[font="inherit;color:rgb(28,30,33);"]Rainer Zuch, nominiert für den Vincent Preis 2019 als Bester Roman, im Interview:[/font]
Die Lektüre des Buches "Planet des Dunklen Horizonts" mit seinen 180 Seiten ist für Leser der Texte H. P. Lovecraft durchaus zu empfehlen. Wissenschaftlich darf man den Maßstab an die Beschreibungen des äusseren Sonnensystems hier nicht legen, dient das Setting des (Klein-)Planeten Pluto doch einem gänzlich anderen Zweck. Man darf sich zumindest erstmal neugierig wohlfühlen, hat der Autor doch an der Universität in Marburg im Hauptfach Kunstgeschichte und den Nebenfächern Philosophie, Graphik und Malerei studiert, promoviert in die Welt entlassen unter dem Thema "Die Surrealisten und C.G. Jung. Studien zur Rezeption der analytischen Psychologie im Surrealismus am Beispiel von Max Ernst, Victor Brauner und Hans Arp." Ohne damit ein Stück Belletristik zu überfrachten, weiß der Autor doch was er tut (hier: sieht).
Zwar erscheint die Buchgliederung in zwei Texte (die auch unabhängig veröffentlicht wurden) überflüssig, da der erste und kürzere Teil fast einfältig gehalten ist und einem unfreiwilligen Humor Platz macht, im Nachhinein sogar überflüssig wirkt, von Zuch auch nachträglich zum zweiten Teil geschrieben wurde. Jener zweite Teil (Der Außenposten) liefert dann den Sense of Wonder und den Lovecraft´schen Kosmischen Horror, zu dem andere Apologeten wie der selbsternannte Nachlassverwalter August Derleth (der auch den unsinnigen Begriff des "Cthulhu Mythos" erfand) oder Lin Carter bis hin zu Michael Marrak (Imagon) nicht in der Lage waren, da sie in ihren Texten weit über die Andeutungen in den Texten von Lovecraft hinausgingen. So ist auch von Lovecraft dokumentiert, dass Derleth seine (Lovecraft´s) Texte bewunderte, aber nicht verstand.
Rainer Zuch bleibt dem Mythenschöpfer weitestgehend treu, auch wenn er gegen Ende der Versuchung nicht widerstehen kann, über das Geschehen um die Figuren der Geschichte hinaus über die Herkünfte des Kosmischen Grauens kurz zu spekulieren, aber nur andeutungsweise, eben aus er beschränkten Sicht des konsequent (im Lovecraft´schen Sinne) einfach beschriebenen Protagonisten, der stets verzichtbar war vor kosmischer Kulisse und lediglich Träger der Kamera für das irdische Gesichtsfeld des Lesers.
Zuch hat sich von seiner persönlichen Gesichtsfelderweiterung durch die Mission der Sonde Horizons (und nach eigenem Bekunden durch den Autorenkollegen Jörg Kleudgen) inspirieren lassen und beschert dem Leser Kurzweiligkeit, auch wenn die Sprache sich gelegentlich nicht auf hohem Niveau hält. Was man von dieser Art Genreliteratur jedoch auch nicht erwartet, mithin der Leser also auch kaum enttäuscht sein kann.
Einzig die naiv gehaltenen Illustrationen sowohl des Umschlags als auch im Inneren - die wohl verkaufsfördernd wirken sollen - lassen wenig Vergnügen aufkommen und sind platte Erzeugnisse des Zeitgeistes. Aber das war schon immmer so in der Welt nach Lovecraft, der nach eigenem Bekunden von der Idee einer Illustration oder Verfilmung seiner Werke nichts hielt.
Zurecht zitiert Zuch Lovecraft aus einem Brief von 1930 (unmittelbar nach der Entdeckung Plutos): "Whatcha thinka the new planet? Hot Stuff!!! It is probably Yuggoth"