Nachdem die Netflix Serie Tribes of Europe (deutsche Produktion + Bayerischer Filmförderfond) in einem anderen Post kurz erwähnt wurde, bin ich neugierig geworden und habe mir die Miniserie von 6 Folgen am WE gegeben.
Ein dreiköpfiges Geschwisterpaar wird in einer dystopischen Nahzukunft (2070?) voneinander getrennt. Mitteleuropa ist in viele Kleinstaaten und Gebieten von Volksgruppen u/o Warloards zerfallen und die Geschichte dreht sich um die glückliche Zusammenführung der Bälger. So in etwa grob das Handlungsgerüst. Natürlich ist das ein oder andere Abenteuer zu bestehen, der erste Kuss der Young Adult, die Mann.- und Erwachsen Werdung zu überstehen uswusf.
Unter der Prämisse einer reinen Unterhaltungsproduktion eine gelungene Produktion. Es geht straight und stramm voran, es wird nichts in die Länge gezogen, die Charaktere wirken deshalb mitunter stereotyp und konnten mich auch schauspielerisch generell nicht überzeugen.
Oliver Masucci ist sowas von fehl am Platz in seiner Figur als väterliche „dumme August Figur“ neben einem der versprengten Waldkinder. Wir kennen ihn aus seinem souveränen und guten Auftritt in Dark, dessen Produzenten auch hier verantwortlich zeichnen.
Freundlicherweise wird für den dystopischen Weltenbau nicht schon wieder der Klimakollaps bemüht und die dystopische Urkatastrophe ist auch eher belanglos (bis jetzt). Ein wenig wird hingegen mit der europäischen Idee kokettiert.
Tribes of Europe kann durch prima Kulissen, Schauplätze und Kostüme und tricky Handlungswendungen überzeugen. Da stört es auch nicht, das die Waldkinder (auf Technologie verzichtend) am Lagerfeuer zu RnB tanzen oder das ehemalige Europa Chor zu französischem Hip Hop. Das ist wohl eher dem coolen vibe in der Dartsellung geschuldet.
Der Erzählstrang um Kiano bei den „Crows“ ist exorbitant gut ausgearbeitet und bebildert. Und das thrilled, Freunde. Die Crows haben eine überaus brutale, primitive Kultur etabliert, die es einem nur noch grausen lässt. Im Gegensatz dazu ist Mad Max und seine Donnerkuppel oder die Warboys von der Fury Road ein kartenspielender Philantropenclub. Dieses Thema hätte eine eigene Serie verdient und trägt im Grunde den Rest. Das hat mir gut gefallen.