Ab und zu passiert es, das man in dem tosenden Meer des Netflix Mainstreams und Massenauswurfes eine Perle entdeckt. "Oxygen“ (2021) von Alexandre Aja ist so ein beachtenswertes Kleinod.
Elizabeth Hansen, bestechend und grandios gespielt von Melanie Laurent, erwacht orientierungslos und ohne Erinnerung in einer Kryostasekapsel. Zu diesem ohnehin schon beängstigendem Unglück gesellt sich noch der ausnehmend ungelegene Umstand, das der zur Verfügung stehende Sauerstoff in der Kapsel gnadenlos zur Neige geht. Der Zuschauer wird, wie es sich für sachgerecht eingesetzte Thrillerelemente gehört, stets mit dem ablaufenden Countdown des verbleibenden Sauerstoffvorrates konfrontiert:-) Aber dann dämmerte es mir, das "Oxygen" deutlich mehr zu bieten hat.
Was zunächst an einen billigen Abklatsch von "Burried- Lebendig begraben“ (2010) von Rodrigo Cortez erinnert, entwickelt sich doch auf eine ganz andere Weise. Ich möchte auch gar nicht viel zum weiteren Inhalt des Monodramas erzählen. Das Kammerspiel, das fast gänzlich ohne "Face to Face“ Dialoge auskommt, legt gemeinsam mit dem Zuschauer Stück für Stück Hansen s fragmentarische Erinnerung frei. Und das auf eine überaus fesselnde Weise; mit ausreichend Interpretationspielraum für fast schon philosophische Anspielungen. Über das Ende könnte man diskutieren, aber ich empfehle ohne Abstriche. Ich mochte es.