Der drei bzw. vierteilige Artikel über die Umbenennung zweier Phantastikpreise war sehr lesenswert, auch wenn man die neuen Namen hätte ruhig nennen können. Sachlich im Ton, aktuenziert im Inhalt war es ein Vergnügen, das Thema auf solch offene Weise dargeboten zu bekommen und es lädt natürlich dazu ein, sich selbst Gedanken zum Thema zu machen. Dabei finde ich persönlich, es handelt sich um zwei verschiedene Vorgänge, wenn sie sich auch ähneln.
John W. Campbell hat die beiden großartigen Geschichten "Who´s there?" (verfilmt als Das Ding aus einer anderen Welt) und "Der unmögliche Planet" verfasst. Er steht aber natürlich auch für die Wurzeln der Science Fiction, eine rühmliche Leistung, die aber auch dazu führt, das Genre extrem zu fixieren, was zu der Formel "weißer bürgerlicher Mann" führt (wenn man es mal überspitzt). Wenn sich ein Genre von seinen Wurzeln lösen will, das hat die SF allerdings schon desöfteren vollzogen, ist es bestimmt gut, neue Götter einzuführen oder gar neutral zu gestalten, besser wäre es dann vielleicht, direkt einen neuen Preis auszuloben und ihm Atrribute wie "Moderne Art der SF" ins Pflichtenheft zu schreiben.
Die Art und Weise wie es dann geschehen ist, nämlich eine historische Person - die selten eindimensional gut ist, höchsten als solche stilisiert wird - als Feindbild zu skalpieren um frischen Wind in ein Genre bringen zu wollen, ist zumindest fragwürdig. Aber da kann man natürlich echt geteilter Meinung sein und letztendlich ist eine Umbenennung ein Akt, der jetzt Wogen schlägt, aber wahrscheinlich schnell vergessen ist.
James Tipptree ist da ein anderer Fall. Ich gebe zu, mir gibt die Autorin nix, aber die Umstände ihres Lebens und des vermuteten Doppelselbstmordes gibt der ganze Sache eine pikante Note. Ich finde, wenn man sich das genau durchliest, was die Biografin schreibt, ist es doch so, das es Mut dazu gehört, sich und seinem langjährigen engen Partner das Leben zu nehmen. Man kann trefflich darüber diskutieren, ob man das gut findet - ich persönlich weiß nicht, ob ich das so schaffen würde wie Alice Sheldon, finde ihren Weg am Ende aber kosequent -, aber ich sehe absolut keinen Grund (also keinen, dem ich zustimmen würde), auf Grund dieser Geschichte den Namen des Preises zu ändern. Im Gegenteil, hier finde ich, hätte ein wenig mehr Mut und Beharrungsvermögen dazu geführt, den Preis auf eine neue Stufe zu heben.
Allerdings beschreibt Dirk Alt ja sehr schön und ausführlich wie der Gruppendruck zu einer solchen Maßnahme geführt hat.
Schade.