
NOVA 31
#271
Geschrieben 26 März 2023 - 20:11
Podcast: Literatunnat
- • (Buch) gerade am lesen:meistens viele
-
• (Film) gerade gesehen: The Whale, Everything everywhere at once, Zurück in die Zukunft III
#272
Geschrieben 26 März 2023 - 20:21
Bekleidung ist stets auch Maske, wie Sprache. Meine Theorie: wir warfen unser eigenes Fell ab, um Felle anderer Tiere überzuziehen - Beginn unserer Macht, kaschiert durch Maskierung. Ekel? Besser Scham und Kultur. "Theorie der Scham" (Lietzmann, Forschungsergebnisse 2007) leider zu teuer.
"Kritiker sind blutrünstige Leute, die es nicht bis zum Henker gebracht haben." (George Bernard Shaw)
Anmerkung zur heutigen Epoche des Internets:
"Die Depeschen, die die Stafetten ihm zutrugen, ließen seinen Schnupfen zum Schüttelfrost werden" (Victor, Schriften 3, 146)
Mitglied im PAN-Netzwerk:
https://wir-erschaff...stopher-sprung/
#273
Geschrieben 17 März 2025 - 10:34
Spät kommt er, aber er kommt ...
... der Lesebericht vom Schockwellenreiter.
Meinen NOVA-Boykott habe ich noch einmal überdacht. Ergebnis: Ich werde die Lektüre dieses Magazins fortsetzen, zumal sich die Affäre um die problematische Personalie ja geklärt hat. Allerdings habe ich die Ausgaben 30 und 31 gebraucht beschafft, weil die problematische Personalie hier noch groß gehypt wurde.
Ab Ausgabe 33 (die #32 habe ich schon gelesen) werde ich wieder direkt beim Verlag bestellen. (Ja, ich weiß, wir sind schon bei Nr. 35. Ich muss was nachholen.)
Aber steigen wir ein in die Ausgabe 31 (wobei ich versuche, möglichst wenig alte Wunden aufzureißen).
Marianne Labisch: Editorial
Inhalt: ML stellt sich als neue Story-Redakteurin vor und fordert Autorinnen (ohne Binnen-I) auf, gute Storys einzureichen.
Fazit: Jau. Guter Aufschlag!
Maike Braun: Die Retardierten (I. Victoria Sack)
Inhalt: Frauen werden durch Gehirnchips, die mit ihrer Zustimmung implantiert werden, zu pflegeleichten Partnerinnen, zumal sie auch mal abgeschaltet werden können. Einer der beiden Geschäftspartner will noch einen Schritt weiter gehen.
Fazit: Die Idee ist jetzt nicht so revolutionär. Stark aber die Perspektive von Eva, aus der alles geschildert wird, insbesondere das Gefühlsleben der Protagonistin.
C. M. Dyrnberg: Fast Forward (I: Gerd Frey)
Inhalt: Carver wird an Bord des interstellaren Raumschiffs Fast Forward immer wieder kurz aufgeweckt. Er hat diese Reise angetreten, weil seine Frau sich von ihm scheiden ließ, und er wollte auf diese Weise Abstand gewinnen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Fazit: Atmosphärisch dicht, der Erzähler dringt tief in Carvers Gefühls- und Gedankenwelt ein. Der Twist am Ende sitzt, auch wenn man ähnliches bereits kennt.
J. A. Hagen: Am Scheideweg (I: Uli Bendick)
Inhalt: Randall und Edelman treffen bei einer Weltraumreise auf ein havariertes UFO – First Contact! Edelman könnte berühmt werden. Doch Randall entpuppt sich als Zeitreisender, der um die Folgen dieser Entdeckung weiß. Und er kennt viele intime Details aus Edelmans Leben.
Fazit: Schöne Konstellation, mir gefällt die Einheit des Raums und die klaustrophobe Atmosphäre im Kontrast zur möglichen glänzenden Zukunft Edelmans. Starke Story trotz Zeitreise!
Lars Hannig: Ein Shoppingmall-Sonnenaufgang (I: Robert na'Bloss/Andreas Göllner)
Inhalt: Gero Bergs sämtliche Online-Konten werden aufgrund einer Intrige gelöscht. Aufs Analoge zurückgeworfen, geht sein Leben den Bach runter. Aber gerade am Grunde des Bachs entdeckt er eine neue Freiheit.
Fazit: Starke Grundidee, hätte man mehr draus machen können.
Karsten Kruschel: Unverbaubarer Blick über die Bucht (I: Victoria Sack, Chris Schlicht)
Inhalt: Isabel und Peter kaufen ein Haus in Traumlage. Plötzlich wachsen auch hier zwei blaue Türme empor, die auf der ganzen Welt auftauchen. Man kennt weder deren Urheber noch deren Funktion. Aber eines Tages legen sie sich schief…
Fazit: Schöne Studie über die Begegnung mit dem Unerklärlichen. Gern gelesen.
Dirk Alt: Die Chimäre (I: Fernand Khnopff, Detlef Klewer)
Inhalt: Körperoptimierungen sind nicht gut.
Fazit: Die Story auch nicht. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht sagen.
Thomas Grüter: Der Gast (I: Künstler namens 15299)
Inhalt: Große Teile der Erde sind unbewohnbar, die Restwohngebiete werden von Diktaturen beherrscht, der interkontinentale Verkehr geschieht wegen vieler Stürme durch U-Boote. Wir begleiten Kapitän Braun auf einer Fahrt, auf der er es mit Piraten und einem blinden Passagier zu tun bekommt.
Fazit: Tolles Setting, die klaustrophobe U-Boot-Atmosphäre bisweilen gut getroffen, aber der Plot verläuft etwas zu behäbig, die Twists erscheinen aufgesetzt. Schade!
Frank Neugebauer: Biofilm 1983
Inhalt: In der Zukunftswelt wird jede Person im Wechsel für jede vorbestimmte Rolle eingesetzt. Entspannung bekommt man im VR-Kino, wo man 3. Weltkrieg spielt. Simak stürzt den bösen König Relum, übernimmt aber in der nächsten Runde dessen Zepter.
Fazit: Das Lesy wird in eine etwas seltsame Welt geworfen mit einer repressiven Gesellschaft. Der Sinn des ewigen Rollentauschs wird zwar erklärt, aber die praktische Durchführung verliefe bestimmt problematischer als hier geschildert. Auch die Funktionsweise des Biofilms bleibt unklar. Neugebauer war eins meiner Lieblingsautorys, aber die vorliegende Story gehört nicht zu seinen Glanzstücken.
(Seltsames Gefühl, den Text eines Verstorbenen zu lesen, mit dem ich sporadisch Kontakt hatte…)
Iván Molina: Deutsche Einsamkeit (I. Michael Wittmann, Detlef Klewer)
Inhalt: Mrs Peterson wird zu einem Parlaments-Hearing eingeladen, in dem sie Auskunft geben soll über die Empathiemodule der von ihr mit entwickelten „Anorganischen“ (eine Art Androiden). Diese Module verhindern bislang, dass bestimmte Gruppen bevorzugt werden. Aber das soll sich ändern. Die Deutschen hätten gerne mehr Empathie von arischen Anorganischen für arische Menschen.
Fazit: Ganz interessante Fragestellung, die leider weder inhaltlich noch literarisch spannend verhandelt wird. Das Ende erscheint wie ein schaler Gag.
Michael K. Iwoleit: Briefe an eine imaginäre Frau
Inhalt: Der Ich-Erzähler entwickelt VR-Welten mit der Intention, die Gesundheit der User zu fördern. Tatsächlich verhelfen sie jedem Menschy zu seiner selbst gestalteten kleinen Rückzugsnische. Der I-E selbst hat irgendwann einmal kurz eine Frau gesehen, die ihn so tief beeindruckte, dass er sich irgendwann auf die verzweifelte Suche nach ihr macht.
Fazit: Auf der Mikro-Ebene funktioniert die MKI-Magie. Ich konnte über weite Strecken gut mit dem IE mitfühlen und seine Handlungen und Entscheidungen nachvollziehen. Die Sprache mit den auswuchernden Satzgefügen hat mich durchaus gefesselt. Aber etwa nach zwei Dritteln wusste ich nicht mehr, worauf die Story hinauslaufen sollte. Die Story konnte mir das leider auch nicht beantworten. Ein Gefäß mit von schönen Details überbordender Dekoration, aber es enthält nur wenig nahrhaften Inhalt.
Wolfgang Asholt: Vom Terrorismus zum Wandel durch Annäherung.
Houellebecqs Unterwerfung
Inhalt: WA berichtet über die unterschiedliche Rezeption von Houellebecq in Deutschland und Frankreich, wo Literaturwissenschaftler das Werk MHs totschweigen. Er weist einen Meinungswandel MHs nach, der sich von rassistischen und islamophoben Positionen zu einer gewissen resignativen Akzeptanz bewegte.
Fazit: Wichtiges Thema, viele kluge Statements, aber irgendwie lässt sich der Artikel nicht ganz festnageln. Wie steht WA zu MH?
Manuel Mackasare: Die Natur übertreffen.
Ernst Jüngers Gläserne Bienen (1957) aus futurologischer Perspektive
Inhalt: MM bespricht Ernst Jüngers Roman über Automaten und Roboter, ordnet ihn literaturgeschichtlich und ideologisch ein und findet eine überraschend hohe prognostische Kraft.
Fazit: Der Vorlauf war für meinen Geschmack zu umfangreich. Sobald sich der Essay aber seinem Thema widmet, laufen die Ohren rot an und behalten die Farbe bis zum Ende.
Fazit:
Ich erschrecke ein wenig, wenn ich meine teilweise recht kritischen Bewertungen für die Einzeltexte sehe. Denn insgesamt (mit Ausnahme des DA-Textes) habe ich die Ausgabe richtig gern gelesen. Alle Texte weisen ein hohes stilistisches Niveau auf. Richtig gut (aber eben auch nicht mehr) waren die Texte von Dyrnberg, Hagen und Kruschel, gut mit leichten Einschränkungen verteile ich an Braun, Grüter, Iwoleit und Mackasare. Unterm Strich (und von aller Skandalempörung befreit gelesen) eine durchaus gelungene Ausgabe.
Gruß
Ralf
Bearbeitet von ShockWaveRider, 18 März 2025 - 08:49.
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ShockWaveRiders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten -
einen Kerl wie den sollte man lynchen!
- • (Buch) gerade am lesen:Th. Herzl "Altneuland"
- • (Buch) als nächstes geplant:H.W. Mommers "Sex Love Cyberspace"
#274
Geschrieben 17 März 2025 - 11:04
Danke für die positive Bewertung meiner Geschichte!
- • (Buch) gerade am lesen:Samantha Shannon: The Priory of the Orange Tree
- • (Buch) als nächstes geplant:Batgirl Vol. 2: Knightfall descends
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• (Buch) Neuerwerbung: Mark Waid/Chris Samnee: Black Widow
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