Mir persönlich scheint die SF aktuell zwar ein wenig weltraumabenteuerlastig, aber generell ist die Vielfalt an Geschichten doch recht enorm.
Bearbeitet von Mammut, 16 September 2021 - 16:48.
Geschrieben 16 September 2021 - 16:47
Bearbeitet von Mammut, 16 September 2021 - 16:48.
Geschrieben 16 September 2021 - 17:12
Es wird irgendwie Zeit für Utopien, Ideen für gesellschaftliche Entwicklung. So was wünsche ich mir und sehe einen leichten Trend in die Richtung. Vielleicht ist es auch jahrelanges Wunschdenken.
Geschrieben 16 September 2021 - 17:19
Ich finde, es wird Zeit für Popotopien:
Hat man diese Erkenntnis erst einmal verinnerlicht, ereilen einen Menschen mit verlegerischer Tätigkeit sogleich verlegerische Gedanken. Das Genre der Utopie ist uralt, Thomas Morus hat es begründet und viele Autoren haben sich mehr oder minder erfolgreich an Utopien versucht. Die ewigen Griesgräme unter den Schriftstellern kamen irgendwann auf die Idee, die Lesewesen dieser Welt mit dem Gegenteil der Utopie zu behelligen - der Dystopie. Sie ist heutzutage nicht nur modern, sondern omnipräsent. Wer etwas anderes zu schreiben und zu vermarkten versucht, als eine Dystopie, muss schon damit rechnen, schräg angeschaut zu werden.
Aber die Rettung ist in Sicht. Utopien sind durch, Dystopien nerven - morgen schreibt man Popotopien, und wer behauptet, das sei Literatur für den (Hunde-) Arsch, der ist ein böser Mensch. Popotopien zu schreiben ist einfach. Knuffig muss die Literatur sein, mit langem oder kurzem Fell gestaltet, eben feucht - mal mehr, mal weniger -, und vier Beine, zwei große, nicht kupierte Ohren und einen allerlieblichsten Blick muss das Werk haben, so sehr, dass der Leser bei der Lektüre vor Freude und Zuneigung zum Werk, zur Popotopie förmlich zerfließt.Also auf! Autoren! Schreibt Popotopien! Mein Verlag, die p.machinery (vulgo: popoganda machinery, deutsch: Popogandamaschinerie), wartet auf eure Ergüsse.
My.
Geschrieben 16 September 2021 - 18:01
Es wird irgendwie Zeit für Utopien, Ideen für gesellschaftliche Entwicklung.
Ja, finde ich auch.
Carpe diem!
Geschrieben 09 November 2021 - 16:56
Hallo zusammen,
in Österreich und der Schweiz haben aktuell Raphaela Edelbauer und Martina Clavadetscher möglicherweise einen Trend ins Leben gerufen bzw. ein SF-Thema in die Feuilletons geschoben: KI. Edelbauer hat (mit "Dave") den Österreichischen Buchpreis, Clavadetscher (mit "Die Erdfindung des Ungehorsams") den Schweizer Buchpreis gewonnen.
Okay, ganz so trendig wird das nicht werden, Clavadetschers Roman steht aktuell bei amazon mit 6 Bewertungen (Schnitt: 3,7), Edelbauer bei 177 ... (Schnitt: 3,7) Das ist gegen Petersons "Universum" mit seinen 421 Bewertungen (Schnitt: 4,4 natürlich viel, gerade auch wenn man die Zeit mit hinein bedenkt, die die Bücher auf dem Markt sind. Dave gibt es seit Januar, Universum seit Ende September ...
Viele Grüße
Tobias
Geschrieben 09 November 2021 - 17:03
Geschrieben 09 November 2021 - 17:14
Hallo Michael,
Qube von Tom Hillebrand hatte ja auch eine KI zum Thema. Der hat 500 Bewertungen. Also KI ist schon ein aktueller Trend.
KI ist ja schon ein altes Thema, wenn ich da allein an PKD denke ... (da aber recht dystopisch). Aber bei den genannten Autorinnen hat es zu recht gut dotierten Preise gereicht, da hat das Thema nicht abgeschreckt. Über den Deutschen Buchpreis heißt es (Sven Regener), dass er unter'm Strich durch Verkäufe etwa 1 Million wert ist ... Österreich und die Schweiz sind natürlich kleinere Märkte, aber da dürfte es für die prämierten Autorinnen trotzdem einiges mehr als nur das Preisgeld geben, zumal ja auch deutsche Leser*innen mitkaufen. Auch wenn nicht jedes Buch zu Ende gelesen wird, KI dürfte tief eindringen in die Welten des Lesens. Tiefer auf jeden Fall, als es mit "SF" oder "Hightech-Thriller" gelabelte Romane wohl jemals schaffen werden.
Ob Dank der Preise die literarische Auseinandersetzung mit einem ja mehr genreverhaftetem Thema zukünftig mehr Eingang in die Feuilletons findet, es wäre zu hoffen. Es gibt so viele spannende Themen, da sollte es keine Genregrenzen geben. Und Öffentlichkeit sprengt Grenzen.
Viele Grüße
Tobias
PS: Mein Favorit für den Österreichischen Buchpreis hat es nicht mal auf die Shortlist geschafft, schnief ...
Geschrieben 09 November 2021 - 21:16
Es wird irgendwie Zeit für Utopien, Ideen für gesellschaftliche Entwicklung. So was wünsche ich mir
Ich auch. Dystopien - aktuell so sehr in, dass ein Drogerie-Unternehmer meint er kann mal eben an üblichem Verlags- & Buchhandels-Wirken vorbei ein "aktuelles!" Weltrettungsbuch schreiben und in seinen Drogerien verscherbeln - sind so einfach zu schreiben, und leider wohl sehr ertragreich (s. jeden ca. 3. Mainstream-Zukunfts-Film). Und nerven mich hart-daran-arbeitenden Optimisten...
Konkret würde ich mir wünschen, dass es mehr SF-Romane gibt über eine nicht allzu ferne Zukunft NACH dem großen digitalen GAU, wo IT- & AI-"Profis" zu weit gegangen waren & die ganze (zumindest westliche) Welt in einen ökonomischen Kollaps geführt haben, wobei, sagen wir mal, der Einfachheit & des utopischen "empowerment" wegen, alle Waffensysteme mit kollabiert sind, weil auch da Software-Murks zu sehr Einzug gehalten hatte. Also eine größtenteils post-digitale Welt, die ihre Ludditen-Exzesse schon hinter sich hat, und nun unter AI-Verboten - keine globale Vernetzung mehr, keine internationalen Börsen, Geld nur noch in Blockchain-Form, keine weiten Flüge, keine Raketen, usw. - sich wieder rekonstituiert. Das fände ich interessant.
(Man merkt ev. ich arbeite in der - u.a. codierenden - IT. -- Ach, und die Idee für mein "Konkretes" ist nicht besonders originell, sondern etwas tolpatschig geklaut vom Story-Hintergrund der DUNE-Serie von Herbert sr.! )
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 09 November 2021 - 21:20.
/KB
Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?
Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.
Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.
Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.
(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)
Geschrieben 09 November 2021 - 21:44
Geschrieben 10 November 2021 - 06:32
Vermisse eigentlich nix, das Genre zeigt sich in den Neuerscheinungen sehr bunt. Dem Thema KI wurden bereits viele Spannungsbögen und Konflikte abgewonnen, während es unmerklich und spannungsarm in unser Leben Einzug hält.
Bearbeitet von lapismont, 10 November 2021 - 06:33.
Geschrieben 10 November 2021 - 10:22
KI ist eigentlich DAS Trendthema der letzten Jahre in der SF, läuft allerdings oft unter (SF-)/Wissenschaftsthriller. Brandhorst und Hillebrand haben das längst aufgegriffen, man denke auch an die chinesischen SF, insbesondere "Quantenträume", die Anthologie "Wie künstlich ist Intelligenz?" von Hrsg. Klaus Frick, im Polarise-Verlag gibt es diverse Bücher mit KI-Themen und es gibt auch diverse KI-Romane von Autorinnen, da ist "Dave" nur ein Beispiel unter vielen.
Da KI sehr aktuell ist, sind parallel auch Cyberpunkthemen gerade wieder "in", wobei der Trend allmählich von der Dystopie weg hin zu mehr Utopie geht. Stichwort Solarpunk, da lief gerade eine Anthologieausschreibung und zumindest in den Social Media, die ich verfolge, wird da viel drüber diskutiert und sich viel gewünscht.
Zu Utopien: Da erscheint Anfang 2022 ""Pantopia" von Theresa Hannig bei TOR, übrigens auch mit KI
Was ich mir mehr wünschen würde, wären so spezielle, abgedrehte Sachen wie "Der Sterne Zahl" von Kameron Hurley, das war wirklich ein außergewöhnliches Leseerlebnis. In der englischsprachigen SF gibt es überhaupt viele spannende Romane von Autorinnen, die gerne mehr übersetzt werden dürfen. Vielleicht tut sich da bei Panini noch mehr, in deren neuen Phantastikprogramm ist auch "Der Sterne Zahl" erschienen.
Geschrieben 10 November 2021 - 10:40
Edelbauer hat (mit "Dave") den Österreichischen Buchpreis gewonnen.
Hast du den schon gelesen? Das wäre doch was für einen Lesezirkel.
Geschrieben 10 November 2021 - 15:32
KI kommt zwar oft vor, aber meistens in Form der "starken" Version (die sprechen kann, einen freien Willen hat etc.), die nicht besonders realistisch ist. Teils spielt sie die Rolle eines deus ex machina. Hingegen werden die möglichen sozialen Folgen der heute schon bedeutenden schwachen KI (Musterkennungsalgorithmen) eher selten thematisiert.
Was Utopien angeht, kann ich nur sagen: Potenzial erkannt! Sowohl das Future Fiction Magazine als auch mein nächster Roman gehen in diese Richtung, und auch Theresa Hannigs Anfang 22 kommendes nächstes Buch gehört in dieses Genre.
Ich glaube, dass wir im Moment positive Zukunftsvisionen ganz gut gebrauchen können.
Geschrieben 11 November 2021 - 15:07
Hallo Michael,
Tobias, das Thema Künstliche Intelligenz ist doch aktuell vermehrt ein Thema. Da wundert es nicht, dass dies in der Literatur außerhalb der SF aufgenommen wird. Ist das nicht immer so? Etwas wird aktuell diskutiert und schon wird es in der Breite auch verarbeitet.
ich denke in Sachen Trend auch eher an die Welten außerhalb der SF-Welt ... Weiter unter schreibt Uwe ja auch, dass Theresa Hannig da auch etwas am Start hat (und er auch). Die SF-Versatzstücke schwappen eben wundervollst in die Mainstream-Literatur. Nach meinem Dafürhalten werden sie dort teilweise auch viel interessanter genutzt, eben weil sich manche eben nicht um Genre-Konventionen scheren. Das verschiebt den Blickwinkel teils gewaltig. Das macht das Lesen solcher Bücher für mich echt spannend.
"Dave" ist sicherlich etwas für den Lesezirkel, aber der Roman hat sich schon für den März-Lesezirkel nicht durchsetzen können. Und ich würde nicht mitlesen, sollte es bei einem zweiten Versuch klappen, da mir das zu dicht an der Erstlektüre liegt ... Ich würde bei nächster Gelegenheit ohnehin für den neuen Uwe Post plädieren (der vorbestellt ist).
Viele Grüße
Tobias
Geschrieben 18 November 2021 - 11:25
Positive Utopien wären sicher eine Marktlücke: Lösungen für Umweltprobleme, Visionen für neue Wirtschaftsordnungen.
Leider gibt es auch weniger "klassische" Weltraumgeschichten im Stil von 2001. Da könnte meiner Meinung wieder mehr kommen.
Geschrieben 19 November 2021 - 08:12
Positive Utopien wären sicher eine Marktlücke: Lösungen für Umweltprobleme, Visionen für neue Wirtschaftsordnungen.
Daran fehlt's nun wirklich nicht. Das Problem ist, dass derartige Bücher in aller Regel als Literatur nicht interessant sind; Glück ist erzählerisch nicht ergiebig.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
Geschrieben 19 November 2021 - 14:27
Ich verspreche einfach mal kackdreist mehrere Gegenbeispiele im Future Fiction Magazine.
Geschrieben 19 November 2021 - 14:33
Ich denke das Spannende an Utopien (und Spannung in irgendeiner Form brauchen die meisten Bücher nun mal) liegt an dem Weg dahin. Wenn ich Theresa Hannig richtig verstanden habe, ist das ja auch der Ansatz ihres kommenden Romans PANTOPIA. Ansonsten wäre die Utopie ja auch eher langweilig. Alles ist dufte und alle haben sich lieb - daraus macht sich schwer ein gutes Buch.
Dieser Account ruht bis auf gelegentliche Ankündigungen. PN werden wahrscheinlich nicht gelesen
Geschrieben 19 November 2021 - 14:51
Ich verspreche einfach mal kackdreist mehrere Gegenbeispiele im Future Fiction Magazine.
Wenn ihr das hinkriegt - umso besser.
Ich kann einfach das Gerede, dass es keine positiven Utopien (mehr) gibt, nicht mehr hören. Doch, die gibt es haufenweise, der Strom an positiven Utopien ist nie versiegt. Aber niemand liest sie. In 99% der Fälle aus gutem Grund.
Ein paar wahllose Beispiele von positiven Utopien, die alle nach 1950 erschienen sind, aus meiner Datenbank. Einige haben einen erzählerischen Rahmen, andere nicht:
Yanis Varoufakis: Another Now. Dispatches from an Alternative Present (mehr dazu hier).
Peter Joseph: The New Human Rights Movement. Reinventing the Economy to End Oppression.
P. M.: bolo'bolo.
Aldous Huxley: Island.
Jack Catran: Walden Three.
Ernest Callenbach: Ecotopia.
Kenneth Keyes, Jacque Fresco: Looking Forward.
B. F. Skinner: Walden Two.
Und das sind alles nur Utopien im engeren Sinn; wenn man es weiter fassen will, verweise ich u.a. auf den aktuellen Neuerscheinungs-Lesezirkel.
Bearbeitet von simifilm, 19 November 2021 - 14:52.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
Geschrieben 06 Dezember 2021 - 20:48
@simifilm:
Daran fehlt's nun wirklich nicht. Das Problem ist, dass derartige Bücher in aller Regel als Literatur nicht interessant sind; Glück ist erzählerisch nicht ergiebig.
Mir geht es um positive Utopien. Die können sehr erfolgreich und für viele interessant sein. Nur ein Beispiel dafür sind die soundsoviel Folgen diverser Star Trek Serien für die sich wirklich viele Leute interssieren.
Geschrieben 06 Dezember 2021 - 23:49
@simifilm:
Mir geht es um positive Utopien.
Mir auch. Die genannten Beispiele sind alles positive Utopien.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
Geschrieben 16 Juni 2022 - 17:56
@simifilm:
Mir geht es um positive Utopien. Die können sehr erfolgreich und für viele interessant sein. Nur ein Beispiel dafür sind die soundsoviel Folgen diverser Star Trek Serien für die sich wirklich viele Leute interssieren.
Mir auch. Die genannten Beispiele sind alles positive Utopien.
Ihr habt beide Recht: Utopien sind eher positiv besetzt.
Negative Utopien heißen Dystopien.
ftr
Wenn es eine Krisensituation gibt, sucht der intelligente Mensch nach einer Lösung,
der dumme Mensch nach Schuldigen.
(Verfasser unbekannt)
Geschrieben 18 Juni 2022 - 18:21
Irgendwie vermisse ich auch die klassischen Weltraumgeschichten. So in der Art Raumschiff fliegt irgendwohin und entdeckt etwas sensationelles. Das gibt es in der halbwegs realistischen Hard-SF-Variante nur noch in homöopathischen Dosen, finde ich.
Geschrieben 18 Juni 2022 - 19:17
Das gibt es in der halbwegs realistischen Hard-SF-Variante nur noch in homöopathischen Dosen, finde ich.
Du solltest dich diesbezüglich meiner Meinung nach dringend eingehender mit Brandon Q. Morris beschäftigen...
Buck Rogers
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