht vorkommen sollten. Klöppings Text trieft davon.
Interpunktion:
Ich bin kein Beistrichpedant, im Gegenteil: je weniger Beistriche ich in einem Text sehe, desto wohler fühle ich mich. Aber man sollte sein Ding doch durchziehen. Es ist einfach lästig, wenn man nach direkten Reden einmal keine Beistriche setzt und einmal setzt man sie. Auf diese Art von Interpunktionssalat kann ich verzichten.
Drei Punkte als Auslassungszeichen: sie werden mit einem Leerzeichen links und rechts geschrieben, kleben nicht am Wort ... bei Klöpping tun sie das.
Den "Interpunktionsvogel" schießt Klöpping innerhalb eines einzigen Absatzes der Leseprobe ab: dort kleidet er den Namen eines Szene-Lokals einmal in Apostrophen, unten und oben, dann setzt er ihn in Anführungszeichen und bei der dritten Nennung kennzeichnet er den Eigennamen überhaupt nicht mehr. Es ist dieser Interpunktionssalat, der dieses Amazon-Produkt vollends indiskutabel macht.
Mitten in diesem Zeichensalat müssen wir zudem lauter mit Fußnoten versehene französische Zitate ertragen, mit denen uns der Autor wahrscheinlich sagen will, dass er Französisch schreiben kann ... but who cares? Not me. (Und den Lesefluss stören tut dieses Französeln auch ... )
Fazit:
It's a mess that shouldn't happen to a paying costumer.
Aber, ich bin ja vor dem "JETZT KAUFEN MIT 1-CLICK" button zurückgezuckt ... wie alle anderen hier auch, so scheint es mir. Doch immerhin habe ich die Leseprobe unter die Lupe genommen, nicht einmal das ist hier passiert ... bis jetzt.
Ich danke dem Verfasser dieser schönen Zeilen für seine umsichtige, sowohl auf Schreibstil wie Inhalt eingehende Vorabrezension. Als jemand, der Texte rein wissenschafltich betrachtet, kann er leider nicht die Schönheit des Literarischen begreifen, die Rhythmik der Sätze, das Flüstern der Zwischentöne. Nein, er beschränkt sich auf rein formale Aspekte, die bislang anscheinend jede seiner Kaufentscheidungen geprägt haben. Das kann man ihm nicht verbieten. Auch nicht seine Antipathie gegenüber einem gewissen Philosophen (wenngleich er höchstselbst dessen Thesen auf Klöpping anwendet, indem er davon ausgeht dass Klöpping ja wohl per se ein sehr, sehr schlechter Autor und ein gar noch schlechterer Mensch sein muss, wenn er noch nicht einmal ein paar formale Grundprinzipien beachten kann, ohne die das deutsche Verlagswesen wohl leider niemals die Weltherrschaft erringen wird).
Aber er scheint ja auch zu wissen, dass jedes der paar hundert Forumsmitglieder, die diesen Beitrag bislang besucht haben, denselben Gedanken beim Kauf hatte wie er. Ich finde, das grenzt schon an Hexerei (hey, ich dachte es gibt keine Gedankenkontrolle). Egal.
Ich distanziere mich dennoch in keiner Weise von meinem schändlichen Machwerk, sondern bekenne mich klar zum intellektuellen Kampf, den ich schon seit einiger Zeit durchstehe - nämlich jenen gegen den maschinellen, systemhörigen Auswurf, den dieser Teil des Universums leider hervorgebracht hat (natürlich schließe ich den Verfasser obiger Zeilen ganz klar davon aus, er weiß ja noch nichts von seinem Glück).
Eine Bemerkung sei mir noch gestattet: Der Roman spielt in Marseille und dort spricht man nun eben Französisch.
Und noch eine: customer schreibt man so rum oder haben Sie sich etwa kostümiert?
Zeigen Sie sich doch mal ohne Ihr Kostüm!
Ich wette da wäre nichts Besonderes dabei.
[color=#0000cd;][ ... Text entfernt. Es wurde ein Verstoß gegen die Forenregeln festgestellt. Trace (Globalmoderator) ... ][/color]
... Aber kommen wir zum Inhaltlichen: Die Schüler wissen, wie man das System umgeht, indem man so tut als wäre man freundlich, eigentlich aber schlimme Hintergedanken hat. Den Schein wahren nennt man das da wo Sie herkommen. Aber was antworte ich überhaupt auf so etwas? Das liegt eigentlich unter meinem Niveau.
PPPS: Dürfte ich dann noch wissen, wer Sie für diesen Unfug bezahlt hat? Sie scheinen sehr verzweifelt zu sein, wenn Sie einen Autor der deutschen SF-Kleinverlagsszene derart diskreditieren müssen.
[color=#0000cd;][ ... Text entfernt. Es wurde ein Verstoß gegen die Forenregeln festgestellt. Trace (Globalmoderator) ... ][/color]
"Drei Punkte als Auslassungszeichen ... kleben am Wort" ... Tun sie nicht. EDIT: Mein Verleger hat auf Nachfrage eingeräumt, dass er die drei Punkte am Ende eines Satzes immer ohne Leerzeichen setzt. Setzen Sie sich mit ihm auseinander. Not my fault.
Zu den Zeilenabständen und den meisten anderen Vorwürfen: Das ist ein Word-Dokument, aus dem Originalmanuskript herauskopiert (nicht aus dem fertigen eBook). Glauben Sie wirklich, das würde so 1:1 in der epub-Datei stehen? Da hat dann schon noch jemand lektoriert und gesetzt, gell. Ich dachte, das müsste ich nicht erwähnen. Aber scheinbar ist Ihr Vorstellungsvermögen auch hierfür zu gering.
Fazit:
Ach, wissense: Sie tun mir leid! Echt jetzt. Ich meine, viele Leser wollen ja auch mal Autor werden, aber schaffen es irgendwie nicht.
[color=#0000cd;][ ... Text entfernt. Es wurde ein Verstoß gegen die Forenregeln festgestellt. Trace (Globalmoderator) ... ][/color]
So, JETZT dürfen Sie mich melden.
Bearbeitet von Trace, 17 September 2017 - 18:23.