Den schon seit einiger Zeit endlich in Kinos angelaufene "post-finale" X-Men-"offshoot"-Film THE NEW MUTANTS hab ich Tage gebraucht, den Mut aufzubringen anzusehen, weil ich mich noch relativ genau an den Ursprung der Heftserie in den Mitt-80ern erinnere, insbesonders nach dem US-Zeichner-Legende Bill Sienkiewicz den Tuschstift & Gestaltung der Coverbilder - s. unten - übernahm: Es ging damals um deutlich mehr (Fantasy-)Realismus als übliche Comichelden-Plots in westlichen Comics bis dahin boten, mit einer dunklen Prise Horror hinein gemischt. Würde der filmische Horror genau so blutig werden?
Zu (meinem!) Glück nicht - Disney hat traditionell 2 (gelegentlich fragwürdige) Haupteinflüsse auf Produktionen unter seinem finanziellen Hut: Milde in puncto üblicher Tabus (z.B. die großen 3: Sex, Tod, Gewalt), und kommerzielle Erfolgsgarantie (nach dem Motto "keine Experimente" ). Ersterer hat wohl dazu geführt dass des Regisseur Boones blutigere Vision abgestumpft wurde - weswegen nach der eigentlichen Fertigstellung vor 2 Jahren einige Reshoots notwendig waren...
Was für mich großartig ist, ist wieviel der Film die Urcomics - und Meister Sienkiewicz - zitiert. Z.B. wurde der benutzte Font für Filmtitel und größer-geschriebene Credits am Ende von ihm damals erfunden! Außerdem hält der Plot sich sklavisch an die "Dämon..."-Story (s. auch wieder Bild, oben), so sehr, dass es mir den Atem verschlug als der epische Kampf zwischen
Großartig gecastet wurden Maisie Williams - ja, die von GOT! - und Anya Joy-Taylor in ihren jeweiligen Rollen. Diese beiden spielten locker alle anderen schauspielerisch an die Wand - ich war insbesonders von Williams hingerissen. Toll wie sehr sie den bekannten - und anscheinend für Horrorliebhaber-RezensentInnen zu lahmen - Plot mit mehreren stillen Momenten - z.B. mit Mirage und in der Kirche - belebte! In einem bekannten Rahmen Neues schaffen - finde ich künstlerisch immer bewundernswert!
Schon damals war Meistertexter Chris Claremonts Ziel mit den NEW MUTANTS ein diverseres Spektrum an Jugendlichen zu präsentieren, als das bei den Ur-X-Men der Fall war. Und es ist wunderbar, dass wir jetzt in einer Zeit leben, wo diese Herkünfte ansatzweise mit entspr. SchauspielerInnen besetzt werden können: So wird Mirage wirklich von einer indianischen Schauspielerin (Blu Hunt) gemimt, Sunspot von einem Brasilianer... (Wenn auch das dunkelhäutige Aussehen bei ihm & Dr. Reyes nicht klappte. Hm.)
Als Comic-Fan hab ich mich v.a. gefreut über die Darstellungen von Mirage, Wolfsbane & Cannonball, und Dr. Reyes' Schilde waren auch nicht ohne! M.E. hatte der Regisseur eine sehr klare visuelle Vorstellung, und hat diese laut Wikipedia sogar von Sienkiewicz (inzw. "sr.") mit Hilfe eines aufwändigen Storyboards abnicken lassen!
Trotz vieler negativer Renzensionen darf ich also den Film deutlich empfehlen. Sogar für Nichtmöger des Superhelden-Genres, denn der Regisseur und seine Koproduzierenden haben sich Mühe gegeben, keine bekannten Gesichter aus anderen Marvelfilmen zu zeigen, und auf Kostüme jeglicher Art zu verzichten. Letztendlich ist es eigentlich ein YA-Horror-Film.
Auch plotmäßig wird m.E. ein Neuling nicht enttäuscht: Wer trachtet hier eigentlich welchen Leuten nach dem Leben, und wie schuldig sind diese jeweils? Die cameohafte Liebesgeschichte ist süß.
P.S.: Den (leider nicht ganz spoilerlosen) YT-Trailer mit dem bekannten Pink-Floyd-Song als Begleitung finde ich (nachträglich) genial. Noch besser das Fanvideo des Ur-Floyd-Tracks hinterlegt mit Filmabschnitten (man suche "Another Brick in the Wall (part 2)" - allerdings enthält das noch mehr Spoiler!)...
P.P.S.: Sehr Schade, dass Disney die Chancen des Films so schlecht einstuft, dass es keine weiteren Folgefilme geben wird mit diesem jugendlichen Team!! (S. 2. Aspekt der Disneyschen Steuerungen, weiter oben in diesem Beitrag.)
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 21 September 2020 - 10:53.