Ich hatte diesbezüglich keine sonderlich konkrete Vorstellung. Es geht mir auch nicht um Werktreue, was ohnehin eine fragwürdige Kategorie ist, sondern mehr darum, dass ich nicht sehe, was die Macher des Films an dem Stoff gereizt hat. Irgendjemand muss ja irgendwann einmal der Ansicht gewesen sein, dass in Horvaths Buch interessantes Material für einen Film steckt. Bloss was diese Person in diesem Fall an dem Stoff gereizt hat, ist mir unklar. Praktisch das Einzige, was es aus der Vorlage in den Film geschafft hat, ist, dass jemand in einem Waldcamp umgebracht wird und dass der Lehrer das Tagebuch eines Beteiligten liest. Für diese Plotelemente brauche ich aber nun wirklich keinen Horvath resp. sie machen wirklich nicht das Spezifische des Romans aus.Schön, dass du dir den Film doch noch angeschaut hast. Vielleicht war es gut, dass ich die alte Vorlage nicht kannte, denn wenn man in die Vorstellung geht mit der Erwartung einer Satire, kann die Sache eigentlich nur schiefgehen.
Gerade Nadesh, die ja angeblich hohe Sozialkompetenz und Leader-Qualitäten besitzen soll, verhält sich den ganzen Film hindurch strohdumm. Extrem unsensibel und penetrant. Sie scheint sich nie zu überlegen, welche Konsequenzen ihre Handlungen haben könnten.Dass sich die Personen blöde verhalten würden, finde ich allerdings nicht. Am Anfang hatte ich den Eindruck, das spätere Mordopfer würde den späteren Ausbrecher massiv bezirzen.
Zwischen- und Grautöne konnte ich nicht sonderlich viele entdecken.Irritiert war ich einen Moment lang über den wahren Täter und sein Motiv. Aber genau da setzte letztlich die Kernaussage an. Man mag das als plakativ empfinden, angesichts der vielen Zwischen- und Grautöne, die sich bei diversen Handlungsträgern und in der Gestaltung des gesellschaftlichen Hintergrundes finden, konnte ich es aber als Ausrufezeichen gut tolerieren.
SF sagt letztlich immer mehr über die Gegenwart als über die Zukunft aus. Ich sehe hier aber keine Motivation für den SF-Touch ausser dem Versuch, auf den Young-Adult-Dystopia-Zug aufzuspringen.Dass die Geschichte nur ein wenig in der Zukunft spielt, dürfte hervorragend passen. Denn natürlich will sie etwas über unsere Gegenwart sagen, wenn auch überspitzt - allerdings nicht satirisch.