Ich kann auch nur bedauern, dass wenig diskutiert wird. ich habe dieses Jahr eigentlich das Bestreben gehabt, alle Kurzgescichten zu lesen, aber natürlich nicht alle geschafft. Aber sehr viele. Ich hätte gern über die eine oder andere GEschichte diskutiert. Ich weiß auch nicht, warum es so still ist. Gerade Corona, sollte eigentlich dazu führen, dass man mehr ins internet geht, dachte ich. Aber vielleicht ist es einfach die Menge an verschiedenen Blogs. Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen.
Hier wird ja auch nicht diskutiert. Die Nominierten standen fest. Habe nicht gesehen, dass sich jemand hier mit den Inhalten der nominierten Geschichten beschäftigt hätte. Also die Frage, wer liest denn außer uns die nominierten GEschichten, oder Romane? Logischer Weise diskutieren die Jury-Mitglieder vor der Preisveleihung nicht hier.
Aber ich schaue jeden Tag hier ins Forum, um zu sehen, ob zu den deutschen Romanen etwas erscheint. Sehr viel ist das nicht.
Zur Siegergeschichte: Für mich war es eher Horror, was ja Krieg immer ist. Aber ich mag diese ständigen Warnungen vor den KIs nicht, die selbst nicht böse sind (davon bin ich überzeugt) sondern es ist immer der Mensch, der sie dafür nutzt und dann die Geister eventuell nicht beherrschen kann, die er gerufen hat. Es ist wichtig, sich zu überlegen, wie wir damit umgehen. Vielleicht muss man die Frage stellen, ob die profitorientierte Gesellschaft wirklich damit "gesegnet" ist.
Bei der Geschichte hat mir nicht gefallen, dass es notwendig war, über Seiten die Brutalität des Krieges zu schildern (in zugegeben starken Bildern) und am meisten hat mich dieses Thrillerschema, der Einzelne gegen die Welt. Papier gegen KI geärgert. Für mich reicht es nicht, wenn eine Geschichte starke Bilder hat und gut geschrieben ist und vielleicht noch politisch aktuell, ich muss sie auch a) gern lesen und b) sollte sie zum Diskutieren anregen, Lösungen aufzeigen oder auf Dinge aufmerksam machen, die neu sind. Das waren sie für mich bei "Kill" nicht und hier auch nicht. Ich habe einfach genug von den ständigen Untergangsstimmungen, die helfen kein Stück weiter. Wir wissen doch inzwischen, dass es x Wege gibt, auf denen wir uns bewegen und die unsere Lebensgrundlage vernichten. Was wir nicht wissen, ist der Ausweg aus allem, denn dazu gibt es sich widerspechende Aussagen von Wissenschaftlern und gerade alle Autoren, die ich befragen konnte, haben gesagt, sie sehen keinen Ansatzpunkt für eine menschliche Lösung.
Es ist, scheinbar, einfacher, über Probleme Spannung zu erzeugen, wie Krieg, Pandemien, Verschwörungstheorien u.ä. als sich vorzustellen, dass allein die menschliche Neugier, Unwissen oder einfach unterschiedliche Interessen zu Konflikten führen. Galax hat das in seinem dritten Band der Koloniewelten ganz toll gemacht. auch wenn er eine äußerliche Bedrohung durch Fanatiker als Hintergrund stellt, ist der eigetliche Konflikt einfach nur die Frage wie man es schaffen soll, zusammenzuleben, ohne jemandem zu schaden. Hat mir sehr gut gefallen.
"Der Würfel" ist ein Roman, dessen Stärke ich in der Inspiration zu Diskussionen sehe.
Er ist für mich (es war nicht mein Favorit) gerade darin so gut, dass er nicht wirklich wertet. Er stellt nur dar, wie die KI so wirken könnte, dass es sich für die meisten Menschen wie ein PAradies anfühlt und daneben stellt er Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen dies anders empfinden. Wer hat recht? Gibt es das Überhaupt? Ist die Mehrheit zu respektieren, auch wenn sie den Untergang herbeiführt? Ist es der Untergang oder sieht man es als Verweigerer nur anders? Fragen, die brennend aktuell sind. Deshalb kann ich gut damit leben, dass dieser Roman den Preis gewonnen hat.
Bearbeitet von Narrania, 19 Mai 2020 - 19:17.