Sorry, dass ich mich so spät wieder in die Diskussion einklinke, bei mir hat der Thread vom 25. bis 27. Juni keine Neueinträge gezeigt ....
Zum Thema Jury versus allgemeiner Wahl beim KLP:
Es gibt jeweils einen ganz simplen Grund, warum die Kategorien Hörspiel und Übersetzung vor vielen Jahren auf kleine Fachjurys mit rund 20 Kandidaten und 8-10 aktiven Juroren pro Jahr umgestellt wurden: Die Verfügbarkeit.
Beim Hörspiel gab es (und gibt es teilweise heute noch) das Problem, das nach der Ursendung im Rundfunk ein Hörspiel erst mal nicht verfügbar war (ist). Wer es also nicht gleich aufgezeichnet hatte, konnte es sich später nicht anhören. Daher wurde unter den Abstimmungsberechtigten ein kleine Gruppe gebildet, die sich insbesondere mit Hörspielen auskennt (neben langjährigen Hörspielenthusiaten insbesondere auch Hörspielautoren und Hörspielregisseure), und die erhalten alljährlich vom Juryvorsitzenden Horst Tröster für die Wahlphase die Mitschnitte (früher auf Kassette, inzwischen digital).
In der Kategorie Übersetzung gibt es das Problem, dass man eine Übersetzung nicht vollständig beurteilen kann, wenn man das Original nicht kennt. Daher auch hier die gleiche Vorgehensweise: Es wurde eine kleine Gruppe aus Übersetzern und Lektoren gebildet, die auf Anfrage bei der Jury mitmachen und dafür von mir Auszüge von Original und Übersetzung (die ersten 15 Seiten, 8 Seiten aus der Mitte, die letzten 8 Seiten) für jede Nominierung erhalten und dann in den zwei Monaten der Wahlphase Original und Übertragung vergleichen können. Das hakt nur dann etwas, wenn das Original nicht englisch, sondern russisch, spanisch oder (wie zuletzt) chinesisch ist. Sofern verfügbar, lege ich dann eine englische Übersetzung zum Vergleich bei.
Für beide Jurys gilt: Wer selbst nominiert ist, muss in dem Jahr pausieren. Daher der große Pool an Kandidaten (jeweils 15-20) und nur halb so viele aktive Juroren pro Jahr.
Ein Jury für die Kurzgeschichten/Erzählungen entspricht nicht der Intension des KLP, der ja die Gesamtheit der "Fachleute" abstimmen lassen will. Man würde meines Erachtens zu viele der über 50 in dieser Kategorie Abstimmenden ausschließen.
Was ich für einen viel interessanteren Ansatz halte ist die Idee, in der Vorjury (beim KLP heißt sie "Vorasuwahlgremium") die Kompetenz in Sachen Kurzgeschichte/Erzählung zu verstärken. Das Vorauswahlgremium setzt sich aus Freiwilligen zusammen, die nicht nur abstimmungsberechtigt sind, sondern auch einen guten Überblick haben. Das sind auch so 15-20 Kandidaten, nicht jeder hat jedes Jahr Zeit, die Mitmachquote liegt bei rund einem Dutzend Personen. Sie sollen zu möglichst vielen Nominierungen, d.h. allen, die sie kennen/gelesen haben, ein begründetes Feedback geben, dass diese Nominierung preiswürdig ist bzw. nicht auf die Wahlliste gehört. Zum einen ergänzt das Vorauswahlgremium damit meine Arbeit als Treuhänder beim Aussortieren von Nominierungsvorschlägen. Während ich als Einzelperson noch sehr gut die objektiven Kriterien des KLP (Erstveröffentlichung im Nominierungsjahr, SF oder nicht, professionell veröffentlicht, etc.) heranziehen und auch vertreten kann, sollte eine Qualitätsprüfung von einer Gruppe erfolgen. Und zwar in beide Richtungen: Aussortieren von (selbst-)überschätzten Nominierungsvorschlägen auch dann, wenn der Nominierte mehrere Freunde fürs Vorschlagen aktivieren konnte. Und das "pushen" von zu wenig vorgeschlagenen Werken, beispielsweise weil deren Verbreitung nicht sehr groß war. Sowohl für den "Push" als auch für das "Veto" sind eine Mehrheit mit mindestens drei Stimmen Abstand nötig.
Und obwohl ich von den Gremiumsmitgliedern teilweise sehr viel Feedback erhalte, verteilt sich das bei bis zu über vierzig Vorschlägen pro Kategorie dann doch sehr, so dass es selten zu einem Push oder Veto kommt, eigentlich nur in den sehr eindeutigen Fällen. Wenn ich also hier das Vorauswahlgremium mit engagierten Leuten verstärken könnte, die mich hier unterstützen und mir vielfältiges Feedback zu den Kandidaten der Longlist geben könnten - insbesondere in den Kategorien Roman und Erzählung, dann wäre das super. Natürlich sollte weiterhin die Longlist intern bleiben, nur die Shortlist wird als Nominierungsliste veröffentlicht. Aber die würde das Kriterium aufbrechen, dass Mitglieder des Vorauswahlgremiums abstimmungsberechtigt sind. Und ich könnte mir sogar vorstellen, solche neuen Mitglieder aufgrund ihres Engagements abstimmungsberechtigt zu machen. Denn die Statuten des Preises sind nur dazu da, den Preis sinnvoll und transparent zu machen, nicht um ihn zu blockieren.
Also, wer hier Interesse hat und durch Mitmachen im Vorauswahlgremium mithelfen will, die Qualität des KLP als deutscher SF-Preis zu verbessern, der kann mich anmailen (udo.klotz@web.de).