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Cyberpunk - aus dem Blick von 2017


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44 Antworten in diesem Thema

#31 Ming der Grausame

Ming der Grausame

    Evil Ruler of Mongo

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Geschrieben 22 September 2018 - 11:50

Ach Ming, willst du nicht ein paar Runden im Daimler drehen statt uns mit deinen Weisheiten zu verschonen? Ist zwar schlecht fürs Klima aber gut für uns.

Nun, ich war unlängst in Nordsulawesi, um die noch weitgehend unberührte Unterwasserwelt zu genießen. Kann ich nur jedem Empfehlen. Insbesonders den Great Barrier Reef sollte man schnellstens besuchen, weil er in spätestens 10 Jahren nicht mehr da sein wird. Ich kann es beurteilen, da ich seit den 90ern des letzten Jahrhunderts 4 Mal dort war und das langsame Sterben aus erster Hand kenne. Die globale Erwärmung hat in der Zeit mindestens die Hälfte der Korallen ernsthaft geschädigt...  :huh:  

Im übrigen sind gerade die Schlüsselwerke des CP oft gar nicht so stockfinster! Wenn ich mir etwa das Europa ansehe, in dem sich in Count Zero die Kunsthändlerin Marly Kruschkowa bewegt, so scheint das weder besser noch schlechter zu sein als das heutige Europa. Auch die Welt von Sterlings Inseln im Netz (auch wenn das eher Post-CP als klassischer CP ist) ist gar nicht mal so übel, jedenfalls nicht viel übler als die gegenwärtige.

Eventuell solltest du einfach mal Schafe blicken auf, Ein irrer Orbit oder Der Schockwellenreiter lesen. Gerade am Ersteren bin ich gerade dran und ich kann dir versichern, dass die Realität im Vergleich dazu geradezu paradiesisch ist. Und übrigens: Marly Krushkova lebt in einer Welt, wo diverse KIs mit verschiedenen haitianischen Voodoo-Göttern in Verbindung stehen, die ungefragt eine Biosoft-Modifikation in das Gehirn eines Menschen einfügen können. Ich zumindest würde da nicht leben wollen...
„Weisen Sie Mittelmäßigkeit wie eine Seuche zurück, verbannen Sie sie aus ihrem Leben.“

Buck Rogers

#The World from the nefarious Ming the Merciless
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#32 WeepingElf

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Geschrieben 22 September 2018 - 17:30

Ich sage ja nicht, dass in der Welt von Count Zero überall eitel Sonnenschein und Friede, Freude, Eierkuchen herrschen - weiß Gott nicht! Es ging mir nur darum, dass es weitaus üblere Weltentwürfe gibt in der SF. Und auch in Marlys Leben gibt es genug Horror: der grausame Tod des Ex-Partners Alain, und vor allem die unheimliche Macht jenes Josef Virek, für den sie arbeitet. So was möchte wohl niemand selbst erleben.

 

Ganz sicher ist keiner von Gibsons Romanen ein Beispiel für die "grüne SF", die mir vorschwebt. So was habe ich tatsächlich noch nie gesehen, auch wenn es Ansätze dazu bei Sterling sowie in einigen der Geschichten in der von Jetse de Vries herausgegebenen Anthologie Shine gibt.


Bearbeitet von WeepingElf, 22 September 2018 - 17:45.

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#33 Ming der Grausame

Ming der Grausame

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Geschrieben 22 September 2018 - 18:41

Um ehrlich zu sein, wüsste ich beim besten Willen nicht, warum irgendjemand eine grüne Science-Fiction-Welt erschaffen sollte, die jenseits vom Hulk, She-Hulk und Gamora angesiedelt ist. Eingefügtes Bild
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#34 WeepingElf

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Geschrieben 22 September 2018 - 22:58

Du weißt schon, was ich meine. Aber weil grüne SF kein Cyberpunk ist, spielt das hier keine Geige :aliensmile:


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#35 lapismont

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Geschrieben 22 September 2018 - 23:13

Du weißt schon, was ich meine. Aber weil grüne SF kein Cyberpunk ist, spielt das hier keine Geige  :aliensmile:

gut, dass Du es erwähnst. Gerade las ich einen Cyberpunk-Roman (Tiefsommer von Jesko Habert), in dem es dem Autor auch um Bionik ging. In einer größeren Meta-Ebene entwickelte er die Idee, Ökosysteme in riesigen VR-Simulationen als Testgelände für Technologien zu verwenden. So gab es gezüchtete Luftschiffe auf Pflanzenbasis als Teil eines diese Systeme. Auch Drogen ließen sich so weitflächig testen.

Spoiler
Unabhängig von der technischen Seite zeigte mir die Lektüre, dass in der Cyberpunk-Szene immer noch Power steckt.


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#36 WeepingElf

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Geschrieben 29 September 2018 - 22:41

Es sei mir erlaubt, noch einen Nachgedanken zu der Debatte um die Lösbarkeit des Problems der nachhaltigen Lebensweise zu äußern. Und zwar befremdet es mich doch gewaltig, dass Science-Fiction-Fans, also Anhänger eines Literaturgenres, das das Wort "unmöglich" aus dem Wortschatz zu streichen pflegt, die keine Probleme mit interstellaren Reisen (mit gewaltigem Energieaufwand) oder der Besiedlung von Planeten wie Mars (wo nichts wächst, was die Siedler essen könnten) zu haben scheinen, ernsthaft zu glauben scheinen, es sei unmöglich, auf der Erde 10 Milliarden Menschen satt zu kriegen und mittels Erneuerbaren-Energie-Technologien genug Energie zu erzeugen, um eine globale Wohlstandsgesellschaft zu realisieren. Das ergibt für mich einfach keinen Sinn! Wer Mars terraformen und zum Alpha Centauri fliegen kann, der kann doch sicher auch hier auf der Erde Schluss mit Armut machen! Dazu scheint irgendwie zu passen, dass die Endzeitgeschichten, die derzeit die SF-Regale in den Buchhandlungen dominieren, auch gar nicht von ungelösten wirklichen Problemen handeln, sondern vom Zombieseuchen, Alien-Nanoviren oder sonstigem Quatsch.

 

Aber genug davon. Wir sind hier, um darüber zu sprechen, inwiefern Cyberpunk auch heute noch relevant ist. Wobei die heute so angesagten Endzeitgeschichten natürlich kein Cyberpunk sind. Cyberpunk handelt von Problemfeldern, die in den 80er Jahren akut waren und auch heute noch akut sind, wie Digitalisierung, Globalisierung, Gentechnologie und mangelnder Nachhaltigkeit unseres Wirtschaftens. Nicht von außerirdischen Nanoviren, die massenweise Menschen in Zombies verwandeln.


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#37 Ming der Grausame

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Geschrieben 30 September 2018 - 12:31

Der Cyberpunk gilt aber nicht umsonst als der Film Noir unter den Science-Fiction-Genres, d.h. die zynische und pessimistische Weltsicht ist schlicht kennzeichnend, da es gleichsam als Gegenpol zu einer neuen Weltordnung ohne jegliche soziale und persönliche Sicherheit entstand. Die urbane Dystopie ist also Teil eines schwarz-romantischen Universums, das schlussendlich einer inhärenten Verklärung durch die Technik geschuldet ist...  :closedeyes:
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#38 WeepingElf

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Geschrieben 30 September 2018 - 16:30

Der Cyberpunk gilt aber nicht umsonst als der Film Noir unter den Science-Fiction-Genres, d.h. die zynische und pessimistische Weltsicht ist schlicht kennzeichnend, da es gleichsam als Gegenpol zu einer neuen Weltordnung ohne jegliche soziale und persönliche Sicherheit entstand. Die urbane Dystopie ist also Teil eines schwarz-romantischen Universums, das schlussendlich einer inhärenten Verklärung durch die Technik geschuldet ist...  :closedeyes:

 

Was ich gar nicht bezweifle!


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#39 Ming der Grausame

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Geschrieben 30 September 2018 - 17:42

Dann dürfte dir aber auch klar sein, dass Cyberpunk, dass just neben Postapokalypse, Steampunk und Biopunk zum Subgenre des Dark Future gehört und in der New-Wave-Science-Fiction-Bewegung der 1960er und 1970er Jahre verwurzelt ist, eben keine grüne Science-Fiction-Welt erschaffen kann, dass jenseits vom Hulk, She-Hulk und Gamora angesiedelt ist, nicht wahr? :coool:
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#40 Ming der Grausame

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Geschrieben 30 September 2018 - 18:02

Und die Menschheit kann weder den Mars terraformen, noch zu Alpha Centauri fliegen. Und die Menschheit will ganz sicher nicht die Armut abschaffen, weil die Armut nichts Objektives ist, sonder etwas höchst Relatives. Es wird immer Armut geben, weil immer irgendwer besser als andere an dringend benötigte Ressourcen herankommt. Menschen sind eben nicht alle gleich, sondern werden nur gleich geboren. Einige können schlicht besser mit der Welt, wie sie nun mal existiert, umgehen und folgerichtig werden sie immer ein Weg finden, gleicher als all die anderen Schweine zu sein. C†™est la vie...

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#41 Amtranik

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Geschrieben 30 September 2018 - 18:54

Und die Menschheit kann weder den Mars terraformen, noch zu Alpha Centauri fliegen. Und die Menschheit will ganz sicher nicht die Armut abschaffen, weil die Armut nichts Objektives ist, sonder etwas höchst Relatives. Es wird immer Armut geben, weil immer irgendwer besser als andere an dringend benötigte Ressourcen herankommt. Menschen sind eben nicht alle gleich, sondern werden nur gleich geboren. Einige können schlicht besser mit der Welt, wie sie nun mal existiert, umgehen und folgerichtig werden sie immer ein Weg finden, gleicher als all die anderen Schweine zu sein. C†™est la vie...

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Amen



#42 Ming der Grausame

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Geschrieben 01 Oktober 2018 - 14:34

Ist aber so. 99% der Bevölkerung schreibt keine Bücher, erschafft keine Kunstwerke, gründen keine Start-ups, die später Milliardenkonzerne werden, oder setzten keine neue Standards. 99% der Bevölkerung sind schlicht im organisierten Heer der Mittelmäßigkeit gefangen und gefallen sich auch noch darin. Und just diese 99% der Bevölkerung verfolgen auch keine selbsttragenden Ziele, sondern sind vielmehr der ressentimentgeladenen Nivellierungsbestrebungen verpflichtet...

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#43 WeepingElf

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Geschrieben 02 Oktober 2018 - 15:57

Damit mich niemand hier falsch versteht: ich halte Terraforming, etwa des Mars, für unmöglich - es gibt handfeste Gründe dafür, dass der Planet so lebensfeindlich ist, und daran kann man nicht drehen - und glaube auch nicht an interstellare Reisen innerhalb der nächsten 100 Jahre. Zum Thema "Minen auf dem Mond" fällt mir auch nur die Frage ein, wozu man einen Himmelskörper verminen sollte, auf dem es nichts zu holen gibt :happy: Völlig bescheuert ist schließlich die Idee, auf einen anderen Planeten umzusiedeln, wenn die Erde "verbraucht" ist (wo sich wieder mal zeigt, wie sehr Stephen Hawking, der Anhänger dieses Gedankens war, überschätzt wurde und noch wird!). Die Menschheit als interplanetare Heuschreckenplage, wie die Aliens in Independence Day? Das kann es doch bitteschön nicht sein!

 

Ich habe in der Tat die Idee im Hinterkopf, einen Roman zu schreiben, in dem sich die Kolonisation des Sonnensystems als riesiger Flop erweist - die Versuche, den Mars zu terraformen, gehen in die Hose, Raumkolonien erleiden den Kollaps ihrer künstlichen Ökosysteme (siehe das gescheiterte Biosphere 2-Experiment), und dergleichen mehr.

 

Ich glaube auch nicht an echte künstliche Intelligenzen in der absehbaren Zukunft, oder an Mind-Uploads. Letzteres dürfte wohl schon daran scheitern, dass der Geist wahrscheinlich ein Quantenprozess ist, der sich nicht kopieren lässt (Quanteninformation lässt sich im Gegensatz zu klassischer Information nicht vervielfältigen, beim Erstellen einer Kopie geht immer das Original verloren), und beim Upload-Versuch würde die Wellenfunktion kollabieren, was mit dem Tod des Probanden gleichbedeutend wäre. Auch das könnte in den oben genannten Roman einfließen. Aber das ist eine tiefgründige philosophische Frage, die diesen Thread sprengen würde.


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Geschrieben 02 Oktober 2018 - 16:42

Nachtragen möchte ich noch, dass ich auch Vorschlägen, durch Geo-Engineering (manchmal flapsig "Terraforming der Erde" genannt) bereits eingetretene ökologische Schäden zu "reparieren", mit gelinder Skepsis gegenüberstehe. Was sicher geht, ist Aufforsten (wobei aber niemals die gleiche ökologische Qualität erreicht wird, wie in dem einstmaligen Urwald) oder Versuche, Plastik im großen Stil aus den Meeren zu fischen. Was kaputt ist, lässt sich oft nicht mehr reparieren. Aber dennoch - oder gerade deshalb - sollten wir alles Menschenmögliche tun, um weitere Zerstörungen zu vermeiden. Das ist sicher ein ganz großes Projekt für die Zukunft - und sicher etwas, worüber man spannende Geschichten erzählen kann. Das ist es, was ich unter "grüner SF" verstehe. Und ich glaube, dass solche Geschichten vielleicht Leute erreichen und faszinieren, bei denen die zumeist staubtrockenen und mit moralischem Zeigefinger (Stichwort: "Wir müssen ..." - hört sich an wie "Wir wollen es selbst nicht, aber es muss leider sein!", auch wenn das so nicht gemeit ist) geschriebenen Sachbücher, in denen die Lösungsvorschläge derzeit noch "versteckt" sind, nicht auf Gegenliebe stoßen. Natürlich ist das kein Cyberpunk - es ist eben kein "Punk" drin ;)


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Geschrieben 02 Oktober 2018 - 17:01

Damit mich niemand hier falsch versteht: ich halte Terraforming, etwa des Mars, für unmöglich

Unmöglich würde ich dazu zwar nicht sagen, aber mit den vorhandenen Ressourcen lässt sich die Marsatmosphäre definitiv nicht lebensfreundlich gestalten. Wir müssten also die Ressourcen vom Asteroidengürtel heranschaffen - und ob das je wirtschaftlich hinzukriegen ist, darf man getrost bezweifeln...

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