
(In meiner Roboter-Film-Seh-Phase, die demnächst mit I, Robot hoffentlich endet, sah ich mir die alte Verfilmung - Drehbuch von William Goldman! - und die neue heute an. Zwischen den Filmen liegen Welten...)
Handlung (möglichst spoilerlos)
Eine junge, emanzipierte Familienmutter, Joanna, zieht nicht ganz willens mit Kind und Maus-Mann aufs Land, ins schöne Connecticut, wo alle Häuser strahlen, das Gras sattestest grün ist, und die Menschen bis zur Aufdringlichkeit gastfreundlich. Sie findet sich wohl oder übel dort zurecht, merkt aber dass etwas mit den Frauen nicht stimmt - die sind einfach zu stereotyp Heimmütterchen. Auch ihr Mann verhält sich anders - er besucht fast nächtlich einen Männerverein, der immer in einer dunklen Riesenvilla auf einem Hügel tagt. Die Männer sind zum Teil namhafte Größen im Unterhaltungs- oder Computer-Gewerbe. Nach und nach kriegt Joanna das Grausen, ihr Mann verhält sich immer enttäuschter/ungeduldiger...
Kritik (der ein oder andere Spoiler lässt sich hier nicht vermeiden!)
In den Siebzigern war der Film eine gnadenlose und glaubhafte Brandrede gegen technologische Alleskönnerei und männliche Unreife. Da er sich langsam und realistisch entwickelt, und Dialoge eher alltägliche Konversation bleiben, ist der Horror am Ende um so effektiver. Die Männer leben in einer selbstgemachten Scheinwelt (der Chef des Vereins heißt "Dis", weil er mal in Disneyland arbeitete) und biegen sich in alle erdenklichen Richtungen um diese Welt zu schaffen, auch wenn sie dafür bis zum letzten Moment ihre Unmenschlichkeit ("Ihnen geschieht nichts") verleugnen. Die Heldin (K. Ross als großartige Joanna) sticht und schlägt am Ende in ungläubiger Verzweiflung um sich. Der Horror wird symbolisiert durch die weißlosen Augen ihres Ersatzes und durch die Schlussszene der vollkontrollierten schreiend-brav-angezogenen-und-manikürten Ehefrauen hinter vollen Einkaufswagen im Supermarkt.
Wo der alte Film ein geradliniger immer lauter werdender Schrei ist, ist der neue ein gekünsteltes Gefecht mit einem magenta-farbenen Staubwedel. Einerseits eine genaue Hommage, die zeigt, dass Drehbuchautoren den Vorgänger respektieren, wird andererseits alles umgedreht/"verbessert": Die Frauen sind die Gesellschafts-Größen (machtvoll, intelligent, reich), weniger die Männer - sogar das umgedrehte Ende (das mit den Frauenrobotern war nur ein Trick, auf den sogar die doofen spielzeug-vernarrten Gatten hereinfielen!) wird von einer Frau mit Stahlwillen beherrscht. Joanna (hier von der für meine Begriffe etwas lavierenden N. Kidman gespielt) schlägt auf den neuen "Dis"-Charakter ein (hier heißt er "Mike" - wer wohl damit gemeint ist?), ihr Ehemann ist doch ein wahrer Mann (der ewig mausige, aber kindlich-sympathische, M. Broderick). Am Ende müssen die Männer alle zur Strafe in den Supermarkt.
Da auch sehr aufs Lachgas getreten wird, hätte dieses neue Konzept eines Klassikers durchaus aufgehen können, aber irgendwie tut es das nicht. Es ist einfach zu viel drin (wahrscheinlich wieder das typische Hollywood-Potpourri an Drehbuch-Umschreibern am Werk), der Film strotzt vor politischer Korrektheit aber auch vor der Bemühung ja keinem der "wichtigsten Geschlechter" (Frau, Mann, fröhliche Tunte) zu nahe zu treten, es wird zuviel erklärt, jede Geradlinigkeit geht m.E. schon bald nach Beginn flöten. Schade, eigentlich; der "perfekte" Trailer ließ mehr erwarten.
Vielleicht hätten sie doch eher Frauen ans Drehbuch (Rudnick) und an die Regie (Oz) lassen sollen? Noch suche ich auch nur Eine, der der neue Film auch nur halbwegs gefallen hat...
P.S.: Warum wird Ira Levin eigentlich nie als SF-Autor eingestuft? Der Film Boys from Brazil stammt auch aus seiner Feder. Neben Horror-Inhalten stellen beide Texte m.E. "wissenschaftliche" Phantasien dar.
P.P.S.: Zufällig genial gecastet und getextet im neuen Film war Bette Midler. Schön sie mal wieder in voller, und hier besonders ihren skurrilen Bühnenauftritten gerechten, Form wieder zu sehen! Ich hab dich vermisst, Baby!
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 10 Januar 2006 - 17:04.